Tante Julia Und Der Kunstschreiber - Mario Vargas Llosa

  • Ich denke, es wird mal Zeit, hier das Rezi-Archiv für den neuesten Literatur-Nobelpreisträger zu vergrößern und zu aktualisieren.


    Kurzbeschreibung
    Tante Julia, eine 32jährige Bolivianerin, kommt nach ihrer Scheidung nach Lima, um dort einen Ehemann zu finden. Statt dessen verliebt sich ihr 18jähriger Neffe Mario in sie. Aus der anfänglichen versteckten Verliebtheit wird allmählich eine große Liebe, dann ein Skandal.


    Über den Autor


    Mario Vargas Llosa wurde am 28. März 1936 in Arequipa (Peru) geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Bolivien, Piura (Nordperu) und Lima. Im Alter von 18 Jahren heiratete er Julia Urquidi, mit der er neun Jahre zusammenlebte. Diese Beziehung verarbeitete er später in seinem Roman Tante Julia und der Kunstschreiber. Bereits während seines Studiums der Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid (Promotion über Gabriel García Márquez) schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen. 1963 erschien sein erster Roman La ciudad y los perros (dt. Die Stadt und die Hunde), der auf eigenen Erfahrungen in der Kadettenanstalt Leoncio Prado in Lima beruht. Der Roman wurde in Spanien mehrfach ausgezeichnet und in über 20 Sprachen übersetzt. Vargas Llosa war als Gastprofessor in Washington, Puerto Rico, London, New York und Cambridge tätig. 1989 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático für die peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag 1990 im zweiten Wahlgang. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück. Mario Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard (1992), Princeton (1993) und Oxford (2004). Heute lebt Mario Vargas Llosa mit seiner Frau Patricia in London, Paris, Madrid und Lima.
    Am 7. Oktober 2010 wurde bekannt gegeben, dass MVL mit dem Literaturnobelpreis geehrt wird.


    Dieses Buch war mein erstes Buch von MVL, aber nicht mein letztes. Es ist und bleibt mein liebstes Buch von ihm, was aber eher persönliche Gründe hat :zwinker
    Ich mag grundsätzlich lateinamerikanische Schriftsteller gerne (aus dem spanischsprachigen Lateinamerika) und MVL ist da sicher ein typischer Vertreter, dessen Werke leichter zugänglich sind und auch leichter lesbar sind, als vieles anderes, was die Nobelpreisakademie so gekürt hat. Was aber nicht bedeutet, dass es anspruchsloser Fluff ist. Man muss sich schon auf ihn und auch auf den Stil, den viele lateinamerikanische Autoren haben, einlassen, aber dann erwartet einen ganz sicher ein uneingeschränktes Lesevergnügen.


    Von mir 10 Punkte (und Zeit für ein re-read).


    ASIN/ISBN: 3518380206


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  • Zitat

    Original von buzzaldrin


    Eine schöne Idee uert. :-)
    Ich habe von ihm bisher noch nichts gelesen, aber das Buch klingt ja wirklich sehr vielversprechend und wird auf jeden Fall schon mal notiert.


    Vielleicht kommen ja bald noch etwas "frischere" Rezis dazu :wave

  • Zitat

    Original von uert
    Man muss sich schon auf ihn und auch auf den Stil, den viele lateinamerikanische Autoren haben, einlassen, aber dann erwartet einen ganz sicher ein uneingeschränktes Lesevergnügen.


    Was ist denn das besondere am lateinamerikanischen Stil? Wie wuerdest du es beschreiben?


    Ich hab mir das Buch vor ein paar Tagen im Urlaub in Peru gekauft, weil es eben auch in Lima spielt. Hab es jetzt halb durch, koennte den Stil aber nicht so leicht benennen. Auch weil sich hier die Liebesgeschichte zwischen Tante Julia und ihrem Neffen mit Kapiteln aus suedamerikanische Radiohoerspielen (wie Seifenopern) abwechselt - Vorgaenger der auch heute sehr beliebten Telenovelas.


    Es liest sich wirklich sehr fluessig und angenehm. Aber so ganz in den Bann hat es mich (noch?) nicht gezogen. Interessant ist hier, dass die Radionovela Kapitel alle mit Cliffhaenger enden, was absolut typisch fuer das Genre ist. Aber im Gegensatz zum Genre in Radio/TV wird hier keiner der Cliffhaenger weitergespielt oder aufgeloest! Das hat mich nach dem ersten dieser Kapitel etwas irritiert, find es aber inzwischen ganz witzig. Nur entzieht sich mir dadurch komplett das Spannungselement.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Mein erstes Buch von Mario Vargas Llosa hat mir sehr gut gefallen. Gerade bei Literaturnobelpreisträgern habe ich ja immer die Angst, es handle sich um elitär-intellektuell-unverständliches Geschreibsel, aber davon ist "Tante Julia und der Kunstschreiber" weit entfernt und dennoch nicht anspruchslos.
    Es wechseln sich die Kapitel über die Liebesbeziehung des Ich-Erzählers Mario zu der älteren "Tante" Julia ab mit Hörspielepisoden, die nicht weitergeführt werden.
    Besonders beeindruckt hat mich neben dem lebendigen, eingängigen Schreibstil der Humor, der mich immer wieder mal herzlich zum Lachen brachte, etwa wenn die Spitzen gegen das Land Argentinien von Hörspiel zu Hörspiel immer drastischer werden.
    Gutes, unterhaltsames Buch!