Titel im Original: Diary
Kurzbeschreibung:
Unheimliches geschieht auf der Insel Waytansea: Mauern tauchen auf, wo Türen sein sollten, Räume, soeben noch als Esszimmer oder Küche genutzt, verschwinden plötzlich. In Wände geritzte Prophezeiungen drohen jedem, der einen Fuß auf die Insel setzt, mit dem Tod. Für Misty Wilmot kommt diese Warnung zu spät: Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch fällt ihr Mann Peter ins Koma, ihre Tochter Tabbi ertrinkt bei einem Unfall, und sie selbst ist wegen einer Vergiftung ans Bett gefesselt. Gequält von Wahnvorstellungen über ihren herannahenden Tod protokolliert Misty jedes einzelne Ereignis ihres grausamen Schicksals. Und sie malt: Geradezu obsessiv malt sie Stunde für Stunde, Bild um Bild, ohne sich je an eines erinnern zu können. Doch jede Zeichnung raubt etwas von ihrer Lebenskraft, bis Misty in einem ihrer seltenen klaren Momente bewusst wird, dass sie sich buchstäblich zu Tode malt. Mit beinah übermenschlicher Anstrengung gelingt es ihr, sich den alptraumhaften Halluzinationen zu entziehen, die sie seit Monaten gefangen halten, nur um in eine neue Welt des Wahnsinns einzutreten: Eine letzte Prophezeiung weissagt, dass Misty der einzige Mensch ist, der die Insel von ihrem Fluch erlösen kann…
Meine Meinung:
Dies war mein erstes Buch von Chuck Palahniuk und es fällt mir schwer, meine Eindrücke in Worte zu fassen. Es fängt schon mit der Genrezuteilung an: an der Oberfläche ist es Horror oder vielleicht Thriller, darunter aber vielmehr recht dick aufgetragene Gesellschaftskritik.
Zum Inhalt möchte ich dem nicht ganz stimmigen Klappentext nicht viel hinzufügen, denn leicht könnte man zuviel verraten.
In einem abgehackten, prägnanten Schreibstil erzählt Palahniuk in Tagebuchform von den Vorgängen auf der Insel Waytansea, wo Horden von Touristen eingefallen sind und die alteingesessene Bevölkerung in die Rolle von Dienstboten und Hilfskräften drängen; letztgenannte verfolgen allerdings einen Plan, von dem Misty keine Ahnung hat, in dem sie aber eine zentrale Rolle spielt.
Es treten reichlich schräge, düstere Figuren auf, Körperflüssigkeiten fließen, vieles scheint merkwürdig, verworren und verwirrend, und doch hält ein schwer sichtbarer roter Faden alles zusammen. Was zunächst wie Horror aussieht, entpuppt sich als recht drastische Gesellschaftskritik: es wird der Egoismus der Menschen angeprangert und gezeigt, zu welchen Taten Menschen bereit sind, um den eigenen Wohlstand auf Kosten anderer zu sichern und zu erhalten. Es wird manipuliert und getrickst und instrumentalisiert, solange es den eigenen Zwecken dient.
Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, teilweise liest sich „Das letzte Protokoll“ wie eine bittere Abrechnung mit der Gattung Mensch, die zu jeder Schandtat bereit scheint.
Ein Buch, das sich schnell lesen lässt, das ein hohes Tempo vorlegt und auf seine bizarre Weise fesselt, aber auch großes Potenzial hat zu enttäuschen und zu verstören. Leider schwächelt es zum Ende hin schon deutlich, da kommt plötzlich Übersinnliches ins Spiel, das auf mich als Fremdkörper in der Geschichte gewirkt hat und zu abgehoben ist.
Ich bin zumindest neugierig geworden auf weitere Bücher von Palahniuk, dieses hier wird von manchen ja als eines seiner schwächeren bezeichnet. Vielleicht sollte ich mal zum hochgelobten „Fight Club“ greifen.