John Katzenbach: Der Professor

  • John Katzenbach: Der Professor
    Droemer/Knaur (28. Oktober 2010)
    560 Seiten
    ISBN-13: 978-3426198247
    19,99€
    Originaltitel: What Comes Next


    Verlagstext:
    Der pensionierte Psychologieprofessor Adrian Thomas bekommt von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Demenz. Damit haben sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Vor seinem inneren Auge erscheint die Schreckensvision seines unaufhaltsamen, unheilbaren Abgleitens in die Dunkelheit.


    Verstört blickt der alte Mann auf die Straße hinaus und sieht in der anbrechenden Dämmerung ein vielleicht sechzehnjähriges Mädchen vorübereilen. Gleichzeitig rollt ein Lieferwagen heran, bremst ab und beschleunigt wieder: Das Mädchen ist verschwunden.


    Der alte Professor ist verwirrt. Hat er gerade eine Entführung beobachtet? Wenn es tatsächlich ein Verbrechen war, muss er handeln. Die Frage ist nur, wie. Kann er noch klar genug denken, um das Mädchen zu finden?


    Zum Inhalt:
    Professor Adrian Thomas leidet an schnell fortschreitender Lewy-Körper-Demenz, zu deren Krankheitsbild starke Halluzinationen gehören. Thomas hat keine Angehörigen mehr, seine Frau und sein Sohn leben nicht mehr, und ist deshalb entschlossen, sich das Leben zu nehmen. Er wird auf keinen Fall abwarten, bis er kein bekanntes Gesicht mehr zuordnen kann und nicht mehr weiß, ob er an diesem Tag schon gefrühstückt hat. Als Psychologieprofessor, der in der Forschung tätig war, weiß Adrian nur zu gut, wie die Krankheit die Vorgänge in seinem Stirnlappen aus dem Ruder laufen lässt.


    Adrian wird aus dem Fenster seines Hauses zufällig Zeuge, wie direkt vor seinen Augen völlig überraschend ein Mädchen von einem Mann und einer Frau in einen Transporter gezerrt wird. Zurück bleibt eine pinkfarbene Kappe. Indem Adrian den Vorfall bei der Polizei gemeldet hat, sorgte er unbewusst für vollendete Tatsachen. Er kann sich jetzt kaum noch umbringen, während die Polizei ihn als Zeugen braucht.


    Jennifer, das Mädchen, das in so entschlossenem Schritt an Adrians Haus vorbeimarschierte, wird kurze Zeit später von ihrer Mutter und deren Lebensgefährten vermisst gemeldet. Niemand fordert für Jennifer Lösegeld. Ein sehr schlechtes Zeichen; denn es bleibt nur wenig Zeit, um Jennifers Spur aufzunehmen. Zuständig für den Fall ist Terri Collins, die perfekt organisierte alleinerziehende Mutter zweier kleiner Kinder. Terri war als Ermittlerin bisher nur mit alltäglichem Kleinkram befasst und muss nun in einem unlösbar scheinenden Fall ermitteln. Terris einziger Zeuge ist ein alter Mann in so erbärmlichem Gesundheitszustand, dass die Ermittlerin sich fragt, wie Adrian überhaupt noch Autofahren kann.


    Jennifer wird unterdessen mit verbundenen Augen gefangen gehalten und bewusst darüber getäuscht, wo sie sich befindet, um ihren Willen zu brechen. Kameras verfolgen rund um die Uhr jede Regung der Gefangenen Nummer vier. Als die Kreditkarte gefunden wird, die Jennifer am Tag ihres Verschwindens bei sich hatte, ahnt Terri, dass im Fall Jennifer jemand mit sehr großem Aufwand seine Spuren zu verwischen sucht. Adrian fühlt sich von den Stimmen seiner verstorbenen Frau Cassandra, seines Bruders und seines Sohnes angestachelt, sich mit Hilfe seines Wissens als Forscher in mögliche Täter hineinzuversetzen und ihre Spur aufzunehmen. Ein spannender Wettlauf um Jennifers Leben und gegen Adrians geistigen Verfall beginnt.


    Fazit:
    John Katzenbachs Psycho-Thriller lebt von der Gedankenwelt seiner beiden Hauptfiguren Adrian und Jennifer, deren Gedanken der Autor mit bemerkenswerter Einfühlung beschreibt. Adrian Thomas ist Wissenschaftler und Patient in einer Person. Seine sehr eigene Logik eines Demenzkranken arbeitet der Autor eindrucksvoll heraus. Auch Jennifers disziplinierter, entschlossener Kampf sich von ihren Entführern nicht zum Objekt, zur Nummer, degradieren zu lassen hat mich stark fasziniert. Dagegen konnte Katzenbach mich mit der restlichen Handlung kaum fesseln, weil mich weder die vielen Nebenfiguren interessierten noch Adrians verstorbene Familienangehörige, deren Stimmen ihn ständig belästigen. Der filmreife und für mich überraschende Schluß leidet m. A. unter sprachlichen und logischen Mängeln. In einer dramatischen Schlußszene geht niemand mal eben zu einem Punkt, da rennt jeder um sein Leben. - Die unangemessene Wortwahl/Übersetzung fällt vorher schon in anderen Szenen auf, zum dramatischen Schluss passt die in diesem Fall betuliche Sprache gar nicht.


    Die Idee, einen in seiner geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigten Mann zur Hauptfigur eines Psychothrillers zu machen, hat mich für dieses Buch gewonnen, die Ausführung der Idee hat mich nicht überzeugt. Von Anfang an habe ich dem Autor nicht abgenommen, dass ein Demenzkranker, der schon längst daran scheitert, seinen Alltag zu organisieren, so zielgerichtet handelt wie Adrian. Seine Angehörigen, die Adrian in seinen Halluzinationen zu sich sprechen hört, treiben ihn dazu an, sich für ihn völlig neue Informationen zu beschaffen; er arbeitet mit diesen Stimmen wie in einem Ermittlerteam.




  • Sehr schön. Ein neues Buch von einem meiner Lieblings Autoren. Freu mich drauf und werde es mir auf meiner schönen, immer werdenden längeren Liste, notieren.


    Habe schon fast alle Bücher von ihm gelesen. Ich fande bis jetzt noch alle ziemlich gut. Spannend aufgebaut und immer wieder ein bissl Action drin. :-]

  • Kurzbeschreibung
    Der pensionierte Psychologieprofessor Adrian Thomas bekommt von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Demenz. Damit haben sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Vor seinem inneren Auge erscheint die Schreckensvision seines unaufhaltsamen, unheilbaren Abgleitens in die Dunkelheit. Verstört blickt der alte Mann auf die Straße hinaus und sieht in der anbrechenden Dämmerung ein vielleicht sechzehnjähriges Mädchen vorübereilen. Gleichzeitig rollt ein Lieferwagen heran, bremst ab und beschleunigt wieder: Das Mädchen ist verschwunden. Der alte Professor ist verwirrt. Hat er gerade eine Entführung beobachtet? Wenn es tatsächlich ein Verbrechen war, muss er handeln. Die Frage ist nur, wie. Kann er noch klar genug denken, um das Mädchen zu finden?


    Über den Autor
    John Katzenbach war ursprünglich Gerichtsreporter für den Miami Herald und die Miami News und hat bisher acht Spannungsromane veröffentlicht. Seine Psychothriller, allesamt Bestseller, wurden mit Lob überschüttet . John Katzenbach lebt mit seiner Familie im westlichen Massachusetts.


    Meine Meinung:
    Ich hab recht lange für diesen Katzenbach gebraucht, nicht, weil er mich nicht fesseln konnte, sondern weil es mir zu langsam voran ging. Ja, die Idee einen an einer bestimmten Form von Demenz erkrankten Menschen als Zeugen und "Ermittler" auftreten zu lassen, ist sicherlich ziemlich gelungen, leider bedingt diese Idee eben auch das etwas behäbige Voranschreiten der Handlung, was mich eben an mancher Stelle ein wenig störte.
    Grundsätzlich aber ein wie gewohnt spannender stilistisch sehr solider Thriller den Katzenbach hier abliefert.
    Dabei benötigt er keinerlei Splatter und Folterszenen, verzichtet gänzlich auf blutige Beschreibungen, sondern der Grusel und das Schaudern des Lesers wird mehr zwischen den Zeilen ausgelöst, durch eben das was Katzenbach nicht detailliert beschreibt und was der Fantasie des Lesers überlassen bleibt.
    Für mich ist Katzenbach auch nach diesem Buch noch immer einer der Thrillerautoren dieser Zeit und der Professor muß sich, auch wenn es mir ein wenig zu langsam ging, durchaus nicht hinter seinen anderen Büchern verstecken.
    Ein Sternchen Abzug mußte es für kleinere Recherchefehler oder nennen wir es minimale Unstimmigkeiten und eben die Länge geben. Ansonsten gute, spannenden und eben neue Wege beschreitende Unterhaltung.

  • Das Buch ist schon längst auf meiner Liste. Danke für die Rezi. Ich habe schon einige Bücher von John Katzenbach. Kam aber bis jetzt noch nicht dazu es zu lesen da mein SUB immer und immer größer wird. :-)

  • Die Inhaltsangabe zu John Katzenbach's Psychothriller "Der Professor" lässt in keiner Weise vermuten, welch beängstigende, wenn auch realitätsbezogene Richtung die Handlung einschlägt.
    Nachdem ein demenzkranker Psychologieprofessor mit krankheitsbedingten Wahnvorstellungen die vermeintliche Entführung eines 16-jährigen Mädchens beobachtet hat, kämpft er, geplagt von Krankheit und Selbstzweifel, um die eigene Glaubwürdigkeit und die Rettung des gekidnappten Teenagers.
    Die Geschichte beginnt vielversprechend und spornt durch relativ kurze Kapitel und einen geschickten Erzählaufbau zum Weiterlesen an. Allerdings befindet sich der Leser recht bald in einem grausamen, äußerst beklemmenden Szenario, in dem zwar wenig körperliche, dafür um so mehr seelische Gewalt ausgeübt wird.
    Das Opfer wird von skrupellosen Psychopathen gefangen gehalten, die ein perverses Internet-Reality-Spiel betreiben. Schreckliche Abgründe des Internets tun sich auf. Der Leser nimmt an psychischer Folter hautnah teil und wird so zum Voyeur geschmackloser Perversionen, ähnlich den Konsumenten solch abartiger Publikationen. Meinem Verständnis von spannender Unterhaltung entspricht die Darstellung derartigen Nervenkitzels nicht.
    Seine Figuren perfekt zu zeichnen und deren psychischen Komponenten exakt herauszuarbeiten, beherrscht John Katzenbach unumstritten. Jedoch übertreibt er hier ab und an seine Beschreibungskunst und Detailverliebtheit und begibt sich in uninteressante Nebenstränge, die konstruiert und unwirklich sind. Ernstzunehmende Halluzinationen als Symptom einer schweren Erkrankung wie die der Demenz treten in Gestalt von Geistern bzw. toten Angehörigen auf, die zur Vergangenheitsbewältigung beitragen, Ermittlungsarbeit leisten und in brenzligen Situationen zur Seite stehen.
    Nein!
    Ich hatte einen ausgeklügelten und logischen Thriller mit überraschenden Wendungen erwartet und bin enttäuscht worden. Von Anfang an ist die Linie zwischen Gut und Böse klar gesteckt und das Geschehen vorhersehbar. Es geht auf langen 555 Seiten einzig und allein um das Wie, das wiederum einige Ungereimtheiten beinhaltet und in einem völlig überzogenen Showdown endet.
    John Katzenbach hat sich in seinem neuen Buch an aktuelle und brisante Themen gewagt, deren Umsetzung meiner Meinung nach leider nicht gelungen ist.

  • Verlagsinfo:
    Der pensionierte Psychologieprofessor Adrian Thomas bekommt von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Demenz. Damit haben sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Vor seinem inneren Auge erscheint die Schreckensvision seines unaufhaltsamen, unheilbaren Abgleitens in die Dunkelheit. Verstört blickt der alte Mann auf die Straße hinaus und sieht in der anbrechenden Dämmerung ein vielleicht sechzehnjähriges Mädchen vorübereilen. Gleichzeitig rollt ein Lieferwagen heran, bremst ab und beschleunigt wieder: Das Mädchen ist verschwunden. Der alte Professor ist verwirrt. Hat er gerade eine Entführung beobachtet? Wenn es tatsächlich ein Verbrechen war, muss er handeln. Die Frage ist nur, wie. Kann er noch klar genug denken, um das Mädchen zu finden?




    Meine eigene Meinung:
    Adrian Thomas will nicht mehr leben, er ist an einer besonderen Form von Demenz erkrankt. Bevor er jedoch seinen Freitod verwirklichen kann, muss er mit ansehen, wie ein junges Mädchen vor seinen Augen entführt wird. Ist das tatsächlich passiert oder spielt ihm seine Krankheit schon wieder einen Streich? Einzig die Kappe des Mädchens bleibt ihm als Beweis zurück. Also kämpft er gegen seine eigenen Geister und die seines verstorbenen Bruders, Sohnes und seiner Frau, die ihm immer wieder erscheinen und mit denen er halluzinogene Gespräche führt an. Er macht sich auf die Suche, und ein Wettlauf mit der Krankheit und der Zeit, die dem Mädchen bleibt, beginnt.
    Jennifer, das entführte Mädchen, welches zuvor von zuhause ausgerissen ist, wird von ihren Peinigern gefesselt und mit verbundenen Augen für die Zwecke des profitablen Voyeurismus im Internet missbraucht und macht ihre ganz eigene Hölle durch. Terry Collins, eine Polizistin an die sich Adrian wendet, will dem älteren und erkrankten Herrn nicht recht glauben, und so bleibt ihm nur, es auf eigene Faust zu versuchen.
    Was für eine komplexe, auf verschiedenen Handlungssträngen ablaufende, und doch sehr stimmige und spannende Geschichte. Er schafft es, ganz aktuelle Themen wie die Krankheit Demenz, Hoffnungslosigkeit bei Jugendlichen, Internetkriminalität, arbeitende Alleinerziehende und Krieg gekonnt miteinander zu verknüpfen. Dabei hat man fast das Gefühl er liebt seine Charaktere, so krank, verzweifelt, abscheulich sie auch sein mögen. Auf Gewaltverherrlichung und Blut verzichtet er dabei total, und setzt ganz auf die Psyche und menschlichen Abgründe. Zum Ende wird es fast Film reif und überraschend. Katzenbach schafft hier wieder einen ganz eigenen Psychothriller, mit keinem seiner Vorgänger vergleichbar und die Stimme von Simon Jäger liest und spielt diese verschiedenen Personen mit Leichtigkeit und Bravour.
    Ich kann dieses Hörbuch für all diejenigen uneingeschränkt empfehlen, wer Thriller mit dem Schwerpunkt „Psyche“ mag, und sich von der Länge 16 Std. 26 min., der Vielfalt nicht abschrecken lässt.


    Es ist nicht sein bestes Werk und in der Mitte wird die Handlung etwas ausführlicher über die Krankheit und Zwiegespräche. Dennoch, er ist ein Meister seines Fachs.

  • Für mich nach "Der Patient" einer seiner stärksten Romane. Bereits in "der Täter" nimmt Katzenbach unsere alternde Gesellschaft in den Focus. Nur diesmal webt er noch das hochaktuelle Thema Straftaten im Internet mit hinein. Mich fesselte die Geschichte von Anfang an, insbesondere weil ich den Professor sehr gut verstehen konnte, da meine Mutter selbst von Demenz betroffen ist. Die "Hallus"
    - auch wenn es ein wenig weit geht, dass sie zur Aufklärung beitrugen - sind ein typisches Krankheitsbild. Ebenso die wachen Momente, die oft nur kurz anhalten und bei Kranken häufig Trauer auslösen sind typisch. Katzenbach hat mal wieder hervorragend recherchiert und ohne Splättermentalität, die sich in dem Genre imer häufiger zeigt, einen Pageturner geschrieben.


    Allerdings kamen mir

    ,
    dabei zu gut weg. Fast sympatisch anfangs, waren sie eine Brut von Psychopathen. Sehr interressant fand ich die Person Marc Wulfer, der von seinen Gefühlen spricht, dass man eigentlich Ekel empfinden müsste. Aber beim genaueren Hinhören feststellt das er ein krankhafter Mensch ist, für den ich fast Mitleid empfinden kann. Gefangen in einem Körper, sogar zu wissen, dass seine Taten falsch sind, aber sich nicht dagegen wehren zu können, ist sehr bedauernswert.


    Simon Jäger hat wieder einmal als Hörbuchsprecher ganze Arbeit geleistet, indem er seine Stimme die Farben gab, die das Buch brauch um beim Hörer einzuschlagen.

  • Heute habe ich "Der Professor" beendet und war bis zum Ende begeistert von diesem Buch.
    Zum Ende hin gingen mir die Kräfte des Professors dann etwas zu sehr ins Übermenschliche, was nicht mehr glaubwürdig war, aber von diesem typisch thrillermäßigen Showdown abgesehen, finde ich das Buch einfach genial.


    Die Handlung um den demenzkranken Professor finde ich sehr interessant, sie verleitet außerdem zu weiteren Recherchen, da es sich ja wohl um eine spezielle Form von Demenz handelt, die sich deutlich von Alzheimer (im Vergleich mit den Symptomen bei der alten Rose Wolfe) unterscheidet. Die Halluzinationen von Adrian sind meiner Meinung nach nicht störend oder verwirrend, als nicht-dementer Leser habe ich nie den Überblick über Reales und Irreales verloren. Zudem erklären die durch die Halluzinationen vermittelten Informationen über Adrians Vergangenheit für mich auch, warum er sich so sehr für Jennifer engagiert.


    Die Handlung um Jennifer ist absolut beklemmend und sehr intensiv dargestellt, obwohl oder gerade weil keine Brutalitäten vorgeführt werden, sondern eine sehr subtile Spannung erzeugt wird. Noch erschreckender als die seelenlosen Psychopathen, die Jennifer gefangenhalten, sind die Tausende Abonnenten weltweit, die sich gegen eine hohe Gebühr an ihren Ängsten und Qualen weiden. Man würde das gern in den Bereich der Fiktion verweisen, aber in einer Zeit, in der sich selbst die "harmloseren" Fernsehzuschauer mit Programmen wie "Big Brother", "Dschungelcamp" die Zeit vertreiben, ist es leider nur allzu glaubwürdig, dass ein solches Szenario sich jederzeit ereignen könnte...
    Die Schattenseiten des Internets und die zunehmende Wandlung der Menschen in Exhibitionisten und Voyeure werden jedenfalls sehr deutlich gemacht.
    Über die Bücher von Katzenbach herrschen immer ziemlich kontroverse Meinungen, ich finde dieses Buch äußerst lesenswert.
    Von mir gibt es für dieses Buch 9 Punkte.

  • Inhalt: Der ehemalige Psychologieprofessor Adrian Thomas erhält die Diagnose Lewy-Körper-Demenz. Noch weiß er dass diese Krankheit einen rasanten Verlauf nehmen wird und er beschließt sich das Leben zu nehmen. Doch dann beobachtet er eine jugendliche Ausreißerin die auf offener Straße von einem Pärchen entführt wird. Adrian verschiebt seine Selbstmordpläne und begibt sich stattdessen daran, immer wieder begleitet von Halluzinationen in denen ihm seine verstorbenen Lieben begegnen, nach dem entführten Mädchen zu suchen. Dieses Mädchen, Jennifer, wird derweil von ihren Entführern in einem dunklen Keller gefangen gehalten, die sie rund um die Uhr mit der Kamera beobachten und diese Bilder als Webshow inszenieren.


    Meine Meinung: Das Szenario das sich John Katzenbach ausgedacht hat ist natürlich ziemlich heftig und krank, wie schon einige Rezensenten bemerkt haben. Aber es gibt eine Menge krasser(er) Fälle in der Thrillerwelt, sei es in Büchern, im Fernsehen oder auf der großen Leinwand. Das führt in diesem Fall bei mir zu keinem Abzug in der Bewertung. Kritikpunkte habe ich auch so gefunden.


    Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt.
    - Adrian Thomas, der Professor, der Jennifers Verschwinden beobachtete und nun nach ihr sucht.
    - Terri Collins, die Polizistin die bereits mehrfach mit der Ausreißerin Jennifer Kontakt hatte und die in diesem Fall nicht so Recht dran glauben mag, dass Jennifer wieder nur ausgerissen ist.
    - Dann Jennifers Entführer, Michael und Linda, die sich selbst als Künstler aber nicht als Kriminelle sehen.
    - Natürlich ist da auch Jennifer selbst, ein bemerkenswertes und starkes junges Mädchen.
    - Schlussendlich sind da dann noch die Zuschauer der Webübertragung. John Katzenbach denkt sich hierbei viele verschiedene Typen von Zuschauern aus, quer durch die verschiedensten Bevölkerungs- und Altersgruppen - "echte" Kriminelle scheinen dabei eine Ausnahme zu sein. Sicher weiß man das der Mensch zu allerlei fähig ist, aber hier will mir nicht in den Kopf, dass angeblich keiner der Zuschauer Gewissensbisse zu verspüren scheint. Damit meine ich dass ich das zumindest ein Stück weit für unrealistisch halte.


    Die Gedanken- und Gefühlswelt der Personen und ihre jeweilige Motivation wurde durchaus gut dargestellt. Ob die Krankheit des Professors realistisch dargestellt wurde kann ich hingegen natürlich nicht beurteilen, intensiv und nahegehend war es aber.


    Eigentlich sorgen diese wechselnden Perspektiven dafür, dass das Interesse wach und die Spannung hoch bleibt. Mein Interesse war auch durchaus geweckt. Langweilig fand ich die verschiedenen Perspektiven tatsächlich nicht. Allerdings fand ich es trotz allem kaum spannend. Und damit komme ich zu den negativen Punkten.


    John Katzenbach beschreibt viel. Zu viel. Ich kann durchaus mit ausufernden Beschreibungen von Gedanken, Handlungen, Hintergründen etc. leben. Normalerweise mag ich das lieber als wenn ein Autor zu wenig beschreibt weil es für mehr Atmosphäre sorgt. Trotzdem - gerade in einem Thriller - gilt es ein gesundes Mittelmaß zu finden. Das hat der Autor in diesem Buch einfach nicht geschafft, vieles ist zu ausufernd und zu platt gewalzt. Der Geschichte hätte eine Straffung sehr gut getan. Das Tempo mit dem die Erzählung voranschritt war dementsprechend niedrig. Der "Wettlauf gegen die Zeit" geriet so mehr zu einem Wettlauf in bzw. gegen die Zeitlupe. Der Autor schaffte es nicht mal im Showdown mir ein Bild von der Schnelligkeit zu vermitteln mit der die Ereignisse eigentlich von statten gehen mussten. Das führte dann dazu dass mir das Buch sehr zäh vorkam, ich es nicht flüssig lesen konnte und kaum Spannung aufkommen wollte.


    Des Weiteren ist mir durchaus klar, dass es in vielen Krimis/Krimiserien dazu kommt, dass aus den kleinsten bruchstückhaften Informationen die richtigen Rückschlüsse gezogen werden, was nicht immer ganz realistisch ist. Auch damit kann ich leben. Aber auch in diesem Fall übertreibt John Katzenbach. Man bedenke: der Professor hat nur gesehen, dass ein Mann und eine Frau das Mädchen entführen. Und auf dieser Basis und mit einem kleinen Schubser von außen entwickelt er über das Buch hinweg natürlich genau die EINE, die RICHTIGE Theorie wo man Jennifer finden kann! Der Autor schafft es in keinster Weise mir das glaubhaft zu machen. Und so bin ich von der Suche eher enttäuscht.


    Mein Fazit: Das war mein erster Katzenbach, der mir keinerlei Lust auf weitere Bücher des Autors macht. Neutral bewerten kann ich das Buch beim besten Willen nicht. Mir war es zu zäh und realistisch fand ich manche Rückschlüsse auch nicht. Daher gibt es nur 3 von 10 Punkten für "Der Professor".

    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.

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  • Ein demenzkranker Professor beobachtet eine Entführung und ist ab diesem Zeitpunkt so von dem Gedanken gefesselt das entführte Mädchen zu retten, dass er an nichts anderes mehr denken kann und auf eigene Faust Ermittlungen anstellt. Eine Hilfe ist ihm dabei Mark, ein vorbestrafter Pädophiler. Obwohl die offizielle Polizeiermittlerin Detective Collins ihm untersagt sich einzumischen bekommt sie dauernd mit ihm zu tun.
    Was die drei zu diesem Zeitpunkt nicht wissen ist, dass Jennifer einem wirklich krankhaftem Verbrecherpärchen in die Hände gefallen ist, das eine grausame Internetshow mit etlichen virtuellen Zuschauern mit der verängstigten Minderjährigen inszeniert...


    Ja, das Verbrechen und das es in diesem Buch geht ist grausam und krank. Aber das finde ich gar nicht mal schlimm. Katzenbach verzichtet auf Blutbäder und detailierte Folterbeschreibungen, aber dennoch beschreibt er viel - meiner Ansicht nach viel zu viel. Und zu unglaubwürdig. Das Verbrecherpaar Michael und Linda betont zwar etliche Male, dass es sich bei Jennifer, ihrer Nummer 4, zwar um ein besonderes Exemplar handelt, aber ich konnte mir zu keinem Zeitpunkt wirklich vorstellen, dass ein gefangenes Mädchen so agieren würde wie Jennifer es tat. Noch schlimmer und unglaubwürdiger fand ich allerdings die Darstellung des Professors. Eigentlich ist ein demenzkranker Ermittler ja eine wirklich interessante Idee, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein kranker Professor mit seinen etlichen Wahnvorstellungen wirklich noch so gezielt agieren und denken kann, wie beschrieben. Jedenfalls habe ich dem Autoren seine Charaktere allesamt zu keinem Zeitpunkt abgekauft und das finde ich in einem Buch schon wichtig.
    Die Handlung wird aus der Sicht mehrerer Personen erzählt, aber dennoch wurde kaum Spannung erzeugt. Es wurde zwar auch nicht wirklich langweilig, aber die ganzen Nebensächlichkeiten haben einfach nur genervt, so dass die Spannung direkt wieder verpuffte.


    Fazit: In sich stimmig muss eine Geschichte sein und diese war es für mich leider nicht. Vielleicht habe ich mir auch etwas ganz anderes vorgestellt, aber meine Erwartungen wurden in keinster Weise erfüllt.

  • Meine Meinung :write


    Vorab: ich habe dieses Buch auf Seite 104 abgebrochen, kann und werde also auch nur diese Seiten bewerten und darin passiert nicht wesentlich mehr, als der Klappentext hergibt.


    John Katzenbach gehörte bis dato für mich zu den Autoren, die man mal gelesen haben muss - wahrscheinlich um mitreden zu können. Jetzt weiß ich, dass er für mich kein Muss in meinem Bücherregal ist.


    Der Schreibstil hat mich sehr an Stephen King errinert, der ja auch sehr detailverliebt ist und sich zunächst eher für die Umgebung, statt für die Protagonisten und die Handlung interessiert.


    Auf diesen gut 100 Seiten ist er wenig auf die Handlung eingegangen, ihm ist es nicht gelungen Spannung aufzubauen, mich an die Story zu fesseln oder an einen der Protagonisten, die für mich alle noch zu "durchsichtig" sind, sodass ein weiterlesen mit überhaupt nicht gereizt hat.


    Zudem stelle ich persönlich mir auch etwas ganz anderen unterem einem Psychothriller vor, nämlich nicht 100 Seiten Einleitung und evtl. mehr. Für mich muss im besten Fall von Anfang an etwas passieren, ansonsten muss es dem Autor zumindest gelingen mich so neugierig auf das zu machen, was da noch kommt, sodass ich auch Lust aufs weiterlesen habe. Aber all das war hier leider nicht der Fall, sodass es ich notgedrungen einen Punkt vergebe!

  • Ich muss mich leider meiner Vorgängerin anschließen :-(.


    Für mich war das Buch absolut enttäuschend, von Spannung keine Spur und die Story war meiner Ansicht nach völlig mit den Haaren herbeigezogen und absolut unrealistisch. Ich habe es zuende gelesen, aber es ist leider eines der Bücher, die bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben und die ich somit relativ schnell wieder vergessen werde.


    Aber da kann man mal wieder sehen, wie weit die Meinungen und Geschmäcker doch auseinander gehen.


    Liebe Grüße

    Gelesene Bücher/Ebooks 2022: 0/2
    Aktueller SuB/Ebooks: 106/122 (End-SuB 2021: 106/99)


    :lesend Der Heimweg - Sebastian Fitzek :sekt

  • Hallo liebe Leser und Leserinnen,


    wieder ein Buch das polarisiert - und das ist auch gut so.
    Ich habe bisher sämtliche Werke vom Autor gelesen und fand, dass "Der Professor" sehr interessant erzählt ist. Ich schreibe bewusst "interessant" und nicht -spannend-. Nicht das das Buch weniger spannend wäre, im Gegenteil, aber das Thema hat mich mehr begeistert:
    J.Katzenbach hat die inneren Kämpfe vom Prof. Adrian Thomas, nicht weiter in die Demenz zu versinken bis das entführte Mädchen (Jennifer) gefunden ist, auf verstorbene Personen aus seiner Vergangenheit verlagert. Sie fordern ihn auf weiter zu suchen, sich aufzurappeln und letzte Energiereserven zu mobilisieren. Im Grunde war es sein eigenes inneres Aufbäumen, hier aber durch diese Personen sehr gekonnt zum Ausdruck gebracht.
    Der zweite Fokus in diesem Buch liegt in der Gefühls- und Gedankenwelt der Jennifer. War sie eben noch auf den Weg nach Hause, da wird sie entführt und beginnt in ihrer Gefangenschaft und dem damit verbundenen psych. Druck zu resignieren und zu zerbrechen. Hilfe erwartet man zu Recht durch die Polizei, hier durch Terri Collins verkörpert. Sie behindert sich durch Bürokratie und den eingeschliffenen Verfahrensweisen der Polizei selber mehr als das sie nutzt und kann daher nicht viel zur Lösung beitragen. (Und wie sieht es in der Realität aus?) Hätte sich der Professor auf sie verlassen, und das hat er gespürt, dann käme alle Hilfe zu spät. Daher beschritt er einen anderen Weg. Und das war gut so. Schließlich hat man es bei den Entführern mit psychisch kranken Personen zu tun - ich fand sie im Übrigen hervorragend ausgearbeitet.
    Alle weiteren Personen sind marginal und interessieren nicht weiter.
    Ein großer Schwachpunkt war für mich das Ende. Was mich enttäuschte war die plumpe und abgedroschene Art wie Jennifer befreit wurde.


    Wer das Buch (bis auf das Ende) unter diesen Gesichtspunkten liest, wird es mögen. Und ganz nebenbei schwingt ein weinig Kritik an der Polizei mit, die sich oft selber behindert. Sei es durch Gleichgültigkeit, sei es durch Bürokratie. Man kann das Buch nicht mit einem herkömmlichen Krimi vergleichen. Es ist filigraner geschrieben, es öffnet ein Fenster in die Psyche der Hauptakteure und beschreibt die Denkweisen und innere Kämpfe der Hauptfiguren. Die kriminelle Handlung an sich und die reine Gefangenschaft der Jennifer sind hier nur zweitrangig.


    Von mir bekam der Thriller 8 Punkte - das Ende war nicht so doll...


    Viele Grüße


    René