'Schöpfung außer Kontrolle' - Seiten 127 - 179

  • Zitat

    Original von Karl Olsberg
    Das ist jetzt ein bisschen off topic, aber ich fühle mich doch bemüßigt, hier für den Rationalismus Partei zu ergreifen.


    Ich hatte mich schon gewundert, warum keine Replik kommt. ;-)



    Zitat

    Original von Karl Olsberg
    Es ist nämlich gerade das Wesen der Wissenschaft, KEINEN Absolutheitsanspruch zu stellen.


    Das mag theoretisch so sein, ist es praktisch aber mE nicht. Beispiel: es gibt in Deutschland keinen Fraktionszwang, jeder Abgeordnete ist nur seinem Gewissen verantwortlich. Warum wird dann aber von Zeit zu Zeit der Fraktionszwang aufgehoben, damit die Abgeordneten nach ihrem Gewissen entscheiden können?


    Meine Schlußfolgerung bezieht sich auch auf viele (aktiv und passiv) miterlebte Diskussionen hier im Forum und die Reaktionen und Äußerungen der die Wissenschaft vertretenden User.



    Zitat

    Original von Karl Olsberg
    Eine beliebige Erkenntnis gilt nur dann als "wissenschaftlich", wenn sie falsifizierbar ist,(...)


    Wie ist das dann mit der Lichtgeschwindigkeit, die nicht überschritten werden kann? Soweit ich weiß, gilt das Axiom, daß nichts schneller als Lichtgeschwindigkeit sein kann. Meines Wissens läßt sich das nicht falsifizieren, ist das dann noch wissenschaftlich?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Das mag theoretisch so sein, ist es praktisch aber mE nicht.


    Leider wahr.


    Zitat


    Beispiel: es gibt in Deutschland keinen Fraktionszwang, jeder Abgeordnete ist nur seinem Gewissen verantwortlich. Warum wird dann aber von Zeit zu Zeit der Fraktionszwang aufgehoben, damit die Abgeordneten nach ihrem Gewissen entscheiden können?


    Dass Bundestagsabgeordnete Wissenschaft betreiben, ist mir allerdings völlig neu ;-). Aber ich verstehe den Punkt: Ja, es stimmt, in wissenschaftlichen Kreisen wird das Wissenschaftsprinzip leider nur allzu gern ignoriert, um die eigene Position nicht zu gefährden. Das macht es neuen Ideen nicht gerade leichter, aber es ist auch nur ein Aspekt der memetischen Evolution (etablierte Spezies verteidigen sich eben gegen Eindringlinge von außen).


    Zitat


    Wie ist das dann mit der Lichtgeschwindigkeit, die nicht überschritten werden kann? Soweit ich weiß, gilt das Axiom, daß nichts schneller als Lichtgeschwindigkeit sein kann. Meines Wissens läßt sich das nicht falsifizieren, ist das dann noch wissenschaftlich?


    Selbstverständlich lässt sich das falsizifizieren - man muss ja nur irgendetwas schneller als Licht bewegen (bzw. eine solche Bewegung beobachten). Und tatsächlich gibt es solche Beobachtungen, die allerdings (noch) nicht im Widerspruch zu Einsteins Relativitätstheorie stehen (es ist eben alles relativ; sogar die Feststellung, dass nichts schneller als Licht sein kann, gilt unter bestimmten Bedingungen nicht). Sobald aber jemand z.B. ein Teilchen auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen kann, ist es mit der schönen Theorie vorbei.

  • Zitat

    Original von Karl Olsberg
    Selbstverständlich lässt sich das falsizifizieren - man muss ja nur irgendetwas schneller als Licht bewegen (bzw. eine solche Bewegung beobachten). Und tatsächlich gibt es solche Beobachtungen, die allerdings (noch) nicht im Widerspruch zu Einsteins Relativitätstheorie stehen (es ist eben alles relativ; sogar die Feststellung, dass nichts schneller als Licht sein kann, gilt unter bestimmten Bedingungen nicht). Sobald aber jemand z.B. ein Teilchen auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen kann, ist es mit der schönen Theorie vorbei.


    Das ist für mich nun völlig neu. Ich habe bisher in jedem von einem seriösen Wissenschaftler (Astronom, Physiker) geschriebenen (Sach-) Buch die unumstößliche Aussage gefunden, daß grundsätzlich nichts schneller als das Licht sein kann und daß das als absolut bewiesene Tatsache, die nicht angezweifelt werden darf, gilt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Das ist für mich nun völlig neu. Ich habe bisher in jedem von einem seriösen Wissenschaftler (Astronom, Physiker) geschriebenen (Sach-) Buch die unumstößliche Aussage gefunden, daß grundsätzlich nichts schneller als das Licht sein kann und daß das als absolut bewiesene Tatsache, die nicht angezweifelt werden darf, gilt.


    Irgendwie scheinst Du Wissenschaft nicht richtig verstanden zu haben.
    Für Wissenschaftler gilt nur, was sie beweisen können.
    Bisher gibt es keinen von Menschen erbrachten Beweis dafür, dass es etwas größeres als die Lichtgeschwindigkeit gibt.
    siehe Video bvon BR alpha
    Aber da zum Beispiel bei der Jungfernfahrt der Eisenbahn Wissenschaftler der festen Ansicht waren, kein Mensch könnte diese Geschwindigkeit, ohne Schaden zu nehmen, überstehen, gelten wissenschaftliche Fakten nur so lange bis jemand das Gegenteil oder etwas anderes beweist und dieser Beweis von anderen nachvollzogen werden kann.
    Das ist Wissenschaft. Wissenschaft schafft keine Wahrheiten, die immer und überall gleich gelten, sondern erklärt mit den aktuell vorhandenen Möglichkeiten.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von dyke
    Irgendwie scheinst Du Wissenschaft nicht richtig verstanden zu haben.


    Sorry wenn ich widerspreche: die Infragestellung der Absolutheit der Lichtgeschwindigkeit ist mir hier im Thread in der Tat das allererste Mal begegnet.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Sorry wenn ich widerspreche: die Infragestellung der Absolutheit der Lichtgeschwindigkeit ist mir hier im Thread in der Tat das allererste Mal begegnet.


    Sorry, wenn ich hier Verwirrung gestiftet habe. Die Lichtgeschwindigkeit ist in mancher Hinsicht doch nicht die absolute Obergrenze. Ein Beispiel ist die Quantenverschränkung: Zwei Teilchen, die miteinander "verschränkt" sind (was das genau bedeutet, kann ich hier nicht erklären), können auf beliebig große Entfernung quasi in "Nullzeit" wechselwirken, diese Wechselwirkung "überträgt" sich also mit mehr als Lichtgeschwindigkeit. Warum das trotzdem nicht Einsteins Relativitätstheorie verletzt, da fragt Ihr am besten einen Physiker. Hier ein für Laien verständlicher Artikel:
    http://www.spiegel.de/wissensc…sch/0,1518,572068,00.html


    Ein anderes Beispiel: Weit entfernte Galaxien entfernen sich offenbar mit mehr als Lichtgeschwindigkeit voneinander. Diese Geschwindigkeit nimmt sogar noch zu, weil sich die Expansion des Raums selbst beschleunigt. Auch das ist keine Verletzung von Einsteins Maxime, weil sich hier der Raum selbst ausdehnt und die Geschwindigkeit der Galaxien relativ zum Raum langsamer als das Licht ist. Glaub ich jedenfalls. ;-)


    Man sieht wieder mal: Die Welt ist komplizierter, als man denkt. ;-)

  • Zitat

    Original von Karl Olsberg
    Ein anderes Beispiel: Weit entfernte Galaxien entfernen sich offenbar mit mehr als Lichtgeschwindigkeit voneinander. Diese Geschwindigkeit nimmt sogar noch zu, weil sich die Expansion des Raums selbst beschleunigt. Auch das ist keine Verletzung von Einsteins Maxime, weil sich hier der Raum selbst ausdehnt und die Geschwindigkeit der Galaxien relativ zum Raum langsamer als das Licht ist. Glaub ich jedenfalls.


    :gruebel Ich meine mich, jetzt da ich das lese, dumpf daran zu entsinnen, daß mir das schon mal in einem Buch begegnet ist. Daß das dann trotzdem keine Überlichtgeschwindigkeit ist, ist zwar vielleicht (für mich) nicht ganz logisch, jedoch kann ich den Gedankengang („relativ zum Raum“) nachvollziehen.



    Zitat

    Original von Karl Olsberg
    Man sieht wieder mal: Die Welt ist komplizierter, als man denkt.


    Das kann ich bedenkenlos mit unterschreiben, da sind wir uns einig. :-)



    Edit bedankt sich noch für den Link zu dem interessanten Artikel! :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von sapperlot
    Wenn nur eine einzelne kleine Gruppe entscheiden kann was sie möchte würde das zu einer Monokultur führen.


    Nehmen wir mal das Beispiel Supermarkt. Gestern war ich einkaufen und ich habe aus den drölfzigtausend Artikeln die feilgeboten werden vielleicht dreissig ausgesucht und gekauft. Meiner Meinung nach die einzig wahren und richtigen dreissig Artikel - wäre ich eine Biene würde ich diese Artikel natürlich pflegen und eine Unmenge davon vorrätig halten. :gruebel


    Das denk ich mir immer wieder: wozu brauch ich einen riesen-supermarkt und die ganzen regale, wenn mir ein kleines körbchen reicht, und davon hab ich eine ganze woche gegessen, im fall eines kürbis und einer reisschachtel sogar zwei?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • danke für die schokoüberschrift! schokolade macht mir das ganze gleich total sympathisch! ich liebe schokolade!
    und dieser abschnitt erinnerte mich wieder an den berufsschulunterricht, diesmal marketing. wie die leite manipuliert werden sollen, ein produkt zu kaufen, macht mich nicht glücklich... oberste maxime war immer: "der kunde will das kaufen, er weiß es nur noch nicht." ob der kunde durch preise, service, beratungsgespräche etc. überzeugt wird, ist dann vom unternehmenskonzept abhängig...


    deine stadt = lebewesen -erklärung aus sicht eines außerirdischen ist ziemlich einleuchtend :) hab's versucht, meinem freund zu erklären, aber er ist damit nicht einverstanden. hab es aber wahrscheinlich auch nicht richtig erklären können...


    es dauert ein bisschen, bis ich mit dem buch durch sein werde, bin gerade im umzugsstress... lesen werde ich es auf jeden fall zu ende, ich trage es immer mit mir rum und bin immer noch begeistert, wie gut ich wieder reinkomme und wie flüssig es geschrieben ist!

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Zitat

    Original von kissy
    es dauert ein bisschen, bis ich mit dem buch durch sein werde, bin gerade im umzugsstress... lesen werde ich es auf jeden fall zu ende, ich trage es immer mit mir rum und bin immer noch begeistert, wie gut ich wieder reinkomme und wie flüssig es geschrieben ist!


    Das geht mir runter wie Schokolade! :grin

  • Diese rosen können wir weiter streuen: Das buch ist wirklich flüssig und verständlich, ich hab mir wirklich nirgends gedacht: es ist zuviel, es ist zu faad, ich halt es nicht mehr aus...


    Wenn ich mich in die religions-diskussion einmischen darf, die mir heut sonntag wieder sauer hochkommt, weil ich in aller früh von dem powerkirchenglockenspielgebimmel im ganzen tal aufgeweckt wurde, obwohl ich heute nacht wegen der zweiten föhnsturmnacht in folge und den klappernden jalousien des nachbarn kaum ein auge zugekriegt, und mich gefragt habe, warum die so einen höllenlärm machen müssen, denn die, die hingehen wollen, wissen es eh, und die anderen sollen sie gefälligst nicht so aufdringlich stören.
    Oben hat dyke geschrieben, was wissenschaft ausmacht, und was die meissten wissenschaftlichen autoren berücksichten: wissenschaftliche Fakten (gelten) nur so lange bis jemand das Gegenteil oder etwas anderes beweist und dieser Beweis von anderen nachvollzogen werden kann. Das ist Wissenschaft. Wissenschaft schafft keine Wahrheiten, die immer und überall gleich gelten, sondern erklärt mit den aktuell vorhandenen Möglichkeiten.
    Das ist der unterschied von wissenschaft und religion - religion hat mit der beweisbarkeit und den fakten auf wissenschaftliche weise logisch gesehen als memkomplex (welterklärende erzählmotivssammlung) schlechteste karten, denn sie ist von gruppe zu gruppe beliebig ausgeformt, und ist bestenfalls erzähltradition, und nicht universal für alle menschen gleich gültig, obwohl es vor allem kleine, fanatische gruppen gern so sehen, und andersgläubige nicht als gleichwertige menschen bezeichnen und oft missionieren oder ausrotten wollen.
    Natürlich gibt es auch fanatische aufklärer wie Dawkins, die religion per se als völligen unsinn abtun, der aus der kindererziehung restlos gestrichen werden soll. Ich bin der meinung religiöse geschichtensammlungen und ihre ausdeutung gehören in die fächer literatur und philosophie.
    Vor allem gehört religion aber nicht in die allgemeinheit belästigende schalltürme, grad so, als ob die welt nicht schon laut genug wär. - Wie war das oebn mit kleinen gruppen und aufdringlichen monokulturen?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )