The Chanur Saga:
1. Das Schiff der Chanur/The Pride of Chanur (1982)
2. Das Unternehmen der Chanur/Chanur's Venture (1985)
3. Die Kif schlagen zurück/The Kif Strike Back (1986)
4. Die Heimkehr der Chanur/Chanur's Homecoming (1987)
5. Chanurs Legat/Chanur's Legacy (1992)
Unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen, sonst hat man keine Chance, sich auszukennen.
Inhalt:
Pyanfar Chanur ist Captain des Hani Schiffes “Pride of Chanur”, das im Namen der Familie Chanur und für ihren Lord Kohan im sog. Compact unterwegs ist, um mit den verschiedensten Spezies Handel zu treiben. Natürlich besteht ihre Mannschaft nur aus weiblichen Hani, denn die Männchen sind zu wild und zu unberechenbar, um sie mit an Bord zu nehmen. Da läuft Pyanfar eines Tages auf einer Raumstation ein Alien-Männchen über den Weg, das sich selbst als „Mensch“ bezeichnet. Was mag das für eine Spezies sein? Wider besseren Wissens nimmt Pyanfar den verstörten Flüchtling an Bord und erringt dadurch die Feindschaft der unfreundlichen Kif und das Interesse der intriganten Mahendo’sat.
Meinung:
An diesem Buch gibt es überhaupt nichts auszusetzen, allerdings wird es noch so viel besser. Dies ist erst der Auftakt, praktisch die Grundlage für alles, was da noch kommt.
Ich finde es zutiefst faszinierend, was Cherryh in dieser Reihe gelungen ist. Der Mensch, der unter (praktischerweise relativ humanoide) Aliens gerät und dort eigentlich das Alien ist, ist eines der Lieblingsthemen Cherryhs und kommt als „going native“ auch in den Unterhaltungsmedien immer wieder in verschiedenen Erscheinungensformen vor. Doch Cherryh geht noch einen Schritt weiter, indem sie als zentrale Figur nicht den Menschen hat, sondern eines dieser humanoiden Aliens, hier die Löwen nachempfundenen Hani mit Pyanfar Chanur als Hauptperson. Im Lauf des Buches vergisst man zeitweise, zu welcher Spezies man selbst gehört, weil man beginnt, sich für eine Hani zu halten und die Ohren anlegen möchte.
Faszinierend ist auch, dass es hier keinen praktischen Universaltranslator gibt, was dazu führt, dass der Großteil der Dialoge in einer Art Pidgin-EnglischHani geschrieben ist. Nicht nur der menschliche Tully spricht selbstverständlich nicht sofort fließend Hani, sondern auch die anderen Spezies, wie die Kif und die Mahendo’sat, befleißigen sich dieser Art der Verständigung. Das interessante daran ist, dass man es irgendwann kaum noch merkt. Man muss nur aufpassen, nicht selbst anzufangen, so zu sprechen.
Schön gemacht ist auch die Darstellung der verschiedenen Kulturen, allen voran natürlich die der Hani, von denen wir am meisten sehen. Löwen? Im Weltraum? Nein, oder? Genau das ist das Problem, dessen sich auch Pyanfar im Lauf des Buches bewusst wird. Ihre Lebensart mit dem einen Männchen pro Familie, das von den Weibchen umsorgt und gehütet wird, bis ein jüngeres kommt, um ihn im Kampf zu besiegen, passt nicht mehr wirklich zu einer raumfahrenden Kultur. Besonders kritisch wird es, als ihr eigener Gefährte Khym vom gemeinsamen Sohn besiegt und vertrieben wird. Eigentlich sollte er sterben, aber … Pyanfar wird nicht nur den ganzen Compact aufmischen, sondern auch erste Schritte setzen, um die Hani-Gesellschaft zu verändern. Beides nicht unbedingt freiwillig.
Ich habe normalerweise ein Problem mit weiblichen Helden, schon gar, wenn sie Krallen und Bärte haben. Doch Pyanfar Chanur ist einfach unwiderstehlich großartig. Unter den weiblichen Figuren Cherryhs ist sie definitiv mein Liebling. Pyanfar rocks.
Aber auch die anderen Figuren brauchen sich nicht zu verstecken, da gibt es, wie üblich, eine Menge interessanter und mehr oder weniger liebenswerter. Ich habe mich wie dumm gefreut, weil bereits hier der Mahe Jik auftaucht, der mir einst in den späteren Büchern so ans Herz gewachsen ist.
Spezies, Geschlecht, nichts davon spielt hier eine Rolle. Und das sind nur die humanoiden Aliens, dann haben wir hier noch die Stsho, die T’ca, die Chi und die Knnn. Nein, ich habe mich nicht vertippt. Für Verwirrte gibt es am Ende meines Exemplars eine kurze Übersicht über alle Spezies, geschrieben mit einem Augenzwinkern.
Das ist auch der einzige Fall, den ich kenne, wo das Buchcover wirklich wichtig ist. Ich hätte sonst nicht gewußt, wie ich mir die verschiedenen Leute vorzustellen habe.
Spannend wird die Geschichte auch, wenn man aus anderen Cherryhs Zusatzinformationen hat wie die Tatsache, dass die Menschen der Erde aus dem Alliance/Union-Universum im angrenzenden Raum gewisse Aliens entdeckt haben. Das ist nun offenbar diese Geschichte. Rein chronologisch müsste es also irgendwann zwischen den Company Kriegen und „Cyteen“ spielen.
Es hilft natürlich, Cherryhs Bücher schon zu schätzen, ehe man sich an eines macht, das dermaßen eigenartig klingt. Aber ich habe auch damals maximal dieses eine, erste Buch gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Danach gab es kein Halten mehr. Buchstäblich.
Nummer eins gutes Buch.
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