Die Einfälle der heiligen Klara - Pavel Kohout

  • Die Einfälle der heiligen Klara - Pavel Kohout


    (Nápady svaté Kláry)
    Dt. von Alexandra Baumrucker


    Klappentext: liegt nicht vor


    Inhalt:
    Klara ist ein junges Mädchen in einer tschechischen Kleinstadt. Sie lebt ein behütetes Leben als einzige Tochter, geht in die Schule, wird von Jungs geärgert usw. Doch sie hat die Gabe, Dinge vorauszusehen. Das darf sich sein in einem aufgeklärten sozialistischen Staat. Aber es lässt sich nicht leugnen: sowohl die Mathematikaufgaben als auch die Lottozahlen sieht sie voraus. Nahezu jeder versucht, davon zu profitieren, sowohl der Polizeihauptmann als auch die alten Weiber, die sich das Geschlecht der ungeborenen Enkel sagen lassen, um die richtige Sockenfarbe zu verstricken.


    Auch die anderen Figuren des Romans - Lehrer, Bürgermeister, Funktionär, Hausmeister, Arzt, (und die entsprechenden Ehefrauen), Mitschüler - werden anschaulich geschildert und ergeben zusammen ein buntes Bild der Gesellschaft in den späten 60gern.


    Als sie auch noch ein Erdbeben ankündigt, greift der Staatsapparat ein.


    Für ihre Großmutter, die ansonsten in nur noch in ihrer Vergangenheit lebt, ist es kein Wunder, sondern eine Selbstverständlichkeit, dass ein junges ungeküsstes Mädchen in die Zukunft sehen kann.


    Am Ende wird Klara geküsst -und weiss dann garnichts mehr.


    Meine Meinung:
    Dieses Werk ist eine wundervoll geschriebene Satire über die Zeit vor dem Prager Frühling. Es ist ein launig geschriebenes Buch, das seinen sehr ernsten Hintergrund jedoch nicht verharmlost. Die Geschichte endet mit einem Satz, der sich über mehrere Seiten hinzieht und einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der dargestellten Personen gibt: der Einmarsch der Sowjets, die Flucht in den Westen usw.



    Zitat aus dem Spiegel vom 20.10.1980:
    Jelena Massinova, Ehefrau des exilierten tschechischen Dissidenten Pavel Kohout, hatte 1971 ihr Drehbuch als Diplomarbeit an der Filmhochschule Prag eingereicht, die Realisierung scheiterte an der politischen Ächtung ihres Mannes. Das ZDF ließ den "seltenen Fall einer echten Satire" vom Kohout-Landsmann Vojtech Jasny verfilmen. Als Heilige: die Karlheinz-Böhm-Tochter Kati.


    Der Autor:
    Pavel Kohout, 1928 in Prag geboren, ist als Dramatiker und Romancier international bekannt geworden. Als einer der Wortführer des "Prager Frühlings" wurde er 1969 aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und mehr als 20 Jahre totgeschwiegen. Gemeinsam mit Vaclav Havel verfasste er 1977 das Gründungsdokument der Bürgerinitiative "Charta 77". Im gleichen Jahr wurde ihm in Wien der "Große Österreichische Staatspreis für europäische Literatur zuerkannt." Bei der Rückkehr 1979 wurden er und seine Frau Jelena aus der Heimat abgeschoben. Nach der "sanften" Revolution im November 1989 werden seine Werke in Tschechien wieder viel gespielt und gelesen. Er lebt in Wien und Prag.

    Etwas Besseres als den Tod findest du überall (Die Bremer Stadtmusikanten)

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