Sally Ann Morris - Geister küsst man nicht

  • Geister küsst man nicht
    von Sally Ann Morris


    Titel der englischen Originalausgabe „Trick or Treat“
    Rowohlt Verlag
    ISBN 978-3-499-25518-2
    Roman
    Deutsche Erstausgabe 2010
    aus dem englischen von Sabine Maier-Längsfeld
    Umschlaggestaltung any.way Hannah Krause
    Taschenbuch, 352 Seiten
    € 8,95 [D]


    Zur Autorin:


    Auszug aus der Verlagsseite: Sally Anne Morris lehrte über zehn Jahre Psychologie, bevor sie mit dem Schreiben begann. Ihr Studium finanzierte sie mit Hilfsarbeiten als Kurierfahrerin, Erntehelferin und Kellnerin. Früher mochte sie laute Musik, Motorräder und Mode aus den 50ern. Heute lebt sie mit einem ehemaligen Rockmusiker und ihren zwei Kindern in London. Die Vorliebe für Kleider aus den 50ern ist geblieben. (Weitere infos unter www.sallyannemorris.com)


    Zum Buch/Meine Meinung:


    Die Inhaltsangabe gibt schon mal gut wieder, worum es in dem Buch geht. Wenngleich man Lucy nicht unbedingt unterstellen kann, ein Liebesleben zu haben. Es sei denn, man zählt einen gut aussehenden Arbeitskollegen dazu, der sich lediglich aufgrund einer Wette mit ihr einlässt. Was sie aber hat, ist ein SBF (schwuler bester Freund, in den sie quasi verliebt ist) und eine leicht durchgeknallte aber schöne und erfolgreiche beste Freundin, die schon mal die Rechnung für das Dreigespann übernimmt, wenn die anderen beiden wieder einmal pleite sind. Alle drei sind Singles, mehr oder weniger glücklich darüber, um die Dreißig und damit am Scheideweg. Das Ganze spielt in England, wobei der Schauplatz der Geschichte sich auch überall auf der Welt befinden könnte. Lucys Mutter ist eine reichlich durchgeknallte Esoterikerin, mit der Lucy eigentlich so gar nichts am Hut hat. Sie selbst ist bei ihrer Groß-mutter aufgewachsen und sehnt sich nach einem normalen Leben mit gesichertem Ein-kommen und einem Mann an ihrer Seite. Also eins der Bücher, die es schon zuhauf gibt.


    Spaß hat die Lektüre trotzdem gemacht. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, leicht und spritzig. Es gab Passagen, bei denen ich reichlich verwirrte Blicke aus meiner mehr oder weniger unmittelbaren Umgebung geerntet habe, weil ich angesichts dessen, was ich gerade gelesen hatte, einfach loskichern musste. Mit „Geister küsst man nicht“ hat man definitiv ein Buch zum Entspannen in der Hand. Wobei ich anmerken muss, dass nicht alles so spritzig leicht rüberkommt, wie die Inhaltsangabe es andeutet. Dies trifft auf den ersten Teil des Buches zu, als Lucy und Jonathan aufeinander aufmerksam werden und er sich, wie Falsch-geld, in ihr Leben drängt. Der Wechsel in den nicht so unbeschwerten Teil geht recht sprunghaft und ist auch nur kurz, bevor alles wieder in einer entspannenden Leichtigkeit endet.


    Nach dem überraschenden Auftauchen des Geistes kann Lucy ihre Freunde ebenso wenig wie sich selbst davon überzeugen, dass alles mit rechten Dingen zugeht und ihre Psyche ihr wegen Dauerbelastung lediglich einen unschönen Streich spielt. Spätestens als Gegenstände durch ihre Wohnung fliegen, karren Jojo und Nigel die mittlerweile recht verzweifelte Lucy zu ihrer Mutter, weil sie sich am ehesten Rat von dieser erhoffen. Die bringt allerdings nur insofern etwas Licht ins Dunkel, als sie Lucy von einem Ritual erzählt, dass anlässlich ihrer Geburt für sie abgehalten wurde und in dem sie quasi für eine besondere Gabe gesegnet wurde. Lucy sieht nicht nur im Erwachsenenalter Geister. Sie hatte schon in ihrer Kindheit einen unsichtbaren Freund, tat ihn allerdings ab einem gewissen Alter als Fantasiegestalt ab. Jetzt scheint ihre Gabe wieder hervorzubrechen. Der frisch verstorbene Geist Jonathan will eigentlich nur eines von ihr, dass sie seiner trauernden Verlobten eine Nachricht überbringt. Doch das ist gar nicht so einfach. Erstens, weil Lucy und Jonathan sich erst einmal aneinander gewöhnen müssen. Zweitens, weil Jonathans Kräfte schwinden, je öfter er sich ihr zeigt. Doch das erfahren die beiden erst nach und nach.


    Und während Lucy noch versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und nach Möglichkeiten strebt, ihre „Gabe“ zu nutzen, bekommt sie nicht mit, wie sich das Leben ihrer Freunde drastisch zu verändern beginnt. Im Laufe der Geschichte kommt Lucy mit einer Ge-sellschaft in Verbindung, die sich der „Erforschung anormaler Phänomene“ verschrieben hat. Da kommt dann ein leichter Gruseltouch hinzu, denn die Mitglieder der Gesellschaft be-schwören mit Lucy etwas herauf, das nicht ganz so nett wie Jonathan ist und ihr Leben in Gefahr bringt. Jonathan wiederum organisiert Leidensgenossen aus seiner neuen Welt, die Lucy helfend zur Seite eilen und plötzlich hat sie nicht nur einen Geist, sondern gleich sieben an ihrer Seite und für alle soll sie Botschaften überbringen. Eine Aufgabe, die sich stellen-weise sehr leicht und stellenweise fast unmöglich zu gestalten scheint. Simon, eines der Mit-glieder der Gesellschaft, unterstützt sie bei ihrer Aufgabe. Lucy und er kommen sich dabei näher und gerade, als sich herauszukristallisieren beginnt, dass Lucy vielleicht doch ein Liebesleben hat, erfährt sie etwas über ihn, das ihr den Boden unter den Füßen wegzieht. Fast zeitgleich bekommt sie von den Nöten ihrer Freunde etwas mit und die bis dahin wohl wichtigste Bezugsperson in ihrem Leben stirbt. Reichlich viel Aufregung also, über die sie ihren Hauptgeist Jonathan fast vergisst.


    Fazit:


    Man könnte sagen, „Geister küsst man nicht“ ist ein bisschen Ghostwisperer auf englisch. Wobei Lucys Geister weder halb zerfallen durch die Gegend laufen noch mit Schockeffekten auf sich aufmerksam machen müssen. Vielmehr stellen sie sich schön in Reih und Glied, wie man es vom typischen Engländer eben zu erwarten scheint. Der Teil, in dem Lucy ihre Geister bzw. Aufgaben nach und nach abarbeitet, hat genau genommen gut zur gesamten Geschichte gepasst und hätte vermutlich dennoch nicht wirklich gefehlt, wäre er beiseite-gelassen worden. Deshalb gibt es auf einer Werteskala (von 1 bis 5) nicht die volle Punktzahl. Stattdessen würde ich, weil der Roman sehr kurzweilig war, 4 Punkte vergeben.


    Copyright © 2010 Antje Jürgens (AJ)

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    Mark Twain

  • Ich kam mit dem Schreibstil einfach nicht zurecht, er war so langatmig und irgendwie komisch. Die Charaktere blieben mir genauso fremd, ich mag ja keine rumschreiende oder bei der kleinsten Schwierigkeit zusammenbrechende Charaktere. Und außer Lucy war ja auch nix Normales dabei - wobei ich ihren Namen genial fand und genauso angefangen habe, Lieder zu summen wie alle anderen *g*. Alles andere war mir leider zu umständlich, mich hat es einfach nicht packen können.


    LG
    Patty

  • So schlecht fand ich das Buch nicht. Nur den deutschen Titel finde ich wieder etwas daneben, denn er suggeriert eine ganz andere Geschichte, als die, die man letztendlich vorfindet.


    Für mich ist das ein klassisches 7-Punkte-Buch. Den Schreibstil fand ich okay bis angenehm, aber er hat eher den englischen, trockenen Humor und ist ziemlich zynisch gehalten, wirkt der Hauptperson gegenüber manchmal etwas von oben herab. So, als würde ein allwissender Geist die Geschichte aus dem Off erzählen.


    Der Fantasy-Teil überwiegt zwar den Chicklit-Anteil, aber ich habe es für mich privat trotzdem dort wegsortiert.


    Wer moderne Geistergeschichten mag, kann hier aber eigentlich nicht großartig daneben greifen, es sind alle klassischen Komponenten vorhanden (leider aber keine neuen Ideen).

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“