Kurzbeschreibung/Klappentext:
Kann Lesen die Welt verändern?
Straßburg um 1520. Margarethe Prüß hat gegen den Willen der Zunft eine Druckerei geerbt. Als die Reformation die Stadt erreicht, heiratet sie den ehemaligen Mönch Johannes. Doch ihr Mann sieht den Platz einer Frau im Haus. Allen Widerständen zum Trotz kämpft Margarethe für ihr großes Ziel: jeder soll Bücher lesen dürfen.
Ein dramatisches Frauenleben in unruhigen Zeiten, mitreißend und souverän erzählt..
Über die Autorin:
Sabine Weiß studierte in Hamburg Geschichte. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Nordheide. Ihre beiden Romane über Madame Tussaud waren große Erfolge.
Mehr unter: www.sabineweiss.com
Zum Inhalt:
Margarethe wächst als Tochter eines Buchdruckers im Straßburg des frühen 16. Jh. auf. Für die damalige Zeit durchaus nicht selbstverständlich, hat sie das Glück, von ihrem Vater mit einbezogen zu werden und die Kunst des Buchdruckens von klein auf zu lernen. Bücher sind für sie eine Herzensangelegenheit und bleiben es durch alle Höhen und Tiefen ihres Lebens.
Sie behauptet sich in einer Männerwelt, sowohl beschützt wie auch eingeengt durch die strengen Gesetze der „Zünfte“, die seinerzeit großen Einfluss auf das Leben und Wirken der Handwerker hatten. Margarethe überlebt zwei Ehemänner, zieht sechs Kinder groß und schafft es, die Druckerei und ihre Familie durch die turbulenten Zeiten grundlegender religiöser Veränderungen zu führen.
Meine Meinung:
Die Autorin vermittelt dem Leser eine Menge von Informationen u. a. über die Techniken des Buchdruckens und das Zunftwesen der Buchdrucker in Straßburg. Interessant fand ich zu lesen, dass Frankfurt bereits im 15. Und 16. Jh. Messestadt war und dort mit Druckerzeugnissen gehandelt wurde.
Allerhand abergläubische Bräuche werden beschrieben, die vor allem die Säckel der katholischen Kirche füllten und zur Unzufriedenheit mit selbiger beitrugen. Überhaupt zieht sich der Aberglaube wie ein roter Faden durch die Geschichte, auch die Reformation macht nicht alles besser, manches sogar schlimmer.
Die von Luther eingeleitete Reformation mit ihren Auswüchsen und Auswirkungen auf das Leben der Menschen wird zusehends zum zentralen Thema des Buches. Deutlich spürt man, dass Sabine Weiss tief in das Straßburger Stadtarchiv, insbesondere die 500 Jahre alten Ratsprotokolle (s. Nachwort) eintauchen durfte. Sie schöpft aus einer Fülle von dokumentierten Namen und Geschehnissen und gibt sehr detaillierte Schilderungen dieser Zeit des religiösen Umbruchs. Die Lehren Luthers, Zwinglis, der Wiedertäufer, Bibelauslegungen, religiöse Praktiken… alles wird auf das Heftigste diskutiert und die Menschen häufig in tiefe Verwirrung gestürzt. Die Buchdrucker haben großen Anteil an der Verbreitung der verschiedenen Theorien und Ansichten, wegen der Zensur oft anonym und unter großen Risiken für sich und ihre Familien.
Leider bleiben, vielleicht mit Ausnahme von Margarethe, sämtliche Protagonisten blass. Keiner wurde wirklich intensiv und in seiner Entwicklung glaubwürdig ausgestaltet. Veränderungen der Persönlichkeiten wirkten auf mich häufig sprunghaft und vor allem die negativen Eigenschaften sehr überzeichnet und klischeehaft.
Fazit:
Ein sehr intensiv recherchiertes Buch über die Bedeutung des Buchdrucks in einer Zeit großer religiöser Unsicherheiten und Veränderungen, zweifellos hochinteressant für Leser mit großer Freude an zeitgeschichtlichen Detailinformationen. Für mich persönlich gab es entschieden zu viel davon. Manchmal wurde es etwas mühsam und hölzern, der Lesefluss hat darunter gelitten und auf jeden Fall auch die Ausgestaltung der Protagonisten und der Familiengeschichte.
Ich weiss nicht, welche Punktzahl ich vergeben soll, objektiv betrachtet sicher 1 bis 2 Punkte mehr als nach meiner subjektiven Einschätzung :gruebel.