OT: Gap Creek
Kurzbeschreibung:
Das Leben in den Bergen North Carolinas am Ende des 19. Jahrhunderts ist schwer. Julie Harmon ist erst siebzehn und muß hart arbeiten. Der dramatische Tod ihres kleinen Bruders Masenier wird zu einem Schlüsselerlebnis für sie, und als kurz darauf auch ihr Vater stirbt, wird ihr bewußt, daß sie ihren eigenen Weg im Leben finden muß. Als der junge gutaussehende Hank Richards um ihre Hand anhält, sagt sie nicht nein und zieht mit ihm ins Tal nach Gap Creek. Dort unten in South Carolina ist das Leben anders als oben in den Bergen, wo man die neue Zeit noch nicht kennt. Betrug und Alkohol, ständige Geldnot und Hunger, wütende Feuer- und Naturkatastrophen - Julie und Hank wissen oft nicht, was von alledem unerträglicher ist. Die junge Ehe droht unter der ständigen Belastung zu zerbrechen. Doch Julie ist eine außergewöhnliche Frau, die nicht nur hart arbeiten kann, sondern die fest daran glaubt, daß es weitergeht, selbst wenn die Welt über einem zusammenstürzt.
Über den Autor:
Robert Morgan, geboren in den Bergen North Carolinas, wuchs auf dem Land seiner walisischen Vorfahren auf. Seine vorherigen Romane »The Truest Pleasure« und »The Hinterlands« wurden mehrfach ausgezeichnet. Er ist Professor für Englische Literatur an der Cornell University in Ithaca, New York.
Meine Rezension:
Hier erzählt die 17-jährige Julie von ihrer Kindheit und Jugend und vor allem von dem ersten Jahr ihrer Ehe mit Hank, den sie vor der Hochzeit gerade einmal wenige Wochen kannte. Julie ist harte Arbeit gewohnt und hat einen nüchternen Blick auf ihren Alltag und die Probleme, die es zu meistern gilt, doch sie jammert nicht, sondern versucht, das Beste aus der oftmals hoffnungslosen Situation zu machen. Sie packt mit an, auch wenn sie eigentlich tief in ihrem Innern alle Kraft verlassen hat. Welchen Herausforderungen sich die Menschen in dieser Zeit stellen mussten, welche existenz- und lebensbedrohenden Schwierigkeiten sie zu meistern hatten, kann man sich heute, in einer Zeit, in der technisch alles möglich zu sein scheint, nicht vorstellen. In vielerlei Hinsicht sind Julie und Hank zu bewundern, in vielerlei Hinsicht fühlt man als Leser Empathie und Mitgefühl, in mancherlei Hinsicht auch Wut und Hoffnungslosigkeit ob der Umstände und Schicksalsschläge, denen die beiden und all die Tausende Menschen, für die sie stehen, ausgesetzt sind. Action wie im Wilden Westen sucht man hier vergebens, es sind die alltäglichen Mühen und die wenigen Freuden des Lebens, die hier im Mittelpunkt stehen. Wer einen nachhaltigen Eindruck von dem Leben Ende des 19. Jahrhunderts in North und South Carolina erhalten möchte, und nichts gegen einfache und fast schon nüchtern wirkende Beschreibungen hat, sollte zu "Gap Creek" greifen und wird feststellen, dass das, was wir im hochtechnisierten Mitteleuropa Anfang des 21. Jahrhunderts als mühsam empfinden und worüber wir uns beklagen, vielleicht einmal an anderen Maßstäben gemessen werden sollte.
Von mir 7 Punkte!