'Die Pest' - Kapitel 4

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  • Herbst - Sept./Okt.


    In diesem Abschnitt passiert so viel im Leben der Hauptpersonen, obwohl die Pest eine Pause einlegt und zu verharren scheint. Wir erfahren einiges über Organisation und Pflege. Sogar ein Serum, das gegen die Seuche helfen soll, wird gefunden. In einer furchtbaren Szene über den Test des Serums an Herrn Otons Sohn erfahren wir, dass es nicht hilft. Überhaupt ist dieser Abschnitt von Hoffnungslosigkeit durchzogen. Die Helfer werden müde und erschöpft, die Einwohner Orans sind gleichgültig und leben, als gäbe es kein Morgen mehr. Trotzdem wird weiter gestorben...


    Eine der erschütterndsten Szenen ist für mich der Tod des Sängers im Theater mitten während der Vorstellung und die Reaktion der Zuschauer, ihr überstürztes, stilles Verlassen der Oper, und keiner hat, warum auch und wie auch, einen Blick für den armen, toten Narren, der sie gerade eben noch unterhalten hat...


    Und die Ratten kommen wieder und damit scheinbar das Ende der Krankheit.

  • Obwohl ich die Theaterszene auch sehr schlimm fand ( in einem Moment steht der Sänger noch auf der Bühne, im nächsten fällt er ein fach tot um ), ging mir der Tod des kleinen Philippe sehr nah. Ich hatte wirklich gehofft, daß neue Serum würde wirken und ihm das Leben retten. Genau hier hatte ich dann mit der Kehrtwendung der Krankheit gerechnet.


    Selbst Pater Paneloux scheint nun in seinem Glauben, daß die Pest eine Strafe Gottes wäre, stark zu schwanken. Welche Sünde hätte so ein kleiner Junge denn begehen sollen, die seinen Tod rechtfgertigen würde ? Kurz darauf erkrankt der Pater selbst und stirbt. Als hätte ihn sein Glaube die ganze Zeit geschützt .....


    Was die Rückkehr der Ratten betrifft, bin ich mir über dessen Bedeutung nicht ganz im Klaren. Soll das heißen, daß die Ratten nun, da die Pestwelle beendet ist, zurückkehren, weil sie sich nun in Sicherheit wiegen ? Ist das so ?

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Obwohl ich die Theaterszene auch sehr schlimm fand ( in einem Moment steht der Sänger noch auf der Bühne, im nächsten fällt er ein fach tot um ), ging mir der Tod des kleinen Philippe sehr nah. Ich hatte wirklich gehofft, daß neue Serum würde wirken und ihm das Leben retten. Genau hier hatte ich dann mit der Kehrtwendung der Krankheit gerechnet.


    Ich habe ja auch "eine der erschütterndsten Szenen" geschrieben, damit ich noch Potential für weitere Posts habe :grin
    Mal ernst: Die Szene, in der das Serum getestet wird, fand ich auch richtig schlimm. Und bis zum Schluss hofft man, dass er es doch schafft. Die Frage ist, warum testet Rieux gerade an einem Kind? Weil der Vater ihm bekannt ist und er ihm helfen will? An einem Kind - Chance auf Rettung hin oder her - ich weiß nicht :gruebel Vielleicht hätte ein Erwachsener sogar überlebt, wer weiß, aber ein Kind, so von der Pest geschwächt...


    Zitat

    Was die Rückkehr der Ratten betrifft, bin ich mir über dessen Bedeutung nicht ganz im Klaren. Soll das heißen, daß die Ratten nun, da die Pestwelle beendet ist, zurückkehren, weil sie sich nun in Sicherheit wiegen ? Ist das so ?


    Die Ratten verlassen das sinkende Schiff, aber wenn es aus den Wellen wieder auftaucht, sind sie wieder da. So habe ich es verstanden.

  • Zitat

    Original von Clare
    Ich habe ja auch "eine der erschütterndsten Szenen" geschrieben, damit ich noch Potential für weitere Posts habe :grin


    :lache :lache :lache


    Zitat

    Original von Clare
    Mal ernst: Die Szene, in der das Serum getestet wird, fand ich auch richtig schlimm. Und bis zum Schluss hofft man, dass er es doch schafft. Die Frage ist, warum testet Rieux gerade an einem Kind? Weil der Vater ihm bekannt ist und er ihm helfen will? An einem Kind - Chance auf Rettung hin oder her - ich weiß nicht :gruebel Vielleicht hätte ein Erwachsener sogar überlebt, wer weiß, aber ein Kind, so von der Pest geschwächt...


    Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist Philippe sehr schnell erkrankt und aufgrund seiner generell schwachen Konstitution, war eine Rettung nahezu ausgeschlossen. Die Entdeckung des neuen Serums fiel wohl auch einfach auf denselben Zeitpunkt, so daß sie es an ihm getestst haben.


    Zitat

    Original von Clare


    Die Ratten verlassen das sinkende Schiff, aber wenn es aus den Wellen wieder auftaucht, sind sie wieder da. So habe ich es verstanden.


    Ok, das leuchtet mir ein.

  • Dass die Pest für manche Leute auch von Vorteil sein kann, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich meine, die Passage wo einer gegen seinen Willen einsam war und dank der Pest ist er zum Spießgesellen geworden.
    Ebenso amüsant und für mich neu ist, dass man Krankheiten nicht anhäufen kann. Allerdings bin ich da anderer Meinung :-)


    Endlich kann der Impfstoff eingesetzt werden. Wirkt er? Erst einmal wohl nicht, so muss der Junge Othon leider sterben. Diese Szene ging mir auch sehr nach.


    Die Aussage von Paneloux „Wenn er sterben muss, wird er länger gelitten haben“ muss für Rieux ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Ist es nicht schon schwer genug, dass Rieux mit ansehen muss, wie wenig das Serum wirkt?!


    Aberglauben macht sich breit – wundert mich nicht, denn woran soll man in so einer hoffnungslosen Zeit glauben.


    In diesem Kapitel gibt es etwas mehr Handlung, auch die Personen sind nicht mehr so unnahbar. Deutlich wird dies u.a. als sich Tarrou outet.

  • Zitat

    Original von Clare
    Eine der erschütterndsten Szenen ist für mich der Tod des Sängers im Theater mitten während der Vorstellung und die Reaktion der Zuschauer, ihr überstürztes, stilles Verlassen der Oper, und keiner hat, warum auch und wie auch, einen Blick für den armen, toten Narren, der sie gerade eben noch unterhalten hat....


    In meiner Ausgabe gibt es dazu sogar eine Illustration wie alle Zuschauer den Raum fluchtartig verlassen. :yikes


    Zitat

    Original von Clare
    Und die Ratten kommen wieder und damit scheinbar das Ende der Krankheit.


    Tarrou fragt: "Fängt's wieder von vorne an?" - Wäre es möglich, wenn jetzt die Ratten wieder auftauchen und dann sterben, dass sie wieder neue Krankheitserreger anschleppen? So fing doch die Pest an, oder?! :gruebel

  • Zitat

    Original von Patricia_k34
    ...
    Aberglauben macht sich breit – wundert mich nicht, denn woran soll man in so einer hoffnungslosen Zeit glauben.


    Ich habe es so verstanden, dass das bei den Bewohnern sehr unterschiedlich ist. Es gibt die, die abergläubisch nach Prophezeiungen suchen, um ein Ende der Seuche sehen zu können. Dann gibt es die, die jeglichen Glauben verlieren angesichts der Pest, wobei deren Glaube wohl auch vorher nicht sehr ausgeprägt war. Und es gibt die, die in ihrem Glauben Kraft und Mut finden, um weitermachen zu können, sei es nun der Glaube an Gott oder an die Wissenschaft und Medizin (Rieux am ehesten).


    Zitat

    In diesem Kapitel gibt es etwas mehr Handlung, auch die Personen sind nicht mehr so unnahbar. Deutlich wird dies u.a. als sich Tarrou outet.


    Das habe ich auch so empfunden. Es entwickeln sich auch zwischen den "Helfern" Beziehungen, wo sich vorher nur jeder mehr oder weniger isoliert durch den Tag geschlagen hat.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    ...
    Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist Philippe sehr schnell erkrankt und aufgrund seiner generell schwachen Konstitution, war eine Rettung nahezu ausgeschlossen. Die Entdeckung des neuen Serums fiel wohl auch einfach auf denselben Zeitpunkt, so daß sie es an ihm getestst haben...


    Trotzdem, mag er nicht zu retten gewesen sein, ich lehne es ab, so ein völlig unerprobtes Mittel an einem Kind zu testen. Ich will Rieux nichts unterstellen (er ist ja auch eine Romanfigur), aber mit seinen langjährigen Erfahrungen muss auch ihm auf den ersten Blick klar gewesen sein, dass die Krankheit des Jungen so weit fortgeschritten war, dass ihn nichts, auch nicht ein Serum, hätte retten können. Mir war es jedenfalls klar.

  • Zitat

    Original von Clare
    Trotzdem, mag er nicht zu retten gewesen sein, ich lehne es ab, so ein völlig unerprobtes Mittel an einem Kind zu testen. Ich will Rieux nichts unterstellen (er ist ja auch eine Romanfigur), aber mit seinen langjährigen Erfahrungen muss auch ihm auf den ersten Blick klar gewesen sein, dass die Krankheit des Jungen so weit fortgeschritten war, dass ihn nichts, auch nicht ein Serum, hätte retten können. Mir war es jedenfalls klar.


    Ich dachte mir, es ist die einzige Chance, die das Kind noch hat, also ausprobieren, aber das sollten die Eltern entscheiden.

  • Zitat

    Original von Patricia_k34


    Ich dachte mir, es ist die einzige Chance, die das Kind noch hat, also ausprobieren, aber das sollten die Eltern entscheiden.


    Hmm .... wie sah denn die Situation aus ? Ohne Serum wäre das Kind 100%ig gestorben. Mit Serum .... wer weiß ?! Ich hätte mich auch auf jeden Fall für das Serum entschieden.

  • Zitat

    Original von -Christine-


    Hmm .... wie sah denn die Situation aus ? Ohne Serum wäre das Kind 100%ig gestorben. Mit Serum .... wer weiß ?! Ich hätte mich auch auf jeden Fall für das Serum entschieden.


    Ich weiß nicht so recht :gruebel Otons Sohn war schon so lange krank, oder? Es war doch schon Seiten vorher davon die Rede, dass er krank geworden ist. Die Krankheit war weit fortgeschritten. Er lag quasi im Sterben, was glaube ich sogar so gesagt wird. Es stellt sich die Frage, ob er in diesem Krankheitstsadium überhaupt hätte auf die Behandlung ansprechen können. In früherem Stadium vielleicht ja, aber so?
    Ich bleibe dabei, ich finde es nicht richtig, das Serum an ihm zu testen.

  • 4. Kapitel:
    72 Seiten. Hier geht es um die Erschöpfung der Beteiligten, einen gescheiterten Versuch, ein Heilmittel zu finden, den Tod eines Priesters, die Überlegung, wie man als Christ leben kann, wenn die Pest selbst unschuldige Kinder trifft. Und zum Schluß noch die Lebensgeschichte eines Mannes, der den staatlich verordneten Tod ableht. Da muß man natürlich bedenken, daß das Buch zu Zeiten geschrieben wurde, als die Todesstrafe noch allgemein gebräuchlich war.

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich weiß nicht so recht :gruebel Otons Sohn war schon so lange krank, oder? Es war doch schon Seiten vorher davon die Rede, dass er krank geworden ist. Die Krankheit war weit fortgeschritten. Er lag quasi im Sterben, was glaube ich sogar so gesagt wird. Es stellt sich die Frage, ob er in diesem Krankheitstsadium überhaupt hätte auf die Behandlung ansprechen können. In früherem Stadium vielleicht ja, aber so?
    Ich bleibe dabei, ich finde es nicht richtig, das Serum an ihm zu testen.


    Es wurde doch so geschildert, dass der Junge auf jeden Fall gestorben wäre, ohne Aussicht auf eine Wunderheilung oder Sonstiges. Rieux hat ihn dennoch nicht aufgegeben und "einfach" sterben lassen, sondern noch einmal das Unmögliche versucht. Dass es nicht geklappt hat und die Leiden des Jungen wohlmöglich vergrößert hat, ist ja das Dilemma seiner Position als Arzt. In meinen Augen war seine Entscheidung die Menschlichere.

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

  • Zitat

    Original von Voland


    Es wurde doch so geschildert, dass der Junge auf jeden Fall gestorben wäre, ohne Aussicht auf eine Wunderheilung oder Sonstiges. Rieux hat ihn dennoch nicht aufgegeben und "einfach" sterben lassen, sondern noch einmal das Unmögliche versucht. Dass es nicht geklappt hat und die Leiden des Jungen wohlmöglich vergrößert hat, ist ja das Dilemma seiner Position als Arzt. In meinen Augen war seine Entscheidung die Menschlichere.


    Ich glaube, das ist eine ethische Diskussion, in der wir zu keinem Ergebnis kommen werden.
    Aus meiner Sicht und auch Erfahrung kann es manchmal auch menschlicher sein, akzeptieren zu können, wenn die Chance auf Rettung und Genesung einfach vorbei ist, auch wenn noch nicht alle zur Verfügung stehenden therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
    Aber wie gesagt, die Meinungen werden da so verschieden sein wie die Menschen und deren Erfahrungen.