• Hallo zusammen,


    weiß nicht, ob ich hier richtig bin...versuch´s trotzdem mal...


    Mir geht es nicht direkt um eine Geschichte, sondern um Techniken für einen Plot-Entwurf (für ein Rollenspiel)



    Ich habe bisher immer meine Grund-Idee auf ein Blatt notiert und dann verschiedene Ideen darum gruppiert... welche Gruppen/handelnde Charaktere haben welche Motivation. Anschliessend lege ich die Handlungsorte fest (wenn nicht schon von der Grund-Idee vorgegeben) und arbeite einige Protagonisten und feste Geschehnisse aus.


    Wenn ich fertig bin, sieht mein Blatt aus, wie von einem Wahnsinnigen malträtiert und viele gute Einfälle gehen dann wieder verloren.


    Wie kann ich das besser strukturieren, welche Techniken anwenden (ich dachte schon daran Ideen auf Karteikarten zu notieren... aber wie behält man da den Überblick) ?


    Ihr könnt mir auch gerne mit Internet-Links helfen... mein gegoogle hatte nichts sinnvolles erbracht.

  • Hmm, ich habe sowas noch nie gemacht. Wenn du Ideen erst entwickelst, würde ich an deiner Stelle ein Medium nehmen, bei dem du verworfene Ideen aus Gründen der Übersichtlichkeit auch wieder entfernen kannst. Also ist die Karteikartenlösung nicht ganz so schlecht. Hast du die Möglichkeit Material für Moderationstechniken zu verwenden? Ich denke da an Moderationswände, auf die du deine Karten unter verschiedenen Rubriken zunächst sortieren kannst. Hilfreich finde ich zum Entwickeln von Ideen auch das mind mapping. Falls du das kennst, hilft es dir, deine Idee zu strukturieren.

  • Also ich hab meine RPG-Abenteuer stets, wie einen Roman aufgebaut. Mir eine Einleitung überlegt, warum die Charaktere am Ort des Geschehens auftauchen bzw. wie sie dorthin gelangen und vorallem, welche Motivation die Charaktere antreibt sich auf die Story einzulassen.


    In einem RPG ist m. E. das Wichtigste die Motivation der Spieler das Ganze Abenteuer über aufrechtzuerhalten. Gold oder Ausrüstung ist da meist (je nach Erfahrung der Spieler) oft eher kontraproduktiv und veranlasst so manchen Helden plötzlich zur Krämerseele zu werden, "Was? Für ein paar lumpige Goldstücke soll ich mich mit dem Präfekten der Stadt anlegen?". Ebenfalls nicht immer die beste Wahl für Motivation ist die Helden an ihrer Ehre zu packen, "Gut und schön, das arme junge Ding ist in den Klauen der Schergen des Bösen. Wahrscheinlich ist sie längst tot, bis wir dort sind...und wir sind es dann spätestens auch.". Am besten funktioniert im RPG immer noch die klassisch gute Existenzbedrohung der Charaktere. Niemand würfelt gerne in stundenlanger Kleinarbeit einen neuen Charakter aus, ergo ist das eine hervorragende Motivation (aber nicht die einzige), "Hmm, Euer Gastgeber eröffnet Euch, daß er Euch das Gegenmittel für Eure gerade stattgefundene schleichende Vergiftung natürlich gerne überlässt...für die Erledigung eines kleinen Auftrages." :-) Ist fies, funzt aber.


    Nach der Festlegung der Handlungsorte und der Motivation baue ich den Plot aus, lege Nebencharaktere (mit Namen und Aussehen!!) fest, da die Spieler ja meist von den unwichtigsten Schuhputzern noch die Lebensgeschichte erfahren wollen, wenn sie mal angebissen haben. Und wie in einem Roman lege ich den roten Faden bis zum Showdown fest und baue rings um die Haupthandlung noch kleine Ereignisse ein, die die Helden auf falsche Fährten und in Bedrängnis bringen.


    Wie man sieht, bevorzuge ich bei der RPG-Abenteuerentwicklung eher eine erstmal lineare Bearbeitung und baue dann aussen rum die Verzierungen.


    Gruss,


    Doc

  • @ Idgie


    Mind Mapping ? Irgendwas klingelt da... ich weiß aber grad nicht was, hilf mir doch mal auf die Sprünge ?!




    @ Doc
    Sehr interessant... mir ging es aber hauptsächlich um Techniken meine Ideen zu strukturieren etc.



    Aber natürlich lohnt sich der Exkurs: Die Motivation der Spieler ist einer der Hauptteile eines guten Abenteuers, dann läuft der Rest (fast) von selbst.


    Ein Aufbau, der einem Roman gleicht ?
    Kommt mir sehr zeitaufwendig vor ?
    Außerdem erscheint mir das sehr starr.. wie reagierst Du denn dann auf die Spieler ?


    ... kein Plan überlebt den Erstkontakt mit den Spielern...

  • *g*
    also ich schreib einfach drauf los und verändere bzw sammele zwischen drinn meine Ideen... auf einem zettel sammeln.... da würd mir in dem moment nie was einfallen... aber eigentlich is das viel logischer...
    Gastredner, kannst ja einen größeren Zetteln nehmen, zb: Flipchart oder einfach nur ein großes Blattpapier auf den Boden legen...
    (hach ja, da fällt mir ein wie gern ich doch fußbodenheizung und teppich hätte *seuftz*)

  • Zitat

    Original von GastRedner
    Ein Aufbau, der einem Roman gleicht ?
    Kommt mir sehr zeitaufwendig vor ?
    Außerdem erscheint mir das sehr starr.. wie reagierst Du denn dann auf die Spieler ?


    Yep, das ist sehr zeitaufwändig. Mir kommt der romanhafte Aufbau aber sehr entgegen, weil ich eh ein Anhänger des Storytelling-RPG bin und zu Regelmechanismen (nebst Würfelorgien) nur im "Notfall" greifen möchte.


    Natürlich hast Du recht, daß es da nicht immer einfach ist die Spieler zumindest ansatzweise in der Nähe der roten Linie zu halten, aber ich habe da soviel Improvisationstalent, daß das stets nicht weiter aufgefallen ist, wenn mal was gar nicht so nach Plan des Spielleiters verlaufen ist. :-) Da macht sich dann der Aufwand alle möglichen unwichtigen Schuhputzer mit Namen und ein bischen Firlefanz auszustatten schon bezahlt, weil man dann eben nicht lange ins Grübeln kommt, sondern so einen NSC tatsächlich auch eine größere Rolle geben kann, als ihm von Haus aus zusteht.


    Zur Technik:
    Ich schreibe erstmal grob die gesamte Handlung auf und fülle sie nach und nach mit den wichtigsten NSCs. Dazu unterstreiche ich die Hauptfiguren in einer Farbe und schreibe mir eine Legende dazu. Schuhputzer bekommen eine eigene Farbe und ebenfalls eine Legende. An Schlüsselstellen kommt ein Vermerk und ein paar Ideen, was die Spieler tun könnten, um darauf als SL entsprechend vorbereitet zu sein. Am meisten Spaß habe ich allerdings am Erstellen von Handouts für die Spieler. Das kann viel Atmosphäre ins Spiel bringen. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Hallo, GastRedner.


    Ich kenne mich nicht mit Rollenspielen aus, aber generell scheint mir das große Ähnlichkeit mit Entwürfen für "richtige" (nicht abwertend gemeint) Geschichten zu haben. Da aber nutzt fast jeder eine eigene Technik. Ich lege Tabellen mit den Figuren und ihren Charaktereigenschaften an - eine offene Tabelle. Ich rede mit meinen Figuren und interviewe sie auch zu abwegigen (nicht mit der Thematik verbundenen) Themen. Dann baue ich in einer anderen Tabelle eine zeitliche Handlungsabfolge. Die Kontenpunkte beider Tabellen (Figuren tauchen auf oder ab, werden geboren oder sterben usw.) stelle ich in einer Art Grafik dar. Parallel zeichne ich eine Art Spannungsbogen (auch für Nebenhandlungen). Man kann das alles aber auch auf einer einzigen riesigen Übersicht unterbringen - nur sollte die dann groß genug sein, etwa eine Tapetenbahn an der Wand, eine Tafel oder ähnliches.

  • Ok, da sind ja schon mal sehr interessante Ansätze bei.


    Ich sollte erwähnen, dass mir (privat) keinerlei Moderationshilfsmittel zur Verfügung stehen... ich glaube meine Chefin fände es etwas befremdlich im Büro aufm Whiteboard oder dem Flipchart meine Ideen zu finden :grin

  • Hallo,


    bevor ich einen neuen Roman beginne, teile ich den in 3 Akte. Dann mache ich mir für jedes Kapitel, bzw. für jeden Absatz eine Notiz von nur 3 bis 4 Sätzen. Meistens muß ich während des Schreibens dieses Konzept umwerfen, da sich, ohne mein Zutun, die Handlung anders entwickelt, als wie ich das vorher geplant hatte.
    Da ich an einer Romanreihe schreibe (ich beginne jetzt das 7.Buch) habe ich keine Probleme mit meiner Protagonistin. Für die anderen Personen erstelle ich extra einen Lebenslauf und ein Persönlichkeitsprofil.
    Zudem suche ich mir zu jedem ein Foto (aus Zeitschriften oder Versandkatalogen o.ä.), das dem Typ desjenigen entspricht und platziere diese Bilder so, daß ich sie die gesamte Zeit über am Schreibtisch sehen kann. Mit Karteikarten arbeite ich nicht, würde dann aber eine größere Pin-Wand vorschlagen.


    Lieben Gruß, Reinhard Meyer :write

  • Hi!


    Kenne das Problem gut. Ich persönlich arbeite da viel mit dem Computer. Zwar habe ich die meisten Ideen nur, mit Stift und Zettel in der Hand, aber zum Strukurieren eignet sich der PC einfach besser, weil man Dinge ohne großen Aufwand löschen / verschieben / hinzufügen / kopieren und 20 000 Mal drucken kann.


    Ich habe eigene Dateien für die Charaktere und ihre Motivationen,
    für die Statisten (NSCs), für Nebenplotideen, sowie für den Hauptplot. An allen diesen Dateien kann ich unabhängig voneinander arbeiten. Mithilfe der Kommentarfunktion in Word kann ich aber Verweise auf andere Stellen legen.


    Alle für das Abenteuer notwendigen Bausteine kopiere ich dann auf dem jeweiligen Abenteuerblatt zusammen und ergänze Setting sowie Details.


    Im RP-Ordner (dem aus Pappe, nicht dem im Computer) habe ich zusätzlich die Ausdrucke der "Bausteindateien". So kann ich im Zweifelsfall auf meine Übersichten zurückgreifen, umstrukturieren oder mir mal einen NSC nehmen, der eigentlich erst an anderer Stelle auftreten sollte.


    Achja, und falls nötig kann man jede Änderung der Dateien unter neuem Namen speichern (NSCs_1, NSCs_2, NSCs_3, usw.). Dann hat man nämlich gleich noch einen Verlauf.


    Grüße :-)

  • Es ist teilweise sehr interessant zu erfahren, mit welcher Präzision und Gründlichkeit einzelne Autoren und Phantasieschaffende an die Ausarbeitung ihrer Ideen heran gehen.


    Ich persönlich vertraue hier mehr meiner Intuition. Zwar notiere ich mir meine Ideen auf einem Notizzettel und ergänze sie immer mal wieder, wenn mir was Neues einfällt. Später trage ich die Idee in einen Computerfile ein. Wenn es an der Zeit ist, ordne ich das Ganze und erstelle ein Exposé, das selten mehr als zwei bis drei Manuskriptseiten umfasst.


    Aussehen, Charaktere usw. entwickle ich während des Schreibens und notiere mir dies in einem Extrafile, um jederzeit darauf zugreifen zu können. Vom Roman selbst kenne ich vor dem Beginn des Schreibens trotz Exposé kaum mehr als den Ausgangspunkt und das Ende, zu dem ich ihn bringen will. Das Dazwischen wird Stück für Stück entwickelt und baut auf dem bereits Geschriebenen auf.


    Viele Grüße


    Eric :write

  • Zitat

    Original von Eric
    Vom Roman selbst kenne ich vor dem Beginn des Schreibens trotz Exposé kaum mehr als den Ausgangspunkt und das Ende, zu dem ich ihn bringen will. Das Dazwischen wird Stück für Stück entwickelt und baut auf dem bereits Geschriebenen auf.


    Ich kann mir das gar nicht so richtig vorstellen, daß man nur Anfang und Ende vor Augen hat und dann erst dazwischen alles auffüllt. Entwickelt sich eine Geschichte nicht auch während des Schreibens und dann vielleicht auf ein ganz anderes Ende hin??


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Diesen Smilie finde ich herzallerliebst. Der ist so richtig knuffig.


    Gell, den mag ich auch gerne! Er übernimmt für mich das Risiko eines HWS! :grin


    Zitat

    Ist Dir das auch beim Tribun so gegangen oder hast Du schon von Anfang an eine Storyline für die komplette Trilogie, der Du mehr oder weniger treu geblieben bist?


    Du langst jetzt aber tief ins Nähkästchen, das ist dir doch wohl klar, oder?


    Ja, es ist mir beim Tribun so gegangen -- speziell bei einzelnen Figuren, die sich ungeplant in den Vordergrund gedrängt haben. Ebenso im zweiten Teil. Deshalb konnte ich nur ein rohes, rein zeitliches Konzept für die einzelnen Bände haben.
    Ich weiß noch nicht alles, was in Teil3 passieren wird -- und ich bin mir auch jetzt noch nicht mal völlig sicher, wie es ausgehen wird.


    Es bleibt also spannend. :lache

  • Zitat

    Original von Iris
    ...speziell bei einzelnen Figuren, die sich ungeplant in den Vordergrund gedrängt haben.


    Ok, auch wenn es jetzt schon ein bischen offtopic ist und wir ja auch eine Leserunde zum Buch hatten: Welche hatte denn ursprünglich eine andere Rolle bzw. eine, die mehr im Hintergrund war?


    Gruss,


    Doc, dodal neugierig