Titel: Tschick
Autor: Wolfgang Herrndorf
Verlag: Rowohlt Berlin
Erschienen: September 2010
Seitenzahl: 256
ISBN-10: 3871347108
ISBN-13: 978-3871347108
Preis: 16.95 EUR
Das sagt der Klappentext:
«Ein klappriges Auto kam die Straße runtergefahren. Es fuhr langsam auf unser Haus zu und bog in die Garagenauffahrt ein. Eine Minute stand der hellblaue Lada Niva mit laufendem Motor vor unserer Garage, dann wurde der Motor abgestellt. Die Fahrertür ging auf, Tschick stieg aus. Er legte beide Ellenbogen aufs Autodach und sah zu, wie ich den Rasen sprengte. , sagte er, und dann sagte er lange nichts mehr. » Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Assi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.
Der Autor:
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg gebo¬ren, hat Malerei studiert und unter anderem für die «Titanic» gezeichnet. 2002 erschien sein Debütroman «In Plüsch¬¬gewittern». Im Jahr 2008 wurde er für «Diesseits des Van-Allen-Gürtels» mit dem Deutschen Erzähler¬preis ausgezeichnet.
Meine Meinung:
Wolfgang Herrndorf hat ein wundervolles Buch geschrieben. Man lächelt, man ist gerührt, manchmal aber auch traurig. Der Autor beschreibt die Sommerferien der beiden Schüler Tschick und Maik. Sie machen sich mit einem gestohlenen Auto auf eine abenteuerliche Fahrt. Maik leidet nicht nur unter der häuslichen Situation, er leidet auch darunter, dass seine Mitschülerin Tatjana, in die er verliebt ist, ihn nicht zur Kenntnis nimmt und ihn auch nicht zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen hat. Dabei waren doch so gut wie alle Mitschüler eingeladen worden. Und natürlich war auch Tschick, der Junge mit den russischen Wurzeln, nicht eingeladen. Wolfgang Herrndorf schafft es, die Situation in der sich die Jungen befinden und ihre Gefühlswelt einfach großartig zu beschreiben. Dabei biedert er sich sprachlich nicht bei den jungen Menschen an, trifft aber mit jedem Satz die Sprachwelt der vierzehnjährigen jungen Menschen. Jörg Magenau beschrieb im DEUTSCHLANDRADIO dieses Buch als einen „…schönen, traurigen Abenteuerroman…“ und trifft es damit punktgenau. In meinen Augen ist dieses Buch ein literarischer Glücksfall, ein Buch voller erzählerischer Wärme, das bei mir wohl noch ziemlich lange nachhallen wird. Ein sehr schönes Leseerlebnis liegt hinter mir und ich kann dieses Buch ohne Einschränkung empfehlen. Man sollte dieses Buch aber vielleicht auch zum Anlass nehmen um zuzuhören, um den jungen und ganz jungen Menschen zuzuhören – denn Wolfgang Herrndorf macht deutlich dass wir auch von den jungen Menschen eine ganze Menge lernen können. Eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr.