Was bisher geschah - Loel Zwecker

  • "Was bisher geschah" von Loel Zwecker


    Kurzbeschreibung (Buch)
    Loel Zwecker nimmt uns mit auf eine rasante Reise durch die Menschheitsgeschichte – von den ersten Schriftkulturen in Ägypten, Mesopotamien und Palästina über die europäische Antike, die Hochkulturen Asiens, das Mittelalter bis in die Welt unserer Tage. Originell, klug und überaus unterhaltsam beleuchtet er dabei die vergangenen Epochen rund um den Erdball. Es gibt viel zu entdecken!


    Über den Autor (Buch)
    Loel Zwecker, geboren 1968, ist Autor und Übersetzer. Er hat über das Thema Kunst und Politik promoviert und war Dozent für Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.


    Meine Meinung
    Das Geschichte auch einmal ganz anders erzählt werden kann, beweist Loel Zwecker in seinem pfiffigen Buch. Er nimmt uns mit auf eine unterhaltsame, aber auch sehr lehrreiche Reise durch unsere Zivilisation. Im lockeren Plauderton wird über Wichtiges und Unwichtiges, Interessantes und Banales, große Heldentaten und kleine Alltäglichkeiten, Bekanntes und Neues berichtet. Dabei gelingt es Zwecker hervorragend, geschichtliche Zusammenhänge und Entwicklungen aufzuzeigen und so Vergangenheit und Gegenwart zusammenzubringen.


    Ein Grund dieses Erfolges ist dabei sicher die grundlegend chronologische Erzählweise, in die aber immer wieder Vergleiche mit der Gegenwart oder Weiterentwicklungen einfließen. So springt Zwecker in einem Satz von Wandmalereien im alten Babylon zur modernen Graffitikunst oder vergleicht als Weltreiche das römische Reich mit den heutigen USA. Sehr unkonventionell, doch auf alle Fälle effektiv, liest sich das Buch dadurch einfach viel interessanter und spannender als herkömmliche Geschichtsschreibung. Unterstützt wird dieser Effekt durch einen ungewöhnlichen Sprachstil, der vor allem durch seine sehr moderne Begrifflichkeit, auch im Altertum, auffällt. Zunächst ungewöhnlich, aber durchaus zutreffend, wenn er z. B. von den ersten „Start-Up-Unternehmungen“ der Menschheitsgeschichte, den Bergleuten und Schmieden, berichtet.


    Gerade in den Kapiteln, in denen Loel Zwecker die ausgetretenen Pfade konservativer Geschichtserzählung verlässt, läuft er zu Hochform auf. Dazu gehört z. B. das erste Kapitel des Buches, in dem der Autor geschickt die ersten Hochzivilisationen mit Hilfe der Erfindung der Schrift gegenüberstellt. Leider gab es gerade im ersten Teil des Buches auch traditionell geschriebene Kapitel, die sich dann etwas zäh lasen. Im Mittelalter war für mich der Text zu oft eine Aufzählung von Herrschern und Kriegern, was sicher dazugehört, aber doch etwas langwierig ist. Doch außer diesen (wenigen) Kapiteln empfand ich die Auswahl aus der Fülle der geschichtlichen Ereignisse sehr gelungen. Gerade auch die Schwenks auf die Geschichte außerhalb Europas fand ich gut ausgewählt, erfährt man doch darüber oft nur nebenbei. Gelungen war auch die Kombination zwischen Kultur und Politik. Loel Zwecker schafft es, die Lebenssituation der Masse des Volkes darzustellen und so dem Leser den Zeitgeist der jeweiligen Epoche empfinden zu lassen. Dabei werden grundlegende Informationen mit interessanten Details gekonnt miteinander verbunden.


    Es ist ein Geschichtsbuch im Zeitraffer, da natürlich in einem Buch von 373 Seiten viele Vorkommnisse nur angerissen werden können. Doch dieses vermeintliche Manko ist eine der großen Stärken des Buches, denn durch die Komprimierung auf Wesentliches treten Querverbindungen und logische Weiterentwicklungen besser hervor. Es gelang dem Autor hervorragend, Entwicklungen aufzuzeigen, die mir vorher nie so bewusst geworden sind. Das gilt vor allem für die neuere Geschichte, auf die ich jetzt eine etwas andere Sichtweise gewinnen konnte.


    Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und trotz komplizierter Satzbauten (die ich oft mehrmals lesen musste) leicht und gut lesbar. Über die zahlreichen Fachbegriffe und Fremdwörter bin ich zwar so manches Mal gestolpert, doch trotzdem ist es für ein Sachbuch ein sehr leserfreundliches Buch und dient nicht nur zur Weiterbildung, sondern auch zur Unterhaltung und Entspannung. Es war zumindest für mich kein Buch zum schnellen Lesen, da ich doch nach jedem Abschnitt Zeit braucht, diese Informationsfluten, die auf mich einströmten, zu verdauen. Angenehm fand ich die Einteilung in 15 Hauptkapital, die nochmals in unterschiedliche Unterkapitel unterteilt waren. Das Lesen dieses Buches hat auf alle Fälle Spaß gemacht und das ist wohl gerade für ein Sachbuch ein großes Kompliment.


    Ob Loel Zweckers Interpretationen alle so zutreffen, kann ich als geschichtlicher Laie nicht feststellen. Zumindest mir sind keine groben Fehler aufgefallen. Gefehlt haben mir aber ein Glossar für die vielen Fremdwörter und Fachbegriffe und vor allem eine Karte! Schade, dass hier gespart wurde. (Obwohl das den Gesamteindruck nur geringfügig schmälert).


    Fazit: :fingerhoch Ein absolut empfehlenswertes Buch, das wegen seiner ungewöhnlichen und kreativen Darstellungsart sicher auch weniger Geschichtsinteressierten Spaß macht und mich begeistert hat. Unbedingt lesen (trotz der manchen zähen Kapitel im ersten Drittel, die zu einem Punkt Abwertung geführt haben)!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Das Buch ist wirklich gut und interessant geschrieben. Aber da ich mich sehr für Geschichte interessiere, habe ich nicht viel neues erfahren. Teilweise habe ich dann bis zum nächsten Kapitel weiter geblättert. Dennoch hat es mir ein paar schöen Lesestunden bereitet. 7 Punkte.

  • Das Buch ist wirklich empfehlenswert, wenn man sein Geschichtswissen ei wenig auffrischen will.


    Das Tolle ist, dass der Autor zwischendurch immer wieder einen Bezug zur Neuzeit herstellt und kleine Anekdoten aus der jeweiligen Zeit erzählt.
    Das Problem ist allerdings, dass es zu viele Fakten für knapp 370 Seiten sind und man manchmal daher richtig erschlagen wird, sodass man das Buch auch nicht in einem Zug durchlesen kann, da sich das Gelesene erstmal setzen muss :)

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste. (Heinrich Heine)


    :lesend Jeffery Deaver: Allwissend

  • Dies ist ein Buch, dass in unsere Zeit passt - Eine intelligente Reise, ein Road-movie, durch die Geschichte unserer Welt..


    Locker, unangestrengt erzählt der Autor von der vorgeschichtlichen Zeit bis heute, mit einem Wunsch-Ausblick in die Nahe Zukunft, ohne jemals in den üblichen dozierenden, schulmeisterlichen Ton zu verfallen.
    Die Geschichte außerhalb der abendländischen Hemisphäre erhält mehr Platz als üblich und lässt den Leser dadurch nicht immer angenehme Vergleiche ziehen.
    Geschichtliche Eckdaten werden in einen umfassenden Kontext gestellt, sind nicht die Hauptereignisse.
    Immer wieder wird die Lage und Stimmung der „Normalos“, der Menschen, der Bevölkerung, die nur (über-)leben ohne geschichtlich in Erscheinung zu treten, geschildert.
    Neben den üblichen Herrschern, Verträgen und Schlachten wird anhand kulturelle Entwicklungen und einzelner Kunstwerke der jeweilige Zeitgeist abgebildet.


    Ein empfehlenswertes Buch
    um sich die Menschheitsgeschichte im Gesamten mal wieder in Erinnerung zu rufen,
    um neugierig zu werden auf Epochen, über man nur rudimentäres Wissen hat,
    um als Ausgangspunkt für eigene Entdeckungsreisen zu dienen,
    um zu sehen, warum Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft wichtig ist.


    Ein Buch, dass ich bestimmt noch mehrmals zur Hand nehmen werde.


    Anwärter auf mein Monatshighlight Januar 2011

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Schön, wenn euch das Buch ähnlich begeistert wie mich. Was mich auch daran erinnert, dass ich es ja noch als Geheimtipp des letzten Jahres eintragen wollte und bisher noch nicht gemacht habe - wird sofort nachgeholt!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich habe das Buch auch in Etappen gelesen. Alles auf einmal ging absolut nicht.


    Der Autor beschreibt hier geschichtliche Zusammenhänge einmal etwas anders. Langweilig wurde es mir dabei nie. Allerdings war ich wohl zeitweise etwas überfordert. Da ich jetzt nicht so der Geschichtsfreak bin, waren wir doch einige Namen unbekannt und ich stellte mir häufig die Frage wer das denn nun überhaupt ist ...


    Zeitweise passiert wirklich zu viel aufeinmal und dann noch die Personen mit ihren unaussprechlichen Namen... Das ist einfach zu viel des Guten.


    Alles in allem war es für mich ein durchschnittliches Buch, da mir viele Kapitel auch wirklich sehr gut gefallen haben!