Ich sag's mal aus meiner Sicht als Arbeitgeber, Chef eines mittelständischen Unternehmens. Irgendwie hat Historikus nämlich recht, auch wenn er sich damit unbeliebt macht - ausgerechnet einen Bürojob, eine Verwaltungstätigkeit, die viel schriftliche Korrespondenz erfordert, wird man nur sehr zögerlich an jemanden vergeben, der eine starke Rechtschreibschwäche hat. Das hängt natürlich davon ab, wie groß und belastungsfähig das Team ist, wie weit die anderen zur Unterstützung bereit sind usw. - aber ein kleiner Laden wie unserer (15 Mitarbeiter) z.B. wäre damit sehr wahrscheinlich überfordert. Natürlich sind andere Aspekte auch wichtig, und das fängt bei Sympathie an und endet irgendwo bei Organisationstalent, Erfahrungen, Leistungsbereitschaft usw. Aber trotzdem geht es hier um eine Kernfähigkeit bezogen auf das Tätigkeitsprofil - ich würde auch niemanden als Programmierer einstellen, der noch nie einen Computer gesehen hat. Klingt vielleicht grob, aber die Flexibilität ist in diesem Bereich leider gering - Leute müssen eine Leistung erbringen, und die Leistung muß im Verhältnis zu den Kosten stehen. Und es ist ein bißchen blauäugig, anzunehmen, die Rechtschreib- und Grammatikhilfe der eingesetzten Textverarbeitung würde das Problem schon ausgleichen. Das tut sie zu höchstens 80 Prozent. Das heißt, daß entweder immer noch jemand anderes korrekturlesen muß oder daß Korrespondenz das Haus verläßt, die Fehler enthält - sowas hat niemand gerne.
Ich würde Mary empfehlen, sich in Bereichen umzusehen, wo die schriftliche Kommunikation nicht im unmittelbaren Vordergrund steht oder gar Kern der Tätigkeit ist. Außerdem sind größere Betriebe und Unternehmen in diesem Bereich flexibler - je kleiner das Unternehmen, umso härter fährt man an der Ausbeutungsgrenze.
Also, hackt nicht auf dem armen Historikus herum - der hat's gut gemeint. Und, liebe Mary: Glück kann man immer haben. Wenn Deine Berufswünsche wirklich so sind, wie Du sie darstellst, dann versuch es einfach - ich wünsche Dir von Herzen alles Gute dabei! Aber zieh auch in Erwägung (oder freunde Dich schonmal mit dem Gedanken an), daß letztlich ein anderes Tätigkeitsfeld dabei herauskommt.