Kurzbeschreibung:
Joran Nordwind hat Pech: Gleich an seinem ersten Rendezvous-Tag wird der junge Bläulingsfalter entführt und in das Steinerne Reich hinter dem großen Wasserfall verschleppt. Hier, in einer düsteren Höhlenwelt, sind Käfer die Herren und Falter ihre Diener. Joran, klein und himmelblau, wird zur Brosche der Käferkönigin bestimmt und hat als solche dumm und stumm zu sein. Nie gab es eine größere Fehlbesetzung - und so steckt der abenteuerlustige Joran schon bald über beide Fühler in den Querelen des Steinernen Reiches. Eine Gruppe von Widerstandskämpfern will der tyrannischen Herrschaft des Käferkönigs entfliehen. Als aber ihr Anführer, Prinz Leonil, verhaftet und zum Tode verurteilt wird, scheint alles verloren. Bis Joran auf eine List kommt, wie sie nur ein flinker, übermütiger Schmetterling ersinnen kann. Doch der Weg zur Freiheit ist weit und führt Joran durch viele Gefahren - von den schrecklichen Offa-Minen bis zum Labyrinth am Schlund des Wasserfalls.
Zur Autorin:
Lilli Thal arbeitete nach dem Abitur als Krankenpflegerin, studierte anschließend mittelalterliche Geschichte, gründete eine Familie, studierte zum zweiten Mal Information und Multimedia, programmierte Computer und schreibt seit dem Jahr 2000 Geschichten. Für ihr Debüt "Kommissar Pillermeier" wurde sie mit dem "Martin" für den besten Kinderkrimi des Jahres 2002 ausgezeichnet. Ihr historischer Abenteuerroman "Mimus" wurde 2004 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und sowohl mit dem "Harzburger Eselsohr" als auch mit dem Preis der jungen Jury Wien ausgezeichnet. 2007 erschien der Märchenroman "Vialla und Romero".
Alle sechs stierten mich glubschäugig an. "Lass gefälligst deine Unverschämtheiten, Verdächtiger!", blaffte Leutnant Zanobi. "Entweder gestehst du hier und jetzt, dann lassen wir dich hinterher eventuell wieder laufen. Andernfalls aber begleitest du uns in das Büro von Oberst Pfeifenstein." So wie der Leutnant das Wort Büro aussprach, klang es nach wahlweise pieksenden oder bohrenden, auf jeden Fall sehr schmerzhaften Gegenständen. (Seite 196)
Rezension:
Joran Nordwind, der sich gerade von einer Raupe zu einem hübschen, himmelblauen Schmetterling verwandelt hat, wird am Rendezvous-Tag, an dem er ein nettes Faltermädchen kennenlernen möchte, von Dolchwespen in das "Steinerne Reich" hinter dem Gläsernen Vorhang, einem Wasserfall, entführt.
Dort wird ihm die zweifelhafte Aufgabe zuteil, die neue Brosche der Käferkönigin Leonore zu werden. Im Steinernen Reich haben die Käfer das Sagen, Falter wie Joran werden dort als Sklaven gehalten, und auch das Volk hat unter der Herrschaft des Königs Leobard nichts zu lachen. Unterstützt in seiner Macht wird der König von der Geheimpolizei und Spitzeln, die Oberst Pfeifenstein unterstehen.
Niemand darf dieses Reich verlassen, das Volk wird mit dem Rauschmittel Offa bei Laune gehalten und Libellen und Spinnen vereiteln jeden Fluchtversuch. Doch einige Käfer haben sich der Bewegung "Exodus" angeschlossen, die vom ehemaligen Lieblingssohn des Königs, Leonil, angeführt wird. Doch seit Leonil und der Widerstand aufgeflogen sind, wird er als Gefangener im Labyrinth, dem Gefängnis des Steinernen Reichs, festgehalten.
Doch Königin Leonore, selbst ein Mitglied der "Exodus"-Bewegung, gibt die Hoffnung nicht auf, ihren Sohn befreien und den Käfern ein freies Leben ermöglichen zu können und Joran bekommt nicht nur als Brosche seinen großen Auftritt. Wird es ihnen gelingen, Leonil und das Käfervolk aus der tyrannischen Herrschaft Königs Leobard und seinen Helfern zu befreien?
Da es momentan ja einiges an sogenannter "Tierliteratur" auf dem Markt gibt, bin ich eher etwas skeptisch an die Lektüre des "Joran Nordwind" gegangen. Zumal es sich hier nicht um Katzen, Eulen oder sonstige Tiere handelt, sondern um die Insektenwelt, was mich an den Animationsfilm "Das große Krabbeln" erinnerte, den ich allerdings recht gelungen fand.
Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Joran erzählt, was ich als klaren Pluspunkt empfinde, denn man ist sofort in der Handlung gefangen, denn Joran wird schon gleich zu Beginn in das Steinerne Reich entführt. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, die Sprache zielgruppengerecht verpackt und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende hin bestehen.
Joran selbst ist nicht der typische Held: Niemand traut ihm irgendetwas zu, außer natürlich, als Schmuckstück der Königin zu dienen. Doch ist er in Wahrheit ein tapferer kleiner Falter, der allerdings auch ein recht loses Mundwerk besitzt. Die Szenen, in denen er als Brosche herhalten musste, sind sehr witzig beschrieben und die Dialoge brachten mich öfter mal zum Schmunzeln.
Alles in Allem ist "Joran Nordwind" ein spannendes Buch mit originellen Details und etwas anderen Protagonisten, das Kindern/Jugendlichen ab 11 Jahren empfohlen wird, und in dem man neben der Geschichte auch noch etwas über Machtmissbrauch und dessen Folgen lernen kann.
Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist in einem dunklen Grün gehalten. In dunklem Gelb abgesetzt befindet sich in der Mitte eine ovale Abbildung aus dem Steinernen Reich und ein Schmetterling. Eingerahmt wird die Abbildung links und rechts von zwei Pflanzenornamenten. Diese und der Buchtitel sind in Spotlackoptik hervorgehoben.
Fazit: "Joran Nordwind" möchte ich ein "Empfehlenswert" für Kinder/Jugendliche ab 11 Jahren geben. Das Buch besticht durch seine originellen und recht lustigen Charaktere, die aus der momentanen "Tierliteratur" erfrischend hervorstechen.
Wertung: 4 von 5 Punkten