Martin Kohan auf der Frankfurter Buchmesse 2010

  • 09.10.10


    Aufgrund einer Verschiebung plus Verspätung einer anderen Veranstaltung habe ich von Martin Kohan nur noch die letzte Viertelstunde mitbekommen. Meine persönliche Katastrphe auf der Buchmesse, trotzdem möchte ich meinen guten Eindruck von dem Autor nicht weglassen.


    Die Veranstaltung fand am Stand der Frankfurter Allgemeinen statt. Paul Ingendaay unterhielt sich auf spanisch mit dem Autor, der leger in Sportsachen gekleidet war. Paul Ingendaay war sicher der richtige Mann für das Gespräch, da er den aktuellen Roman Sittenlehre des Autors auch schon rezensiert hatte. Er fasste Kohans Antworten kurzgefasst in Deutsch zusammen.
    Martin Kohan überraschte mich durch seine lässige und lockere Art, die nicht unbedingt seinem recht strengen Stil seines Romans entspricht. Kohan signierte anschließend Bücher, aber ich hatte mein Exemplar leider nicht zur Messe mitgenommen.



    Kurzbeschreibung des Romans:
    Buenos Aires, Anfang 1982: Dicke Mauern umgeben das streng traditionelle Elitegymnasium Colegio Nacional, in dem die junge María Teresa ihre Stelle als Aufseherin angetreten hat. Außerhalb der Mauern herrschen die Militärs, der Falkland-Krieg ist in vollem Gange. Drinnen soll María Teresa die strikte Einhaltung der Disziplin überwachen. Sie ist nur ein kleines Glied in der Kette, aber sie will es gut, ja peinlich genau machen. Schließlich ist Ordnung der sicherste Halt in einem Leben, in dem die Mutter in der Küche Kriegsnachrichten hört und der Bruder verstörend rätselhafte Postkarten aus der Etappe schickt. Eines Tages geht sie in ihrem Überwachungseifer so weit, daß sie sich in der Jungentoilette einschließt, um einen Schüler in flagranti zu ertappen, den sie im Verdacht hat, heimlich zu rauchen. Mit ebendiesem Schritt gelangt ihre Moral in eine eigentümliche, beunruhigende Schieflage. Darf die Darstellung des Schrecklichen ins Komische kippen? Soll man sich in eine Mitläuferin einfühlen? Martín Kohan ist ein blitzwacher Beobachter und ein kompositorischer Meister des Nebeneinanders von Banalem, Bösem und Groteskem.


    Über den Autor:
    Martín Kohan wurde 1967 in Buenos Aires geboren und lebt dort bis heute. Er hat fünf Romane, zwei Bände mit Erzählungen und zwei große Essays (einen über Eva Perón und einen über Walter Benjamin) veröffentlicht. Mehrmals im Monat fliegt er von Buenos Aires in den Süden, wo er an der Universität von Patagonien – ebenso wie in der Hauptstadt – literarische Theorie lehrt. Sein Roman Dos veces junio wird ebenfalls im Suhrkamp Verlag erscheinen.