Bastei Lübbe Taschenbuch, 350 Seiten
Originaltitel: Hoe duur was de suiker?
Aus dem niederländischen
In Deutsch erschien der Roman zunächst unter dem Titel Surinam.
Kurzbeschreibung:
Die in Surinam geborene Autorin Cynthia McLeod schildert eine kurze geschichtliche Epoche ihres Heimatlandes, die Zeit von 1765 bis 1779. Noch herrscht sorgloses Leben auf den großen Zuckerrohrplantagen der reichen niederländischen Kolonisten, doch immer häufiger fliehen Sklaven in die Wälder, um sich gegen die weißen Herren zu verbünden. Sie führen brutale Überfälle durch, die durch grausame Strafaktionen geahndet werden. In dieser Zeit des Umbruchs wachsen die jüdischen Pflanzerstöchter Elsa und Sarith heran. Ihre Geschichte wird hier erzählt, eine Geschichte von Verrat, Liebe, Gewalt und Leidenschaft.
Über die Autorin:
Cynthia McLeod, geboren 4. Oktober 1936 in Paramaribo, ist eine surinamische Schriftstellerin.
Meine Meinung:
Dieser gesellschaftskritische historische Roman betrachtet die Zeit Mitte des 18.Jahrhunderts in Surinam, Südamerika und die Kolonialherrschaft. Im Mittelpunkt stehen die weißen Besitzer der Zuckerrohrplantagen, die ihre schwarzen Sklaven mit brutalen Mitteln behandeln.
Schauplatz in Surinam ist jüdisch-Savanna.
Bei den im Titel erwähnten Schwestern handelt es sich um Töchter eines dieser Gutsherrn: Elsa und ihre Freundin und Stiefschwester Sarith, die im Charakter sehr unterschiedlich sind. Sie haben jüdische Wurzeln. Nachdem Elsa den aus Holland stammenden Rutger Le Chasseur heiratet, fängt Sarith ein Verhältnis mit ihrem Schwager an. Sie zeigt sich auch ansonsten im Gegensatz zur braven Elsa als zügellos.
Auch im Umgang mit ihren Sklaven ist Sarith gnadenlos, sie lässt sogar die alte Sklavin zu Tode peitschen, die die Kinder der Familie aufgezogen hat.
Bei den Bestrafungen der Sklaven gibt es rabiate Methode. Doch die Autorin hält sich und den Leser da auf Distanz, da die Sklaven keine großen Rollen im Roman einnehmen. Einzige Ausnahmen ist Mini-mini, die Sarith als Zofe und später als Kindermädchen dient.
Die Einteilung in Gut und Böse bei den Schwestern, aber auch bei den Sklavenhaltern verwundert mich, und behagt mir auch nicht. Rutger lehnt genau wie Elsa die harten Behandlungen der Sklaven ab, doch das heißt nicht, dass sie auf ihre verzichten. Doch die Autorin hat sich entschieden, nur die Familien der Plantagenbesitzer zu zeigen, da ist sie konsequent und als Portrait einer entsprechenden Gesellschaftsschicht funktioniert der Roman, der sich zudem gut lesen lässt. Stilistisch wechselt die Autorin mit den Kapiteln zwar die Figuren, die sie dann in den Mittelpunkt stellt, aber der Lesefluss bleibt kontinuierlich gleitend. Stilistisch sagt mir der Roman trotz seiner einfachen Mittel zu, inhaltlich sehe ich gewisse Einschränkungen.
Über einige Jahrzehnte erstreckt sich die Handlung. In diesem Zeitraum, den die Autorin behandelt, erfolgt noch nicht der Untergang der Gesellschaftsschicht, obwohl es schon erste Sklavenaufstände gibt. Doch erst 1863 wurde die Sklaverei auf Surinam abgeschafft. So bleibt für mich der Roman auf gewisse Weise unabgeschlossen und vielleicht werde ich einen weiteren Surinam-Roman von Cynthia McLeod lesen, um die Lücke zu schließen.