Scheiterhaufen - Derek Nikitas

  • Broschiert: 365 Seiten
    Verlag: Seeling; Auflage: 1 (Juni 2010)
    Preis: € 15,--



    Kurzbeschreibung:
    Luc ist ein rebellisches Mädchen und wird in einer Woche sechzehn. Doch ihre Jugend endet jäh auf dem Parkplatz eines Shoppingcenters, als sie mit ansehen muss, wie ihr Vater bei einem missglückten Raubüberfall erschossen wird. Der Mörder kann fliehen, aber die Tat entfacht ein Inferno, das die Frauen zu verschlingen droht, die mit ihr in Berührung kommen: Eine Mutter, deren Leben zunehmend in Dunkelheit versinkt, eine schwangere Rockerbraut, die sich nach Schutz und Geborgenheit sehnt, eine zähe Polizistin, die von ihren eigenen Dämonen verfolgt wird, und Luc selbst, gefangen von der Gefahr und der Gewalt, die sie umgibt



    Meine Meinung:

    Luc wird in einer Woche sechzehn, ist eine kleine Punkerin und Diebin und wächst in einem bürgerlichen Haushalt auf. Von ihrem Vater, Literaturprofessor an der ortsansässigen Universtität lernt sie einiges über die nordische Mythologie und als kleines Kind hat er ihr Geschichten von den kleinen Kobolden, genannt Tomte erzählt.


    Nachdem sie nun ihre Mutter an einem kalten, regnerischen Dezembertag vergeblich gebeten hat mit ihr ins Einkaufszentrum zu fahren, gibt der Vater auf ihr Drängen nach (während ich eine CD kaufe, kannst du ja in den Buchladen laden) - Töchter wissen wo sie ihre Väter packen müssen.
    Doch Luc sieht ja überhaupt nicht ein für die ausgesuchte CD auch noch Geld auszugeben, klaut diese und wird beinahe erwischt. Aber so abgebrüht wie sie sich nach außen gibt, ist sie nun wirklich nicht und möchte dringend nach Hause. Auch hier gibt der Vater nach, weil sie vorgibt ihr wäre schlecht. Auf dem regennassen Parkplatz sieht sie plötzlich Sicherheitspersonal und besteht darauf, wegen ihrer angeblichen Übelkeit, auf der Rückbank zu liegen.
    Als beim Ausparken jemand an die Scheibe klopft überlegt sie sich krampfhaft eine Erklärung für ihren Diebstahl....doch diese braucht sie nicht mehr. Der bewaffnete Räuber drückt ab und erschießt ihren nordischen Helden, ihren Vater nachdem dieser sich geweigert hat seine Brieftasche rauszurücken.


    Die nun folgenden Ereignisse ziehen alle Beteiligten in einen Strudel aus Gewalt aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt.


    "Luc machte keine Anstalten zu helfen, als ihre Mutter sich auf wackligen Beinen aufrichtete. Luc wollte der Frau auf ihren Schädel schlagen und ihr wieder Bewusstsein einprügeln. Ihre Mutter, die der Hysterie nachgab, der Luc widerstand, und die kein Recht hatte, sich so gehen zu lassen. Denn sie hatte nicht einmal seinen Tod mit angesehen, wie Luc es getan hatte."


    Fazit:
    Eine bedrohliche, martialische Geschichte und einer der besten Krimis/Thriller die ich in den letzen Jahren gelesen habe und mittendrin eine 16jährige, die nach der schwedischen Lichterkönigin benannt wurde, die angeblich den Märtyrertod gestorben sein soll.
    Zart besaitet zu sein wäre nicht die beste Voraussetzung dieses großartige Buch zu lesen.


    10 Punkte

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Ich fand auch, dass sich das Buch interessant anhört und habe "Pyres", die OV, schon im SUB.


    Aber das hier im Forum bereits richtig erkannte Problem ist, dass man sich mit den ganzen Büchern nicht automatisch die Lesezeit mitkaufen kann. :-(



    .

  • Mir hat "Pyres" leider gar nicht gefallen.


    Ich fand den Schreibstil sehr unterkühlt. Mir ist keine der Personen nahe gekommen. Alle haben irgendwie was übles im Sinne. Alle verbergen etwas. Der Tod des Vaters löst eine Welle von brutalen Handlungen aus. Verwoben wird das ganze mit ein wenig schwedischem Folklorematerial, so sieht Lucia immer mal wieder einen Tomte, einen kleinen Kobold, der ihr später sogar für wichtige Momente die Kurzsichtigkeit nimmt und sie scharf sehen lässt, wenn sie muss. Äusserst seltsam.
    Das war leider gar nichts für mich. Wegen dem Schreibstil, der so gar nicht an mich ging und der Geschichte, die ich so gar nicht nachvollziehen konnte, habe ich ab der Hälfte z.T. nur noch quergelesen. Vor allem die Polizistin hat überhaupt kein Interesse in mir geweckt.


    Ich habe das englische Original gelesen, ich kann also keinen Übersetzer für meine mangelnde Begeisterung verantwortlichen machen. Das Englisch empfand ich als recht anspruchsvoll, allerdings habe ich mich auch wirklich zum Lesen zwingen müssen, was meiner Konzentration nicht gerade zuträglich war. Und da fällt mir das Lesen in einer anderen Sprache deutlich schwerer.


    Ich würde das Buch nicht empfehlen. Es ist kühl, brutal, deprimierend. Und leider für meinen Geschmack auch nicht fesselnd und schon gar nicht beeindruckend.

  • Ich bin von diesem Buch ziemlich beeindruckt, denn dem Autor ist es gelungen mich zu überraschen, mich auf dem falschen Fuß zu erwischen, falsche Erwartungen zu schüren und diese dann grandios zu enttäuschen und mich durch Stil, Plot und Figurenzeichnung absolut zu überraschen.
    Das gelingt selten, vorallem im Thrillergenre ist für mich vieles vorhersehbar und langweilig geworden.
    Diese Geschichte hier lebt aber nicht von ihren Überraschungen, sondern von ihrer Echtheit, ihrer Überzeugungskraft und der Gefühle. Kein Actionthriller mit viel Blut, viel Gemetzel, viel Gewalt... ok doch gewalttätig ist dieses Buch, aber es setzt nicht darauf, als einzigen Lesermagneten, es nutzt die Szenen nicht um eine wohlige Gänsehaut des Ekels beim Leser zu erzeugen, sondern um Mitgefühl und Verständnis und Erschrecken auszulösen.
    Dabei wird die Polizeiarbeit und die Dinge die in Polizisten vorgehen, durchaus sehr nah an der Realität geschildert, kein Unfug, den jemand, der sich auskennt, so nicht für voll nehmen könnte, sondern dramatische aber echte Reaktionen und Auslöser. Natürlich am Ende ein wenig amerikanischer Kitsch, aber den kann man verkraften.
    Hier und da hätte dem Buch ein etwas straffendes Lektorat gut getan, aber ansonsten war das ein wirklich aus der Masse hervorstechender Thriller, der eigentlich sehr viel mehr als nur ein Thriller war, sondern ein Spiegel der Gesellschaft eine tragische Komödie, ein Drama, eine Liebesgeschichte.
    Und zwar so gut geschrieben und konstruiert, daß ich sogar die teilweise hineinschimmernden etwas fantastischen Elemente hinnehmen konnte, ohne zu mäkeln.
    Macht neugierig auf mehr von diesem Autoren.