Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage

  • 6 CDs
    439 Minuten
    gekürzte Lesung
    Sprecher Andreas Pietschmann
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    Kurzbeschreibung (von Amazon)
    Lustig, sarkastisch, warmherzig, voller Trauer und so, so lebensecht!
    Familientreffen bei den Foxmans enden gewöhnlich mit zuschlagenden Türen und quietschenden Reifen, wenn der Mittdreißiger Judd und seine auch nicht mehr ganz jungen Geschwister so schnell wie möglich einen Sicherheitsabstand zwischen sich und ihr Elternhaus bringen. Doch nun ist Judds Vater gestorben und die Familie muss zähneknirschend seinen letzten Wunsch erfüllen: sieben Tage gemeinsame Totenwache.
    Für Judd eine Woche, in der er sich mit dem auseinandersetzen muss, was geschehen ist, dem, was hätte sein können, aber auch dem, was kommen wird denn ausgerechnet jetzt erfährt er, dass seine zukünftige Ex-Frau schwanger ist.


    Zum Autor (vom Verlag)
    Jonathan Tropper, geboren 1970 in New York City, studierte an der NYU Literatur und Literarisches Schreiben. Er lebt heute mit seiner Familie in New Rochelle (New York), arbeitet erfolgreich als Schriftsteller und gibt Schreibseminare an der Universität. Sein Roman Mein fast perfektes Leben war als Buch und Hörbuch ein großer Erfolg.


    Meine Meinung
    „Lustig, sarkastisch, warmherzig, voller Trauer und so, so lebensecht!“ heißt es im Klappentext und das trifft im Großen und Ganzen auch zu.


    Wer wäre schon begeistert, wenn man(n) heute erfahren würde, dass
    1. der eigene Vater gestorben ist
    2. die zukünftige Ex-Ehefrau vom eigenen Ex-Chef schwanger ist und
    3. die gesamte (eigentlich nichtgläubige) Familie eine Woche lang Shiva sitzen soll.


    Dem 35-jährigen Judd Foxman geht es da nicht anders als den meisten von uns und so ist eine chaotische, anstrengende Woche vorprogrammiert. An vielen Stellen ertappte ich mich bei dem Gedanken „Genau so ist“ und ich war immer wieder überrascht, wie treffend und realistisch Jonathan Tropper die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander sowie zu deren (Ehe-)Partnern schildert.


    So zum Beispiel Judds zukünftige Ex-Ehefrau Jen, die unglaublich nervig daherkommt, rechthaberisch und harmoniesüchtig, jedem ihren Willen aufzwingen will und auch jetzt noch von Judd erwartet, dass die beiden weiterhin gute Freunde bleiben sollen…. wer hat solche Menschen nicht schon selbst kennengelernt? Auch das Verhalten der drei erwachsenen Brüder, die sich gemeinsam wie pubertierende Jungs aufführen und die seit Jahrzehnten zwischen ihnen bestehenden - aber längst nicht verjährten - Feindschaften sind glaubwürdig angelegt. Der beißende Sarkasmus und die immer wieder vorhandene Situationskomik trösten dann auch über einige allzu bemühte Szenen hinweg, die wie übertriebener Slapstick wirken.


    Judd Foxman selbst versucht in dieser schwierigen Situation mit sich selbst, Jen und seiner Familie ins Reine zu kommen. Manchmal ein wenig theatralisch, dann badet er ab und zu im Selbstmitleid, an anderen Stellen ist er meiner Meinung nach sehr rücksichts- und verantwortungslos.


    Andreas Pietschmann ist der perfekte Vorleser für Judd und dessen chaotische, neurotische Familie, verleiht den Figuren eigene Stimmen und ließ mich den beißenden Wortwitz noch mehr genießen.


    Fazit:
    Eine gelungener amerikanischer Roman über das Leben in einer Familie mit vier erwachsenen Kindern, die zwangsweise mit ihrer neu verwitweten Mutter und den Partnern eine Woche unter einem Dach verbringen müssen. Andreas Pietschmann erweckt den mal sarkastischen, mal deprimierten Judd und die anderen Familienmitglieder zum Leben. Zwei Punkte Abzug für einige übertrieben an Slapstick erinnernde Szenen, sowie das stellenweise für meinen Geschmack zu ausführlich geschilderte Selbstmitleid von Judd.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

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  • Vielen Dank für die ausführliche Rezi. Sie entspricht auch meinem Eindruck. Jonathan Tropper befasst sich in seinen Geschichten immer mit tiefgehenden Gefühlen und bringt sie schonungslos auf den Punkt. Andreas Pietschmann ist der perfekt ausgewählte Vortragende. Seine Stimme passt zu den Charakteren. Für mich waren es 8 von 10 Punkten.

  • Andreas Pietschmann liest den Judd Foxman angenehm, unauffällig und ein wenig monoton. Er ist keiner der Sprecher, deren bloße Stimme einen noch fesselt, wenn der Text schon zu langweilen beginnt. Deswegen habe ich mich in der zweiten Hälfte dabei ertappt, nur noch unaufmerksam zu hören, dabei sind die sieben verdammt langen Tage zwischendurch sehr unterhaltsam. Doch wer meint, dass bei sieben Tage Shiva sitzen ausgefeilte Dialoge, psychologische Tiefenauslotungen und humorvolle Schlagabtäusche herauskommen, der irrt sich gewaltig. Die trauerenden Familienmitglieder sitzen die wenigste Zeit Shiva, sondern sind meist irgendwo anders unterwegs. Es werden keine tiefgründigen Gespräche geführt und groß über den Toten geredet. Nein, da hört man eher so interessante Dinge wie Sex über das Babyphon und ähnliches.


    Tropper erzählt sieben Tage im Leben der jüdischen Familie Foxmann aus der Sicht des Sohnes Judd Foxmann, an dem mir der Name am besten gefällt. Judd. Selten und ungewöhnlich. Der Träger des Namens ist auch selten, selten ... dämlich. 80 % von Judds Gedanken kreisen um Sex, seinem, den seiner Mutter, seiner Brüder, seiner Schwägerin, alter Männer, Exfreundinnen, Arbeitskollegen etc.. Himmel hilf, wenn das den Tatsachen entspricht. Judds Universum ist ziemlich klein. Gefühle werden verdrängt oder durch das Demolieren von teuren Luxusautos ausgelebt. Die Lacher werden einem durch ziemlich platte und überzogende Gags entlockt, die hauptsächlich pubertierende Jungs lustig finden dürften, wie zum Beispiel brennende Hodensäcke.


    Die Geschichte hat deswegen in meinen Augen nicht mehr als sieben Punkte verdient.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."