Kann mir jemand bitte mal den Unterschied zwischen Belletristik und Zeitgenössisches erklären?

  • Zitat

    Original von Rosha


    In Bezug auf die Jugendlichen gesehen, freue ich mich darüber natürlich. Ich habe aber von vornherein die andere Richtung betrachtet:


    Ein als Jugendbuch deklarierter Roman entgeht womöglich vielen Erwachsenen und jenen Jugendlichen, die einen Bogen um die sog. Jugendliteratur machen. Ich habe also den Umkehrschluss gezogen.


    Den Aspekt habe ich natürlich gelesen und kann ihn zu 100% bestätigen (siehe einige Seiten weiter vorne). Aber hier wird ja von einigen zweigleisig argumentiert. Mir geht es ausschließlich um das Argument, daß man mit Büchern aus dem Erwachsenenbereich die Jugendbuchabteilung aufbläht.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)



  • Frettchen


    ich fürchte, Du hast den Beitrag (ich entschuldige mich für die Schreibfehler!) nicht genau gelesen. Ich sprach davon, daß Jugendliche die Möglichkeit haben sollen, über Grenzen hinauszugehen. Es ist weder von Zwang die Rede, noch davon, wie es einzuschätzen ist, wenn sie, die Jugendlichen, es nicht tun.


    Grundsätzlich: wir sprechen hier eigentlich nicht davon, wie man Menschen zum Lesen bringt, sondern von denen, die es bereits tun. Von jungen Menschen, nicht von Erwachsenen. Wie sich Menschen, die nicht lesen, die Zeit vertreiben, ist auch nicht die Frage. Es geht einzig darum, was für ein Angebot lesenden Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden sollte.
    Diese unterschiedlichen Themen zu vermischen, ist nicht gut. Es führt zu denkerischem und argumentativem Chaos, wie eben jetzt.


    Dein letzter Satz mag dann zutreffen, wenn man ihn in Verbindung mit bestimmten Berufsfeldern bringt. Bei anderen Berufsfeldern wiederum ist er nicht zutreffend, weil man für diese eine Menge Erfahrung im Umgang mit Texten braucht und man diese Erfahrung nur schwer nachholt. Er sagt also wenig aus über Deine persönliche Erfahrung hinaus.




    Die Aufzählung persönlicher Erfahrungen machen solche Diskussionen im Übrigen meist rasch den Garaus. Individuelle Erfahrungen sind schwer vergleichbar. Sie sind das, was sie eben sind, individuell. Man kann als Andere nicht dagegen argumentieren, weil man ja eigene Erfahrungen hat.



    Phantasia09


    Du sprichst für den Markt. Du sagst, es liegen die Bücher aus, die nachgefragt werden. Das Bedürfnis danach muß aber auch erst geweckt werden. Da kommen wir in den Bereich Werbung. Setzen wir den Fall, daß ein beliebiger Unterhaltungsroman der Renner wird. Dann hängen sich andere an diesen Erfolg mit ähnlichen Titeln. Ein Vampir-Lover-Roman zeugt neun weitere. Und jeder dieser neun neun weitere.
    So entstehen u.U. schnell Schwemmen inhaltlich sehr ähnlicher Bücher. Wenn man diese den Jugendlichen vor die Nase baut, kann man ihnen durchaus die Sicht auf anderes versperren.
    Da wäre jetzt die kleine Frage zu stellen, wer hier eigentlich Zwang ausübt.


    Es gibt die eine oder andere Buchhandlung, die auf die Bücherstapel der Teenie-Renner verzichten und anderes präsentieren. Es hängt eben davon ab, was man sich unter jugendlichen Leserinnen und Lesern vorstellt, künftuge KonsumentInnen oder sehr junge Menschen, die möglichst viele Wege kennenlernen sollen.



    LeSeebär


    wir sind doch längst am Endpunkt angekommen. Es steht Meinung gegen Meinung. Ich finde, man soll die Jugendbuchabteilung möglichst klein halten, Du findest, man kann in ihr einen Übergang zu Büchern für erwachsene LeserInnen anlegen.
    Unser beider Gründe finden sich breit ausgeführt hier im Thread.
    Zwei Menschen, zwei Meinungen. Okay von meiner Seite aus.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    LeSeebär


    wir sind doch längst am Endpunkt angekommen. Es steht Meinung gegen Meinung. Ich finde, man soll die Jugendbuchabteilung möglichst klein halten, Du findest, man kann in ihr einen Übergang zu Büchern für erwachsene LeserInnen anlegen.
    Unser beider Gründe finden sich breit ausgeführt hier im Thread.
    Zwei Menschen, zwei Meinungen. Okay von meiner Seite aus.


    Wow, das war kurz auf den Punkt gekommen. Aber es trifft imho die Lage nicht ganz: Was die Breite der Jugendbuchabteilung in Bezug auf vergleichbare Bücher angeht (in Deinem Beispiel die Vampir-Romane), bin ich ja absolut einverstanden -> das verstellt den Blick auf anderes. Aber gerade deshalb sollte man doch froh sein, wenn anderes möglichst sichtbar in der Jugendabteilung gezeigt wird, statt es ganz aus dem Blickfeld der jugendlichen Vampir-Leser in der Erwachsenen-Ecke zu "verstecken". Sicher wird dadurch die Jugendbuchabteilung noch einmal etwas vergrößert (wenn man die Hälfte der Vampir-Schmonzetten aussortieren würde, wäre sogar noch Platz für wesentlich mehr Bücher aus dem Erwachsenen-Bereich, ohne die Jugendbuchabteilung zu vergrößern), aber ich denke, das ist es wert, wenn man damit die Jugendlichen mal über den Tellerrand schauen lassen kann. :gruebel


    Solltest Du weiterhin glauben, daß man die Jugendlichen aus der Jugendbuchecke rausholen kann, indem man dort die Bücher, die (auch / hauptsächlich) für Erwachsene geschrieben wurden, verschwinden läßt, schließe ich mich obigem Zitat an: Zwei Menschen, zwei Meinungen. Okay von meiner Seite aus. :wave

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Wir reden hier aber nicht von Kindern, sondern von Jugendlichen, die schon ein paar Jahre Kinderbücher konsumiert haben. Wer dann Jugendbücher liest, wurde ans Lesen an sich schon lange herangeführt.
    Und ich rede zwar nicht von niedrigstem Heftchen-Niveau, aber Fast-Food macht auf Dauer doch satt, vor allem, wenn man es ein Leben lang konsumiert hat.


    DraperDoyle, ich habe zwar von Kindern gesprochen, damit aber ausdrücklich auch Jugendliche gemeint. Meiner Erfahrung nach lesen Jugendliche, die als Kinder NICHT ans Lesen herangeführt wurden (und das ist leider die überwiegende Mehrheit), als Jugendliche höchstens das, was ihnen die Schule vorschreibt. Wenn diese Jugendlichen mit Vampir-Schmonzetten oder was auch immer zumindest zum Lesen gebracht werden, dann ist das für deren Leseentwicklung ein gewaltiger Schritt - denn vorher hat so gut wie keine stattgefunden.


    Ein Teil dieser Jugendlichen wird den Weg zu anderer Literatur finden - und dieser Weg wird nicht dadurch verstellt, dass es eine Jugendbuchabteilung gibt, im Gegenteil; gut sortiert bietet sie eben auch die Möglichkeit, einen ersten kleinen Schritt über den eigenen Tellerrand zu wagen. Natürlich gibt es Jugendliche, die schon sehr früh sehr anspruchsvolle Literatur lesen - genau so gibt es aber auch die, die sich aus der Erwachsenenabteilung gezielt das "Fast Food" abgreifen. Menschen sind nun mal unterschiedlich. Jugendliche (und auch Erwachsene) haben früher nicht mehr anspruchsvolle Literatur gelesen als heute. Vielleicht haben sie nicht mal soviel gelesen wie heute, die Zahlen habe ich leider nicht.


    Der Punkt ist jedoch: Es hat seit Bestehen des Buchdrucks immer einen Teil der Bevölkerung gegeben, die nicht lesen. Es hat auch immer einen Teil der Bevölkerung gegeben, deren Literatur über ein eher niedriges Niveau nicht hinaus ging (entsprechend gab es ja die Bestrebungen mittels Volksbibliotheken die Bildung und Lektüre des "einfachen Bürgers" zu steigern). Und es gibt einen Teil der Bevölkerung die auch anspruchsvolle Literatur (wie immer man die definieren mag) konsumiert. Ich glaube nicht, dass die vielen seichten Jugendbücher den Jugendlichen den Schritt zu anspruchsvolleren Büchern verbauen, sondern im Gegenteil, sie ebnen eben den Weg. Nur wird nicht jeder diesen Weg einschlagen.


    Eine Jugendbuchabteilung ist für die Leseentwicklung von Jugendlichen nicht hemmend, sondern fördernd, weil sie einen ersten, niedrigschwelligen Schritt in die Welt des Lesens bietet, dadurch, dass die Bücher von Themen handeln, die die Jugendlichen interessieren und entsprechend optisch aufgemacht sind.
    Und neben den ganzen Stapeln "Fast-Food-Bücher" findet sich auch immer die eine oder andere Perle. Und die werden gefunden - manchmal mit einem kleinen Schubs in die richtige Richtung.


    Es gab in der TAZ mal einen sehr ausführlichen Bericht über einen schwäbischen Buchhändler, der sich besonders für die Leseentwicklung von Jungen engagiert. In der Jugendbuchabteilung hat er einen Bereich nur für Jungen eingerichtet, in der eine ziemlich krude Mischung steht - die aber auf großes Interesse bei den männlichen Jugendlichen stösst.


    Hier kann man den Artikel finden.

  • LeSeebär


    Du brauchst nicht meiner Meinung zu sein. Ich habe Deine Argumente gelesen, okay.


    Die Jugendbuchabteilung erfüllt ihre Zwecke und das ist auch gut so. Wenn ich vor Ort gern weniger gleichförmige Unterhaltung sähe, dann zugunsten von solideren Jugendbüchern. Aber nicht zugunsten von Büchern, die nicht zu den Jugendbüchern gehören. So etwas wie 'Tschik' nimtm auch solideren Jugendbüchern den Platz weg. Die wären wichtig.


    Und spätestens, wenn sie mal 17 sind, die lieben Kleinen, dann raus mit ihnen aus dem Kinderbecken, hinüber ins große Schwimmbecken.


    Zwei Meinungen.



    :wave


    magali

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    K. Kraus

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  • Frettchen : Generell gefällt mir bzgl Krimi/Thriller Deine Beschreibung ein paar Seiten weiter vorne ganz gut:


    Zitat

    bei einem Krimi steht ganz klar die Ermittlungsarbeit im Vordergrund, um ein bereits geschehenes Verbrechen aufzuklären. Bei einem Thriller, würde ich sagen, muss noch nicht mal ein Verbrechen geschehen sein. Da können auch einfach "merkwürdige" Vorkommnisse, Gedanken, Ängste beschrieben werden, die darauf hindeuten, dass evtl. bald ein Verbrechen geschehen kann.
    Bei einem Krimi gibt es für mich immer ganz klar ein Verbrechen, das aufgeklärt werden soll. Bei einem Thriller geht es für mich mehr um die Beschreibung von Ängsten etc.


    Leider scheint das bei den Verlagen aber kaum noch einer so zu sehen. Mal abgesehen von Cozy crimes und Regio-Krimis heißt doch heute fast jeder Krimi bei denen Thriller, auch wenn es im Buch hauptsächlich um Ermittlung und Aufdeckung der Täteridentität geht.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Naja, ich lese selten Thriller, kann mich aber dunkel an Jonathan Kellerman erinnern. Da stand durchaus der Ermittler, hier ein Psychologe, im Vordergrund.
    Auch bei Greg Iles und Kathi Reichs, die ich allerdings beide abgebrochen habe, geht's in erster Linie darum, wie die Helden den Täter aufspüren.


    Ich gebe zu, damit qualifiziere ich mich nicht zur profunden Thriller-Kennerin, aber ich hatte den Eindruck, dass die Motive des Täters in Thrillern eher nebensächlich sind: ein grausamer Mord geschieht, der irgendwelche Spezifika aufweist, anhand derer der Ermittler dann irgendwann den natürlich psychopathischen Täter mit Ödipus- oder Elektrakomplex aufspürt.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Ich gebe zu, damit qualifiziere ich mich nicht zur profunden Thriller-Kennerin, aber ich hatte den Eindruck, dass die Motive des Täters in Thrillern eher nebensächlich sind: ein grausamer Mord geschieht, der irgendwelche Spezifika aufweist, anhand derer der Ermittler dann irgendwann den natürlich psychopathischen Täter mit Ödipus- oder Elektrakomplex aufspürt.


    Genau das ist es, was ich meinte: Sind das wirklich Thriller oder sind das nicht eher Krimis, die sich einfach als "Thriller" besser verkaufen?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Da die meisten Krimis, die ich kenne, Whodunnits sind, nehme ich die jetzt mal als "Normalfall". Da geschieht ein Verbrechen, die Ermittler gucken sich im Umfeld um und finden schließlich unter vielen Verdächtigen den Mörder.


    Im Thriller steht der Mord selbst im Mittelpunkt, besondere Merkmale führen irgendwann zum Täter, der sich irgendwo da draußen versteckt hält...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Vom Unterschied zwischen Belletristik und zeitgenössischer Literatur über verkannte und fehlsortierte Jugendliteratur zum Unterschied zwischen Krimi und Thriller... Das schaffen nur die Eulen.


    @ DraperDoyle:
    Neben Greg Iles und Kathy Reichs (okay beide habe ich nicht gelesen) gibt es noch allerhand im Bereich Kriminalliteratur zu entdecken. Vielleicht solltest Du einfach mal von der Hauptstraße abkommen, die größeren Nebenstraßen verlassen und ein paar Abzweigungen nehmen, um in den Gassen des Crime die Perlen zu finden.
    Vielleicht sollten wir bei Gelegenheit einen entsprechenden Thread dazu eröffnen.

  • Wesentlich für den Unterschied ist das Verhältnis zwischen Täterin/Täter und Heldin/Held.


    Im Krimi steht die Aufklärung im Mittelpunkt, Täterin/Täter versucht, ihre/seine Spuren zu verwischen. Das kann u.U. bis zu Mordanschlägen auf Heldin/Held gehen, ist aber nicht die Regel.


    Im Thriller ist das Verhältnis zwischen Täterin/Täter und Heldin/Held zentral. Wer Jägerin und wer Gejagte ist, ist bald nicht mehr eindeutig. Die beiden sind auf eine bestimmte Art psychologisch miteinander verbunden. Ihre Konfrontation ist unausweichlich und unweigerlich lebensbedrohend mindestens für eine von beiden.


    Klassisches Beispiel: Sherlock Holmes. Die meisten Geschichten sind 'Krimis'.
    In den beiden, in denen Professor Moriarty vorkommt, werden die Geschichten de facto zu Thrillern. Held und Gegner sind scheinbar unauflöslich verknüpft, sie sind sich sehr ähnlich, gleichwertig, gleich intelligent, gleich in ihrer Analyse wie in den Schlufolgerungen. Einer muß verschwinden, das ist ihr Motto, wie ihr Antrieb, und zwar durch die Hand des jeweils anderen.


    Zu dem Grundmuster gesellt sich dann noch alles, was schon genannt wurde. Es wird stark auf Spannung gesetzt, die die LeserInnen in jeder Sekunde mitfühlen sollen, es gibt viel mehr Cliffhanger, die Untaten sind greller, zahlreicher, auf Schockwirkung angelegt.


    Viele der Titel, die heute auf dem Markt sind, sind Mischungen aus Krimi und Thriller. So manches, was als klassischer Polizeikrimi anfängt, mutiert nach dem ersten Drittel zum Thriller, wenn sich Kommissarin und Täterin mit einemmal aufeinander konzentrieren. Eine klare Trennung der beiden Untergenre ist wohl heute kaum noch möglich.
    Die Thriller zerfallen auch selbst wieder in Untergruppen, Psychothriller, Polit-Thriller, Öko-Thriller etwa.


    Inwieweit das Etikett 'Thriller' verkaufsfördernd ist, kann ich nicht sagen, ich vermute, daß es so ist. Das ist aber nicht mein Interessengebiet, wenn überhaupt, dann lese ich Krimis und von denen eher die älteren.



    Salonlöwin


    Solange es überhaupt noch um die Unterschiede geht, ist es doch richtig. Der Begriff kam doch in der Ausgansgfrage vor.
    Wir könnten inzwischen auch beim Skispringen oder bei der Zipfelmützenmode von Gartenzwergen angekommen sein. Oder uns über Religion kloppen.
    Ich bin wirklich etwas erschüttert, daß es hier seit vielen Tagen ums Thema geht. Irgendwie.
    Ob wir in die Jahre kommen?
    :yikes




    :lache


    magali


    Ps: Perlen des Krimis resp. Thrillers? Her mit dem Thread!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Da stimme ich Dir zu. Aber für mich ist auch das ein Thriller, wo jemand nachts immer was knacken hört oder es schleicht jemand ums Haus oder oder und diese Person hat dann eine Heidenangst und am Ende stellt sich raus.....die Frau ist einfach nur paranoid. Mal als ganz krasses Beispiel.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Naja, ich lese selten Thriller, kann mich aber dunkel an Jonathan Kellerman erinnern. Da stand durchaus der Ermittler, hier ein Psychologe, im Vordergrund.
    Auch bei Greg Iles und Kathi Reichs, die ich allerdings beide abgebrochen habe, geht's in erster Linie darum, wie die Helden den Täter aufspüren.


    Ich gebe zu, damit qualifiziere ich mich nicht zur profunden Thriller-Kennerin, aber ich hatte den Eindruck, dass die Motive des Täters in Thrillern eher nebensächlich sind: ein grausamer Mord geschieht, der irgendwelche Spezifika aufweist, anhand derer der Ermittler dann irgendwann den natürlich psychopathischen Täter mit Ödipus- oder Elektrakomplex aufspürt.


    :gruebel Zumindest Kathy Reichs würde ich ganz klar zu den Krimis zählen - der Verlag etwa nicht?


    Was mich viel mehr stört als Krimis, die mittels Thriller-Aufdruck "aufgepeppt" werden sollen (warum auch immer, ich lese lieber Krimis als echte Thriller), sind Horror-Romane, die vom Verlag als Thriller angeboten werden. Das ärgert mich jedesmal, wenn ich über so ein Buch stolpere. Was hat der Verlag von so einer Käufer-Veräppelung?


    Edith wolllte noch anfügen, dass ich ja eigentlich auch was zur Ausgangsfrage schreiben wollte: Belletristik ist der Überbegriff für jede Form der Dichtung (Prosa, Lyrik) in Abgrenzung zur Fach- und Sachliteratur. Die zeitgenössische Literatur ist eine Teilmenge der Belletristik, nämliche jene Dichtung, die von gegenwärtigen, d.h. jetzt lebenden Autoren geschrieben wird. Mit anderen Worten: Iny Lorentz ist genau so zeitgenössische Literatur wie Günther Grass ...

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    :gruebel Zumindest Kathy Reichs würde ich ganz klar zu den Krimis zählen - der Verlag etwa nicht?


    Bei Random-House beginnt die "Reiheninfo" mit:
    "Kathy Reichs Thriller um die forensische Anthropologin Temperance Brennan..."


    Zitat

    Was mich viel mehr stört als Krimis, die mittels Thriller-Aufdruck "aufgepeppt" werden sollen (warum auch immer, ich lese lieber Krimis als echte Thriller),


    Ich auch, aber es scheint eben Marketingfachleute zu geben, die die Verlage überzeugen, daß sich Thriller besser verkaufen. Mich stört es deshalb, weil ich das Gefühl habe, daß mir damit so manch interessanter Krimi entgeht.


    Zitat

    Edith wolllte noch anfügen, dass ich ja eigentlich auch was zur Ausgangsfrage schreiben wollte: Belletristik ist der Überbegriff für jede Form der Dichtung (Prosa, Lyrik) in Abgrenzung zur Fach- und Sachliteratur. Die zeitgenössische Literatur ist eine Teilmenge der Belletristik, nämliche jene Dichtung, die von gegenwärtigen, d.h. jetzt lebenden Autoren geschrieben wird. Mit anderen Worten: Iny Lorentz ist genau so zeitgenössische Literatur wie Günther Grass ...


    Will Dir ja nicht widersprechen, aber was sagt uns das über das Einsortieren der Rezensionen in die entsprechenden Abteilungen? Alle lebenden Autoren (ausgenommen Sach- und Fachbücher) gehören in "Zeitgenössisches" alle Toten in die "Belletristik" (jeweils natürlich nur, sofern sie nicht in eine der anderen Kategorien passen)?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Will Dir ja nicht widersprechen, aber was sagt uns das über das Einsortieren der Rezensionen in die entsprechenden Abteilungen? Alle lebenden Autoren (ausgenommen Sach- und Fachbücher) gehören in "Zeitgenössisches" alle Toten in die "Belletristik" (jeweils natürlich nur, sofern sie nicht in eine der anderen Kategorien passen)?


    Es sagt uns, dass es vielleicht mal an der Zeit wäre,


    eine für den Bereich der Büchereule gültige Definition zu verfassen, welche Autoren in die Ecke Belletristik und welche in die Ecke Zeitgenössisches sollen,


    oder


    für die Ecke Belletristik einen anderen Namen zu finden, denn der Oberbegriff Belletristik umfasst nun einmal alle Bücher außer Sach- und Fachbuch.


    Ich persönlich habe die Ecke Belletristik immer so verwendet, dass ich dort einsortiert habe, was nicht in die anderen Sparten passte; Zeitgenössisches habe ich für die gehobene Literatur verwendet, weil ich den Eindruck hatte, die meisten Eulen würden dies so handhaben.


    Dies ist aber eben eine Verwendung, die die Begriffe selbst nicht hergeben.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Edith wolllte noch anfügen, dass ich ja eigentlich auch was zur Ausgangsfrage schreiben wollte: Belletristik ist der Überbegriff für jede Form der Dichtung (Prosa, Lyrik) in Abgrenzung zur Fach- und Sachliteratur. Die zeitgenössische Literatur ist eine Teilmenge der Belletristik, nämliche jene Dichtung, die von gegenwärtigen, d.h. jetzt lebenden Autoren geschrieben wird. Mit anderen Worten: Iny Lorentz ist genau so zeitgenössische Literatur wie Günther Grass ...


    Der Begriff "Belletristik" begegnete mir zum ersten Mal in den frühen 80ern in einer Buchhandlung in der DDR. Da meine gesamte lateinische Bildung damals aus Asterix-Heften stammte, dachte ich, das kommt von bellum, Krieg, und, das hielt ich damals in der DDR für durchaus möglich, ein riesiges Regal voller Militaria :grin


    Mir wurde dann erklärt, dass es sich einfach um schöne Literatur handelt, in Abgrenzung, wie du auch meintest, zu Sachbüchern, und das habe ich dann lange unter Belletristik verstanden.


    Bei den Eulen wurde ich dann eines Besseren belehrt, der Begriff "schön" scheint sich in diesem Zusammenhang mittlerweile zu einem "leicht" abgeschliffen zu haben. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass der Buchmarkt mittlerweile sehr in Genres aufgesplittet ist, ein Begriff, mit dem ich noch vor zehn Jahren nicht viel hätte anfangen können. Klar, irgendwie muss man ja Ordnung in den Wust der Neuerscheinungen bringen, aber kann mir jemand sagen, wann das genau losging?


    Ich glaube, mich erinnern zu können, dass in meiner heimatlichen Buchhandlung (vor 20 Jahren :yikes) keinerlei Einteilung gab, Krimis hat man anhand der roten (Goldmann) und scharz-roten (Scherz) Signalfarben des Buchrückens erkannt. Historische Romane gab's zwar auch schon (z.B. von Leon Uris oder Leo Perutz), aber die hießen noch nicht so.
    Allerdings kann ich mich da auch täuschen, ist ja schon ein Weilchen her ;-)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)


  • Absolut dafür, in meinen Augen wäre letzterer Vorschlag eher zielführend als bei jeder Rubrik die möglichen Autoren aufzuzählen. Aber wie könnte die Belletristik-Ecke denn benannt werden, ohne das es abwertend klingt, aber dennoch eine Abgrenzung zur "gehobenen" Literatur in "Zeitgenösisches" für die Durchschnittseule erkennbar macht?


    Zusätzlich sollte aber auch der Bereich "Zeitgenössisches" in "Zeitgenössische Literatur" oder ähnliches umbenannt werden, sofern das von der Textlänge her machbar ist. Vielleicht sollte man den Titel "Zeitgenössisch" ebenfalls komplett ersetzen, wo soll man sonst Literatur aus den 60er oder 90er Jahren einsortieren, deren Autor mittlerweile schon verstorben ist?


    Zitat

    Original von DraperDoyle
    Vielleicht hängt das damit zusammen, dass der Buchmarkt mittlerweile sehr in Genres aufgesplittet ist, ein Begriff, mit dem ich noch vor zehn Jahren nicht viel hätte anfangen können. Klar, irgendwie muss man ja Ordnung in den Wust der Neuerscheinungen bringen, aber kann mir jemand sagen, wann das genau losging?


    Wann das losging, kann ich Dir nicht beantworten, da warten wir mal lieber auf magali. :rolleyes
    Aber das "Belletristik" ein Genre ist, in das die Bücher einsortiert würden, ist in den Buchläden, die ich so kenne (und das sind einige), nicht der Fall. Belletristik wird bestenfalls über die Bücher geschrieben, die nicht in irgendeine Ecke (Krimis, Historisches, Humor sowie die ganzen verschiedenen Sachbuchabteilungen) passen. Alternativ steht auch einfach Romane drüber. Dort findet man aber in aller Regel sowohl den neuen Walser wie auch den neuen Roche - mit Sortierung nach Niveau (wie es ja hier bei den Eulen gemeint ist) hat das dort imho nix zu tun.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Muss man denn wirklich immer alles reglementieren? Bisher ging es doch sehr gut. Ich sehe die Notwendigkeit eines "Eulenforum-Genre-Einsortierungsgesetzes nebst der entsprechenden Durchführungsverordnungen" nicht.


    Zudem kann ich mich nicht daran erinnern, dass es hier schon einmal einen deftigen Eulenstreit in puncto "Einsortierung von Büchern in die jeweilige Abteilung" gegeben hat.


    Man sollte vielleicht die Dinge so lassen wie sie sind und nicht alles immer nur verschlimmbessern. :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Frettchen


    Da stimme ich Dir zu. Aber für mich ist auch das ein Thriller, wo jemand nachts immer was knacken hört oder es schleicht jemand ums Haus oder oder und diese Person hat dann eine Heidenangst und am Ende stellt sich raus.....die Frau ist einfach nur paranoid. Mal als ganz krasses Beispiel.


    Das Grundmuster stimmt immer noch. Der 'Feind' muß nicht zwingend eine lebende Person sein. Deine Heldin bildet sie sich ein und handelt genauso, wie sie handeln würde, wäre ihre Gegnerin wirklich da.



    Zitat

    Original von LeseebärWann das losging, kann ich Dir nicht beantworten, da warten wir mal lieber auf magali. Augen rollen


    Ich fühle mit Dir. :keks



    Ich habe die Einteilungen nicht erfunden, was es dazu zu sagen gibt, steht längst in diesem Thread. Gefühlte fünfundfünfzigugmal.


    Belletristik ist alles, was nicht Sachbuch/Schulbuch/Fachbuch ist. Die Belletristik, die von heute lebenden AutorInnen geschrieben wird, ist zeitgenössisch.
    Der Begriff 'Literatur' wird gebraucht, um innerhalb der Belletristik von 'Unterhaltung' abzugrenzen. Die Grenzen sind fließend.
    Der Buchhandel unterscheidet zwischen Belletristik und Literatur, jedenfalls laut seinem statistischen Jahrbuch.
    In jeder Buchhandlung wird das jedoch wieder anders gehandhabt. Ich kenne Buchhandlungen mit Regalen für Belletristik, für Literatur, für Klassiker, für alles durcheinander, jede Kombination möglich.


    Von mir aus schreibt zeitgenössische Literatur über die bisherige Rubrik 'Zeitgenössisch'. Es hilft eventuell ein wenig.
    Wobei es nicht hilft, ist, daß man in letzter Konsequenz selbst nachdenken und entscheiden muß, was man wo einordnet. So what?


    Rundum schlüssig wird es nie. Egal, nach welchem System.
    Bücher sind nicht das Ergebnis starrer Mechanismen, das ist ein lebendiger Kosmos. Was lebt, bewegt sich, und zwar durchaus unorganisiert und chaotisch.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus