• Nein, glaube ich nicht.
    Selbst wenn ich es versuchen würde, nach dem nächsten Absatz wäre ich in meinem Schreibstil wieder drinnen. Es würde auch den Schreibfluss enorm hemmen, weil man ja immer wieder vergeichen müsste, sonst bekäme der Leser das Gefühl zwei unterschiedliche Autoren hätten den Roman verfasst. Was ist, wenn der Autor drei verschieden Romane mit unterschiedliche Schreibstile gelesen hätte?

  • Weniger, als man gemeinhin glauben möchte.
    Sonst könnte ja jeder, der ein Buch von Steven King liest, anschließend schreiben wie Steven King. Was nicht der Fall ist.



    Ich denke aber wohl, dass es inspiriert und man als Autor bestimmte Techniken oder Effekte, die beeindruckt haben, versucht, auch mal auszuprobieren.
    Oder plötzlich unbändige Lust bekommt, ein bestimmtes Genre zu schreiben, das man zuvor gelesen hat.
    Und das ist ja auch gut so.



    schoene Gruesse,
    Andrea

  • Nein, überhaupt nicht. Wer selbst schon verlegt wurde, der hat seinen Stil.
    Der wird sich im Laufe der Zeit, bis ca. dem 5-ten Buch noch verfeinern, aber das ist dann die nicht revidierbare Handschrift des Autors.


    Das ist ein Fluch und ein Segen. Fluch, weil du dann nicht mehr anders kannst, Segen, weil du eine unverwechselbare Visitenkarte beim Leser hinterlässt. Lesen schadet also nicht.


    Ich hatte Anfangs auch die Befürchtung, das könnte mich beinflussen. Tat und tut es aber nicht. Auch wenn mein, nicht dem mainstream folgender Schreibstil, manchmal bemängelt wird. So what? it's just a hef, no more.
    You like him, or you hate him. Nothing between..... :wave


    euer hef

  • Das Lesen von Büchern eher nicht, würde ich sagen. Während man einen Roman schreibt, liest man idR ja mehrere Bücher und kann sich nicht jedem Stil anpassen, da man sich sonst ein riesen Durcheinander reinschreibt.


    Das Lesen von Büchern die einen sprachlich sehr ansprechen? Hm, schon etwas eher. Natürlich, man liest ja als Autor auch, um weiterzulernen, um sich weiterzuentwickeln.
    Aber das ist nur ein Punkt von vielen, die Einfluss haben können, manchmal aber ein biestiger.
    Ich verzweifle regelmäßig, wenn ich an sehr opulent geschriebene Bücher gerate, in denen die Autoren viel und lange beschreiben und verschwenderisch in Worten baden. Dann lese ich mein eher faules, knackig aufs Nötige beschränkte Geschreibsel und sehe nicht mehr die Vorteile eines zügigen Schreibstils, sondern die Nachteile, nicht in Worten zu schwelgen. :rolleyes


    Der wichtigste Punkt ist in meinen Augen aber die Geschichte selbst. Jede verdient ihre eigene Stimme, denke ich. Wenn man unterschiedliche Geschichten schreibt, die nicht immer von denselben Figuren handeln und im gleichen Millieu spielen, kommen ganz unweigerlich unterschiedliche Stile dabei rum. Ideal ist es wohl, wenn der Stil des Autors sich einerseits so weit unterscheidet, dass jede Geschichte ihre individuelle Stimme bekommt, andererseits aber trotzdem der Autor herauszulesen ist.

  • Ich denke auch nicht, dass das Lesen eines Buches sich auf den Schreibstil eines Autors auswirkt.


    Aber ich würde vermuten, dass die Bücher, die er in Kindheit, Jugend und danach gelesen hat, sowohl seine Themenvorlieben prägen als auch Einfluss auf seinen Stil haben.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Na ja, sicher nicht erheblich. Aber bei mir ist es schon so, dass ich mich manchmal ertappe, einen gewissen Schreibstil ansatzweise zu übernehmen. Ich würde sage, ein Schreibstil kann einen inspirieren und ein Sprachgefühl geben, aber man wird nicht komplett so schreiben wie das Vorbild.

  • Ich bin ja lediglich Autorin ganz grandioser Rezensionen, aber ich merke schon, wie sich Schreibstil/Stimmung eines Buches auf meinen Schreibstil auswirkt. Allerdings ist dann ja das gelesene Buch explizit Bestandteil des Textes, ich weiß also nicht, ob sich meine aktuelle Lektüre auf meinen noch zu beginnenden Jahrhundertroman auswirken würde :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ehrlich gesagt, das was ihr bisher geschrieben habt erstaunt mich jetzt doch ein wenig. Bekannte von mir sagen mir nämlich oft das ich doch mal was "gescheites" lesen soll, und nicht immer diesen ganzen Fantasy - Kram . Sie meinen dann würde ich vlt. auch was anderes schreiben. Aber auch wenn ich was anderes lese ich lande doch immer bei meinen Geschichten da wo ich angefangen habe. Bei dem Genre Fantasy.... Also liegt das dann nicht daran das ich meistens nur das lese?!


    LG
    büchergirl90

  • Nein! Jeder hat seine eigene Art, wie schon oben gesagt, sonst könnte jeder wie Stephen King schreiben.
    Man schaut sich vielleicht das ein oder andere ab, vielleicht wie der Schriftsteller erzählt oder ins detail geht, trotzdem findet man immer wieder in seine eigene schreibweise zurück.
    Stephen King sagt ja, wenn er keine Bücher geschrieben hätte wäre aus ihm etwas sehr schlimmes geworden.


    Was mich zur nächsten Frage führt, das was ihr schreibt sind das Gedanken die ihr gerne mal ausleben wollt oder idendifiziert ihr euch mit dem geschriebenen? Sind es geheime wünsche?

  • Zitat

    Original von Ashi
    Was mich zur nächsten Frage führt, das was ihr schreibt sind das Gedanken die ihr gerne mal ausleben wollt oder idendifiziert ihr euch mit dem geschriebenen? Sind es geheime wünsche?


    Gott bewahre! Nein!
    In meinem Fall nicht, auch wenn natürlich naturgegeben mal der ein oder andere Punkt einfließt, der auf persönlichen Interessen & Wünschen aufbaut. (Eine meiner Protagonisten ist eine fantastische Kart-Fahrerin. Das wäre ich gerne *lol*.)


    Es sind Geschichten, die ich spannend, berührend, tragisch, lustig oder schlicht erzählenswert finde. Geschichten, die ich selbst gerne lesen würde. Nicht mehr und nicht weniger.


    Ich halte Unterhaltungsromane für eher ungeeignet, um seine geheimen Wünsche oder psychischen Probleme aufzuarbeiten. Wenn ich sowas beim Lesen bemerke, ist es mir meist unangenehm.
    Der Laienpsychiologe in mir bekommt bei vielen King-Romanen echt die Krise.

  • ...na ja. Das stimmt in meinem Fall nur bedingt.


    Meine stories basieren stark auf ERLEBTEM. So sind meine Erinnerungen, Reportagen, Reisen immer Basis einer story, um die ich dann entweder auch erlebtes, oder fiktionales herumbaue.


    Mit dem "so einfach Ausdenken" hätte ich meine Probleme


    euer hef

  • Zitat

    Original von Ashi
    Was mich zur nächsten Frage führt, das was ihr schreibt sind das Gedanken die ihr gerne mal ausleben wollt oder idendifiziert ihr euch mit dem geschriebenen? Sind es geheime wünsche?


    Ja, und zwar was das Schreiben und das Lesen betrifft. Beim Lesen begebe ich mich in eine Zeit, in der ich (eingeschränkt) gerne leben würde. Eben diese Einschränkung bietet mir das Eintauchen ins Mittelalter ohne unangenehme Begleiterscheinungen wie mangelnde Hygiene und Medizin.


    Was meine Romane betrifft, möchte ich natürlich nicht alles erleben, was dort geschieht, aber meine Protagonisten "leben" für mich ein Leben, das mir nicht möglich ist. Sie spiegeln eine Art zweite (oder dritte oder vierte) Persönlichkeit wider. Klingt ein bisschen schizophren, ist aber eine Form der Identifikation, auch wenn sie nicht unbedingt etwas mit dem wahren Leben zu tun haben muss.
    Wenn meine Protagonistin besonders mutig ist, dann resultiert das aus der Tatsache, dass man mich vom ersten Parcour im Kletterwald retten muss :rolleyes, weil ich vor Höhenangst keinen Schritt vor den anderen setzen kann. Mit anderen Worten, weil ich viel zu feige und unsportlich bin. :grin


    Was die Frage nach dem Schreibstil betrifft, ich denke man beginnt mit der Andeutung eines eigenen Stils, einer Basis, die sich ständig weiterentwickelt und formt. Daran dürften durchaus auch die Bücher beteiligt sein, die man liest. Besondere Formulierungen, Satzstellungen und ergreifende Wortspiele werden beim Lesen aufgesogen, umgeformt und mischen sich unter eigene Einfälle, wodurch der eigene Stil immer wieder einen neuen Schliff erhält.
    Ein anhaltender Prozess, der zur steten Weiterentwicklung beiträgt.


    Man lernt eben nie aus ...


    Gruß
    Helene

  • Hallo Zusammen,


    auch wenn Egon Schiele ein Maler war, denke ich, dass seine Aussage bezüglich der Orientierung an anderen Malern auf das Schreiben übertragbar ist. Gustav Klimt hatte sich ja Egon Schiele angenommen, worüber Schiele später sagte, er sei durch Klimt hindurchgegangen, hat sich also weiterentwickelt. So sehe ich das auch beim Schreiben: Jedes gelesene Buch bringt einen weiter. Ob man jetzt gerade selbst eines schreibt oder nicht. Ich denke, diese "Querbeeinflussung" lässt sich überhaupt nicht ausblenden.


    Von Umberto Eco gibt es dazu einen interessanten Artikel, wo er seine Beeinflussung durch andere Schriftsteller/Schriftstellerinnen in Bezug auf "Der Name der Rose" bespricht. Sehr lesenswert.


    Viele Grüße,


    Dieter.

  • Ja, aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Lesen eines bestimmten Autors den eigenen Schreibstil beeinflussen kann. Als ich vor zwei Jahren begonnen habe zu schreiben, waren das zunächst nur Fanfiktionen zur "Gilde der schwarzen Magier" von Trudi Canavan. Da ich über keinerlei Erfahrung im Schreiben verfügte, habe ich mich automatisch an ihr orientiert, was viele Leser auch unabhängig von meinen Eindrücken bestätigt haben.
    Mittlerweile ist das nicht mehr so, mein Schreibstil entwickelt sich weiter und allmählich habe ich auch genug geschrieben, um meinen Stil mehr oder weniger gefunden zu haben.

  • Ich glaube schon, dass Bücher, die man liest, zumindest ein wenig auf den eigenen Schreibstil einwirken. Das bezieht sich aber, glaube ich, vorallem auf den sprachlichen Stil.
    Eigentlich logisch, oder? Seitdem ich ältere Literatur wie Austen lese, merke ich, dass ich sprachlich viel schöner schreiben kann. Aber etwas von meinem eigenen Stil, von dem Ton und der Art wie ich schreibe, bleibt immer.

    Ich muss gestehen, dass ich sie für das entzückendste Geschöpf halte, das jemals im Druck erschienen ist; und wie es mir möglich sein soll, die zu tolerieren, die sie nicht wenigstens mögen, weiß ich nicht."
    Jane Austen über Elizabeth Bennet