Kann mir jemand bitte mal den Unterschied zwischen Belletristik und Zeitgenössisches erklären?

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Hm, ok, Deine Erklärung mit "Der Fänger im Roggen" leuchtet mir ein, obwohl ich nach wie vor nichts dagegen habe, es als Jugendbuch zu bezeichnen. Bzw. zumindest ist es ein Buch, das ich Jugendlichen empfehlen würde, wenn sie mich nach Lesetipps fragen würden. Wohingegen ich z.B. "Fegefeuer der Eitelkeiten" da nicht nennen würde.


    Es ist aber doch ein Unterschied, ob man ein Buch einer Jugendlichen empfiehlt oder ob man es als 'Jugendbuch' bezeichnet?
    'Jugendbuch' bedeutet für mich, daß das Buch in erster Linie mit Blick auf ein sehr junges Publikum geschrieben wurde, das des Lebensalters wegen über beschränkte Leseerfahrung und Lebenserfahrung, über geringeres Wissen und möglicherweise auch über geringere Konzentrationsfähigkeit verfügt. Das alles sind Kriterien, die, nehmen wir Salinger als Beispiel, ein Autor wie er beim Schreiben seiner Romane nicht berücksichtigt.


    Warum würdest Du den Wolfe Jugendlichen nicht empfehlen? Ich könnte mir vorstellen, daß 17-, 18jährige durchaus damit fertig werden könnten.


    Zitat

    Ich verstehe aber nicht ganz, warum Du denkst, dass Jugendliche durch die Bezeichnung Jugendbuch vom Lesen komplexerer Bücher abgehalten werden sollten?


    Ich meinte nicht, daß Jugendliche durch das Etikett 'Jugendbuch' von Komplexerem abgehalten werden, sondern durch eine zu lange andauernde Lektüre von ausgesprochenen Jugendbüchern.
    Lesen heißt, grob gesagt, einen Text erfassen können. Das ist eine beträchtliche denkerische Leistung, von der körperlichen, also dem Zusammenwirken von Nerven, Sinesorganen, Hirnzeleln etc. gar nicht anzufangen. Diese Leistung kann man aber erweitern, steigern. Das tut man ja von Kind auf, auf das Leseverständnis erster Wörter folgen Sätze und irgendwann ein längerer Textabschnitt.
    Ich sehe nun die Gefahr, daß angesichts der steigenden Menge von sog. 'Jugendbüchern' viele bei diesen noch einfachen Texten stehenbleiben. Das Weitergehen wird dann immer schiweriger, weil man sozusagen verwöhnt ist.


    Ich spreche nun nicht nur von erzählenden anspruchsvollen Texten, sondern überhaupt von komplexen bis komplizierten. Wir sind eine Kultur, die Wissen vor allem schriftlich vermittelt. Das kann hochkompliziertes Wissen sein. Dies zu lesen und zu verstehen kann man lernen. Man sollte aber nicht zu spät damit anfangen.
    Lesen dient nicht allein der Unterhaltung im Sinn von nettem Zeitvertreib. Man sollte Jugendliche durchaus fordern.
    Im Moment beginnt sich der Buchmarkt dazwischen zu schieben, weil sich Jugendbuch gut verkauft. Mir gefällt die Entwicklung nicht so recht.


    Das heißt aber nicht, daß ich Jugendbücher abschaffen will. Die brauchen wir durchaus. Aber man sollte das Segment nicht zu weit ausdehnen und sich gerade bei Jugendlichen so ab 17 Jahren in Erinnerung rufen, daß es eine Menge Bücher außerhalb der Jugendbuchabteilung gibt.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hm :gruebel
    Irgendwie lässt mich diese Diskussion hier nicht los.
    Es stimmt zwar, dass Jugendliche, die sich erwachsen fühlen (wollen), womöglich einen Bogen um die Jugendbuchabteilung machen.
    Aber für mich hat gerade die Kategorie Jugendbuch was Sinnvolles im Sinn von Jugendschutz.
    Meine Eltern haben da immer penibel drauf geachtet, ob ein Buch auch wirklich für mein Alter empfohlen war. Wirklich alles, was ich wollte, durfte ich erst so ab 15 lesen. Mit 14 den Holden hätten mir meine Eltern verboten, einfach weil sie selber das Buch nicht kennen und an dem Buch selber nichts dran stand: ab 14. Und ich habe das dann heimlich gemacht. Z.B. hat meine Mutter selber auch viele Bücher und mit 13 war ich ein Riesenfan von James Dean und "Jenseits von Eden" und immer, wenn ich allein zuhause war, hab ich diesen Roman dann heimlich gelesen. Und ich muss sagen, gut, ich hab zwar keinen Schaden davon getragen - wobei, wenn man sich meine Lesemacken :pille anschaut :grin , aber mit 13 sollte man nicht unbedingt Romane lesen, in denen Frauen eigenhändig mit einer Stricknadel abtreiben.


    Mich wundert gerade eher, warum man ausgerechnet bei Büchern Jugendbuch gleichsetzt mit: niveaulos oder so. Für mich hat das eher was mit einer Altersfreigabe zu tun, die überall sonst ja auch gängig ist. Filme, Spiele, überall wird geprüft, ab welchem Alter das geeignet ist. Und keiner beschwert sich. Und ich habe noch nie wen erlebt, der sagt: näh, den Film guck ich nicht! Der hat FSK 6, das kann ja nur anspruchsloser Mist sein. Oder dass Erwachsene ausschließlich Filme gucken ab 18. Komisch, dass bei Büchern die Leute so zu denken scheinen. So, wie man als Erwachsener aus Kinderfilmen ( ich denke da nur an Little Miss Sunshine ) was für sich mitnehmen kann, kann man das doch auch bei Kinderbüchern.


    Ich überlege grade ernsthaft, ob ich nicht dafür wäre, die Kategorie Jugendbuch ganz zu streichen und dafür aber bei Büchern auch eine FSK einzuführen. :gruebel

  • Zitat

    Original von Frettchen: Meine Eltern haben da immer penibel drauf geachtet, ob ein Buch auch wirklich für mein Alter empfohlen war. Wirklich alles, was ich wollte, durfte ich erst so ab 15 lesen. Mit 14 den Holden hätten mir meine Eltern verboten, einfach weil sie selber das Buch nicht kennen und an dem Buch selber nichts dran stand: ab 14. Und ich habe das dann heimlich gemacht. Z.B. hat meine Mutter selber auch viele Bücher und mit 13 war ich ein Riesenfan von James Dean und "Jenseits von Eden" und immer, wenn ich allein zuhause war, hab ich diesen Roman dann heimlich gelesen. Und ich muss sagen, gut, ich hab zwar keinen Schaden davon getragen - wobei, wenn man sich meine Lesemacken Gehts noch? anschaut Grinsen , aber mit 13 sollte man nicht unbedingt Romane lesen, in denen Frauen eigenhändig mit einer Stricknadel abtreiben.


    Glaub mir eins: Um die Jugendlichen, die sich in der Bücherei in der Erwachsenensparte herumtreiben, brauchen wir uns weit weniger Sorgen zu machen, als um diejenigen die a) überhaupt keine Bücher lesen b) deren Eltern den sonstigen Medienkonsum nicht kontrollieren ... to be continued.


    Und was haben Deine Eltern zur Pflichtschullektüre gesagt, die keine Altersangaben enthielt?

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Glaub mir eins: Um die Jugendlichen, die sich in der Bücherei in der Erwachsenensparte herumtreiben, brauchen wir uns weit weniger Sorgen zu machen, als um diejenigen die a) überhaupt keine Bücher lesen b) deren Eltern den sonstigen Medienkonsum nicht kontrollieren ... to be continued.


    Und was haben Deine Eltern zur Pflichtschullektüre gesagt, die keine Altersangaben enthielt?


    Die war erlaubt, weil der Lehrer sie ja gelesen hatte und als angemessen empfand.

  • Frettchen


    wie kommst Du denn darauf, daß 'Jugendbuch' mit 'niveaulos' gleichgesetzt wird? Das steht hier nirgends.


    'Weniger komplex' heißt einfach das, was ich oben geschrieben habe. Berücksichtigen, daß das angezielte Publikum wegen der altersbedingten geringeren Lebenserfahrung einen eingeschränkten Blick hat. Man schreibt keine einfältigen Sätze (bitte auch nicht in Bilderbüchern :grin), bemüht sich aber um klare Aussagen. Die Figuren sind deutlich konturiert, ihre Schwierigkeiten sollen schnell einen möglichst hohen Identifikationsgrad haben, damit die Leserinnen und Leser gleich bei ihnen sind. Die Beschreibungen sollen nicht allzu lang sein, die Geschichte sollte nicht viele Nebenhandlungen haben. Alles soll auf wenige Punkte konzentriert sein.


    Das heißt aber doch nicht, daß die Bücher albern oder dämlich oder auch nur oberflächlich sind. Gute Jugendbücher heutzutage sind anspruchsvoller als je zuvor. Sie werden von denen, die sie schreiben, in sehr vielen Fällen ernster genommen, als je zuvor. Es kommen nahezu jede Art von Alkohol, Drogen, Verbrechen, psychische Krankheiten, Traumata darin vor. Ich fürchte, Deine Eltern wären mit dem zeitgenössischen Jugendbuch nicht sehr glücklich.


    'Jugendschutz' ist nicht mehr. Gute Jugendbücher sind sicher nicht dazu da, sehr junge Menschen schonend aufs Leben vorzubereiten bzw. ihnen einzureden, daß die Welt rosarot ist. Dafür haben wir die Rosa-Glitzer-Putzi-Mutzi-Zuckerschnuten-Bücher. Die wir ganz sicher nicht brauchen, finde ich. Wer die liest, kann auch gleich ChickLit lesen. :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • ich fasse zusammen:


    Magali ist gegen (zu viele) Jugendbücher, da diese die Jugendlichen von schwierigerer Lektüre abhalten.
    Frettchen dagegen meint, die Bezeichnung "Jugendbücher" würde Jugendliche eher abschrecken.
    Ich denke, beides stimmt, betrifft aber zwei Sorten Jugendlicher.


    Typ eins findet die Bezeichnung Jugendbuch doof, weil, besonders bei den "anspruchsvolleren", sie oft eine Botschaft enthalten, die oft als Belehrung verstanden wird. Und es liegt in der Natur der Sache, dass Jugendliche sich ungern von Erwachsenen was sagen lassen, weshalb die solche Bücher meiden. Da doch lieber Bücher á la Caravan oder wie die heißt, die in der Literaturkritik zwar durchfallen, aber als leichte Lektüre für zwischen durch ganz gut kommen. Als nächstes ist dann wieder Hesse dran.


    Typ zwei verschlingt Vampir-Fantasy und muss das Genre nicht wechseln, weil ständig neuer Nachschub auf den Markt drängt. Aber selbst wenn das Genre "leergelesen" wäre, würden die wohl eher nich mit Jane Austen weitermachen sondern eher mit Sophie Kinsella?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Glaub mir eins: Um die Jugendlichen, die sich in der Bücherei in der Erwachsenensparte herumtreiben, brauchen wir uns weit weniger Sorgen zu machen, als um diejenigen die a) überhaupt keine Bücher lesen b) deren Eltern den sonstigen Medienkonsum nicht kontrollieren ... to be continued.


    :write

  • Zitat

    Original von magali
    'Jugendschutz' ist nicht mehr. Gute Jugendbücher sind sicher nicht dazu da, sehr junge Menschen schonend aufs Leben vorzubereiten bzw. ihnen einzureden, daß die Welt rosarot ist.


    Das denke ich auch, denn wenn ein Jugendlicher so weit ist, sich für "ernstere" Themen zu interessieren, dann ist er mental so weit entwickelt, das auch verarbeiten zu können.


    Ohnehin hat man, je älter man wird, die Tendenz, Jugendliche falsch einzuschätzen. Wer mit 16 noch nicht so weit ist, sich in ein "Erwachsenenthema" hineinzuversetzen, bzw. sich einen Text zu erarbeiten oder eben auch mal Tante Google zu bemühen, der wird es auch nicht mehr lernen und vermutlich bis ans Lesensende den "Putzi-Mutzi"-Büchern zugetan bleiben.


    Wobei für mich 17- und 18-jährige ohnehin schon sehr in Richtung Erwachsene gehen. In meiner Begrifflichkeit sehe ich Jugendliche eher im Alter von 11 bis 16.

  • DraperDoyle


    ich würde sagen, Jugendliche Typ 1 hat Vorurteile, die sie sich schleunigst mit Hilfe guter Lektüre abgewöhnen sollte.
    Wenn ein Jugendbuch eine Botschaft enthält, die Jugendliche als 'Belehrung' auffassen, ist es kein gutes Jugendbuch.
    :grin


    Jugendliche Typ sollte stracks in die Jugendbuchabteilung der nächstgelegenen Buchhandlung gehen und gucken, was da so steht. Und sich Bücher eben nicht von Oma, Lieblingsonkel und Mutti schenken lassen. RTatsächlich sehe ich viel zu viele Erwachsene in Jugendbuchabteilungen und viel zu wenig Jugendliche über zwölf.


    Typ 2 tut mir von Herzen leid, ich fürchte, da hilft nur kalt duschen.
    Aber Austen kann passieren, wenn sie die Filme gesehen hat und von Colin Firth träumt. ;-)
    Dein Typ 2 stützt allerdings meinen Einwand in puncto Quantität.
    Wieso diskutieren wir hier über Jugendbücher? :gruebel


    Ich verweise noch mal darauf, daß ich Jugendbücher als Einstieg ins Lesen komplexerer Texte sehe und nicht nur erzählender Texte. Der Einstieg sollte aber irgendwann vollzogen sein und sich nicht endlos hinziehen.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • :bonk
    Ich glaube, ich muss an meiner schriftlichen Ausdrucksfähigkeit arbeiten :grin
    Mit Jugendschutz meine ich doch nur, dass es gewisse wirklich sehr gute Bücher gibt, die aber für ein bestimmtes Alter einfach noch zu brutal z.B. sind. Ich bleibe bei "Jenseits von Eden". Ich würde jemanden mit 13 nicht einen Film anschauen lassen, wo jemand mit einer Stricknadel eigenhändig abtreibt. Und lesen lassen würde ich jemanden sowas mit 13 auch nicht. Es geht nicht ums Thema allein, sondern auch um die Art der Darstellung. John Irving, ein sehr liebenswerter Autor, aber z.B. Inzest und Huren, die todunglücklich sind und sich dann selbst umbringen, und sehr detaillierte Sexszenen. Würde ich wen mit 13 auch nicht lesen lassen. Es geht nicht ums Heile-Welt-vorspielen, aber gewisse Details würde ich Leute bis zu einem gewissen Alter nicht lesen lassen.
    Und daher finde ich das gar nicht verkehrt, wenn bei wie von Dir angesprochenen schwierigen Themen dabei steht: Jugendbuch. Damit man weiß, ok, der Junge nimmt Drogen, aber ich kann davon ausgehen, dass dort nicht im Detail geschildert wird, wie ihm langsam aber sicher der Arm abfault.


    Und 17/18 ist für mich nicht mehr Jugendlicher. Für mich ist das eher so zwischen 12 und 16.

  • Rosha


    Deinen Satz mit dem direkten Bezug zwischen interessieren und verarbeiten können würde ich so nicht unterschreiben. Auch als erwachsener Menschen interessiert man sich durchaus für Dinge, die sich bald als etwas erweisen, das man nur schwer schlucken kann.
    Jugendliche sind noch ein gutes Stück weit empfindlicher und haben noch weniger Erfahrung, das einzuschätzen, was da kommen mag.


    Wenn eine Jugendliche mit sechzehn noch verträumt ist und Tante Googel nicht bemüht, kann sie es durchaus ein halbes Jahr später tun. Sechzehn ist doch kein Alter!
    Gerade Teenager machen erstaunliche Entwicklungssprünge. In einem Moment lesen sie Dir mit roten Wangen etwas Hochwichtiges aus der Bravo vor, zwei Wochen später erklären sie Dir überzeugend, warum sie Philosophie studieren werden.
    Sicher besteht die Möglichkeit, daß sie früher zu Philosophie kämen, wenn man sie nicht so lange mit dem Glitzi-Putzi-Zeugs locken würde. :grin



    Was den Rest angeht, bin ich völlig Deiner Meinung. Alterskennzeichnungen wie 'Jugendbuch ab 16' stören mich. Was ich in der Kategorie zu lesen bekomme, sind oft Bücher, die Erwachsene auch lesen können.
    Hieß das nicht früher 'Junge Erwachsene'? Das wäre möglicherweise eine Lösung.



    :wave


    magali


    edit: noch ein bißchen 'spot the typo' gespielt

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    :bonk
    Ich glaube, ich muss an meiner schriftlichen Ausdrucksfähigkeit arbeiten :grin
    Mit Jugendschutz meine ich doch nur, dass es gewisse wirklich sehr gute Bücher gibt, die aber für ein bestimmtes Alter einfach noch zu brutal z.B. sind. Ich bleibe bei "Jenseits von Eden". Ich würde jemanden mit 13 nicht einen Film anschauen lassen, wo jemand mit einer Stricknadel eigenhändig abtreibt. Und lesen lassen würde ich jemanden sowas mit 13 auch nicht. Es geht nicht ums Thema allein, sondern auch um die Art der Darstellung. John Irving, ein sehr liebenswerter Autor, aber z.B. Inzest und Huren, die todunglücklich sind und sich dann selbst umbringen, und sehr detaillierte Sexszenen. Würde ich wen mit 13 auch nicht lesen lassen. Es geht nicht ums Heile-Welt-vorspielen, aber gewisse Details würde ich Leute bis zu einem gewissen Alter nicht lesen lassen.
    Und daher finde ich das gar nicht verkehrt, wenn bei wie von Dir angesprochenen schwierigen Themen dabei steht: Jugendbuch. Damit man weiß, ok, der Junge nimmt Drogen, aber ich kann davon ausgehen, dass dort nicht im Detail geschildert wird, wie ihm langsam aber sicher der Arm abfault.


    Und 17/18 ist für mich nicht mehr Jugendlicher. Für mich ist das eher so zwischen 12 und 16.



    Frettchen


    ich möchte Kinder und Jugendliche auch nicht mit so etwas erschrecken. Gerade Jugendbücher mit 'belehrendem' Einschlag arbeiten aber nicht selten mit solchen Schockwirkungen. Stricher, Abtreibungen, exzessiver Drogenkonsum, verwahrloste Familien werden durchaus detailliert geschildert. Es gibt Beschreibungen von Gewaltexzessen, ich nenne mal wieder Kevin Brooks, der für Road of the Dead sogar den JuLitpreis bekam. Es gibt Thriller für Jugendliche, in denen nicht nur eine Leiche, sondenr meherer und auch unschön zugerichtete herumliegen.


    Heute haben sich die Grenzen verschoben und zwar gewaltig.
    Von daher verstehe ich nicht immer (wenn auch oft) warum man 'Jugendbuch' daraufschreibt, obwohl der Roman so blutíg und eklig ist, wie ein Roman, auf dem dieses Etikett nicht klebt.


    Soll heißen: wo 'Jugend' draufsteht, ist nicht unbedingt 'Schonung' drin. Auch keine vernünftige.



    :wave


    magali

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    K. Kraus


  • Ich kenne mich in der heutigen Jugendliteratur nicht so aus. Ich kenne da nur Harry Potter - vom Hörensagen. .....aber das klingt ja schlimm. Zu meiner Zeit las ich noch Sachen wie" Rolltreppe abwärts" und "Verlier nicht dein Gesicht" und "Damals war es Friedrich". Auch schwierige Themen, aber niemals brutal oder so. Zumindest nicht ekelig.

  • Zitat

    Original von magali
    Ich meinte nicht, daß Jugendliche durch das Etikett 'Jugendbuch' von Komplexerem abgehalten werden, sondern durch eine zu lange andauernde Lektüre von ausgesprochenen Jugendbüchern.


    Aber macht es denn vor diesem Hintergrund überhaupt einen Unterschied, ob nun Jugendbuch draufsteht, obwohl es eigentlich kein Jugendbuch ist, oder ob es ein Buch für Erwachsene ist? Ich denke da an anfangs erwähntes Tschik - würde sich ein Jugendlicher bei seinen Ausflügen in die Welt der "Erwachsenenbücher" nicht genau so ein Buch auswählen? Wird seine Entwicklung also wirklich gebremst, wenn er selbiges Buch jetzt als "Jugendbuch" liest? :gruebel

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Frettchen


    'Rolltreppe abwärts' mag ich unverändert, und es wird Dich freuen zu hören, daß es von Jugendlichen immer noch gelesen wird. Seltener, aber es wird eben auch noch aufgelegt.


    Wenn Du HP nicht kennst, stehen Dir noch viele schöne Lesestunden bevor. :grin


    Ansonsten kann ich nur sagen, was ich immer sage: ab in die Jugendbuchabteilung, egal, ob Buchhandlung oder Bücherei.
    :lache



    Viel Spaß, ernst gemeint, es gibt so tolle Jugendbücher!



    :wave


    magali

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    K. Kraus

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Aber macht es denn vor diesem Hintergrund überhaupt einen Unterschied, ob nun Jugendbuch draufsteht, obwohl es eigentlich kein Jugendbuch ist, oder ob es ein Buch für Erwachsene ist? Ich denke da an anfangs erwähntes Tschik - würde sich ein Jugendlicher bei seinen Ausflügen in die Welt der "Erwachsenenbücher" nicht genau so ein Buch auswählen? Wird seine Entwicklung also wirklich gebremst, wenn er selbiges Buch jetzt als "Jugendbuch" liest? :gruebel


    Warum soll der Jugendliche sich als Jugendlicher vorkommen, wenn er einen Roman liest, der für Erwachsene bzw. eben nicht ausgesprochen als Jugendbuch geschrieben wurde?
    Es kann u.U. für den Jugendlichen einfach etwas für sein Selbstbewußtsein bedeuten, wenn er ein Buch gelesen hat, das nicht speziell etikettiert ist. Er wird seine Leistung möglicherweise als größer einschätzen. Sich erwachsener vorkommen.


    Warum Jugendliche im Kinderstadium lassen? Ab 16, 17? Für mich liefe das unter 'positive Verstärkung', ihnen etwas zu lesen zu geben, das Erwachsene lesen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    ich würde sagen, Jugendliche Typ 1 hat Vorurteile, die sie sich schleunigst mit Hilfe guter Lektüre abgewöhnen sollte.


    Das sag ich meiner Großen auch immer :grin


    Zitat

    Original von magali
    Dein Typ 2 stützt allerdings meinen Einwand in puncto Quantität.


    deshalb habe ich ihn erwähnt :grin



    Zitat

    Original von magali
    Wieso diskutieren wir hier über Jugendbücher? :gruebel


    Weil sich das Belletristik/Zeitgenössisches- bzw. Unterhaltung/Literatur-Problem hier genau so stellt

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Das sag ich meiner Großen auch immer :grin


    Ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, daß Dein Argument aus dem Leben gegriffen ist. ;-)


    Zitat

    Original von magali
    Dein Typ 2 stützt allerdings meinen Einwand in puncto Quantität.
    deshalb habe ich ihn erwähnt :grin


    Entzückend.
    :lache



    Zitat

    Original von magali
    Wieso diskutieren wir hier über Jugendbücher? :gruebel


    Weil sich das Belletristik/Zeitgenössisches- bzw. Unterhaltung/Literatur-Problem hier genau so stellt


    Ah, danke, ich bin absolviert. Ich dachte glatt, es läge an mir.
    Weiter zurück gab es nämlich noch die gleichermaßen spannende Frage, wie sich Krimis und Thriller unterscheiden und dazu würde ich gern noch mehr hören. (Auch wenn ich Tilia Salix' Antwort zustimme)
    Und das Thema 'SciFi' ist auch nicht durch.
    :grin




    :wave



    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Liebe Eulen,


    ich möchte euch mal danke sagen! Das ist eine fantastische Diskussion hier mit Suchtpotential. Sobald der Rechner an ist, stürze ich mich förmlich auf eure Beiträge. :anbet


    Es grüßt euch herzlich,
    Rosha


    Edith mag meine Tippfehler nicht und bessert sie gerne aus...

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Rosha ()

  • Zitat

    Original von magali
    Rosha


    Deinen Satz mit dem direkten Bezug zwischen interessieren und verarbeiten können würde ich so nicht unterschreiben. Auch als erwachsener Menschen interessiert man sich durchaus für Dinge, die sich bald als etwas erweisen, das man nur schwer schlucken kann.


    Okay, da muss ich dir Recht geben. Es gibt Dinge, die ich gerne "ungelesen machen" würde, wenn ich das könnte. U. a. eine sehr exakte Beschreibung einer Folterung. Da schüttelt es mich heute noch.


    Aber es stellt sich die Frage, wie soll man solche Dinge eingrenzen oder bewerten?


    Manchmal hat man nicht mal eine Chance Angstpotential zu erkennen. Zum Beispiel das kleine Mädchen, dass die Geschichte vom Riesen Timpetu vorgelesen bekommt. Der verschluckt im Schlaf eine Maus. Das Mädchen hat von dieser eigentlich drolligen Geschichte Angstzustände bekommen.


    Manchmal muss man Kindern aber auch bestimmte Dinge zumuten. Eine Drogenabhängigkeit plastisch zu schildern hat vielleicht abschreckende Wirkung. Das ist alles ein sehr weites Feld.