Die Türme des Februar - Tonke Dragt (ab ca. 13 J.)

  • Umschlagtext:
    Fußspuren, die aus dem Meer kommen. Die beiden Türme in den Dünen sind fremd und unheimlich und doch seltsam vertraut. Wie bin ich hierher gekommen?, schreibt der Junge in sein Tagebuch. Was tue ich hier? Ich weiß nicht mehr, wer ich bin... Er findet Menschen, die ihm helfen, Téja zum Beipsiel. Auf der Suche nach sich selbst stößt er auf das Rätsel der Türme, auf das Geheimnis des 30. Februar. Aber wie heißt das Wort, das ihn hierher versetzt hat? Und will er überhaupt zurück?


    Wichtig bei diesem Buch ist der Untertitel:
    Ein (zur Zeit noch) anonymes Tagebuch, mit Anmerkungen und Fußnoten von Tonke Dragt.
    Erzählt wird in Tagebuch-, Notizbuchform die Geschichte eines Jungen, der sich auf einmal in einer anderen Welt wiederfindet, ohne daß er weiß, wie er dorthin gekommen. Er weiß nicht einmal, wer er ist, er hat keinen Namen. Er ist aber sicher, daß er das Rätsel lösen wird, wenn er sich nur erinnern kann. Die Menschen, denen er begegnet, reagieren zwiespältig. Da gibt es den geheimnisvollen alten Mann, der ihn in seinem Bedürfnis, sich zu erinnern, bestätigt. Durch ihn findet er seinen Namen: Tim. Mit ihm besucht er auch die merkwürdigen, bedrohlichen Türme in der eigenartigen Dünenlandschaft. Doch da sind auch Téja und ihr Vater, nicht minder geheimnisvoll, die unbedingt verhindern wollen, daß er sich erinnert. Die nicht wollen, daß er zu den Türmen geht und vor allem nicht, daß er seine Erinnerungen niederschreibt. Er soll sie nicht bewahren. Der Junge verliebt sich in Téja. Doch ihm wird immer klarer, daß die Welt, in die er geraten ist, nicht die seine ist. Sein neuer Name ist ein falscher Name. Ist die Welt, in der er sich so wohlfühlt, also eine falsche Welt?
    Mit Hilfe des alten Mannes, eines Erfinders und des Verursachers des Wechsels zwischen den Welten, kehrt der Junge in 'seine', unsere Welt zurück. Wieder ist er ohne Erinnerung, doch nun hat er seine Tagebuchaufzeichnungen. Kann er sie glauben? Er ist schließlich Tom.
    Aber da ist eben Téja. Kann er dem Erfinder glauben, daß es möglich ist, an einem 29. Februar in einem Schaltjahr zwischen den Welten zu wechseln, wenn man zu einer bestimmten Zeit ein bestimmtes Wort ausspricht? Wenn er es nun wagte, in die fremde Welt zurückzukehren? Mit dem Wissen, daß er das Gedächtnis verlieren wird, mit der Angst, daß Téja ihn vergessen haben wird? Vier Jahre später, in nächsten Schaltjahr, verschwindet Tom, zunächst mit dem schriftlichen Versprechen an seinen Bruder, im folgenden Schaltjahr wiederzukommen. Er kommt nicht zurück.
    Sein jüngerer Bruder schickt die Abschrift des Tagebuchs, die Tom hinterlasen hat, sowie alle Notizen, von Téja, vom Erfinder, die Berechnungen und Zeichnungen, Zeitungsausschnitte vom Verschwinden Toms etc. an Tonke Dragt, mit der Bitte, daraus ein Buch zu machen. Das tut sie. Sie überträgt es sorgfältig. Manchmal kann sie Toms Handschrift nicht lesen, dann gibt es Lücken und ordentliche Fußnoten. Und schließlich verzeichnet sie Schaltjahr für Schaltjahr, ob Tom zurückgekommen ist. Aber nein, auch im Jahr 2000 ist er nicht mehr aufgetaucht.
    Das ganze Buch ist eine Fiktion, hält aber den Anschein eines Tatsachenberichts so konsequent aufrecht, das es LeserInnen bis heute gründlich verwirrt. Es stammt von 1973. Trotzdem wird immer wieder gefragt, ob es die Wahrheit ist und vor allem, wie das geheimnisvolle WORT lautet. Angeblich steht es im Text.
    Ob es ein Jugendbuch ist, weiß ich nicht. Die Situation des völligen Gedächtnisverlusts ist beängistigend. Die karge Dünenlandschaft, das Meer und die Türme tragen nicht zur Beruhigung bei. Zugleich ist es ein Buch um Vertrauenschenken und -annehmen und um Liebe. Tatsächlich geht es um das Erwachsenwerden, um das sich Zurechtfindenmüssen in einer Welt, die am Ende der Kindheit mit einem Schlag fremd und angsteinflößend wirkt. Etwas, das weh tut.
    Es geht auch um die Bedeutung von Worten, um das Schreiben und um Erinnerung. Die Schule und das Schulkonzept in der fremden Welt z.B. sind faszinierend.
    Sprachlich ist es hervorragend, auch sehr gut übersetzt, das eine oder andere Wortspiel aus dem Niederländischen ist wohl nicht übertragbar. Die Verwirrung, die man beim Lesen fühlt, rührt aber nicht daher. Die verdanken wir dem Talent der Autorin. Es ist ein phantastisches Buch, seltsam, verrückt, furchteinflößend, großartig.
    Und daß ich möglichst wenig verraten habe, liegt daran, daß ich es keinem nehmen will, kopfüber in dieses Buch hineinzufallen.
    Ach, das WORT? Ja, das Wort...


    Diese Beschreibung bezieht sich exakt auf dei Ausgabe, die mein Vorredner da angegeben hat.
    Verlag: Beltz und Gelberg

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Hallo Magali,


    ich habe bei Deiner Buchvorstellung mal oben die ISBN-Nummer nachgetragen, so erscheint Deine Rezi jetzt auch in unserem Verzeichnis und Du kannst unter Deinem Beitrag das Cover und den Link zu Amazon sehen... ;-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Liebe geli73,
    ich kann jugendliche LeserInnen leider überhaupt nicht einschätzen.
    Das Buch ist ungemein spannend, aber es gibt keine leichte, gängige Lösung, also etwa, daß in den Türmen Bösewichte hausen, die man besiegen muß. Man kann es nicht als Abenteuergeschichte lesen.
    Es kommt auch auf die Leseerfahrung an. Schließlich gibt Tom sein Leben in unserer Welt, also 'unser' Leben, für Téja auf. Wir erfahren nicht, was aus ihm wird. Falls er nicht mal in einem Schaltjahr zurückkommt ;-)
    Es muß ein Alter sein, in dem man Liebe schon ernst nimmt (auch wenn man nach außen hin drüber kichert.) Und den Umstand, daß sie gewaltige Konsequenzen hat. Das wird hart diskutiert.
    Die Rechnung nach den Schaltjahren fordert einem schon was ab, es kommt das eine oder andere lateinische Wort drin vor, das aber sofort erklärt wird. Auch der Umstand, daß es eine 'Edition' ist, mit Anmerkungen, Lücken im Text, die das Rätsel noch vergrößern, sind nicht leicht zu schlucken.
    Bestimmt nicht unter 13J.
    Ich habe grad mein Exemplar aus dem Schrank geangelt, der Verlag drückt sich vor Altersangaben. Wenn das nicht wieder typisch ist!!
    Als ich es fertig gelesen hatte, so vor etwa drei Wochen, habe ich mal im Netz deswegen rumgegoogelt. Es gibt ein paar Stimmen dazu und die klangen mir jugendlich - und SEHR verwirrt. Brutale Ablehnung gab's natürlich auch. Und die, die unentwegt nach dem WORT suchen.
    Das Ganze ist mit den anderen Büchern von Dragt nicht vregleichbar. Das Büchlein ist schon was Besonderes.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • angeblich soll die geschichte wirklich passiert sein und tonke dragt ist angeblich das tagebuch gegeben worden damit die geschichte im verlag erscheint . ich persönlich finde die geschichte ein wenig verwirrend und denke nicht dass es wirklich passiert ist , ich finde dafür ist es wiklich ein bisschen unrealistisch , aber andererseits wer denkt sich sowas aus ?