Regelmäßige Sachbuch-Leserunde gewünscht?

  • Durch die Leserunde zu Karl Olsbergs „Schöpfung außer Kontrolle“ habe ich für mich die Erfahrung gemacht, dass sich Sachbücher mMn viel besser für Leserunden eignen als viele Romane.


    Sachbuch definiere ich als populärwissenschaftliches bzw. für Laien geschriebenes Buch zu einem Thema.


    Daher meine Rundfrage an die Eulen: Gibt es ein Interesse für Sachbuch-Leserunden ?


    Wenn ja, habt ihr Vorschläge?


    Da es einfacher ist, wenn man sich an etwas reiben kann, als ins Blaue zu posten mal ein paar Bücher, die mich persönlich interessieren würden – Großteils angeregt durch Karl Olsbergs Buch. Aber ich bin für viele andere Themen ebenfalls offen, sofern es der Geldbeutel hergibt


    Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen von Dietrich Dörner


    Illusion Fortschritt: Die vielfältigen Wege der Evolution von Stephen Jay Gould


    Epigenetik: Wie Erfahrungen vererbt werden von Bernhard Kegel


    Der zweite Code: EPIGENETIK oder: Wie wir unser Erbgut steuern können von Peter Spork


    Die Macht der Meme. Oder die Evolution von Kultur und Geist von Susan Blackmore


    Liebe: Ein unordentliches Gefühl von Richard David Precht


    Die Kunst, kein Egoist zu sein: Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält von Richard David Precht


    Die Titel habe ich einfach mal zu amazon verlinkt, wer sich darüber näher informieren will.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Das eine oder andere Thema würde mich schon ansprechen.


    Ich denke auch, es ergibt sich bei Sachbüchern mehr Diskussionsstoff als bei Romanen, weil es eigentlich immer um ein ambivalentes Thema geht.
    Aber ob ich da mitlese, hängt vollkommen von dem jeweiligen Thema ab.


    Erich Fromm würde mich zum Beispiel sehr reizen.


    Wie wäre es sonst mit Biografien? Oder fällt das nicht mehr unter "Sachbuch"?

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Erich Fromm würde mich zum Beispiel sehr reizen.


    Hast Du an bestimmte Titel gedacht ? Und ob sie auch noch "normal" erhältlich sind?


    Zitat

    Original von Alice Thierry
    Wie wäre es sonst mit Biografien? Oder fällt das nicht mehr unter "Sachbuch"?


    Sofern es sich nicht um "Roman-Biografien" handelt fallen sie für mich in das Raster

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Na ja, die Klassiker eben: "Haben und Sein", "Kunst des Liebens".


    Und nein, Roman-Biografien meinte ich nicht. Die sind meist ziemlich grauenhaft. Marie Antoinettes Tagebuch und so - nein danke.
    Wenn schon dann richtige Biografien, zum Beispiel über Maria Callas, Metternich, Simone de Beauvoir, ...


    - müsste man wahrscheinlich mal ein paar zusammentragen und sehen, welche Resonanz bezüglich einer gemeinsamen Leserunde kommt.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ich wäre auch dabei.


    Vorschlage möchte ich noch folgendes Buch:


    "Manchmal", schreibt Karl Schlögel, "fängt etwas Neues mit einem Gespräch darüber an, was sich allzu lange wie von selbst verstanden hat, oder auch nur mit der Erinnerung an etwas, was in Vergessenheit geraten ist." Für den Raum als historische und politische Kategorie trifft beides zu: Allzu lange war es selbstverständlich, dass der Raum, zumal in Deutschland, kein Thema (mehr) sein sollte. Der Begriff war durch die nationalsozialistische Kontamination gleichsam tabuisiert.


    Zwar spielten Raum und Räumlichkeit in Wirklichkeit natürlich nach wie vor eine wichtige Rolle im historischen Weltendrama. Nur, dass man dies näher thematisieren und analysieren könnte, und dass Räumlichkeit ganz generell für die historische Forschung wichtige Erkenntnisse zu liefern vermag, geriet in Vergessenheit. Und je länger dieser Zustand andauerte, desto mehr fiel dieser Vergessenheit auch die Tatsache anheim, dass es schließlich auch "eine Genealogie des Raumdenkens (gibt), die älter ist und mit dem Nazismus nicht das Geringste zu tun hat". Und so ist es kein Zufall, dass Karl Schlögel mit dem Titel Im Raume lesen wir die Zeit den ebenfalls beinahe vergessenen, Ende des 19. Jahrhunderts führenden (und des Nazismus vollkommen unverdächtigen) historisch-politischen Geografen Friedrich Ratzel zitiert.


    Schlögel kennzeichnet Ratzels Satz treffend als "das denkbar präziseste Motto für die in diesem Buch unternommenen Versuche und Anläufe, die geschichtliche Welt zu dechiffrieren und zu deuten". Herausgekommen ist ein überaus inspirierendes Plädoyer, die Sinne für die geschichtliche Wahrnehmung zu schärfen. "Man könnte", zeigt sich Schlögel überzeugt, „ein Geschichtsstudium streckenweise auch als Schulung der Sinne und als Augentraining absolvieren -- mit Städten und Landschaften als Dokumenten. Etwas zur Anschauung bringen können ist nicht Sache von ein paar literarischen oder rhetorischen Tricks, sondern hat zunächst einmal die Anstrengung, sich eine Sache anzusehen, zur Voraussetzung. Alles bekommt dann ein anderes Aussehen und beginnt zu uns zu sprechen: Trottoire, Landschaften, Reliefs, Stadtpläne, die Grundrisse von Häusern. Was sonst nur als Hilfsmittel in Gebrauch ist -- Kursbücher, Adreß- und Telephonbücher --, gewinnt eine ganz neue Aussagekraft, sobald sie als Dokumente sui generis behandelt und befragt werden."


    Was eine so verstandene Geschichtsforschung so alles zu Tage fördern kann, zeigt Schlögel nicht nur in der Sache, sondern auch literarisch überzeugend anhand einiger Dutzend kleiner Studien, Essays und in Zitaten schwelgenden Montagen und Collagen. Texte über Kartografie und Kartografen, Weltbilder und Paradieslandschaften, Strategen an Kartentischen, das Flanieren als Bewegungs- und Erkenntnisform, über Grundrisse, Interieurs, die Poesie des amerikanischen Highways und Topografien des Terrors. Eines der besten historischen Bücher des Jahres!

  • Auch dieses (und den Nachfolgeband) würde ich gerne noch einmal in einer Runde lesen:


    Wagners mächtige Witwe - Oliver Hilmes erzählt das Leben einer schillernden Frau


    Oliver Hilmes erzählt auf der Basis neuer Quellenfunde das widersprüchliche Leben der Cosima Wagner (1837–1930). Ihre Ehe mit Richard Wagner begriff sie als künstlerische und weltanschauliche Mission. Als Festspielleiterin auf dem Grünen Hügel in Bayreuth verhalf sie der Musik Wagners zum großen Durchbruch. Gleichzeitig nutzte sie ihre Aura als Witwe des Komponisten, die Gemeinde der Wagner-Verehrer schon vor 1933 zu einer antisemitischen Sammelbewegung zu formen.


    Cosima Wagner war in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Die uneheliche Tochter Franz Liszts und Marie d’Agoults heiratete 1857 im Alter von 19 Jahren den Dirigenten Hans von Bülow, von dem sie nach einer turbulenten Ehe 1870 geschieden wurde. Zu dieser Zeit lebte sie bereits mit Richard Wagner zusammen, den sie wenig später heiratete. Nach seinem Tod führte sie als Herrin des Hügels die Bayreuther Festspiele erfolgreich weiter und hatte auch an der posthumen Politisierung von Wagners Werk, die von den Nationalsozialisten dankbar aufgegriffen wurde, maßgeblichen Anteil.


    Durch akribisches Quellenstudium – der umfangreiche Cosima-Nachlass wird hier erstmals konsequent ausgewertet – zeichnet Oliver Hilmes ein umfassendes, auch psychologisch überzeugendes Charakterbild der Cosima Wagner, die es als »Gralshüterin« des Bayreuth-Kults verstand, das Wagner-Bild nachhaltig zu prägen. Die Biographie entfaltet ein faszinierendes Frauenleben und beleuchtet zugleich ein noch unbekanntes Kapitel der europäischen Kulturgeschichte.

  • Ich hätte auch auf jeden Fall Interesse - natürlich auch ein bisschen abhängig vom Thema. Von Susan Blackmore würde mich auch dieses Buch interessieren.


    Kurzbeschreibung
    Im Frühjahr 2000 begann Susan Blackmore, Material für ein Radiofeature zum Thema Bewußtsein zu sammeln. Die Sendung kam nie zustande, aber die Idee, sich einem der großen Rätsel der menschlichen Existenz in Gesprächen zu nähern, ließ sie nicht mehr los. So entstanden zwanzig Interviews mit Philosophen und Naturwissenschaftlern, der Crème de la Crème der internationalen Bewußtseinsforschung, die hier Rede und Antwort steht. David Chalmers zum Beispiel, der erklärt, warum das Bewußtsein ein solch schwieriges Problem ist, oder Susan Greenfield, der zufolge man schon bei Sophokles und Euripides Interessantes über Willensfreiheit lernen kann. Francisco Varela spricht über Zombies, Roger Penrose über John Searle, John Searle über Immanuel Kant. Wir erfahren von Vilayanur Ramachandran, warum er nicht meditiert, und von Thomas Metzinger, inwiefern das bewußte Selbst eine Illusion ist. Und im letzten Interview vor seinem Tod rekapituliert Francis Crick seinen Weg von der Genetik zur Bewußtseinsforschung. Es geht um den Geist und um die Gene, um das Gehirn und die Gefühle, aber auch um Quantenprozesse und Träume, Descartes und Shiva, Kabbala und Drogenpolitik – und nicht zuletzt um Forscherkarrieren und Lebensträume.

  • Auch dieses würde mich interessieren.


    Kurzbeschreibung
    Wer sind wir wirklich? Was haben Hirnvorgänge mit unserer Persönlichkeit zu tun? Diesen Fragen geht Joseph LeDoux auf den Grund. Seine provokante These: Unsere Synapsen sind es, über die Gefühle und Erinnerungen, Denken und Handeln sich herausbilden und die so die Entstehung der Persönlichkeit maßgeblich bestimmen. Erst das Zusammenspiel der Trillionen von Schaltstellen im Gehirn versetzt uns in die Lage, ein konsistentes Individuum zu sein. LeDoux zeigt anschaulich, wie unsere Synapsen Informationen speichern, wie sie durch Erfahrung immer wieder verändert und auf diesem Weg Lernvorgänge und Gedächtnis koordiniert werden - und wie daraus letztlich der Kern unserer Persönlichkeit entsteht. Ein provokantes Buch, das die große alte Frage nach der Persönlichkeit auf neue und überraschende Weise beantwortet.

  • Ein anderes Buch, was schon sehr lange auf meinem SUB liegt ist "Gödel, Escher, Bach", wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob es in die Kategorie Sachbuch fällt, die ihr euch vorstellt. Es wäre aber vielleicht dennoch gut für eine Leserunde geeignet.


    Kurzbeschreibung
    Im Mittelpunkt steht die geniale Entdeckung des Mathematikers Kurt Gödel (1906 bis 1978), der 1930/31 versucht hatte, streng mathematisches Denken auf die eigene Wissenschaft anzuwenden. Bei diesem Vorgehen war Gödel auf den nach ihm benannten Unvollständigkeitssatz gestossen, der das mathematische Denken des 20. Jahrhunderts grundlegend verändern sollte. Er besagt: In jeder Theorie gibt es mindestens einen Lehrsatz, der mit den in diesem System akzeptierten Mitteln oder Methoden weder beweisbar noch widerlegbar, also unentscheidbar ist. Hofstadter erläutert in Texten und Dialogen, dass die Problematik der Gödel'schen Unentscheidbarkeit in modifizierter Form auch ausserhalb der Mathematik existiert, also genereller Natur ist. Er stellt Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Kompositionen der Kunst der Fuge vor und erklärt die Eigenschaft der Selbstbezüglichkeit sowie das Zusammenwirken der verschiedenen Ebenen dieser Musik. Hier wie in den Grafiken und Holzschnitten des Niederländers Maurits Cornelis Escher (1898 bis 1972) findet der Autor die von ihm als >>seltsame Schleifen<< bezeichneten (unentscheidbaren) Selbstbezüglichkeiten. Die Schleifen dienen als Modell einer Fortbewegung nach oben oder unten über die verschiedenen Stufen eines hierarchischen Systems. Bach moduliert im Musikalischen Opfer von Tonart zu Tonart ansteigend und entfernt sich weit von der Ausgangstonart - um diese am Ende wieder zu erreichen, eine Oktave höher. Und Escher visualisiert perfekt >>seltsame Schleifen<< in Form von Konflikten zwischen Endlich und Unendlich, zwischen Ebene und Raum: Ebenen, die gewöhnlich als hierarchisch angesehen werden, kehren sich gegeneinander. Solch eine >>verwickelte Hierarchie<< empfindet der Betrachter einer Escher-Grafik in ihrer Gesamtheit deutlich als Paradoxon - in dessen Hintergrund er das Mathematische noch erahnen kann. Hofstadter untersucht auch in ganz anderen Gebieten selbstbezügliche Konstruktionen, nimmt sich stets die damit zusammenhängenden Paradoxa vor und stellt Verbindungen zum Denken, zu biologischen Systemen und zur Möglichkeit künstlicher Intelligenz her.

  • @ Dyke:


    Ich lese sehr gerne Sachbücher, den ersten Band vom Precht habe ich im Behaltbuchregal, der zweite subbt.
    Die restlichen Bücher, die Du und andere hier angegeben haben, kenne ich nicht, habe noch nie was von gehört.


    Aber was nicht ist, kann ja noch werden :-]


    Deswegen *Finger heb* mache ich sehr gerne in einer Sachbücher-LR mit.

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Hallo :-)


    Je nach Thema (und Zeit) hätte ich auch Interesse an einer Sachbuch - Leserunde, genauso wie an einer über Biografien.


    Ich gehöre allerdings zu den 'Langsam-Lesern' und bei Sachbüchern dauert es nochmal länger.... :cry
    Daher wären mir kurze Abschnitte wichtig, damit ich auch wirklich teilnehmen könnte und nicht nur hinterherhinck würde :schuechtern
    :wave zu HeikeArizona


    Wünsche Euch einen schönen Abend!


    LG Lesehest :-)

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts