Kann mir jemand bitte mal den Unterschied zwischen Belletristik und Zeitgenössisches erklären?

  • @ magali


    Es gibt doch aber ein vielfältiges Angebot. Es ist doch kein Jugendlicher verpflichtet, ausschließlich Bücher aus der Jugendbuchabteilung zu lesen.
    Außerdem hast Du mir doch gestern noch erklärt, wie teilweise auch schonungslos gerade heutige Jugendbücher ernsthafte Themen schildern.


    Ich versteh jetzt irgendwie gar nichts mehr. ?(


    Und ich sehe grade was so Vampirsachen oder auch Zauberergeschichten angeht gar nicht unbedingt die Gefahr bei den Jugendlichen, sondern bei den Erwachsenen. Solche Bücher gehen weg wie warme Semmeln, aber sicher nicht deshalb, weil alle Jugendlichen dieser Welt nun plötzlich ihr gesamtes Taschengeld für solche Bücher opfern. Man möge mich steinigen, aber für mich begann das Elend mit Harry Potter.

  • Hallo zusammen :)


    Nun muss ich mich doch mal an eurer Diskussion beteiligen. Lese schon die ganze Zeit interessiert mit.


    Aber nun muss ich wirklich mal was sagen.


    Ich habe einige Monate (zu Beginn meiner Ausbildung) in der Kinder- und Jugendbuchabteilung gearbeitet.
    Und mir ist gerade einfach schleierhaft, warum die "normalen" Jugendbücher, wie Harry Potter und auch die Vampirromane, hier so verteufelt werden.
    Ich möchte wirklich niemanden persönlich angreifen. Das ist keineswegs meine Absicht!
    Ich verstehe es nur einfach nicht.


    Wir sollten heutzutage froh sein, wenn die Generation die heute zwischen 14 und 18 Jahren ist, noch gerne ein Buch in die Hand nimmt.
    Und wenn es diesen Jugendlichen Spaß macht Vampirromane zu lesen, dann sollte man das akzeptieren.
    Nur weil diese Jugendlichen diese Romane lesen sind sie noch lange nicht dumm oder schlechter, als die Jugendlichen, die sich vielleicht ernsthaft für Hesse und dergleichen interessieren. (Ich weiß, das hat niemand hier gesagt!)


    Ich kann verstehen, wenn man sich danach sehnt, dass ein Jugendlicher zumindest weiß wer Hesse ist.
    Aber vielleicht muss man auch einsehen, dass sich die Literatur und vor allem die Einstellung und Erziehung verändert hat.
    Bücher wie "Harry Potter" oder auch "Der Vampir den ich liebte" sind keineswegs nur Unterhaltungsliteratur. Nicht in den Augen der Kinder und Jugendlichen. Sie gehören in diese Zeit, in die Generation der Jugendlichen, sie sind Teil ihrer Kindheit, ihrer Entwicklung. So wie es damals Hesse für die ältere Generation war (um das mal überspitzt zu formulieren).
    Die Jugendlichen finden dort einen Ort an dem sie sich zurückziehen können, sie lernen zum Teil auch daraus. Wieso also sollte diese Form der Literatur so schlecht für die Jugendlichen sein?
    Warum diese Bücher so verteufeln?


    Wenn ein Jugendlicher seine gesamte Jugend über Bücher gelesen hat, wie "Harry Potter", "Percy Jackson", "Seven Souls", "Der Vampir den ich liebte", "Eine wie Alaska", "Arena Thriller" , und später vielleicht zu Romanen von Tommy Jaud greift, dann ist daran doch nichts schlechtes.
    Wenn er zu Hesse greift. Auch schön.


    Ich finde es großartig, wie ihr euch für eure Meinungen und die Entwicklung von Jugendlichen und deren Leseverhalten stark macht.
    Und ich weiß, dass hier niemand alle über einen Kamm schert.
    Aber wir sollten alle nicht vergessen, dass ein Mensch nicht weniger wert ist, wenn er sich in seiner Jugend eher für Harry Potter interessiert hat, als für Hesse.


    Wie sich das Leseverhalten der Jugendlichen in den nächsten Jahren entwickeln wird, ist eine interessante Debatte. Da wird es viel zu entdecken geben.
    Ob sie nun Hesse lesen, oder nicht. Das können wir sowieso nicht bestimmen.
    Und ich fänd es furchtbar meinem Kind tiefschürfende Literatur aufzudrängen, wenn es darauf überhaupt keine Lust hat.


    Das das lesen von literarisch anspruchsvollen Texten wichtig ist, mag ich gar nicht abstreiten. Aber auch nur, wenn dabei der Spaß am Lesen nicht verloren geht!


    Somit, danke für diese spannende und interessante Diskussion,
    liebe Grüße,
    Jacky :winkt

  • Frettchen


    das Angebot ist ungleich verteilt. Es gibt ungleich mehr leichte Kost als solidere und solide.


    Die Lesegewohnheiten von Erwachsenen sind wieder ein anderes Thema. Und zu Harry Potter haben wir einige interessante Threads. Sicher kann man über diese Bücher geteilter Meinung sein.
    Ich halte sie für einen Meilenstein der erzählenden Literatur (zeitgenössische Belletristik :grin) des ausgehenden 20. Jahrhunderts.


    Man könnte sich z.B. streiten, ob und inwieweit HP Kinderbuch, Jugendbuch oder schon in Richtung Romane für Erwachsene geht. Fanatsy oder Jugendbuch? Jugend- Fantasy?



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Letztendlich liegt es doch aber auch sehr an den Eltern, was die Kinder Teenies zu lesen bekommen bzw. womit sie anfangen.
    Vernünftige lesefördernde Elternteile schenken ihren Kindern Bücher, die nicht nur vor glitzernden Vampiren strotzen, sondern die sie für sinnvoll halten.


    Einige der ersten Bücher, die mein Vater mir zu lesen gab, waren übrigens "Die Päpstin" (da war ich 9 Jahre alt), "Die Säulen der Erde" und "Der Medicus". :wave


    (Angefangen habe ich auch nicht mit Stephenie Meyer, sondern mein erstes selbst gelesenes Buch war von Astrid Lindgren.)

  • Phantasia09


    hallo, heimliche Mitleserin :-)
    Danke für die Einsichten direkt aus der Buchhandlung!


    Wenn hier Titel genannt werden, sind sie als Beispiel zu sehen. Sie stehen für die Gattung.
    'Verteufelt' soll hier nichts werden. Vampir-Liebesgeschichten und Anverwandtes gibt es in unterschiedlicher Qualität, da hast Du völliog recht,. Wenn ich diese Bücher genannt habe, dann als Beispiel für leichtere Unterhaltung und weil sie zahlenmäßig recht verbreitet sind.


    Sicher finden sich Jugendliche mit nicht wenigen ihrer Probleme in Geschichten wieder, die vornehmlich der Unterhaltung dienen. Sie sollen sich ja auch in gewissem Maß damit indentifizieren. Im Land der Märchen können wichtige Konflikte aus dem richtigen Leben oft besser durchgespielt werden.


    Aber gerade Jugendlche (es geht hier bewuß nicht um Kinder, jedenfalls von mienr Seite her, Kinderbuch ist ein anderes Feld) sollen recht bald die Möglichkeit haben, über sich und ihre Welt hinauszugehen. Anderes kennen zu lernen, auch Fremdes. Es geht beim Lesen nicht nur darum, sich selbst zu finden und sich wohlzufühlen. Sondern auch Fragen nachzugehen, Antworten zu entdecken, die eventuell einmal oder auch zwei - und dreimal nicht ins eigene Weltbild passen, eben weil das Weltbild von Jugendlichen noch beschränkt ist.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Dori


    interessanter Einblick. Und was hast Du als Neunjährige mit der Päpstin angefangen? Ich meine ernsthaft?
    Und der Follett? Hast Du es verstanden? War Dir das nicht zu dick? Konntest Du das wirklich lesen?
    Oder warst Du dann schon Teenie?


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Es ist doch viel Versuch und Irrtum dabei wenn man sich als Jugendlicher an die Welt der (Erwachsenen-)Bücher rantastet. Weil's bei uns auf dem Dorf keine Bücherei gab, habe ich so im Alter von 10 bis 14 das gelesen, was meine Verwandtschaft im Bücherschrank hatte: Simmel und Konsalik, diverse Romane, die in Asien spielten (von der Cousine), Colette (nicht verstanden), einige russische Romane (vom Vater, Inhalt damals nicht kapiert), massenweise Science Fiction (vom Cousin), alles Mögliche über Archäologie und die Geschichte der Medizin (von meiner Großmutter).


    Vieles war Schrott, manches hatte Niveau, ein paar Interessensgebieten bin ich treu geblieben. Anderes würde ich heute nicht mehr mit der Feuerzange anfassen. Geschadet, denke ich, hat mir nix.


    Ich würde jeden Menschen lesen lassen, was er mag.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von magali


    das Angebot ist ungleich verteilt. Es gibt ungleich mehr leichte Kost als solidere und solide.


    Das ist der springende Punkt. Ich kann jetzt aus aktueller Erfahrung nur über die Kinderbuch-Abteilungen reden. Die sind bei mittlerweile richtig groß, aber was gibt's da zu finden? Selbst bei Lehmanns, die eine recht große Auswahl, sind die Regale gefüllt mit Reihen:Lillifee, Conny, 3? junior, TKKG, Funke usw. dann gibt's noch ein paar Fächer Ende, Lindgren oder Kästner. Dazwischen gibt es zwar immer mal wieder ganz nette Kinderbücher, aber die muss kind erstmal zwischen dem ganzen Glitzer finden.
    Wenn ich nicht zwei Expertinnen im Bekanntenkreis hätte, die den Nachwuchs mit Lesestoff versorgen, hätte ich Schwierigkeiten, immer geeignete Bücher abseits dieses Einheitsbreis zu finden.


    Edith hat gerade meine Kleine gefragt, ob man im Buchhandel gute Kinderbücher finden kann. Antwort: ja, wenn man lange sucht oder weiß, was man suchen muss :learn

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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  • Naja, die Päpstin hab ich nur halb gelesen, ein paar Jahre später dafür dann vollständig nochmal.


    "Die Säulen der Erde" habe ich sogar relativ gut verstanden, da war ich aber auch schon zwölf oder so. Ähnlich wie beim "Medicus" wird ja alles, was man wissen muss, um das Buch zu verstehen, erklärt.


    Außerdem hab ich mich regelmäßig riesig darüber amüsiert, wie Klassenkameraden oder andere Erwachsene geschaut haben, weil ich so dicke Hoschies gelesen habe... :chen


    Also meine Kernaussage war somit nur, dass man keinesfalls das Elternhaus vernachlässigen sollte, da Eltern ja auch, wenn sie sich wirklich für ihr Kind und seine Vorlieben interessieren, Einfluss nehmen können.

  • Dori


    danke für die Antwort.
    Sicher hast Du recht, daß man andere Einflüsse auf junge Leserinnen und Leser nicht vernachlässigen soll. Aber es geht unverändert um die Lektüre von dem, was als 'Jugendbuch' gesehen wird. Und falls Eltern und andere Verwandte/Bekannte z.B, ein Buch für Jugendliche kaufen, landen sie unweigerlich in der entsprechenden Abteilung der Buchhandlung.


    DraperDoyle


    ich hätte gern ein Gutes-Buch-Suchgerät. Das würde mir meine depressiven Anfälle zweimal pro Jahr ersparen, wenn ich in den Neuerscheinungen graben muß. :cry
    Vielleicht kann das Kind später mal so etwas erfinden?



    Vandam


    Jeden Menschen lesen lassen, was er will?
    Na, jetzt aber!
    Wenn's so einfach wäre ...




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von Vandam
    Ich würde jeden Menschen lesen lassen, was er mag.


    Da muss doch ein Aufschrei hier durch die Menge gehen! :lache


    Hast du keine Ambitionen, Vandam, deine Lieblingsbücher unter die Leserschaft zu bringen?


    Im Prinzip hat natürlich jeder das Recht und die Freiheit die eigenen Lektüre selbst auszuwählen. Aber Hilfestellungen, Anregungen und Vorschläge sind bestimmt nichts Schlechtes.


    Vergleichen wir doch mal das Lesen mit dem Kochen. Klar kann ich mir auch autodidaktisch das Kochen beibringen. Man lernt durchaus durch Versuch und Irrtum, doch die Frage ist, ob es nicht einfacher und sinnvoller ist, sich manches zeigen zu lassen.


    Denn Fehlschläge können auch entmutigen. Egal ob das beim Kochen oder beim Lesen ist. Und Zeit kostet es allemal sich mühsam selbst einen Weg durchs Dickicht zu suchen.


    Und wie mit allem im Leben kommt es natürlich auf die Dosierung an. Auschließlich vorbestimmte Lektüre finde ich genauso schlecht wie immer alleine im Trüben fischen.


    Auch jetzt, da ich mich als "mündigen Leser" betrachte, lasse ich mir gerne Lesetipps geben.

  • Zitat

    Original von magali
    Phantasia09


    hallo, heimliche Mitleserin :-)
    Danke für die Einsichten direkt aus der Buchhandlung!


    Wenn hier Titel genannt werden, sind sie als Beispiel zu sehen. Sie stehen für die Gattung.
    'Verteufelt' soll hier nichts werden. Vampir-Liebesgeschichten und Anverwandtes gibt es in unterschiedlicher Qualität, da hast Du völliog recht,. Wenn ich diese Bücher genannt habe, dann als Beispiel für leichtere Unterhaltung und weil sie zahlenmäßig recht verbreitet sind.


    Ach das weiß ich ja.
    Wie gesagt, ich möchte ja auch niemanden persönlich angreifen.
    Nur es klang plötzlich so, als wäre nur Hesse und ähnliches gute Kost für Jugendliche. Und Harry Potter das Böse und Schlechte, was die Jugendlichen vom rechten Weg abbringt (überspitzt formuliert).


    Zitat

    Sicher finden sich Jugendliche mit nicht wenigen ihrer Probleme in Geschichten wieder, die vornehmlich der Unterhaltung dienen. Sie sollen sich ja auch in gewissem Maß damit indentifizieren. Im Land der Märchen können wichtige Konflikte aus dem richtigen Leben oft besser durchgespielt werden.


    Ja da geb ich dir vollkommen Recht.


    Zitat

    Aber gerade Jugendlche (es geht hier bewuß nicht um Kinder, jedenfalls von mienr Seite her, Kinderbuch ist ein anderes Feld) sollen recht bald die Möglichkeit haben, über sich und ihre Welt hinauszugehen. Anderes kennen zu lernen, auch Fremdes. Es geht beim Lesen nicht nur darum, sich selbst zu finden und sich wohlzufühlen. Sondern auch Fragen nachzugehen, Antworten zu entdecken, die eventuell einmal oder auch zwei - und dreimal nicht ins eigene Weltbild passen, eben weil das Weltbild von Jugendlichen noch beschränkt ist.


    Ja, das man Kinder und Jugendliche trennt finde ich auch richtig so. Im Hinblick auf Bücher.
    Ich habe auch nur von Jugendlichen gesprochen.
    Ja natürlich soll das Lesen auch zum nachdenken anregen. Aber ich finde es ist und bleibt ein Hobby, eine Leidenschaft und muss Spaß machen.
    Wenn man dem Kind aufzwingt, dass es über das gelesene unbedingt nachdenken muss oder das es unbedingt mal Hesse (ist in dem Fall immer nur ein Beispiel) lesen muss um über den Tellerrand hinausschauen zu können, dann finde ich das nicht okay und das ist einfach meine persönliche Einstellung.




    @ Dori:
    Natürlich ist es wichtig, dass auch die Eltern einen kleinen Blick auf die Bücher haben, die die Jugendlichen lesen. Bei Kindern noch mehr als bei Jugendlichen.
    Aber wie oben auch schon gesagt, ich würde meinem Kind nie etwas aufzwingen, was es nicht interessiert. Wenn mir mein Teenie-Kind sagt, dass es sich für historische Romane interessiert: Bitte, dann soll es soetwas bekommen. Aber wenn ich weiß, dass es das überhaupt nicht interessiert, dann werde ich einen Teufel tun und ihm Ken Follett oder dergleichen (nur als Beispiel, da du das angeführt hast) aufdrängen.
    Denn davon hat der Jugendliche noch weniger.



    DraperDoyle :
    Noch einmal aus dem Inneren einer Buchhandlung.
    Die Regale sind natürlich damit gefüllt, wo die Nachfrage am größten ist.
    Das dabei auch einige Klassiker verschwinden oder "anspruchsvolle" Kinder und Jugendliteratur verschwindet bleibt dabei leider nicht aus.
    Schade und traurig ist das allemal.
    Aber man muss auch hier immer bedenken, dass die Buchhandlungen natürlich vom Verkauf leben und schauen müssen, was sich verkauft und was ein Ladenhüter bleibt.
    Aber es gibt auch unter den "modernen" Sachen wirklich schöne Bücher. :-)
    Nicht alles ist so schlecht, wie es auf den ersten Blick scheint.



    Noch einmal allgemein:
    Ich finde es ebenso wichtig auf das zu achten, was Jugendliche lesen sollten.
    Aber man sollte - vor allem als Elternteil und auch als Buchhändler - nie vergessen: Was interessiert den Jugendlichen.
    Wenn ich eine 16-jährige vor mir stehen habe, die Vampirgeschichten über alles liebt (um mal dem Klischee treu zu bleiben), dann kann ich nicht hingehen und ihr einen dicken fetten historischen Roman hinhalten.
    Ich kann es ihr vorschlagen, aber auch nur wenn ich sicher bin, dass sie ein gewisses Interesse dafür zeigt.


    Liebe Grüße,
    Jacky :winkt


  • Ich muss Phantasia zustimmen. Bei Dir klingt es so, als würde aus Jugendlichen, die keine "tiefschürfenden" Bücher lesen, nix werden und deren Weltbild bliebe für immer beschränkt. Das ist doch Unsinn. Es gibt doch außer Büchern noch mehr Dinge im Leben, die einen beeinflussen und zu einer Entwicklung bringen. Was ist mit all den Menschen, die gar nicht lesen?
    Für manche Menschen ist lesen mehr als nur Unterhaltung. So scheint es bei Dir zu sein und bei mir ist es auch so. Aber für andere Menschen ist es eben doch nur ein Zeitvertreib. Aber deshalb sind diese Menschen ja nicht "beschränkt". Und ich kenne sehr viele Menschen, die studiert haben und in der Lage waren, komplexe Fachliteratur zu verstehen, die aber in ihrem ganzen Leben noch nie einen Roman freiwillig gelesen haben. Die Fähigkeit, Texte zu verstehen, scheint also nicht abhängig davon zu sein, ob man von Jugend an große Literatur liest oder nur Trivialliteratur oder evtl. sogar gar nicht liest.



    LG,
    Melanie

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Ich muss Phantasia zustimmen. Bei Dir klingt es so, als würde aus Jugendlichen, die keine "tiefschürfenden" Bücher lesen, nix werden und deren Weltbild bliebe für immer beschränkt. Das ist doch Unsinn. Es gibt doch außer Büchern noch mehr Dinge im Leben, die einen beeinflussen und zu einer Entwicklung bringen. Was ist mit all den Menschen, die gar nicht lesen?
    Für manche Menschen ist lesen mehr als nur Unterhaltung. So scheint es bei Dir zu sein und bei mir ist es auch so. Aber für andere Menschen ist es eben doch nur ein Zeitvertreib. Aber deshalb sind diese Menschen ja nicht "beschränkt". Und ich kenne sehr viele Menschen, die studiert haben und in der Lage waren, komplexe Fachliteratur zu verstehen, die aber in ihrem ganzen Leben noch nie einen Roman freiwillig gelesen haben. Die Fähigkeit, Texte zu verstehen, scheint also nicht abhängig davon zu sein, ob man von Jugend an große Literatur liest oder nur Trivialliteratur oder evtl. sogar gar nicht liest.
    LG,
    Melanie


    Ich glaube nicht, dass das so gemeint war, jedenfalls sehe ich es nicht so.
    Klar gibt es andere prägende und sicher auch wichtigere Dinge im Leben als Bücher. Obwohl ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich mit Leuten, die gar nicht lesen, häufig auf Dauer nicht sehr viel anfangen konnte. Deshalb sind sie keinesfalls weniger Wert oder beschränkt.
    Aber ich stelle bei einigen Menschen - hoffentlich kommt das jetzt nicht arrogant rüber -, die nicht lesen (die ich aber trotzdem mag), oft in meinen Augen eine himmelschreiende Unwissenheit in Punkt auf Geschichte, Allgemeinbildung, Politik etc fest. Und auch, wenn ich im Parallelthread bei Queretaro gleich "Max!" assoziierte, bin ich, wie sicher einigen klügeren Eulen aufgefallen ist (wenn sie mich das netterweise auch nicht direkt haben spüren lassen) in diesen Theman selbst keine "Leuchte". Ich finde das schlimm und traurig, vor allem, wenn diese Menschen Kinder haben. Oft geben sie dieses Desinteresse, das manchmal geradezu an Ablehnung grenzt (m.E. häufig eine Folge von Fehlern unsensibler Lehrer, die zu früh oder zu unmotivierend an zu schwere Bücher heranführen), nämlich an die nächste Generation weiter. Und Nicht-Leser versäumen nach meinem Dafürhalten so viel Schönes!
    Ich habe mehr Bücher gelesen als der Durchschnitt meiner Bekannten, Freunde, Kollegen und Verwandten. Trotzdem ich auch schon Autoren wie Thomas Mann gelesen habe, merke ich hier im Eulenforum aber immer wieder einmal, dass ich tatsächlich auf einer gewissen Stufe stehen geblieben bin. Manchmal versuche ich dann, mich auch schwierigeren Autoren zuzuwenden. Wenn hier soviele unterschiedliche Leseliebhaber vorhanden sind, ist es doch klar, dass das durchschnittliche Niveau höher ist als beispielsweise in einem Forum nur über Berte Bratt (die mal zu meinen Lieblingsautorinnen in Sachen Mädchenbücher gehörte).
    Und auch wenn es weder mein Portemonnaie noch meinen SUB freut, versuche ich, meinen Horizont zu erweitern.
    Wie schon mal gesagt, habe ich über diesen thread viel nachgedacht und ich glaube, ich weiß jetzt, warum so viele Menschen bei den einfacher gehaltenen vor allen älteren Büchern in der Richtung von Jugendbüchern stehenbleiben:
    Es ist so herrlich einfach.
    Die Rollen sind gut verteilt, alles und jeder hat seinen Platz. Die heutige Frau will emanzipiert sein, aber es ist doch zu schön, in der seichten Literatur zu schwelgen, in der stets der starke/reiche/kluge Held die Protagonistin rettet/heiratet.
    Klar ist sowas und Ähnliches, denn das war nur ein Beispiel, auch mal schön zu lesen, kann dem Harmoniebedürfnis und der Entspannung entgegen kommen, aber man bleibt stehen.
    Nun sind wir aber vom Thema "Zeitgenössisches oder Belletristik" ziemlich weit abgedriftet :grin
    Hierzu möchte ich noch anfügen, dass die Verlage selbst gelegentlich Verwirrung bei der Genreeinteilung stiften: Als Beispiel fällt mir da ein Buch von harimau ein, ich glaube, es waren die "Weißen Blüten", die wurden mE weit unter Wert schlicht als "Liebesroman" eingestuft...
    Ich hoffe, ich konnte so ungefähr rüberbringen, was ich meinte. Trotz der späten Stunde... :wave


    @ DraperDoyle: Danke! :knuddel1

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    ... schreckten vor dem Etikett "Jugendbuch" zurück, weil sie entweder Seichtes, oder aber Belehrendes erwarteten. Die hätten Tschick nicht gelesen, weil Jugendbuch draufsteht.


    Auf meinem Tschick steht nicht Jugendbuch, es ist völlig unauffällig als Roman erschienen, die Taschenbuchausgabe auch.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Hast du keine Ambitionen, Vandam, deine Lieblingsbücher unter die Leserschaft zu bringen?


    Natürrrlich! Deswegen stelle ich sie im Internet vor. Kinderbücher, Jugendbücher, Sachbücher, Romane ... Wer sie lesen mag, egal wie alt er ist, mag es tun. Wer nicht, soll es lassen.


    Die ganze Kategorisiererei ist für mich nur eine grobe Orientierungshilfe, die niemanden bevormunden sollte.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Phantasia09
    Ja natürlich soll das Lesen auch zum nachdenken anregen. Aber ich finde es ist und bleibt ein Hobby, eine Leidenschaft und muss Spaß machen.


    :write Das ist wirklich ein gutes Argument.


    Und es gibt vermutlich weitaus kuriosere Arten sich die Zeit zu vertreiben, als eine Vampirromanze zu lesen. Teppichfransen kämmen oder Socken farblich sortieren zum Beispiel. :grin

  • Zitat

    Original von Vandam
    Die ganze Kategorisiererei ist für mich nur eine grobe Orientierungshilfe, die niemanden bevormunden sollte.


    Damit hast du Recht.
    Meine Frage nach den Begriffen Belletristik und zeitgenössische Literatur hat sich ursprünglich nur auf die Handhabung hier in der Büchereule gerichtet. Ich konnte keine eindeutige Reglementierung erkennen und wollte wissen, ob es eine gibt und ich nur zu doof bin, sie zu erkennen.


    Aber so wie es aussieht, gibt es keine allgemeingültige Regelung und jeder verfährt nach eigenem Gutdünken. Somit ist meine Frage diesbezüglich beantwortet.


    Ich gucke nach wie vor in beiden Sparten und merke dann schon, welche Bücher mich ansprechen. ;-)

  • Sorry, ich bin gestern nachmittag ausgestiegen, als ihr plötzlich schneller gepostet habt als ich lesen konnte. :wow


    Habe mittlerweile alle Posts gelesen, aber meine Frage wurde imho immer noch nicht zufriedenstellend (für mich) beantwortet. Ich bin ganz Eurer Meinung, wenn ihr sagt, daß die Jugendbuchabteilung zu aufgebläht ist, weil es ungefähr 100 neue Vampir-Liebes-Schmonzes pro Jahr gibt, die dort alle im Regal stehen. Aber ich verstehe nicht, wieso man sich dann nicht freut, wenn etwas aus dem Erwachsenen-Bereich als Kontrastprogramm daneben steht? Statt über Herrndorf zu Hesse zu finden, finden die Jugendlichen eben erstmal über Meyer zu Herrndorf. Wie gesagt, der Sprung in den Erwachsenen-Bereich wird imho auf jeden Fall vollzogen, kaum ein Jugendlicher wird sich nicht irgendwann als zu alt für (ausschließlich) Jugendbücher betrachten, egal ob mit 15 oder mit 20. Wenn er/sie bis dahin dann schon Tschik und Co gelesen hat, ist das imho doch besser, als wenn er/sie bis dahin ausschließlich die Vampir-Schmonzetten gelesen hätte, wegen denen er/sie ja sowieso nicht aus der Jugendbuchabteilung rauskommt. Hoffe, meinen Punkt diesmal einigermaßen verständlich dargelegt zu haben.


    magali : Eine kleine Bitte. Falls Du auf diesen Beitrag antworten möchtest, könntest Du eventuell versuchen, auf den Gesamtkontext einzugehen, statt jeden Satz einzeln zu beantworten? :grin

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Aber ich verstehe nicht, wieso man sich dann nicht freut, wenn etwas aus dem Erwachsenen-Bereich als Kontrastprogramm daneben steht?


    In Bezug auf die Jugendlichen gesehen, freue ich mich darüber natürlich. Ich habe aber von vornherein die andere Richtung betrachtet:


    Ein als Jugendbuch deklarierter Roman entgeht womöglich vielen Erwachsenen und jenen Jugendlichen, die einen Bogen um die sog. Jugendliteratur machen. Ich habe also den Umkehrschluss gezogen.


    Ein ganz persönliches Beispiel:


    In der Bücherei lag (damals) "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak bei den Neuanschaffungen. Ich habe es ausgeliehen, gelesen und war begeistert. Nun ist es aber so, dass die Bücherdiebin als Jugendbuch deklariert wird. Hätte ich es nicht zufällig bei den Neuerwerbungen gesehen, wäre es mir vermutlich entgangen, weil ich im Allgemeinen nicht in der Jugendbuchabteilung nach Lesestoff suche.


    Deswegen sehe ich die Bezeichnung Jugendbuch für einige Romane, die es meines Erachtens gar nicht sind, kritisch.