Ich bin in der 2. Runde der Duden open (ein Jungjournalistenwettbewerb) und am Freitag ist Einsendeschluss. Artikel (Thema: Krankheit und Tod) ist fertig, aber ich bin absolut nicht zufrieden. Erbitte konstruktive Kritik:
- welche Stelle euch nicht anspricht
- warum
- was ich besser machen könnte
Wer Zeit hat, könnte noch sagen, was er beim Lesen denkt/fühlt bzw. was ich damit wohl sagen will (möchte wissen, ob "Botschaft" ankommt).
Bitte...
Hier ist dann mal das gute Stück:
Im Krankenhausflurtempo
Mit einem leisen Surren schließt sich die elektrische Schiebetür hinter mir. Ich blicke in einen langen, hellen Gang, gesäumt mit etlichen weißen Türen. Ein leichter Desinfektionsmittelgeruch liegt in der Luft. Ich atme tief ein und lächle. Endlich wieder im Krankenhaus. Endlich wieder Gutes tun.
Los geht’s mit der Zubereitung des Frühstücks. Für die Patienten, die es selbst nicht mehr können. Eine leicht verschlafene „Schülerin“ – eine Krankenschwester-Auszubildende- hilft mir dabei. Sie stellt die üblichen Fragen- wie alt ich bin, woher ich komme, was ich später einmal machen will. „Was, Medizin studieren? Hast du dir das auch gut überlegt?“ Ich finde sie nett.
Als ich mit dem „Schmieren“ fertig bin, teile ich die Tablette mit dem Frühstück aus und suche mir jemanden, den ich füttern kann. Ein Tablett bleibt im silbergrauen Essenswagen: Der Patient ist über Nacht verstorben.
Gut gelaunt rede ich dem zu Fütternden zu, damit er etwas isst. Irgendwann gebe ich es auf und suche bei der Schülerin um Rat. Sie stellt fest, dass der Patient sein Gebiss noch nicht eingesetzt hat. Einlegen darf ich es nicht- bin ja nur Praktikantin. Tja.
Beim Abräumen kommen erste Gespräche mit Patienten auf. „Nein, ich bin nur Praktikantin, keine Schülerin.“ „Nein, ich will studieren.“ „Ja, Medizin.“ „Ja, das wird schwer.“ Antworten wie vom Tonband, und doch auf jeden Fragenden zugeschnitten.
Es folgt das „Messen“, eine meiner Lieblingstätigkeiten. Temperatur ist ein Kinderspiel, Puls nicht so ganz. Blutdruck dürfen nur Schüler messen, am besten in Begleitung einer Schwester. Strahlend sage ich jedem, dass ich „mal sein Ohr bräuchte“. Die Angesprochenen grinsen. Bereitwillig erklärt mir die Schülerin, wie ich gemessene Werte in die Akten eintragen muss. Wunderbar.
Zwischendurch spüle ich Waschschüsseln, Tablettengefäße, Becher, Tassen und sonstiges Geschirr ab. Während Ärzte und Schwestern frühstücken, beginne ich, die Nachtschränke zu säubern, unterbreche dann aber für das „Kinderfrühstück“. Kinder, dass sind alle die mit blauen Kitteln: Schülerinnen, die FSJ, der Zivi und ich, die Praktikantin. Das Frühstück bedeutet einen der kommunikativen Höhepunkte: Zukunft, Beziehungen, Tee, Müdigkeit- ein Thema zum Quatschen findet sich immer. „Wie, du willst erst mit Ende 30 ’n Kind kriegen?“ Die Schülerin hat Humor.
Nach Beendigung des Smalltalk und des „Staubwischens“ folgt das obligatorische Mittagstief- die Zeit des Tages, wo man nur im Gang rumläuft, die Visite von Zimmer zu Zimmer gehen sieht (nur nicht reinplatzen!), auf die Uhr schaut und darauf wartet, dass die Wäschelieferung endlich, endlich kommt. Denn das Wäschelegen- das Falten der Wäsche, damit mehr in den Wäscheschrank passt- ist ein weiteres Erzählhighlight. Zwischen 80 Waschlappen, 60 Stecklaken und etlichen anderen Wäschestücken lässt sich besonders gut über Gott und die Welt reden.
Das mittägliche Füttern sowie Auf- und Abtragen der Essenstablette verläuft mit weiteren Unterhaltungen mit Patienten. Wir scherzen, reden usw. Kein Wort fällt über Krankheiten. Sie sind das wohl meist verdrängte Thema in Krankenhäusern.
Hin und wieder stürmen die zwei Sanis, langhaarige Jungs, die fröhlich Patienten zu Untersuchungen abholen und Praktikantinnen ärgern, in die Zimmer, um einen Patienten zu holen. „Keine Bewegung!“ Ich bekomme einen Schrecken und muss dann lachen- sehr lustig.
Leider habe ich dann meist nur noch eine halbe Stunde Zeit. Ich helfe mit beim „Betten“, dem Umlagern von Patienten, die sich selbst nicht drehen können, wo aber auch die ein oder andere Infusion erneuert und gequatscht wird. Ich nehme alles begierig in mich auf- egal, ob die Zusammensetzung eines Schmerzpflasters oder die Witze, die von Patienten gerissen werden.
Dann muss ich gehen. 6 Stunden- mehr helfen darf ich nicht. Nur 360 Minuten, die ich im Krankenhausflurtempo verbringen darf. Dann muss ich zurück in den Alltag.
Tausend Dank!