Ausweg - Edward St. Aubyn

  • Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
    Verlag: Dumont Buchverlag; Auflage: 1., Aufl. (5. Oktober 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN- 978-3832180805
    Originaltitel: A Clue to the Exit
    Übersetzer: Dirk van Gunsteren


    Kurzbeschreibung:
    Wie verbringt man seine verbleibende Zeit, wenn einem das Ende vor Augen steht? Mit dieser Frage sieht sich der erfolgreiche Drehbuchautor Charlie konfrontiert, als er erfährt, dass er nur noch sechs Monate zu leben hat. Er beschließt, sich in einem südfranzösischen Casino seiner gesamten Barschaft zu entledigen und ein Buch zu schreiben – ausgerechnet über Bewusstsein und Tod. Im Casino trifft er die spielsüchtige Angélique, die ihm fortan als Muse dienen soll. Bei Edward St Aubyn werden letzte Fragen als umwerfend geistreiche Satire gestellt. Sein Erzählen vereint Gegensätze. Es ist ironisch und ehrlich. Traurig und heiter. Sarkastisch und sensibel. Man kann und will sich der obsessiven Selbstreflexion seines Helden Charlie nicht entziehen.



    Autorenporträt:
    Edward St Aubyn wurde 1960 in London geboren. Bei DuMont erschienen seine Romane ›Schöne Verhältnisse‹, ›Schlechte Neuigkeiten‹ und ›Nette Aussichten‹. ›Muttermilch‹ stand auf der Shortlist des Booker Prize, gewann den Prix Femina sowie den Southbank Award und wurde in mehr als 15 Sprachen übersetzt.



    Meine Meinung:


    "Es reicht nicht, jeden Tag so zu leben, als wäre es der letzte - man muss auch daran denken, dass es für jeden anderen ebenfalls der letzte sein könnte."


    Charlie Fairburn, Ich-Erzähler, Drehbuchautor, erhält von seinem Arzt die unumstößliche Mitteilung dass er noch 6 Monate zu leben hat.
    (Ich verschreibe Ihnen Prozac, hat ja keinen Sinn auch noch depressiv zu werden.)
    Aber der Ich-Erzähler möchte keine Pillen und Spritzen, keine tröstlichen Bücher oder Gespräche mit dem Kaplan, er möchte nur wissen wo er steht, will einiges über sich selbst herausfinden.
    Als er dann aber doch mit Prozac zu experimentieren anfängt, meint er sehr zum Mißfallen seines Agenten ein Buch schreiben zu müssen. Etwas "Ehrliches und Vollständiges".
    Er ruft seine Ex-Frau an um ein letztes Treffen für sich und seine kleine Tochter auszuhandeln und fährt nach Südfrankreich um seine Villa zu verkaufen.


    "Das grundlegende Problem ist die finstere Gleichung "Zeit ist Geld". Sie stimmte, als mir beides auszugehen drohte, doch seit dem Verkauf meines Hauses habe ich Geld im Überfluss, und damit ist mein Blick auf die Taille der Sanduhr unwillkürlich entspannter geworden."


    Er beschließt mit der Hälfte seines Vermögens, etwa 1,2 Millionen Francs in bar, nach Monte Carlo ins Casino zu fahren um es zu verspielen.
    Dort lernt er die spielsüchtige Angélique kennen und läßt sich mit ihr auf einen sehr zweifelhaften deal ein. Er wird zu einem Spielsüchtigen zweiten Grades, denn nur wenn er ihr beim Spieln zuschaut, kann er produktiv und kreativ sein, denn schließlich will er seiner Berufung nachkommen und ein Buch über Tod und Bewußtsein schreiben.


    St. Aubyn ist und bleibt für mich ein Garant für beste Unterhaltung auf ganz hohem Niveau. Die Dialoge in dem Buch sind geistreich, witzig, zynisch und manch einen Satz wollte man am liebsten auswendig lernen.
    Durchaus poetisches Betrachten fällt im nächsten Satz einer sarkastischen Bemerkung zum Opfer.


    Als Charlie seiner Ex-Frau von seinem nahenden Tod erzählt weiß diese folgende Antwort zu geben:
    "Wie alle tibetisch orientierten Menschen bin ich grundsätzlich glücklich und fröhlich. Wenn du als irgendwas Weiches, Kuscheliges wiedergeboren wirst, dann adoptieren wir dich vielleicht. Als süßes Hündchen, schlug sie vor, oder als Kätzchen. Es gibt Mönche, die dir in Bardo-Bewußstsein folgen und dich in deine Reinkarnation begleiten können. Es ist unglaublich. Du kannst dir nicht vorstellen, wozu manche dieser Menschen imstand sind. Tibeter zu sein ist so cool. "


    10 Punkte

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Da wäre mir doch glatt entgangen, dass es einen neuen St. Aubyn gibt, danke für die Vorstellung!


    Edit staunt schon wieder: so schnell konnte ich gar nicht gucken, wie dieses Buch von meiner WL auf den SUB gewandert ist :wow

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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