Nachtschrei - Jeffery Deaver

  • Emma möchte zusammen mit ihrem Mann Steven das Wochenende in ihrem einsam gelegenen Ferienhaus verbringen. Ein paar ruhige Tage sollen es werden. Gerade erst angekommen, dringen zwei maskierte und bewaffnete Männer ins Haus.
    Steven schafft es zwar noch den Notruf zu wählen, einer der Einbrecher unterbindet das Gespräch aber ziemlich schnell und ziemlich unsanft und so erreicht die Polizeistation zwar ein Anruf, mehr als das Wort "Dies" kommt aber leider nicht an.
    Dem Sheriff reicht das allerdings um die Sache zumindest zu überprüfen und so bittet er Deputy Brynn McKenzie zu dem Haus zu fahren und nach dem Rechten zu sehen. Sie fährt also zum Lake Mondac, dem Ort, an dem das einsame Haus steht, findet dort aber nur die Leichen von Emma und Steven. Darüber hinaus trifft sie allerdings auch auf die beiden bewaffneten Einbrecher und nach einem kurzen Schusswechsel bleibt Brynn erstmal nichts anderes übrig, als zu flüchten. Auf eben dieser Flucht stößt sie auf die verängstigte Michelle, eine Freundin von Emma und Steven, die das Verbrechen mit angesehen hat.
    Da die beiden Killer Zeugen gegenüber aber nicht wirklich aufgeschlossen sind, jagen sie die beiden Frauen quer durch die Wildnis. Ein Katz- und Maus Spiel beginnt.


    Meine Meinung:
    "Nachtschrei" von Jeffery Deaver ist ein echter Hochgeschwindigkeitsthriller. Das Buch legt wirklich gleich am Anfang ein ziemlich hohes Tempo vor und von einigen wenigen, gut dosierte Atempausen abgesehen, ist das Buch wirklich über die kompletten ca. 500 Seiten sehr spannend erzählt.
    Mir hat sehr gut gefallen, wie sich die beiden ungleichen Frauen auf der Flucht arrangieren müssen, wie sie langsam zusammenwachsen und zu einem Team werden. Das Gleiche gilt übrigens auch für die beiden Killer. Beide grundverschieden, raufen sich für den Auftrag irgendwie zusammen und müssen miteinander klar kommen. Leider gehöre ich zu den Leuten, die große Überraschungen schon recht früh erahnen. "Nachtschrei" hat mich zumindest ein mal wirklich überrascht. Wie und in welcher Weise, wird hier freilich nicht verraten.
    Weniger gut hat mir die Tatsache gefallen, das der Ablauf der Geschichte über weite Strecken nicht wirklich glaubhaft war. Ich weiß zwar nicht genau, wie viel hundert/tausend Hektar dieser Wald groß sein soll, aber der Beschreibung nach sollte er zumindest so groß sein, das man sich zu zweit gut darin hätte verstecken können, ohne alle paar Kilometer wieder über die Killer zu stolpern.
    Andererseits lebt das Buch natürlich von diesen Begegnungen und den Konfrontationen, von daher drücke ich diesbezüglich gerne beide Augen zu. Wenn Ihr das auch könnt und darüber hinaus Thriller mögt, dann empfehle ich Euch "Nachtschrei" von Jeffery Deaver unbedingt. Es ist flüssig geschrieben, die Personenzahl ist überschaubar und die Kapitel sind sehr kurz gehalten. Unterm Strich also ein echter Pageturner.



    Eine Videorezension gibt es zusätzlich auf http://www.papiertourist.de


    LG
    Daniel

  • Danke für deine Rezi :wave Hört sich ja echt gut an,habe mir deshalb auf Audible.de(ab heute erhältlich :-] ) das ungekürzte HB geholt.Gesprochen von einem meiner LieblingsSprecher Michael Hansonis :anbet

  • Originaltitel: The Bodies Left Behind (2010)
    Blanvalet 2010, 508 S.


    Meine Meinung:
    Deputy Brynn McKenzie folgt einem Notruf und findet in einem abseits gelegenen Ferienhaus einen Tatort mit zwei Leichen und eine unter Schock stehende junge Frau vor. Die Killer sind noch ganz in der Nähe und mögen keine Zeugen. Den beiden Frauen bleibt nichts anderes übrig, als in die Wildnis zu flüchten.


    Dies ist ein Thriller eher konventioneller Machart. Für meinen Geschmack zu detailverliebt am Anfang. Ständige Szenen- und Perspektivwechsel sorgen für Tempo und Action. Fast jeder Perspektivwechsel geht mit einem Cliffhanger daher, ein sicheres Mittel, um Spannung zu erzeugen. Irgendwie scheinen alle Figuren in einem Zauberwald gelandet zu sein, es wimmelt nur so vor Tricks und Bluffs. Dabei bleibt in einigen Szenen die Glaubwürdigkeit auf der Strecke. Das nächtliche Katz- und Maus-Spiel wird immer wieder unterbrochen durch Szenen aus McKenzies Privatleben. Ehemann und Sohn machen sich Sorgen über ihr langes Ausbleiben, hatten doch alle nur mit einem kurzen Routineeinsatz gerechnet. Wie in fast allen seinen Büchern ist Deaver auch hier die Charakterisierung seiner Personen gut gelungen.


    Obwohl die Geschichte aus wechselnden Sichtweisen erzählt wird, ist der Leser nicht allwissend und bekommt immer nur einen kleinen Einblick in das Denken und Handeln der Figuren. Das Stilmittel, dem Leser Informationen vorzuenthalten, erschöpft sich schnell. Irgendwann hat man kapiert, wie der Hase läuft und läßt sich nicht mehr täuschen. Es gibt leider zu viele Wendungen und unnötige Stränge in diesem bereits sehr komplexen Plot, ständig werden die Karten neu gemischt. Das Ende ist noch mal ein Labyrinth aus Drehungen und Wendungen, einige lassen sich erraten, einige sind überraschend.


    Insgesamt ein durchaus unterhaltsamer Thriller, der für mich aber zu den eher mittelmäßigen Deaver-Werken gehört. Kein Vergleich also mit der exzellenten Lincoln Rhyme-Serie.


    Ach ja: Das Ende deutet nicht darauf hin, dass es sich hier um den Auftakt zu einer neuen Serie handelt.

  • Ich muss gestehen, dass ich von dem Buch ein wenig enttäuscht war. An die Lincoln Rhyme und Amelia Sachs Reihe kommt es einfach nicht ran :rolleyes


    Das Buch fängt durchaus spannend an mit dem Mord an dem Ehepaar und dem unterbrochenen Notruf. Auch als Brynn zum ersten Mal den Killern entkommen ist, habe ich noch gerne und mit Begeisterung weitergelesen. Aber dann traf sie auf Michelle und tja... Was soll ich sagen? Michelle ging mir tierisch auf die Nerven, selbst als sie sich mit der Situation abgefunden hat.


    Der größte Teil der Flucht durch den Wald war mir zu unlogisch aufgebaut. Brynn kam mir wie eine Superheldin vor, die für jede Situation eine Lösung wusste. Es wurde mit den ganzen Kursen erklärt, die sie im Laufe ihrer Karriere belegt hat, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass das nicht wirklich stimmig war.
    Die ganzen Wendungen, die man von den Lincoln Rhyme Büchern kennt, kommen hier gezwungen rüber, so als ob der Autor unbedingt Wendungen einbauen wollte, um es spannend zu halten. Aber man wusste schon recht früh, wie der Hause läuft, von daher waren diese Wendungen nicht wirklich spannungsfördernd.


    Unglaubwürdig fand ich auch, dass die beiden Frauen immer wieder von den Killern aufgespürt worden sind, obwohl der Wald angeblich so riesig sein soll. Es hätte bestimmt genug Verstecke gegeben, wo sie nicht gefunden worden wären. Bei so viel dichtem Unterholz...


    Mit den Charakteren bin ich auch nicht warm geworden. Am meisten haben mich noch die Killer fasziniert und die Teile, die aus ihrer Sicht erzählt wurden, habe ich richtig gerne gelesen und sie brachten frischen Wind in die Geschichte. Brynns Sohn Joey fand ich total überflüssig, er schien nur da zu sein, um dem Buch noch mehr Seiten zu verleihen. Graham, Brynns Mann, fand ich hingegen ganz in Ordnung, genauso wie ihre Mutter.
    Die Charaktere waren gut ausgearbeitet und es gab auch eine überschaubare Zahl von ihnen. Ich warf niemals Namen durcheinander. Hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass der Autor Fan der Serie NCIS ist, was manche Namen der Charaktere angeht und das Hobby von einem der Killer :lache Oder es war reiner Zufall^^


    Was mir gut gefallen hat, waren die relative kurzen Kapitel. Dadurch wurde ich trotz der fehlenden Spannung dazu animiert, weiterzulesen.


    Die Auflösung an sich war dann wiederum überraschend und hatte ich so nicht vorhergesehen. Das war dann wieder typisch Jeffrey Deaver und habe ich im Rest des Buches vermisst. Die restlichen hundert Seiten haben sich dann in die Länge gezogen und waren ein wenig überflüssig. Das hätte man auch anders lösen können, meiner Meinung nach.


    Weniger Seiten und keine übertriebene Superheldin hätten dem Buch wirklich gut getan. Aus der Idee hätte man mehr machen können, so dümpelt die Spannung lediglich vor sich hin. Ein nettes Buch für zwischendurch und geeignet als Zeitvertreib, aber nichts, was mir lange im Gedächtnis bleiben würde.
    Ich bleibe lieber bei den Lincoln Rhyme Büchern :-)


    Von mir gibt es knappe 7 Punkte für das Buch.

  • Von mir nur 6 Punkte: ich hatte mich sehr auf einen neuen Deaver gefreut, da ich ein absoluter Fan der beiden Thriller-Reihen rund um Rhyme und rund um Dance bin. Dieser Thriller reicht jedoch bei weitem nicht an die anderen Bücher heran. Die Nacht, in der die Polizistin gemeinsam mit Michelle vor 2 Auftragsmördern fliehen muss, ist zwar sehr spannend, jedoch kommen mir da ein paar extrem glückliche Fügungen drin vor.
    Naja, auch das Ende ist mir auch nicht schlüssig genug.


    Also, hoffentlich bald wieder welche aus den Serien!


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Brynn McKenzie soll routinemäßig ein abgelegenes Ferienhaus am Lake Mondac überprüfen, denn von dort hat die Polizeistation in Wisconsin einen unklaren Notruf erhalten.
    Dort angekommen, findet sie die Leichen von Emma und Steven Feldman, bevor die Killer auch auf Brynn das Feuer eröffnen. Ihr gelingt nur knapp die Flucht und bei dem Versuch Hilfe zu holen, trifft sie auf eine Zeugin des Verbrechens. Damit beginnt für die zwei ungleichen Frauen, die Flucht durch die verwilderte Nacht und der Kampf um ihr Leben.


    Ein durchaus spannender und tempostarker Thriller, der trotz einiger unnötiger Wirrungen und Wendungen dennoch zu unterhalten weiß und einige Überraschungen parat hält. Sicher ist der Plot des Katz und Maus-Spiels nicht neu, allerdings fand ich die Umsetzung mittels Pärchenkonstellation gelungen. Besonders gefallen hat mir dabei das mentale Duell zwischen Brynn und Hart.
    Den sogenannten Trickster bzw. die gehäuft auftretenden glücklichen Zufälle habe ich dementsprechend eher belächelt, als das sie mir sauer aufgestoßen wären.


    Keine herausragende Story dieses Genre, welche dennoch gut zu unterhalten weiß.


    7 Punkte