Kaltblütig - Truman Capote

  • Hallo zusammen, Ich habe dieses Buch erst vor kurzem gelesen und eine kleine Rezension bei Amazon geschrieben (da war ich nocht nicht bei Büchereule angemeldet). Schaut einfach rein!

    "Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
    (Carl Hillty)

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  • Zitat

    Original von Voltaire
    Dieses Buch würde übrigens auf verfilmt. Eine in meinen Augen sehr gelungene Verfilmung, was ja nun wirklich nicht allzu häufig vorkommt.


    ich habe ja nun das buch gelesen, nachdem ich den film gesehen hatte. ich glaube, das eine hat mit dem anderen kaum noch zu tun. eine verfilmung in dem sinne ist es daher nicht.


    aber nun zum buch:


    fand ich sehr beeindruckend. capote muss da wirklich eine sisyphusarbeit geleistet haben! diese vielen einzelheiten zur handlung, die kleinen begebenheiten am rande, die beteiligten personen, ihre gedankenwelten - wie hat er das alles zusammengetragen und aus den vielen tausend puzzleteilen eine ganzes zusammenbekommen?


    und dabei bleibt er sachlich, distanziert, fast teilnahmslos - das buch wirkt wie ein report. capote beschreibt - und diese beschreibungen sprechen für sich.


    sicher, das ist der mittelwesten in den 60ern - vieles wirkt auf den heutigen leser antiquiert. also stellt sich die frage: wozu so etwas noch lesen?


    ich habe aus diesem buch einiges mitgenommen. ja, die familie clutter werde ich nicht so schnell vergessen. und die eigentliche problematik ist doch damals wie heute: was machen wir mit solchen tätern? wie soll die justiz, wie sollen wir mit ihnen umgehen?


    bo


    PS: dieser beitrag möchte an dieser stelle keine diskussion über sinn/unsinn der todesstrafe lostreten!

  • Ich habe es letztens gelesen und war wenig begeistert. Es hat mich interessiert, weil es eine wahre Begebenheit ist, aber ich musste mich richtig durchquälen. Sonst sind Krimis auch eher nicht mein Fall, vielleicht liegt's daran. Aber ich hab überhaupt keine Spannung spüren können oder nur sehr selten.


    Wenn nicht ich für mich eintrete, wer dann?
    Wenn ich nur für mich selbst eintrete, was bin ich?
    Wenn nicht jetzt, wann dann?



  • Mir ging das Buch ziemlich unter die Haut,gerade weil es sich um eine wahre Begebenheit handelt :yikes.Man merkt auch,finde ich,dass es dem Autor ähnlich erging(Trueman Capote war sowieso genial).Ist absolut lesenswert,aber nicht unbedingt für empfindsame Seelen geeignet.
    LG
    Michi

  • heute wurde mir das Buch "wärmstens" empfohlen.


    Wie ist der Schreibstil, leicht verständlich? Als Roman verfasst? Das Buch ist ja schon etwas älter und da weiß ich nicht so recht, ob mir der Schreibstil" zusagt.


    Edit: jetzt lese ich auf Amazon, dass es ein "Buch der 1000 Bücher" ist. Muss noch mal recherchieren was das für eine Liste ist.

    Bye Nikki snail.gif
    SuB 378
    :lesendGrabkammer / Werde verrückt

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  • Ich hatte das Buch als Teenager gelesen, ist also schon eine zeitlang her ;-). Ich kann mich aber noch daran erinnern, dass ich es in einem Rutsch gelesen habe, weil es mich so gefesselt hat. Nocheinmal lesen werde ich es allerdings nicht. Gerade die Kaltblütigkeit der Täter, die Trueman Capote wirklich sehr gut dargestellt hat, ohne dabei irgendwie reisserisch zu sein, hat mir schon zu schaffen gemacht.

  • :waveHallo Nikki,


    der Schreibstil ist wirklich leicht verständlich und es ist wie ein Roman geschrieben, obwohl es sich ja hier um eine Tatsache handelt. Habe irgendwann auch die Verfilmung gesehen und auch die hat mir gut gefallen, auch wenn das Buch natürlich detaillierter ist.

  • Es ist eine Kunst diesen Fall so pathologisch zu durchleuchten.
    Man muss sich mal vorstellen, dass Capote sein Buch mithilfe von Interviews, Berichten, Zeugenaussagen und persönlicher Beobachtung geschrieben hat.
    Aber nie gibt er seine persönliche Präsenz zu erkennen, zB. bei der Exekution der Täter. Seine Beobachtungen und Empfindungen haucht er Anwälten und anderen Zeugen ein.

  • Ja, ich kann verstehen, warum dieses Buch zum Klassiker wurde. Und ja, ich weiß jetzt auch, warum es Eingang in das "Buch der 1000 Bücher " gefunden hat. Und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit der Autor in dieses Buch gesteckt haben muss, damit es sich auch tatsächlich wie ein Roman liest, und nicht wie eine Reportage - die es ja eigentlich ist. Aber gefällt es mir auch? Habe ich es gerne gelesen? Das ist für mich schwierig zu beantworten.


    Mein Unbehagen rührt wohl daher, dass zwei Leser-Herzen in meiner Brust schlagen. Einerseits halte ich mich schon für ziemlich analytisch, und erfahren im Deuten literarischer Stilmittel. Andererseits bin ich aber auch ein Kind meiner Zeit, und kann nicht leugnen, dass ich von Romanen, zumal solchen, in denen es um Verbrechen geht, eben auch Unterhaltung und einen gefälligen Stil erwarte. Doch dieser heute ach so moderne Aspekt der Unterhaltung durch "Crime" wird dem Leser dieses Buches von Truman Capote konsequent verwehrt. Er hat sein Projekt wohl vordergründig als literarische Herausforderung verstanden, und weniger als ein Buch, das sich auch an Leser richtet.


    Das sieht man schon daran, dass der Autor im ganzen Buch als solcher nicht zu erkennen ist. Nur durch den Klappentext und ein recht dünnes Vorwort erfährt der Leser, dass sich Capote Mitte des letzten Jahrhunderts auf nach Kansas machte, um zwei Schwerverbrecher zu interviewen, und den Tathergang eines Vierfachmordes zu rekonstruieren. Doch an keiner einzigen Stelle im eigentlichen Text erfährt man, wie lange, wann und wo Capote an dem Text gearbeitet und gefeilt hat. Wann - und ob - er persönlich die Täter traf, wer wann was aussagte, in welchen Archiven er stöberte, welche Einheimischen er kennenlernte. Nichts von alledem. Nicht ein einziges "ich". Insofern hat Capote hier eine perfekte Illusion geschaffen - er hat eine ganze Kleinstadt, und den Schrecken, der dort herrschte, wiederauferstehen lassen.


    Dabei muss ich schon zugeben, dass sich manches arg in die Länge zog. Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt, wovon ich nur den allerersten, "die sie als Letzte sahen", wirklich spannend nennen würde. Hier wird, zwar in epischer Breite, aber sehr detailgetreu, der letzte Tag der Familie Clutter nacherzählt. Dieser Tag ist natürlich auch ein Tag im Leben der beiden späteren Täter, Richard Eugene Hickock, genannt Dick, und Perry Smith, zwei ehemaligen Sträflingen. Beide "Tage" werden abwechselnd erzählt und miteinander verschränkt, und so ergibt sich ein dramatischer, weil unaufhaltsam wirkender Eindruck. Man bekommt hier außerdem einen außerordentlich lebendigen Eindruck einer Kleinstadt im Mittelwesten.


    Doch die folgenden drei Teile, "Täter unbekannt", "Antwort" und "Die Ecke" sind dann im Wesentlichen nur noch Porträt. Für das heutige Verständnis dessen, was einen "Roman" ausmacht, hätte man da sicher einiges raffen können. Sicher ist das kunstvoll gemacht, wie der Leser sozusagen in die Tage "danach" eintaucht, und wie er an der Hysterie eines ganzen Landstriches teilnimmt. Sehr im Gedächtnis geblieben sind mir zum Beispiel diverse Thekengespräche! Doch das waren seltene Glanzlichter.


    Ich wurde den Verdacht teilweise nicht los, Capote habe Mitleid für die Täter erwecken wollen. Wirklich jedes noch so kleine Manöver, jede Station ihrer Flucht und Reise durch die USA und Mexiko, ihre Querelen untereinander, sowie ihre jeweilige Kindheit und Jugend werden - ich muss es leider so sagen - vor dem Leser ausgewalzt. Man muss schon viel Wohlwollen mitbringen, um das noch als spannend zu bezeichnen. Erst im allerletzten Abschnitt entwickelt sich wieder so etwas wie Dramatik, als nämlich die Hinrichtung über Jahre hinweg immer wieder aufgeschoben wird. Und auch die Haftbedingungen im Todestrakt spielen eine gewisse Rolle, sowie die Reaktion der Öffentlichkeit.


    Wenn ich nun doch nur eine mittlere Wertung verleihe, soll das aber keine Abwertung bedeuten. Ich lüfte durchaus meinen Hut vor den schriftstellerischen Fähigkeiten des Autors, vor seiner Kunst. Vor seiner Fähigkeit, sich über Jahre in ein Projekt zu werfen, und sich dann am Ende im Text völlig zurückzunehmen. Vor seiner Menschenkenntnis, und vor seinem Blick für emotionale Details. Nur ist mir diese Vorgehensweise für die Schilderung eines grausamen Verbrechens wohl einfach zu fremd. Einem hartgesottenen Krimileser würde ich das Buch jedenfalls nicht empfehlen.

  • Durch das Buch von Walter Kirn mit dem Titel "Blut will reden" bin ich auf diesen Roman von Truman Capote aufmerksam geworden. "Kaltblütig" gilt als zeitloser Klassiker und gehört wohl zu den Büchern, die man irgendwann in seinem Leben gelesen haben sollte. Ein realer Mordfall minutiös recherchiert und textlich so geschrieben, dass sich dieses Werk genremässig in keine Schublade stecken lässt. Es enthält ein Verbrechen sowie die spannenden Elemente von einem Krimi, die Ersthaftigkeit eines Sachbuches mit Zügen einer Biografie über die Personen die in diese schreckliche Tat involviert waren. Zu diesem Werk wird desöfteren der Begriff "Tatsachenroman" verwendet und diese Bezeichnung trifft den Kern der Geschichte punktgenau.


    Im Jahre 1959 geschicht in Holcomb, im amerikanischen Bundesstaat Kansas, ein grässliches Verbrechen. Die gesamte Familie Clutter wird in ihren eigenen Haus ermordet. Relativ schnell werden die beiden Täter gefasst und sie müssen sich vor Gericht verantworten. Die Skrupellosigkeit ihrer Tat macht einem sprachlos und ihnen droht im schlimmsten Fall die Todesstrafe. Der Schriftsteller Truman Capote versucht Antworten zu finden, wie es zu diesem schrecklichen Tathergang kommen konnte. Er verbringt viel Zeit mit Nachforschungen, wälzt tausende Seiten Dokumente und unterhält sich mit vielen Menschen. Aus seinen Erkenntnissen ist schliesslich dieses Buch entstanden. Eine intensive Suche nach dem Warum und Weshalb. Gegen Schluss dann die Auseinandersetzung mit dem Sinn oder Unsinn der Todesstrafe.


    Beim Lesen muss man sich immer wieder vergegenwärtigen, dass dies keine erfundene Geschichte ist sondern ein Tatsachenbericht der auf wahren Begenheiten beruht und wenn man sich dies bewusst ist, läuft einem hie und da ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Der rationale und betont sachliche Schreibstil mildert allerdings die Wirkung auf die Leser. Leider verliert sich der Autor in der Fülle der Details was zu einer gewissen Ermüdung beim Lesen führen kann. Es gibt etliche langatmige Passagen die mir viel zu ausschweifend erzählt sind und nur indirekt für den Fall von Bedeutung sind. Meiner Meinung nach, hätte eine Kürzung um rund hundert Seiten dem Werk insgesamt gut getan.


    In der heutigen Zeit entfaltet das Buch wohl nicht mehr die gleiche Wirkung wie vor fünfzig Jahren. Die Flut der (schlechten) Nachrichten die tagtäglich über uns hinweg schwappt hat uns, oder zumindest mich, zum Teil abstumpfen lassen. Mit seinem Genremix hat dieses Buch beinahe ein literarisches Alleinstellungsmerkmal uns es dürfte am ehesten von routinierten Viellesern geschätzt werden. Wertung: 8 Eulenpunkte