ich muss mal gebauchpinselt werden

  • Wenn 30.000 Leute ein Buch kaufen, melden sich davon vielleicht 30 irgendwo zu Wort. Sie sind nicht repräsentativ, und es sind meistens Leute, die Bücher auf andere Art wahrnehmen als jene, die sie "einfach nur lesen". Deshalb sollte man sich davon nicht wuschig machen lassen. Die 27.970 Menschen, die einfach nur dieses Buch (gerne) gelesen haben und dann zum nächsten übergegangen sind, stellen eine überwältigende Mehrheit dar. Und der eine, der sich öffentlich ärgert, hat vielleicht ganz andere Gründe dafür. Weiß man nicht.


    Natürlich kann auch eine solche Rezi einen Kern Wahrheit enthalten. Vor allem, wenn weitere mit ähnlichem Tenor folgen. Trotzdem kann es sein, dass die Mehrheit aller Leser Spaß bei der Lektüre hatte.


    Es hat eben nicht nur Vorteile, dass heutzutage jeder überall seine "Meinung" zu allem möglichen hinterlassen kann. Gerade Neuautoren sind zuweilen sehr schockiert, wenn sie das beim ersten eigenen Buch miterleben müssen. Und natürlich ist es schöner, wenn man ausschließlich mit gezuckerten Wattebällchen beworfen wird. Aber aussuchen kann man sich das leider nicht. Nochmal: Augen zu und durch.

  • oh danke, dass ihr alle so schnell antwortet.
    @ charlie
    deine erfahrung hat mir sehr weiter geholfen.


    @ all
    ich bin zwar in eurem forum hier neu (entschuldigung gleichmal, dass ich als Neuling gleich reinplatze), aber als schreiberling bin ich nicht mehr ganz so neu.


    und,ja...ich nehme aus der besagten kritik auf jeden fall das hilfreiche mit hinaus! dafür sind kritiken ja da. es hat mich eben nur ganz schön gedämpft...wie charlie schon sagte...
    nur gelobhudelt möchte ich natürlich nicht werden, aber wenn mir jemand sagt, mein buch wäre ein desaster (o-Ton leserin) dann mache ich mir schon so meine gedanken.

  • Na ja, miese Rezis können schon nerven.


    Aber, das sollte man sportlich nehmen und es so machen, wie ich:


    Ich setzte die VK-Zahlen des jeweiligen Buches in Relation zu den Rezis bei Amazon, den Tageszeitungen (die der Verlag für mich sammelt) und über die Abstimmung auf meiner page.


    Und.... :chen die miesen Rezis machen gerade mal zwei Prozent aus. 90 % sind überwiegend zustimmend bis sehr gut. 8% mittelmäßig bis nichtssagend (genau die hätten sich die Schreiber sparen können :hau)


    So sieht die Welt dann gleich viel freundlicher aus. Seither kratzen mich miese Rezis nicht mehr


    Also Kopf hoch...das Gesamte zählt


    euer hef

  • Ich denke, dass man bei einer negativen Rezi so getroffen ist, liegt ab "Baby-Faktor": man geht Monate lang mit einem Buch schwanger und wenns dann raus ist, ist es das schönste Buch... äh: Baby von allen. Sag aber mal einer frischgebackenen Mutter: "Boah Dein Kind hat eine Kartoffelnase!" Entweder schallert sie Dir eine, oder sie verfällt in Wochenbettdepressionen.
    Mir gings beim ersten Buch so - mittlerweile habe ich drei echte Kinder und einige Rezis hinter mir. Klar fuchst einen das irgendwie, wenn jemandem die eigene Arbeit nicht gefällt - aber was solls? Du hattest Deinen Spaß beim Schreiben!
    Kopf hoch - die erste Rezi von vielen, die folgen werden. Soooo übel ist die nicht und jetzt GEH RAUS UND FREU DICH! DU HAST EIN BUCH VERÖFFENTLICHT! DAS IST SAUGEIL!

  • Schielt nicht auf AMAZON!!!!! Den guten Rat kann ich nur geben.
    Das kann sehr depri sein.


    Ich wundere mich inzwischen, wieviele Rezis der Verlag in der Presse sammelt (sind nicht alle gut) Aber, das ist ein Vielfaches der Amazon Rezis.


    Außerdem sind die "Eulen" nicht zu vergessen. Deren Rezis sind absolut hart und fair.
    Allen Möchtegernrezensoren wünsche ich mal einen Kurs bei den Eulen.


    euer hef

  • Hallo Muriel,
    lass dich von dieser amazon-Rezi nicht stressen. Als ich sie eben gelesen habe, kam bei mir das Gefühl hoch, dass sich da jemand bemüht, etwas 'Wichtiges zum Thema' zu sagen, erinnerte mich daran, wie ich als Schülerin versuchte, im Deutschunterricht einen Buchkommentar zu schreiben.
    Dabei trifft man sicher mal etwas Wahres, aber in erster Linie dient so ein Kommentar weniger dem Buch, sondern mehr dem Kommentierenden selbst, der sich eine gute Note vom Lehrer wünscht. Geistreich soll die Rezi sein, darum geht es wohl oft.


    Leider hat man als Kleinverlagsautorin oft zu wenig Leser, sodass jede Rezi bei amazon zählt, weil eben nur wenige zusammenkommen. Das ist oft frustrierend, aber ich kann auch nur dafür plädieren: mach dich nicht von Rezis abhängig. Weder von Hurragejubel noch von welchen, die nur darauf abzielen, deinen Roman zu zerpflücken.
    Es wäre sehr schade um dein Buch - denn das hat es sicher verdient, dass DU, die Autorin, zu der Geschichte stehst.


    Ganz liebe Grüße,
    Gefion

  • Von Leserseite oute ich mich mal als jemand, der nicht mit Kritik spart, wenn er welche findet. Allerdings ist die nicht dafür gedacht, einem Autoren zu sagen, was er "falsch" gemacht hat, sondern anderen Lesern ein Bild davon zu geben, was einem in dem Buch erwartet. Das beugt nämlich Enttäuschungen vor und sorgt meiner Meinung nach im Endeffekt für mehr positive Rezensionen - denn diejenigen, die nichts damit anfangen können, lesen das Buch dann auch nicht.


    Das heißt, wenn jemand schreibt "das Erzähltempo war mir zu langsam" oder (beliebt bei meinem Freund) "erst nach und nach wird aufgeklärt, was es mit xy auf sich hat" dann zeigt das anderen "ah, langsames Erzähltempo mag ich" oder "hm, ich finds besser, wenn ich gleich weiß, worum es geht". Gerade, wenn erst eine oder mehrere enthusiastische Rezensionen kommen, kann es danach passieren, dass jemand total unzufrieden mit dem Buch ist, weil ihm die das, womit er nichts anfangen kann, noch in keiner Rezension geschrieben wurde. (ich denke da beispielsweise an "Ich bin kein Serienkiller" - was bin ich heilfroh, dass ich gelesen habe, dass es in Fantasy abdriftet. Hätte ich es mir nämlich mit einer falschen Erwartungshaltung gekauft, wäre ich enttäuscht worden.)


    Solche Rezensionen sollten also tunlichst als "Von Leser für Leser" gesehen werden und nicht als Testleser-Meinung an Autoren. Kritik kann einem überall passieren, beispielsweise meinte mein Hosenverkäufer, meine Hello Kitty Socken kritisieren zu müssen. Ich mag meine Socken und weiß, dass sie nicht jedem gefallen werden. Aber deshalb hör ich weder auf sie zu tragen noch Hosen zu kaufen!


    Die andere Sorte von Rezensionen, die nur meinen "totaler Müll" sollte man einfach nicht beachten, das tu ich als Leser auch nicht, weil es mir nicht sagt, was dem anderen nun nicht gefallen hat. Denn nicht nur bei Autoren sind grundlose Verrisse im Allgemeinen nicht gern gesehen!


    Fazit: Auch eine begründete "negative" Kritik kann zum Kaufen anregen, weil das, was dem einen nicht gefällt, genau das ist, was ein anderer will (siehe Thema Erzähltempo) und die Kritiken, die einfach nur alles durch den Fleischwolf drehen werden von Interessentem am Buch weitaus weniger beachtet als Rezensionen mit Hand und Fuß.


    PS: Das mit Charlie ist aber schade. :wow Ich lese sehr selten historische Romane, aber ihrer hat mir so gut gefallen, dass ich ihn unbedingt durchlesen wollte, obwohl ich irgendwann mitbekommen habe (Glossar lesen bildet), dass es gar kein Happy End mit den Protagonisten geben kann :-)

  • JASS, was du schreibst, kann ich nur unterstreichen: Manche Rezi, die etwas 'negativ' nennt, etwa langsames Erzähltempo, hat bei mir schon dafür gesorgt, dass ich gerade das Buch lesen wollte - und ich wurde auch nicht enttäuscht. Nämlich, um beim Beispiel zu bleiben, weil ich ein langsames Erzähltempo schätze.
    Insofern ist es immer gut, wenn möglichst genaue Kriterien genannt werden.


    LG
    Gefion

  • JASS, ich finde Deinen Beitrag hochinteressant - und finde gerade mich ein bisschen (?) daemlich, dass mir das, was Du darin herausstreichst, nicht selbst schon mal aufgefallen ist ...
    Du hast, denke ich, voellig recht:
    Sowohl in diesem Forum als auch bei Amazon schreiben Leser fuer Leser. Nicht Testleser fuer uns, die wir uns lechzend drauf stuerzen in der Hoffnung, die ersehnte Beruhigungspille ("Keine Angst, Hasi, Leser beissen nicht und du hast NICHT das schlechteste Buch der Saison geschrieben ...") moeglichst hochdosiert zu erhalten (damit meine ich MICH und ARTVERWANDTE. Keineswegs ALLE Kollegen. Bitte nicht missverstehen).
    Ich werde in Zukunft versuchen, mich daran oefter zu erinnern. Eure Rezensionen, so sehr sie uns freuen oder betrueben, sind fuer uns gar nicht in erster Linie gedacht, ihr seid unsere Leser, nicht unsere Nervenheilanstaltsleiter. (Und als Leser, der ich ja in allererster Linie bin, geniesse ich naemlich besonders das, was Du beschreibst: Dass man anhand der Rezensionen, der detaillierten Kritik verschiedener Buecher allmaehlich weiss: Aha, der oder dieser Rezensent hat offenbar einen aehnlichen Geschmack wie ich - seine Empfehlungen werde ich genau unter die Lupe nehmen.)


    Mein Kopf hat das verbucht. Er muss jetzt nur noch aufhoeren, mit dem Fuss zu stampfen und "will aber" zu greinen ...


    Alles Liebe von Charlie Fusskopf

  • Hallo Muriel,


    eigentlich habe ich mich über Deinen Threadtitel "ich muss auch mal gebauchpinselt werden" gewundert.
    Gerade angemeldet suchst Du in einem Bücherforum wie den Büchereulen nach Bestätigung für Dein erstes Buch, die Du bei Amazon nicht erhalten hast.
    Die Rezension bei Amazon habe ich gelesen und halte sie zwar nicht für professionell, aber für durchaus sachlich. Insbesondere der Schlusssatz des Beitrags, der Dir für die weiteren Bücher Erfolg wünscht, zeigt, dass dieser Leser Dir nicht übel gesonnen war; er hat lediglich seine Meinung wiedergegeben.
    Und zur Meinungsmache darf und muss auch gehören, Kritik zu äußern.
    Genauso wie der Autor mit seinen Veröffentlichungen das Publikum sucht, darf es dem Leser nicht verwehrt sein, sich öffentlich auszutauschen.
    Hier im Forum geben die Teilnehmer ihre Eindrücke zu Büchern wieder; oft sind die Eulen voll des Lobes, manchmal wird hart am Wind diskutiert.
    Der Autor, der das nicht aushält, sollte sich vom Forum fernhalten bzw. überlegen, ob er das Schreiben für die Öffentlichkeit nicht lassen sollte, wenn er nicht mit Kritik umgehen kann.


    Eine letzte Anmerkung: Dein Buch zu bewerben und an den Mann oder die Frau zu bringen ist verständlich, dennoch wäre es schön, wenn das auf eine dezente Art und Weise geschieht. Schau Dich bei den Eulenautoren dazu mal um.

  • Womit wir wieder bei dem Dauerbrenner hier im Forum sind: muss eine negative Kritik argumentativ ausgearbeitet, höflich und möglichst zurückhaltend formuliert sein? Eigentlich doch nicht, Meinungen sind oftmals mit Emotionen verbunden, warum sollte man es mir nicht anmerken, dass ich ein Buch nicht nur schlecht fand, sondern mich richtiggehend geärgert habe?


    Bei den Filmkritiken hier dürfte es keiner Eule einfallen, auf die persönlichen Gefühle von Steven Spielberg Rücksicht zu nehmen und sich deshalb "Dieser Film war ganz großer Schrott, bescheuerte Typen, beknackte Story, Scheißtricks" zu verkneifen, um es dann so zu formulieren:
    "Mir persönlich hat dieser Film nicht gefallen, da die Protgonisten in meinen Augen unglaubwürdig gehandelt haben, der Plot einige logische Mängel aufweist und zudem die technische Umsetzung verbesserungswürdig wäre" :wow


    Da hier viele Autoren unterwegs sind, sind Kritiken hier tatsächlich entschärft, werden "konstruktiv", also an den Autor gerichtet, was er besser machen könnte, anstatt einfach Mitleser vor schlechten Büchern zu warnen. Das sorgt zwar für ein recht entspanntes Klima hier im Forum, nimmt aber auch viel Leidenschaft aus der Diskussion über Bücher, was irgendwie auch schade ist

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Die gleiche Leidenschaft wird uns Autoren dann aber schon mal abgesprochen. Wenn wir auf harte Rezensionen leidenschaftlich reagieren, sind wir unprofessionell und vertragen keine Kritik. Das hatten wir schon. Klar ist das ein Bücherforum Leser für Leser. Aber wir sind nun mal da. Nicht ohne Stolz wird das ja auch "Eulenautoren" genannt. Und wir kriegen es mit. Da wünscht man sich eben auch von den Rezensenten Professionalität, die damit beginnt, mal nicht alles nur sch.... zu finden, sondern zu begründen. Das tut dann, wie gesagt, auch weh, aber man hat wenigstens nicht das Gefühl, einfach mal so einen Tritt zu kriegen, sondern wenigstens ernst genommen zu werden. :-) Was ja zum Glück auch bei den Eulen in den meisten Fällen so ist.


    @Muriel: Du hast tatsächlich den Neueinsteigerfehler gemacht. :-) Beteilige dich doch hier mal am Forengeschehen, irgendwo reinplatzen und rufen "hey, ich hab ein Buch geschrieben" ist nicht der feinste Auftritt. :keks


    lg Claudia

  • Zitat

    Original von DD: Da hier viele Autoren unterwegs sind, sind Kritiken hier tatsächlich entschärft, werden "konstruktiv", also an den Autor gerichtet, was er besser machen könnte, anstatt einfach Mitleser vor schlechten Büchern zu warnen. Das sorgt zwar für ein recht entspanntes Klima hier im Forum, nimmt aber auch viel Leidenschaft aus der Diskussion über Bücher, was irgendwie auch schade ist


    Leidenschaft ist ein gutes Stichwort. Ich würde gern mal über ein Buch schreiben:"Der Roman von xy ist für die Tonne. Liebe Eulen kauft es Euch nicht."
    Warum ich es nicht tue? Ich übe - ob ich es will oder nicht - extreme Kritik am Baby eines Autors und damit automatisch am Verfasser und seinem Gedankengut und erwecke den Eindruck, persönlichen Frust an zweihundert Seiten Papier auszulassen.
    Und der Autor wird es unweigerlich persönlich nehmen, vielleicht harsch reagieren, es kommt zu einer Schlammschlacht und im schlimmsten Fall zu einer niveaulosen Diskussion; im besten Fall schluckt der mitlesende Autor und hält sich zurück. Der Leser jedenfalls steht am Ende als der Dumme dar und muss sich nachsagen lassen, sich mit seinem Beitrag disqualifiziert zu haben und wird im worst case von anderen Eulen gemieden.

  • Dass man hier nicht allzu kritisch sein darf, ist mir auch schon aufgefallen.


    Ich übe zwar meistens ohnehin so sachlich und konstruktiv wie möglich Kritik, habe aber auch schon erlebt, dass andere Leser, die von einem Buch sehr angetan waren, das mir nicht gefiel, mit - im besten Fall - Unverständnis reagierten.
    Dabei würde ich über manches Buch auch gerne mal sagen "Das war richtig schlecht."
    Natürlich ist man gefrustet, wenn einem ein Buch nicht gefallen hat, und das Bedürfnis, dies auszudrücken, ist sicher auch verständlich.
    Persönlich verletzten möchten wahrscheinlich die wenigsten. So weit denkt man oft gar nicht. Das ist wirklich eher so wie bei der oben angesprochenen Filmkritik. Man sagt einfach, was man denkt, ohne eine Absicht, Steven Spielberg beleidigen oder diskreditieren zu wollen. Wenn man deswegen gleich ausgegrenzt wird bzw. als "der Dumme dasteht", ist das sehr schade und erinnert fast ein bisschen an Zensur.


    Das Thema Kritik ist alles in allem eben eine Gratwanderung, und zwar eine ziemlich schwierige.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Dem ist nichts hinzuzufügen, Salonlöwin.
    Aber zum Glück habe ich ja noch reale Menschen um mich, die ich in einem solchen Fall vollmaulen kann. Übrigens fällt mir gerade auf, dass ich die Eulenbücher, die ich gelesen habe, zwar bisher nicht sensationell fand, aber einen üblen Verriss musste ich mir bisher auch nicht verkneifen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • ...wie ich mit "Kritiken" umgehe, habe ich ja weiter oben schon gesagt...alles in Relation setzen.


    Nur, wenn wir das WORT KRITIK durch das Wort MEINUNG ersetzen, personalisieren wir die Kritik zu dem, was sie sein soll....die Ansicht eines Einzelnen und zetzen es nicht mit einem massiven Angriff auf Autor/in gleich.


    euer hef :knuddel1