Jan Winter - Der Duft des Mangobaums

  • "Vom Äusseren eines Menschen auf sein Wesen zu schliessen, zeugt weder von Klugheit noch Lebenserfahrung"


    Obenstehender weiser Satz ist in diesem lesenswerten Roman zu finden und er steht für die Vorurteile die latent in uns Menschen schlummern und die wir wohl trotz aller Bemühungen und Wissen um deren Vorhanden sein nie vollständig werden ablegen können. Ebenso erging es mir als männlichem Leser mit dem farbenfrohen Umschlag dieses Buches. Trotz ausschliesslich guter Rezensionen und Bewertungen habe ich mich lange nicht zum Kauf und zur Lektüre durchringen können, zu süsslich und zu schmalzig habe ich das Cover empfunden und es als Frauenliteratur abgetan. Erst als ich den Autoren Jan Winter persönlich kennenlernen durfte, habe ich das Buch erworben und siehe da, ich habe mich zum tausendsten Mal in meinem Leben vom äusseren Schein täuschen lassen. In diesem Roman steckt eine bemerkenswert interessant erzählte Geschichte die mich von der ersten Seite an gefesselt und blendend unterhalten hat, in dem historische Begebenheiten der britischen Kolonialisierung Malayas in den 30er Jahren des vergangen Jahrhunderts ebenso wie Liebesgeschichten eine zentrale Rolle spielen.


    Es ist ein Roman über Auswanderer, über den beschwerlichen Aufbau einer neuen Existenz in einem fremden Land, das harte Leben auf einer Farm fernab der nächsten Stadt, über die englische Kolonialgeschichte in Asien und nicht zuletzt über die Folgen des 2. Weltkriegs in Teilen der Welt die mir bisher gänzlich unbekannt waren. Eine Geschichte von Menschen die durch Zufall (oder ist es gar das Schicksal?) ins unbekannte Malaya verschlagen werden und es ist letztendlich auch eine klitzekleine Episode des 20. Jahrhunderts. Die beginnende Globalisierung bringt wirtschaftliche Zwänge, Veränderungen und Heimatlosigkeit mit sich die der Autor gekonnt schildert und er macht aus der Ausgangslage etwas sehr Besonderes, Anrührendes, Schönes.


    Ausnahmsweise möchte ich über die Hauptprotagonisten in diesem Roman nicht weiter eingehen da ich zukünftigen Lesern nicht zu viel über den Inhalt und den Werdegang der Personen verraten möchte. Es gibt Nebenfiguren die sehr interessant sind, die massgeblichen Einfluss auf die Handlung nehmen und die wesentlich mehr zum Gelingen des Romans beitragen als es auf den ersten Blick scheint. Die Geschichte ist ansonsten durchdacht, gut aufgebaut, stilsicher erzählt und mit einigen Zeitsprüngen versehen. Wenn europäischer Realismus auf fremdländische Kultur trifft, gibt es zahlreiche Reibungspunkte die für spannungsgeladene Momente und überraschende Wendungen sorgen, schliesslich ist ja nichts langweiliger als eine Geschichte die vorhersehbar ist oder sich so entwickelt wie man selbst es gern hätte.


    "Begegnen Sie Ihrer neuen Heimat ohne Vorurteile. Öffnen Sie Ihr Herz, und Malaya wird es gewinnen, dessen bin ich sicher."


    Der Autor Jan Winter hat mehrere Jahre in Asien gelebt, darunter auch längere Zeit in Malaysia. Er hat seine Eindrücke und Erfahrung mit Land und Leuten in diesen Roman einfliessen lassen und es entsteht ein farbiges Panorama mit idyllischer Flora und exotischer Tierwelt. Es ist ihm gelungen Malaya einen Stellenwert zu geben der mehr ist als eine Kulisse, diese Insel ist ein integraler Bestandteil der Geschichte und neben Schönheit sind auch die sozialen und politischen Komponenten mit eingebunden. Meiner Meinung nach ist das Potential vorhanden einen Fortsetzungsroman zu schreiben der an die Handlung anknüpft. Ob es allerdings zu einem solchen kommt oder nicht wird die Zeit zeigen.


    Ich will meine Rezension nicht als Lobhudelei verstanden wissen. Als Rezensent interpretiert man vielleicht zu viel in die Geschichte hinein, andererseits hat ein Autor Beweggründe einen Roman so zu schreiben wie er letztendlich geworden ist. Natürlich ist dieses Buch reine Unterhaltungsliteratur und man sollte die Sache gewiss nicht überbewerten, dennoch ist für mich eine der Kernaussagen der Appell gegen Engstirnigkeit und Rassismus und für mehr Offenheit und Verständnis gegenüber anderen Kulturen. Aber letztendlich nimmt jeder Leser seine ganz eigenen Leseeindrücke mit und wertet für sich den Roman auf seine Weise. Ganz egal ob reine Unterhaltung oder mit einem Quentchen ethisch-moralischer Gesinnung, dieses Werk enthält alles was was ein gutes Buch ausmacht. Ich wünsche viel Spass beim lesen! 9 Punkte von mir für diesen Roman.

  • Das Buch ist seit ein paar Tagen auch als Taschenbuch erhältlich. Aus welchem Grund man auch immer Hardcover meidet, sei es ein Grundsatzentscheid oder wegen dem Preis, nun gibt es keinen Grund mehr sich dieses Buch nicht zu kaufen. :-)

  • Zum Inhalt ist ja wirklich alles gesagt. Sehr schön und hilfreich waren die Karten und das Glossar.


    Mir hat dieses 2. Buch von Jan besser gefallen als das erste, die Geschichte war für mich realistischer.


    Aber auch für dieses Buch gilt, es ist einfach toll, wenn ein Autor Dinge beschreibt, die er kennt und selbst erlebt hat. Das merkt man auch in diesem Buch - Jan liebt die asiatische Kultur, seine Menschen, seine Speisen und die Natur. Was soll man dazu mehr sagen, er umgibt seine Story mit diesen Komponenten und begeistert damit die Leser.


    Ich habe Alma und ihre Sohn gerne einige Jahre ihres Lebens begleitet, mich mit ihnen gefreut, aber auch mit ihnen gelitten, habe die Freundschaften und auch die Liebe mit ihnen erlebt und die vielen, tollen Menschen, die sie immer wieder aufgefangen haben und natürlich habe ich am Ende ein paar Tränen vergossen, aber auch das gehört dazu.


    Ein echtes Leseerlebnis und 9 Punkte von mir. :wave

  • So und nun bin ich auch fertig mit lesen.


    Ich kann mich allen hier nur anschließen. Dieses Buch hat mich wieder total verzaubert.


    Die Beschreibung der einzelnen Orte ist so genau, dass ich mich wirklich mitten drinn gefühlt habe.


    Essen und Getränke habe ich am Buchende gleich immer nach geschlagen :grin


    Ich habe mit Alma gelacht und auch geweint, es ist als sei man mit ihr befreundet. Ich habe mich so sehr gefreut,



    Danke Jan für die schönen Stunden, die ich mit Alma in Asien verbringen durfte.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Aus welchem Grund man auch immer Hardcover meidet, sei es ein Grundsatzentscheid oder wegen dem Preis, nun gibt es keinen Grund mehr sich dieses Buch nicht zu kaufen. :-)

    Lesen sich besser im Bett und in der Badewanne, kann man schnell in die jackentasche stecken, kann man ein Rolle draus formen und Fernrohr spielen. :lache Hast recht sapperlot, jetzt gibts kein Grund mehr und ich hab es gerade bestellt. Harimau, zieh dich warm an :chen :wave

  • Hier stehe ich nun ich armer Tor Leser
    ich kann nicht anders als Autor 10 Eulenpunkte geben!


    Ich bin einfach begeistert von dem Buch! Drama, Liebe, wunderschöne Landschaft und eine wunderbare Schreibe.
    Gibt es an irgendeinem Satz etwas zu bemängeln :gruebel Für mich nicht!


    Ich freue mich jetzt auf das nächste Buch von harimau! :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Dies ist mein zweites Buch von Jan Winter. Und ich muss sagen, es gefällt mir besser, als das der erste Band der Asien-Saga von ihm. Vielleicht, weil ich mich hier wesentlich besser mit den Charakteren identifizieren kann.


    Es ist die Geschichte der jungen Alma, die vor dem zweiten Weltkrieg mit ihrem Sohn nach Malaya fährt, wo ihr Mann eine Kautschukplantage führt. Hier beginnt der Roman und die Lebensgeschichte von Alma in einer ihr unbekannten, fremden Welt.


    Dank der Karte am Ende des Buches, wusste ich genau wo Malaya lag und wo das Geschehen im Einzelnen stattfand. Aber auch Jan Winters sehr bildliche, detaillierte, faszinierende und wunderschöne Beschreibung der Gegend, der Menschen und der Kultur haben dazu beigetragen, mich schnell dort einzuleben.


    Jan Winter hat sehr einfühlsam unterschiedliche, interessante und vor allem menschliche Protagonisten und Charaktere erschaffen, die – ob sogleich sympathisch oder unsympathisch – sofort präsent waren und man mit ihnen lieben und leiden, die man hassen und schütteln konnte, die sich weiter entwickelten oder stehen geblieben sind.


    Der Versuch von Kolonisten sich anzupassen und das Land lieben zu lernen und derer, die es gar nicht erst versuchen wollten und nicht zurecht kommen im fremden Land. Aber auch das Leben der Einwohner, ihre Sehnsüchte, Konflikte und Nöte. Für alles hat Jan Winter seine Worte gefunden.


    Durch das ganze Buch entwickelte sich eine unglaubliche Dynamik und Spannung, die mich in den Bann gezogen haben.


    Aber auch die Geschichte des exotischen Malayas und deren Entwicklung, auch politisch ist bestens recherchiert und nachvollziehbar beschrieben. Die Irrungen und Wirrungen der Zeit hat der Autor sehr gut eingefangen, so dass man auch hier mitfiebern und mitleiden konnte.


    „Der Duft des Mangobaums“, ein sehr lebensnaher und bewegender Roman, gut geschrieben, zu keiner Zeit langweilig und immer für Überraschungen gut. Ich kann ihn bestens weiterempfehlen kann und der von mir hier wirklich verdiente 10 Punkte erhält.

    :lesend Annie Sanders - Weihnachten für Anfänger

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    Hörbuch: Andreas Föhr - Totholz

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