Kann mir jemand bitte mal den Unterschied zwischen Belletristik und Zeitgenössisches erklären?

  • Zitat

    Original von Ida


    Nach ein wenig Nachdenken (soll ja manchmal helfen ...) kann ich das nun doch nicht ganz so einfach schlucken. Wenn jemand heute einen historischen Roman schreibt, sagen wir mal: "Die Töchter der Henkerinnen", der im Mittelalter spielt und vielleicht - vielleicht! - ein neues Licht auf die Thematik wirft oder sonst etwas Besonderes an sich hat, dann ist das zeitgenössisch? Nee, oder? :gruebel Auch auf die Gefahr hin, mich hier als das Gegenteil einer Expertin zu outen: Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass die Entstehungszeit des Werkes in einem wie auch immer gearteten Zusammenhang mit dem Werk stehen sollte, damit es als zeitgenössisch durchgeht.


    Hallo Ida,


    ich habe zwar nicht Literaturwissenschaft studiert, bin aber ziemlich sicher, dass es wirklich nur um das Entstehungs-/Veröffentlichungsdatum geht. Zeitgenössisch bedeutet einfach, einer Zeit zugehörig. Und wenn wir - mal übertrieben gesagt - in einer Welt leben würden, wo allen das "Jetzt" total egal ist und alle nur an die Zukunft denken und daher nur Science Fiction geschrieben würde, dann gelte auch das als zeitgenössisch und spätere Generationen würden dann über uns mal sagen: guck, die haben sich nie Gedanken gemacht über das "Jetzt", sondern nur rumgesponnen, wie es in Zukunft mal sein wird. ....Mal so als ganz blödes Beispiel.
    Und bei so einem Roman kann mal selber hier im Forum dann natürlich es einstellen unter Science Fiction - würde ich auch tun -, aber es gilt dennoch als zeitgenössisch.


    magali :
    ja, ich finde es auch spannend. Und Du hast Recht, vermutlich könnten einige Verwirrungen vermieden werden, wenn die Rubrik gleich "Zeitgenössische Literatur" hieße. ....Und dann könnten wir diskutieren, was nun Literatur ist :grin Denn es gibt ja auch Trivialliteratur.


    LG,
    Melanie

  • Zitat

    Original von Frettchen
    . Und wenn wir - mal übertrieben gesagt - in einer Welt leben würden, wo allen das "Jetzt" total egal ist und alle nur an die Zukunft denken und daher nur Science Fiction geschrieben würde, dann gelte auch das als zeitgenössisch und spätere Generationen würden dann über uns mal sagen: guck, die haben sich nie Gedanken gemacht über das "Jetzt", sondern nur rumgesponnen, wie es in Zukunft mal sein wird. ....Mal so als ganz blödes Beispiel.


    Moment, da muss ich mal leicht off-topic-mäßig einhaken. Vielen Science Fiction-Autoren und Lesern ist das Jetzt keineswegs egal. Oft handelt es sich um Extrapolationen gegenwärtiger Themen und Motive (Beispiel-Ansatz einer Science Fiction Geschichte: Was passiert wenn X so weiter geht? Wie verändert sich unsere Gesellschaft? Was können wir für die Gegenwart aus diesen Erkenntnissen ziehen etc.).


    Ich finde die Grenzen fließend und finde die Diskussion Belletristik oder Zeitgenössisch nicht abschließend beantwortbar und ich halte das auch nicht wirklich für notwendig (abgesehen von einer halbwegs sinnvollen Einteilung der Bücher in Buchläden und wenn sich da bestimmte Trends fortsetzen erübrigt sich auch dieser Grund).


    Science Fiction (und zum Teil auch Fantasy als verwandtes Genre) ist für mich tatsächlich ein gutes Beispiel dafür wieso es mit der Einteilung nicht so richtig klappen will.


    Margaret Atwood und Cormac McCarthy haben zuletzt Endzeitgeschichten geschrieben (eindeutig ein Science Fiction-Motiv). Kazuo Ishiguro übers Klonen. Nobelpreisträger Jose Saramago hat ein phantastisch gegrägtes Werk hinterlassen, mit Die Stadt der Blinden als möglichen Höhepunkt, in der eine phantastische Idee (was wenn alle Menschen plötzlich erblinden) im Mittelpunkt steht.


    Alle diese Bücher werden der zeitgenössischen Literatur zugeordnet und ich habe persönlich auch kein Problem damit. Es ist vielleicht tatsächlich so, dass man heute (unter Zeitgenossen) sich für diese Themen stärker interessiert. Die Autoren greifen bestimmte Ängste auf, technischer Fortschritt zieht mehr und mehr in die Haushalte ein etc.


    Es gibt aber auch Bücher, die eindeutig als "Science Fiction" gekennzeichnet sind, sich aber inhaltlich von oben genannter Literatur kaum unterscheiden. Da ersetzt man Atwood vielleicht mit LeGuin, McCarthy mit Philip K. Dick, Ishiguro mit Nancy Kress und Saramago mit Ballard. Es gibt endlos viele Permutationsvarianten in diesem Spiel. Die Differenzierung ist da reines Marketing.


    Ich gebe zu, und da siedele ich auch meine persönliche Gebrauchsdefinition von Belletristik an, dass Autoren oftmals bewusst in Genre-Konventionen und Schablonen denken, d.h. wenn ein Autor z.B. einen Roman schreibt und sich dabei bewusst bestimmter Schablonen eines Genres bedient (was nichts Schlimmes ist und auch aus Positionierungsgründen verlagsseitig bestimmt gerne gesehen wird) dann ist es für mich Belletristik. Kann man den Roman keinem Genre zuordnen werde ich ihn in einem Buchladen unter Zeitgenössisch suchen, was wie gesagt, für mich auch der einzige Zweck einer solchen Zuordnung ist und bleibt.

  • Hm, hm, hm......kompliziert alles. :gruebel
    Hast Recht, Googol. Science Fiction entsteht natürlich aus dem Jetzt und dann entsteht daraus eine Utopie oder eine Dystopie, je nachdem, wie optimistisch man ist. Aber ich wollte ja auch nur sagen, dass ein Roman, der heute geschrieben wird und aber in 200 Jahren spielt, dennoch als zeitgenössisch gilt. Und Du hast das besser erklärt als ich warum.


    Hm. Und ich muss gestehen, als Science Ficition stufe ich Romane ein, die ich jetzt nicht soooo anspruchsvoll finde. Ich würde es nicht übers Herz bringen, Die Stadt der Blinden oder auch Alles, was wir geben mussten als Science Fiction "abzutun".
    Ich unterscheide da wohl irgendwie nach: was steht im Vordergrund? Wirklich das rein Zukünftige,was ist möglich bzw. was bedroht die Menschen in der Zukunft? Oder geht es um Fragen, die man sich als Mensch immer stellen sollte und die einfach nur verpackt sind in eine Geschichte, die in der Zukunft spielt?
    Leon de Winters "Das Recht auf Rückkehr" spielt auch in der Zukunft. Aber auch das wär nie und nimmer für mich Science Fiction.


    LG,
    Melanie

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Hm. Und ich muss gestehen, als Science Ficition stufe ich Romane ein, die ich jetzt nicht soooo anspruchsvoll finde. Ich würde es nicht übers Herz bringen, Die Stadt der Blinden oder auch Alles, was wir geben mussten als Science Fiction "abzutun".


    Wegen dieser ungerechten Definition von Science Fiction Literatur basierend auf nicht vorhandenem Anspruch sind die meisten Science Fiction Autoren übrigens schwere Alkoholiker :grin

  • Zitat

    Original von Googol


    Wegen dieser ungerechten Definition von Science Fiction Literatur basierend auf nicht vorhandenem Anspruch sind die meisten Science Fiction Autoren übrigens schwere Alkoholiker :grin


    Oje, das wollte ich keinem antun :grin
    Aber grad Alles, was wir geben mussten ist ja eigentlich klar Science Fiction und für mich aber dennoch "mehr". Von daher muss man da doch nicht gleich zu saufen anfangen, sondern einfach ein gutes Buch schreiben :grin

  • Zitat

    Original von Googol


    Oje, das wollte ich keinem antun :grin
    Aber grad Alles, was wir geben mussten ist ja eigentlich klar Science Fiction und für mich aber dennoch "mehr". Von daher muss man da doch nicht gleich zu saufen anfangen, sondern einfach ein gutes Buch schreiben :grin


    Aber Frettchen, was "mehr"? Das klingt so als wäre das Science Fiction Genre so etwas wie eine zweite Liga für Autoren, die zwar bestimmte Themen bearbeiten, aber nicht die Mittel haben, ihnen dieses mehr - ich nehme mal an Anspruch, Qualität oder dergleichen - ihren Werken hinzuzufügen. Zugegeben, 90% von dem was man in der Science Fiction findet ist einfach schlecht (aber 90% von allem ist schlecht, Sturgeon's Law). Auch zugegeben, dass viele Autoren bewusst in diesem Genre arbeiten, sich an anderen eindeutig als SF-Autoren identifizierbaren Autoren orientieren etc.


    Fakt ist aber auch, dass die Unterscheidung Science Fiction oder Zeitgenössisch bei den von mir genannten Autoren vollkommen willkürlich ist. Wäre Saramago Amerikaner und hätte er praktisch aus Versehen früh in seiner Karriere eine Kurzgeschichte an das falsche Magazin verkauft dann wäre Stadt der Blinden möglicherweise irgendwann als Science Fiction vermarktet worden. Unverändert. Reines Marketing. Reine Unterscheidung basierend auf Autorenbibliographie.


    Es gelingt kaum einem Science Fiction Autoren in die erste Liga aufzusteigen (ganz wenig Ausnahmen wie Jonathan Lethem oder Karen Joy Fowler) und es steigen auch keine Autoren ab. Wäre "Alles, was wir geben mussten" Science Fiction wenn der Autor ein schlechteres Buch geschrieben hätte? Natürlich nicht.


    Und als eingermaßen praktisch denkender Mensch beklage ich die Situation auch nicht weiter, wäre ja kompliziert wenn ich die Bücher von Ishiguro, Chabon, Atwood, McCarthy, Saramago, Powers etc. scheinbar willkürlich verstreut in den diversen Regalen eines Buchladens finden müsste, aber mit Verlaub die Definition ein Roman ist Science Fiction weil es kein anspruchsvoller Roman ist, ist Quatsch. Verbreiteter Quatsch, aber Quatsch.

  • na, so hab ich das auch nicht gesagt. Ich habe gesagt, ich selber würde einen Roman mit Anspruch nie unter Science Fiction einordnen. Ich habe nicht gesagt, ein Roman, der landläufig als Science Fiction gilt, ist nicht anspruchsvoll. Das ist ein Unterschied.


    Ich selber teile da offenbar anders ein als der Rest der Welt. Blödes Beispiel Film. Pans Labyrinth. Der wird als Fantasyfilm angeboten und vermarktet. Ich werde das nie verstehen. Für mich ist das ein Meisterwerk, das mit Fantasy rein gar nichts zu tun hat.


    Und so geht es bei mir bei Büchern auch. Ich sage nicht, Science Fiction ist immer anspruchslos. Ich sage nur, für mich ist das dann nicht mehr Science Fiction, egal wann die Handlung spielt und welche Phantasien der Autor zur Zukunft hat.

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Ich sage nur, für mich ist das dann nicht mehr Science Fiction, egal wann die Handlung spielt und welche Phantasien der Autor zur Zukunft hat.


    Es ist wirklich schade, dass manche Oberbegriffe eine minderwertige Klangfarbe verströmen. Ich glaube, es geht leider vielen so, dass sie mit Science Fiction anspruchslose Heftchenqualtiät verbinden.


    Mir bereitet oft die Bezeichnung "Jugendbuch" Bauchschmerzen. Weil ich damit Schlichtes, für kindliche Gemüter begreifbares Textmaterial verbinde. Vom Verstand her weiß ich, dass das Quatsch ist, es gibt in dieser Kategorie (wie in jeder anderen auch) Unterschiede wie Tag und Nacht. Trotzdem würde ich persönlich "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak nicht unter die Rubrik "Jugendbuch" einreihen.


    Aber zumindest ist hier eine Definition auszumachen. Ist der Protagonist Jugendlicher, gilt es als Jugendbuch.


    Die Oberbegriffe Belletristik und Zeitgenössische Literatur liegen für mich jedoch von der Wertigkeit auf gleichem Niveau. Dass das ein sehr subjektives Empfinden ist, habe ich anhand dieser Diskussion gut erkennen können. Hier einen allgemeingültigen Konsens zu finden, halte ich für unmöglich.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Mutige Aussage.


    :lache Die Definition von einem Krimi ist folgende: Es geschieht ein Mord und ein Ermittler (welcher Profession auch immer) sucht den Mörder.


    Natürlich lässt sich auch hier eine weitere Untergliederung vornehmen, z. B. eben auch den historischen Krimi.


    Um dein Beispiel aufzugreifen, Beo, Rezensionen zu Susanne Eders Büchern würde ich persönlich zu den historischen Romanen stecken. Allerdings wäre es auch logisch nachvollziehbar, wenn es jemand unter der Rubrik Krimis ablegt.


    Wohingegen ich bei den Oberbegriffen Belletristik und Zeitgenössische Literatur keine klaren Definitionen erkennen kann.


    Und eindeutige "Schubladen" gibt es eben schon. Vampirromane etwa. Da kommt alles rein, was mit Vampiren zu tun hat. Dass es dann innerhalb dieser "Schublade" meilenweite Qualitätsunterschiede gibt, ist selbstverständlich.


    Letztendlich greift immer noch die Verantwortung des Lesers selbst. Er muss überprüfen, was er zu lesen gedenkt. Wenn ich mich grundsätzlich nicht für Vampire interessiere, dann werde ich keinen Blick in diese Kategorie werfen. Wenn doch, dann findet man sehr schnell heraus, in welche Richtung die eigenen Präferenzen gehen.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Aber zumindest ist hier eine Definition auszumachen. Ist der Protagonist Jugendlicher, gilt es als Jugendbuch.


    :gruebel


    Das halte ich für ein Gerücht. Es wird doch Bücher über Jugendliche geben, die aber eher für "Erwachsene" geeignet sind, weil sie anspruchsvoller geschrieben sind, oder? :gruebel

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  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    :gruebel


    Das halte ich für ein Gerücht. Es wird doch Bücher über Jugendliche geben, die aber eher für "Erwachsene" geeignet sind, weil sie anspruchsvoller geschrieben sind, oder? :gruebel


    Aber das gilt doch für alle Oberbegriffe. Egal ob Jugendbuch, Krimi, historischer Roman usw. in jeder "Schublade" ist Triviales sowie Anspruchsvolles zu finden. Das ist es ja gerade, das manchem Leser Bauchschmerzen bereitet (siehe Frettchen mit der Science Fiction etwa oder auch mir mit dem "Jugendbuch-Dilemma").

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • Ich versuche, alles dem Inhalt nach zuzuordnen, unabhängig vom Niveau, denn ein Krimi bleibt ein Krimi und über das Niveau kann man geteilter Meinung sein. Kann ich es aus irgendeinem Grund nicht zuordnen - zB mehrere Genres wie bei historischen Krimis mit Liebesgeschichte, wenn da kein Genre eindeutig überwiegt, wandert es in Belletristik, sozusagen das Auffangbecken für schwer zuordenbare Unterhaltung.
    Zeitgenössisches ist für mich eigentlich eine Rubrik, in der ich Geschriebenes von Leuten, die pi mal daumen zu einer Zeit leb(t)en, in der auch heute noch lebende Leute gelebt haben (lassen wir "Jopie" jetzt mal außen vor*g*) einordnen würde, wenn sie über etwas aus ungefähr eben dieser Zeit geschrieben haben. Aber da können die Grenzen auch leicht mal verschwimmen, den Pyjamajungen könnte man auch als historischen Roman einordnen.
    Und Klassiker ist in meinen Augen alles, was mE irgendwie zur Allgemeinbildung gehört, man "muss" Karl May, Kästner, Courths-Mahler, Hauptmann, Storm, Fontane... (um jetzt einmal lediglich deutsche Autoren zu nennen) nicht gelesen haben oder gar schätzen, aber sie haben sich durch Generationen behaupten können, man sollte sie also wenigstens dem Namen nach "kennen".
    Den jugendlichen Protagonisten allein als Merkmal für Jugendbuch gelten zu lassen, halte ich für bedenklich (spontan fallen mir da die Blechtrommel und Lolita ein).

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von maikaefer
    Den jugendlichen Protagonisten allein als Merkmal für Jugendbuch gelten zu lassen, halte ich für bedenklich (spontan fallen mir da die Blechtrommel und Lolita ein).


    Womit Du auch völlig recht hast. Das Alter der ProtagonsitInnen sollte bei der Einteilung wirklcih keine Rolle spielen. Demnach wäre 'Romeo und Julia' ein Stück fürs Kindertheater.


    Die Tendez, Bücher eben nach diesem Kriterium noch weiter einzuteilen, ist leider da. Mit der Schubladisierung in weitere Kästchen und Schublädchen müßte dringend Schluß gemacht werden. Leider schiebt sich gerade beim 'Jugendbuch' böse der Markt dazwischen, weil sich 'Jugendbuch' immer noch recht gut verkauft und als Segment mit Zuwachspotential betrachtet wird.


    So bin ich z.B. nicht glücklich darüber, daß 'Tschik' von Herrndorf für den diesjährigen Jugendliteraturpreis nominiert wurde, nicht, weil ich es dem Autor nicht gönnte, sondern weil ich die Nominierung als einschränkend empfinde. Bloß weil die Protagonisten Jugendliche sind, ist es dennoch kein Buch nur für Jugendliche, das auch Erwachsene lesen können.
    Salingers 'Catcher' wird neuerdings auch als Jugendroman angepriesen, um es an Leserinnen und Leser zu bringen. :rolleyes


    Demnächst sind 'Die Karthause von Parma' oder 'Werther' Jugendromane?
    Roches 'Feuchtgebiete' ist wohl auch ein Jugendroman, die Heldin ist doch grad siebzehn oder achtzehn.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Rosha
    Mir bereitet oft die Bezeichnung "Jugendbuch" Bauchschmerzen. Weil ich damit Schlichtes, für kindliche Gemüter begreifbares Textmaterial verbinde. Vom Verstand her weiß ich, dass das Quatsch ist, es gibt in dieser Kategorie (wie in jeder anderen auch) Unterschiede wie Tag und Nacht. Trotzdem würde ich persönlich "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak nicht unter die Rubrik "Jugendbuch" einreihen.


    Aber zumindest ist hier eine Definition auszumachen. Ist der Protagonist Jugendlicher, gilt es als Jugendbuch.


    Das ist leider schlichtweg falsch. Der Protagonist kann eine 356 Jahre alte Schildkröte oder ein 2jähriges Kleinkind sein, einzig die Tatsache, dass der Text für Jugendliche geschrieben wurde, macht ihn zur Jugendliteratur.

  • Zitat

    Original von magali
    So bin ich z.B. nicht glücklich darüber, daß 'Tschik' von Herrndorf für den diesjährigen Jugendliteraturpreis nominiert wurde, nicht, weil ich es dem Autor nicht gönnte, sondern weil ich die Nominierung als einschränkend empfinde. Bloß weil die Protagonisten Jugendliche sind, ist es dennoch kein Buch nur für Jugendliche, das auch Erwachsene lesen können.
    magali


    Tschick ist dabei, weil die Jugendjury, die ja aus Jugendlichen besteht, das Buch vorgeschlagen hat. Das macht das Buch dann nicht zur Jugendliteratur, allenfalls zur Jugendlektüre - und da besteht ja durchaus ein Unterschied. ;-)

  • Solange ich 'Tschik' nicht in der Kindebruchabteilung der Buchhandlungen finde , ist es also okay.
    :lache



    Aber es war nicht die Jugendjury, die 'Tschik' vorgeschkagen hat. Die Jugendlichen haben so gräßliches Zeug wie 'Numbers', Janne Tellers 'Nichts' und 'Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei' vorgeschlagen.


    Was ich ihnen nicht übel nehme, es sind Jugendliche. Und sie haben auch ein paar gute Titel ausgesucht, auf Kids kann man sich eben doch immer verlassen, in letzter Konsequenz. :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Tilia Salix


    Das ist leider schlichtweg falsch. Der Protagonist kann eine 356 Jahre alte Schildkröte oder ein 2jähriges Kleinkind sein, einzig die Tatsache, dass der Text für Jugendliche geschrieben wurde, macht ihn zur Jugendliteratur.


    Genau so empfinde ich es ja auch.


    Aber diese sonderbare Definition, was als Jugendbuch gilt, wird auf weiter Flur praktiziert (siehe magalis Beispiel mit dem "Fänger im Roggen"). Deshalb habe ich mit diesem Oberbegriff auch meine Schwierigkeiten, weil ich es persönlich anders handhaben würde.


    Aber wenn ich etwas suche, kann ich mich zumindest nach dieser gängigen Vorgabe richten, auch wenn ich sie selbst nicht goutiere.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Genau so empfinde ich es ja auch.


    Aber diese sonderbare Definition, was als Jugendbuch gilt, wird auf weiter Flur praktiziert (siehe magalis Beispiel mit dem "Fänger im Roggen"). Deshalb habe ich mit diesem Oberbegriff auch meine Schwierigkeiten, weil ich es persönlich anders handhaben würde.


    Aber wenn ich etwas suche, kann ich mich zumindest nach dieser gängigen Vorgabe richten, auch wenn ich sie selbst nicht goutiere.


    Ich denke, der Hintergrund für diese Handhabe findet sich in den (laut Brockhaus) beiden gebräuchlichen Definitionen für Jugendliteratur, als da wären


    Zitat

    "intentionaler Kinder und Jugendliteratur, d. h. ausdrücklich für Kinder und Jugendliche empfohlene und publizierte Werke"


    und


    Zitat

    "spezifischer Kinder und Jugendliteratur als eigens für Kinder und Jugendliche verfasste Texte."


    Laut Brockhaus fällt unter den Begriff der intentionalen Kinder- und Jugendliteratur eben auch die Bücher, die sich sowohl an Jugendliche als auch an Erwachsene richten oder solche Werke, die ursprünglich keine Kinderlektüre waren (z.B. Jules Vernes Bücher, von denen es etliche Bearb. für Jugendliche gibt).


    Was den Fänger im Roggen angeht, so könnte ich mir vorstellen, dass das Buch für eine ganze Generation von Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen DAS Buch schlechthin war - es also von vielen Jugendlichen gelesen wurde. Was es dann zur Jugendlektüre macht - da finde ich den Schritt eines Verlages, daraus ein Jugendbuch zu machen, irgendwie folgerichtig.

  • Eigentlich sehe ich das genauso wie Ihr.
    Aber bei "Der Fänger im Roggen" :gruebel......Das habe ich seinerzeit sehr geliebt und auch mehrfach gelesen. Da war ich 15. Später, mit 25, habe ich es noch mal gelesen. Es hat mir immer noch sehr gefallen, aber ich habe gemerkt, dass mich die Themen nicht mehr so wirklich persönlich betreffen.
    Hm, was stört Euch so daran, dieses Buch als Jugendbuch zu bezeichnen? Ich finde, das ist das Jugendbuch schlechthin, das jeder Jugendliche lesen sollte, und mit etwas Glück wird er hinterher zur Leseratte.