Petra Tessendorf - Der Wald steht schwarz und schweiget

  • Klappentext
    Ein Klassentreffen nach dreißig Jahren.
    Der Mord an einer Frau.
    Ein Verbrechen, das jahrzehntelang ungesühnt geblieben ist.


    Ein heißer Sommer im Bergischen Land. Olga, Hanna, Thorvald und Benno treiben auf ihrem Floß im Waldsee. Da sieht einer der Jungen auf einem Felsen einen schwarzen Schatten, der plötzlich davongleitet ...


    Dreißig Jahre später. Die Kinder von einst versammeln sich an einem heißen Sommertag zum Klassentreffen in Luis' Gasthof im Wald. Man lacht und trinkt und tauscht Erinnerungen aus. Die Nacht wird lang. Am nächsten Vormittag spaziert Olga in der flirrenden Hitze am Bach entlang durch den Wald – und entdeckt ihre Schulfreundin Juliane tot im Wasser. Während die polizeilichen Ermittlungen vorangetrieben werden, kochen alte Geschichten wieder hoch, und es scheint, als stünde man kurz davor, ein dunkles Familiengeheimnis zu lüften.



    Über die Autorin
    Petra Tessendorf wurde 1960 in Wuppertal geboren. Nach Schulzeit und Ausbildung unternahm sie monatelange Reisen durch die Mittelmeerländer bis nach Ägypten und Israel. Seit 1995 Arbeit sie als Journalistin in verschiedenen regionalen Medien. Petra Tessendorf lebt seit einigen Jahren in Ostholstein.






    Ich habe mich für diesen Krimi entschieden, weil ich selber einen Teil meiner Jugend im Bergischen Land verbracht habe. Allerdings nicht so viel im Wald wie die Protagonisten dieses Buches. Mir macht der Wald Angst. Und mit genau dieser Angst spielt auch die Autorin. Der Bergische Wald, in dem die inzwischen 40jährigen Erwachsenen als Kinder spielten, ist hier meist bedrohlich, denn hier lauert ständig Gefahr.


    Ein Klassentreffen führt alte Freunde zusammen. Allerdings sind einige von ihnen die ganze Zeit über in Kontakt geblieben. Gleich zu Anfang werden viele Personen eingeführt, die nur flüchtig vorgestellt werden. Ich hatte lange meine Schwierigkeiten, die Leute auseinander zu halten. Juliane, inzwischen Journalistin, findet nach dem Klassentreffen den Tod in einem nahen Bach. Olga, die die Jagdhütte ihrer Familie bewohnt während ihres Aufenthaltes, findet sie. Olgas Großvater ist ein angesehener Mann in der Gegend. Er gründete ein Unternehmen, kam zu Reichtum und ist Kunstliebhaber, der einige Originalgemälde sein eigen nennt. Einer seiner Söhne verunglückte vor 30 Jahren tötlich. So weit die Rahmenhandlung.


    Aus diesem Grundmuster strickt die Autorin ihre Geschichte um ein Familiengeheimnis, einen Mord und ein wenig Liebe. Um es gleich zu sagen: mir hat der Roman überhaupt nicht gefallen. Was weniger an der Geschichte lag sondern an der mangelnden Erzählkunst der Autorin. Das ganze ist holprig und sperrig erzählt, der Fluß fehlt. Es gibt Sprünge und oft war nicht klar, welche Person gerade in einem Gespräch etwas sagte. Zu oft wurde nicht genau benannt, wer beim hin und her der Konversation sprach. Ohne jetzt zu beleidigend zu werden, kann ich aber sagen, das der Krimi ohne jede sprachliche Finesse geschrieben wurde. Die Personen handeln völlig unmotiviert, springen einfach so auf mitten im Gespräch, sind ohne jede Tiefe oder gar Profil. So kann fast jeder Mensch schreiben, würde ich sagen. Das wirre, hastige und ins Gesamtgefüge nicht passende Ende gibt dem ganzen den Rest.


    Kein Buch, das ich lange in Erinnerung behalten werde. Höchstens dafür, wie schlecht es geschrieben war.

  • Deiner Meinung zu diesem Buch kann ich mich aus vollstem Herzen anschließen !
    Ich habe das Buch vor 2 Tagen beendet, und habe während des Lesens eigentlich nur auf die Spannung gewartet, die sich aber auch nach der Hälfte des Buches immer noch nicht einstellen wollte.
    Für mich persönlich hat sich die Autorin heillos in nicht zusammenhängenden Dialogen und einem Wirrwarr an Handlungsabfolgen verzettelt.
    Der rote Faden bei dieser Geschichte fehlte mir völlig, :gruebel, dafür gab es Düsterheit und Langatmigkeit im Überfluss.
    Dabei hat mich der Klappentext wirklich angesprochen und ich hatte auf ein spannendes Buch gehofft.

  • Falls du es dir anders überlegst, Wiggli, ich würde das Buch gerne selbstlos an dich weitergeben :grin


    Ich bin irgendwie froh, das ich mit meiner Meckerei nicht alleine stehe. Manchmal komm ich mir echt wie eine Mäkelliese vor :rolleyes. Aber diesmal hab ich mit meiner Kritik wohl nicht ganz unrecht.

  • Petra Tessendorf: Der Wald steht schwarz und schweiget – Kriminalroman, München 2010, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-21232-8, 328 Seiten, Softcover, Format: 12 x 19 x 2,4 cm, EUR 8,95 (D), EUR 9,20 /A).


    „Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt und jeder steht seit seiner Geburt in Interaktion mit anderen, hat seine eigene Vergangenheit und Zukunft. Deshalb kennt man die Beweggründe, die Motivation anderer Menschen nie wirklich. Und du selbst wirst nur mit den Tatsachen, dem Resultat, konfrontiert – das, was dazu geführt hat, wirst du nie ergründen können.“ (Seite 99)


    Zum Klassentreffen fährt die 40-jährige Graphikerin Olga Ambach in ihr Heimatdorf ins Bergische Land. Viele Jahre war sie schon nicht mehr dort. Ihre Freunde von damals sind in alle Winde zerstreut, und die familiäre Situation ist auch nicht dazu angetan, dort hin zurückzukommen.


    Seit dem Tod seines ältesten Sohnes ist Olgas Großvater ein verbitterter alter Mann geworden. Mit seinem jüngeren Sohn, Olgas Vater, spricht er seit Jahrzehnten kein Wort. Schließlich hat dieser sich geweigert, ins Familienunternehmen einzusteigen. Arzt ist er geworden! Und geschieden ist er auch noch! Seine Ex-Frau lebt im Ausland, und er ist mit einer Tänzerin liiert, die zehn Jahre Jünger ist als seine Tochter Olga. Nein, mit dieser Sippschaft will der alte Vincent Ambach nichts zu tun haben!


    Seine Enkelin sieht das im Prinzip genauso. Aber sie will ihre früheren Schulkameraden wieder sehen und ihren Aufenthalt in der Heimat mit dem Verkauf einer ungenutzten alten Jagdhütte verbinden, die seit Generationen im Familienbesitz ist.


    Olga hat wunderbare Kindheitserinnerungen an diese Jagdhütte im Wald. Rückblickend hat sie das Gefühl, mit ihrer Familie und ihren Freunden den Großteil ihrer Jugend dort verbracht zu haben. Auch jetzt, während ihres Besuchs, wohnt sie dort


    Besonders lebendig ist ihr im Gedächtnis, wie sie als 10-jährige ein Floß gebaut haben, Thorwald, Benno und Hanna und sie. Später kam auch noch Freundin Juliane dazu. Ihr Vater hatte sich damals furchtbar aufgeregt, als herauskam, dass sie wochenlang an dem gefährlichen See gespielt hatten.


    Jetzt wird sie ihre Jugendfreunde erstmals nach vielen Jahren wieder begegnen.


    Benno ist Kunsthistoriker geworden und Hanna Ärztin. Miteinander verheiratet sind sie nicht mehr. Hanna ist jetzt die Ehefrau von Gastwirt Luis. Juliane ist Journalistin und arbeitet an mehreren Projekten gleichzeitig. Eines davon ist ein Porträt des Unternehmers Vincent Ambach, Olgas Großvater.


    Am Tag nach dem sehr feucht-fröhlichen Klassentreffen geht Olga mit einem Skizzenblock in den Wald. Doch statt malerischer Motive findet sie eine Leiche – ihre Schulkameradin Juliane. Jemand hat sie bewusstlos geschlagen und im Bach ertrinken lassen.


    Es dauert nicht lange, da verhaftet Kriminalhauptkommissar Kirschbaum die Ärztin Hanna. Ihr Mann Luis soll mit Juliane ein Verhältnis gehabt haben, weshalb Hanna sie aus Eifersucht getötet haben soll.


    Ihr Ex-Mann Benno und die alten Freunde können das nicht glauben und beginnen, auf eigene Faust im Leben der Ermordeten herumzuschnüffeln. Eine engagierte Journalistin wie Juliane wird sich doch mehr Feinde gemacht haben als nur eine eifersüchtige Ehefrau!


    Und tatsächlich finden die Freunde bei den Dorfbewohnern mehr als nur eine Leiche im Keller. Und von manchen wusste offenbar auch Journalistin Juliane.


    Unbekannte hetzen mehrfach einen bissigen Hund auf Olga und Thorvald. Und dann verschwindet Benno. Obwohl die ehemaligen Schulkameraden nicht die geringste Ahnung haben, was hier gespielt wird, müssen sie bei ihren unkoordinierten Nachforschungen jemandem mächtig auf die Zehen getreten sein ...


    Die romantisch-verklärten Erinnerungen an eine wilde, freie Kindheit im Wald stehen in krassem Gegensatz zur düster-beklemmenden Stimmung der Gegenwart. Was vor 30 Jahren ein idyllisches Lieblingsplätzchen war, ist jetzt ein gruseliger Leichenfundort. Die Jagdhütte, die in der Kindheit Schutz und Zuflucht bot, beschert Olga heute Albträume und Angstattacken. Und die ehemals besten Freunde haben sich so verändert, dass man sie gar nicht mehr einschätzen kann.


    Doch auch vor 30 Jahren war die Welt auf dem Dorf nicht heil. Den Kindern ist nur vieles verborgen geblieben.


    Die früheren und aktuellen Beziehungen der Personen untereinander nehmen mindestens so viel Raum ein wie der Kriminalfall selber. Aber wie will man auch das eine vom anderen trennen, wenn komplexe Verflechtungen zu schrecklichen Taten führen?


    Die Hintergründe des Mordfalls sind tatsächlich ein bisschen zu komplex geraten. Hier haben zu viele Leute zu viel Dreck am Stecken. Eine einzige alte Geschichte, die im Lauf der Zeit immer mehr Leute ins Verderben reißt, hätte vollauf genügt. All die kleineren und größeren Schweinereien, die bei den Mordermittlungen sonst noch ans Tageslicht kommen, tragen hauptsächlich zur Verwirrung bei. Nachdem der Leser über 300 Seiten lang Olga und ihre Freunde beim Entwirren der emotionalen und kriminellen Verflechtungen begleitet hat, steht er etwas ratlos vorm Finale. „Öh ... wie jetzt?“


    Für die stimmungsvolle Schilderung der glücklichen Kindheit und der düsteren, bedrohlichen Gegenwart lohnt es sich aber allemal, das Buch zu lesen. Auch wenn die Auflösung des Kriminalfalls ein bisschen enttäuschend ist.


    Die Autorin
    Petra Tessendorf, 1960 in Wuppertal gebpren, arbeitet seit 1995 als Journalistin für verschiedene regionale Medien. DER WALD STEHT SCHWARZ UND SCHWEIGET ist ihr erster Roman. Die Idee dazu kam ihr nach einem Besuch von Wagners DER FLIEGENDE HOLLÄNDER.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner