• Hallo Doc,


    Jede Autorin und jeder Autor hat seine eigene Arbeitsweise. Ganz offen gesagt interessiert es mich auch nicht besonders, wie Autorin A oder Autor B ihre Seiten füllen. Ich kann nur für mich sprechen und da forme ich eben ein ganz grobes Gerüst, dessen einzig wirklich bestehenden Fixpunke der Anfang und das Ende sind. Welche Wege und Umwege ich einschlage, um von dem einen Fixpunkt zum anderen zu kommen, zeigt sich während des Schreibens. Da sich Personen dabei durchaus verändern können, werden sie an späterer Stelle teilweise nicht mehr gebraucht oder gar überflüssig, während sich dafür andere in den Vordergrund schieben. Doch auch eine solche Entwicklung ändert nichts mehr an dem vorgesehen Ende, sondern hilft mir, es zu erreichen.


    Mich hinzusetzen und einen Roman minutiös zu planen, wie es etliche Autoren tun, würde meine Kreativität zu sehr in Fesseln schlagen. Ich recheriere ja während des Schreibens laufend weiter und passe die Entwicklung sofort neuen Erkenntnissen an. Bei einem zu straff sitzenden Korsett wäre dies fast unmöglich.


    Genauso wenig mag ich es, einfach ins Blaue hinein zu schreiben. Ich brauche mein Ziel und da reicht es mir nicht, wenn es heißt, sie fanden sich und sanken sich in die Arme. Bei dem Roman "Die Fürstin" war es wichtig zu wissen, dass Charlotte die Herrschaft an ihren Sohn übergibt und auf welche Weise ihr Verhältnis zu Max legitimiert werden konnte. Hätte ich das nicht gewusst, hätte ich den Roman gar nicht schreiben können.


    Aber wie schon erwähnt, andere machen es anders.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Zitat

    Original von Eric
    Da sich Personen dabei durchaus verändern können, werden sie an späterer Stelle teilweise nicht mehr gebraucht oder gar überflüssig, während sich dafür andere in den Vordergrund schieben. Doch auch eine solche Entwicklung ändert nichts mehr an dem vorgesehen Ende, sondern hilft mir, es zu erreichen.


    Lässt Du dann bei Deinen Protagonisten gar keine Entwicklung (während des Schreibens) zu, die der Geschichte dann vielleicht ein ganz anderes Ende bescheren könnte? Hast Du Dich bzw. Deine Helden so im Griff, daß Du dann definitiv Deinem vordefinierten Ende den Vorzug vor einer vielleicht erstmal ungeplanten Charakterentwicklung gibst?


    Gruss,


    Doc

  • Hallo Doc,


    in meinen Augen bleibt genug Freiraum für die persönliche Entwicklung meiner Romanfiguren. Es ist ja nicht so, dass ich zunächst das Ende schreibe und dann den restlichen Roman sklavisch auf dieses bestehende Ende hin arbeite. Das Ende existiert in meinem Kopf und auf ein paar Zeilen im Exposé. Die genaue Ausformung erfolgt jedoch während des Schreibens, wenn ich so weit bin.


    Fest steht das Ziel des Romans, sprich bei der Fürstin die Übergabe an den Sohn und ihre Beziehung zu ihrem Geliebten. Die Beweggründe dafür können sich jedoch während des Schreibens ändern. Ich schreibe ja nicht nach einem starren Gerüst, sondern sehr stark aus dem Bauch heraus. Doch gerade deshalb ist es für mich wichtig, zu wissen, wo mein Ziel liegt. Ich weiß, wo ich hin will, aber das wie entwickelt sich dann wie von selbst.


    Das Ganze ist schwer zu erklären, da jeder Mensch, der sich in ähnlicher Weise beschäftigt, seine ganz eigenen Methoden dafür hat. Mancher Autor würde sich wahrscheinlich mit Grausen wenden, wenn er sieht, wie ich arbeite, während ich mich bei manchem fragen würde, wie er es überhaupt schafft, ein paar Zeilen, geschweige denn eine schöne und spannende Geschichte, zu Papier zu bringen.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Hallo Doc,


    ich hatte mir schon mal 450 Seiten vorgenommen und es wurden 630 daraus. Unsere Agenturbetreuerin hat uns zu Beginn händeringend gebeten, uns doch ein wenig zu beschränken, da die Verlage zu lange Romane von Neulingen nicht so gerne sehen würden. Inzwischen können wir dem Verlag die Romane in der Länge vorlegen, in der sie sich natürlich entwickeln. Dazu bin ich jetzt in der Lage, die Länge auf etwa 50 bis 70 Seiten zu steuern. Wenn ich mir 550 Seiten vornehme, werden es selten mehr als 600. Kürzer als geplant werden sie bei mir allerdings nie.


    Die Fürstin war ein Sonderfall, da Club Bertelsmann eine gewisse Länge nicht überschreiten wollte. Die Kürzungen wurden von mir selbst vorgenommen, bis auf eine Szene, die die Verlagslektorin nach Absprache mit mir herausgenommen hat. Weder durch diese Kürzung, noch durch meine eigenen wurde der Roman in seinem Ablauf und seiner Logik verändert. Es waren halt hübsche Kleinigkeiten, deren Fehlen man vielleicht bedauern könnte, aber ehrlich gesagt nicht muss.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Ich persönlich notiere viele Dinge wild herum und sammle sie später in eigenen Notizheften. Und wenn ich bei einer Geschichte erst richtig drin bin, vergesse ich auch nicht, was kommen soll.


    Mit dem typischen Rahmen von Spannungsaufbau halteh es allerdings gar nicht.


    JASS

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

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  • Na ja wenn wir schon dabei sind... vielleicht sollte ich auch mal ein Plotenentwurf...


    Nö, da arbeite ich lieber weiter an ein paar schönen Geschichten. (zwar lösche ich sie dann wieder aber Spaß machts trotzdem ;-) )


    Zurück zum Thema. Wenn ich mal eine Wirlich lange Geschichte schreibe (ca. 300 Seiten länger werden se selten) dann schreib ich mir Grundgedanken in ein kleines Buch, das Ordne ich dann nochmal extra chronologisch/logisch und dann setze ich Details dazu. Und dann fang ich auch schon mit dem Buch an. Fällt mir nochmal was ein, durchläuft das dann genau den selben Weg nochmal.