Melinda Nadj Abonji - Tauben fliegen auf

  • Titel: Tauben fliegen auf
    Autorin: Melinda Nadj Abonji
    Verlag: Jung und Jung Salzburg/Wien
    Erschienen: Juli 2010
    Seitenzahl: 314
    ISBN-10: 3902497785
    ISBN-13: 978-3902497789
    Preis: 22.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Rückzug ins angeblich private Leben?


    Die Autorin:
    Melinda Nadj Abonji wurde 1968 in Becsej, Vojvodina, geboren. Sie ist Autorin, Musikerin und Textperformerin und lebt in Zürich. Für ihre Arbeit erhielt sie ein Aufenthaltsstipendium am Literarischen Colloquium Berlin und den Hermann-Ganz-Preis 2001.


    Meine Meinung:
    Es gibt Bücher die bleiben lange in der Erinnerung, es gibt Bücher die bleiben in Erinnerung, aber vielleicht nicht so lang und dann gibt es eben auch Bücher, die keinen so sehr bleibenden Eindruck hinterlassen. Zur letzteren Gruppe gehört dieses Buch. Die Geschichte ist solide erzählt, die Autorin weiß schon wie man mit Worten umgeht. Leider bleibt die Geschichte zumeist an der Oberfläche, eine erzählerische Tiefe sucht man meistens vergeblich. Dabei müssten doch gerade die Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien durchaus Stoff genug bieten, um zu einer erzählerischen Tiefe zu gelangen. Ob man dieses Buch zudem als „schwungvoll und gewitzt erzählter Roman“ (so der Buchumschlag) bezeichnen kann, mag jeder für sich selbst entscheiden. Solide Unterhaltung, nicht herausragend, aber eben auch nicht enttäuschend – ein lesenswertes Buch, dass aber sicher nicht zur zeitgenössischen Pflichtlektüre gehört. Etwas verwundert ist man dann aber doch, dass es dafür mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Gab es da wirklich nichts Besseres? Angesichts dieser Auszeichnung bleibt sicher so mancher Leser ein wenig ratlos zurück. Sollte ein solcher Preis nicht das Besondere auszeichnen?
    Die Autorin erzählt optimistisch, sie verstrickt sich nicht in miesepetrige Stimmungen, sie schafft es ihre Leser durchaus ordentlich zu unterhalten.
    Erzählt wird die Geschichte einer Familie aus dem Ungarisch sprechenden Teil Serbiens, die in die Schweiz übersiedelt und die versucht dort heimisch zu werden. Auch wenn die Familie nach einer gewissen Zeit die schweizerische Staatsbürgerschaft verliehen bekommt, so kommen sie doch immer wieder zurück zu ihren Wurzeln nach Serbien. Dort lebt die übrige Familie und auch eine neue Staatsbürgerschaft kann offenbar Familienbande nicht so einfach zerschneiden.
    Lesenswert – aber kein literarisches Highlight.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Tauben fliegen auf - Melinda Nadj Abonji



    Klappentext:
    Eine ungarische Familie aus Serbien in der Schweiz. Ein schwungvoll und gewitzt erzählter Roman aus der Mitte Europas.Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Rückzug ins angeblich private Leben?



    Meine Meinung:


    Ein Roman, der mich berührt hat. Die Wünsche, Gefühle, Schrecken und Hoffnungen eines Mädchens, das - ohne zu verstehen warum - mit ihren Eltern in der Schweiz leben muss, die dezent versteckte Fremdenfeindlichkeit im schweizerischen Städtchen, der absolute Zusammenhalt innerhalb der Familie, die Unterschiede zwischen der ungarisch-serbokroatischen Lebensweise und der individualistischen in authentischen Szenen und Bildern, die Reisen in die Heimat und die Gefühl, die sie auslösen, und so vieles mehr... das alles wird spürbar, kommt ganz nahe. Der Spannungsbogen nicht stringent, sondern auf andere Art hergestellt - ich möchte aber hier nicht vorgreifen und zuviel verraten.
    Stil und Sprache sind ungewohnt gut. Leider aber hier und da Grammatik- oder Ausdrucksfehler, also schlecht lektoriert. Das Gute daran: man erkennt manchmal die Redewendungen, die Metaphorik der anderen Sprache, der Art zu denken, es ist nicht alles eingedeutscht. Oft: kafkaesk lange, fließende Satzgefüge, eine sehr schöne Sprache. Die gewohnten Regeln der Zeichensetzung werden hier und da (bewusst) außer Kraft gesetzt. So wird der Strom der Gedanken, des Gesagten, der äußeren und inneren Bilder zu einem fließenden Strom, in den man sich entspannt lesend hineinfallen lassen kann.
    Warnung:
    Dieser Roman ist nichts für die Leser_innen die Bücher nicht mögen, in denen die Anführungszeichen fehlen.
    Auch n i c h t s für Thriller-Junkies, die nichts als nervenzerreißende Hochspannung brauchen, ebensowenig etwas für die, die genervt sind, wenn eine Geschichte nicht geradeaus chronologisch erzählt ist... kauft euch dieses Buch bloß nicht!


    Für neugierige, weltoffene Leserinnen, die sich von etwas Echtem berühren lassen wollen, ist dieses Buch eine der Perlen, die man eher selten findet.

  • Hallo


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es hat so einen erstaunlich leisen Humor
    nach dem langgezogenen Anfang hatte ich das gar nicht erwartet.
    Und jetzt habe ich schon zu viel verraten
    Mir wird das Buch jedenfalls lange im Gedächtnis bleiben.
    Es hat seine Buchpreise verdient.


    Ich schließe mich den Worten meiner Vorgängerin ginger ale voll und ganz an.


    Eva

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