Am Samstag stehen 25 Millionen Euro im Lotto-Jackpot. Das ist Rekord, und natürlich wird auch eine Rekordbeteiligung erwartet. Bereits jetzt, am Mittwoch, zeichnet sich ab, daß die Anzahl der abgegebenen Tips wieder schwindelerregende Höhen erreichen wird.
Gerade habe ich im Radio ein Interview mit Robert Neuendorf gehört, der mit seinem vor vier Jahren bei "Book On Demand" erschienen, selbstverlegten Lottobuch (siehe Link) ziemliche Furore gemacht hat - und in diesen Zeiten immer noch macht. Da werden "Insiderinformationen" (huch!) und Systeme erläutert und angeboten. Es erstaunt mich immer wieder, daß sowas Käufer findet, ehrlich.
Beim Spiel 6 aus 49 gibt es 14.000.000 mögliche Kombinationen; die Wahrscheinlichkeit, mit einem Tip 6 Richtige zu erreichen, ist also eins zu 14 Millionen oder - mathematischer ausgedrückt - ungefähr 0,00000007. Man müßte 14 Millionen Tips ausfüllen, um auf jeden Fall 6 Richtige zu bekommen. Da der Jackpot aber nur über die zusätzlich notwendige "Superzahl" (0 ... 9) zu holen ist, verringert sich die Chance um eine weitere Stelle - eins zu 140 Millionen. Die Wahrscheinlichkeit, eine beliebige elfstellige deutsche Telefonnummer blind zu tippen und dann denjenigen am Apparat zu haben, den man auch anrufen wollte, ist um das Vier- bis Sechsfache höher.
Zurück zum Problem. Was vielen nicht bewußt ist, zu sein scheint: Die Ziehungen sind völlig unabhängig voneinander. Das bedeutet: Wenn an einem Samstag die Zahlen 1,2,3,4,5,6 gefallen sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß genau diese Zahlen am darauffolgenden Samstag wieder kommen, exakt genauso hoch wie diejenige, daß irgendeine andere Zahlenkombination fällt. Ob die 13 nun also schon in vierzig Ziehungen gefallen oder nicht gefallen ist, hat absolut keinen Einfluß darauf, ob sie in der einundvierzigsten Ziehung fällt oder nicht. Die Statistiken, die anzeigen, wie lange eine Kugel nicht mehr gefallen ist oder wie oft sie schon kam, haben absolut keine Aussagekraft. Die Wahrscheinlichkeit verändert sich nämlich nicht. Das ist für viele schwer zu begreifen, nichtsdestotrotz faktisch richtig. Es gibt kein System - es kann keins geben! Anders gesagt: Ob man vierzig Jahre lang genau die gleichen Zahlen tippt oder an jedem Samstag andere - schnurzegal. Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die getippten Zahlen kommen, ist an jedem Samstag immer wieder gleich.
Die Bälle im Ziehungsgerät sind alle ganz genau gleich. Die Farbmenge, die nötig war, um die Zahl aufzutragen, hat keinen Einfluß. Es gibt in diesem Bereich kein "Insiderwissen".
Was man aber wissen sollte: Wenn man gewinnt, ermittelt sich die Höhe des Gewinns über die Quote, die Anzahl der Leute, die auch gewonnen haben. Deshalb ist es wichtig, originelle Zahlen zu tippen, auf "Muster" zu verzichten und sich auch mal jenseits der 31 zu bewegen (weil alle Geburtstage tippen). Es gab schon Fälle, in denen sich Leute mit 6 Richtigen über ein paar wenige tausend Euro freuen durften, weil sehr viele Menschen die richtigen Zahlen hatten - eine Diagonale auf dem Tipschein, ein Kreuzchen oder die ersten sechs ungeraden Zahlen. Die Wahrscheinlichkeit, mit solchen Zahlen zu gewinnen, ist zwar genauso hoch wie diejenige bei einer völlig zufälligen (...) Kombination, aber man gewinnt - wenn man gewinnt - i.d.R. weniger.
Nunwohl. Stellt sich die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, Lotto zu spielen. Wie jeder weiß, ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, mit dem Flugzeug abzustürzen, bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen usw. usf. um ein Vielfaches höher, sogar exorbitant höher.
Trotzdem gehe ich morgen einen Schein ausfüllen (9 Kreuzchen mit "Permu"). 25 Millionen haben oder nicht haben sind schon 50. 