Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Spielfilm mit Heath Ledger.
Diese Ausgabe ist in zwei Teile geteilt, insgesamt ca. 170 Minuten. Was mich etwas irritiert ist, daß sonst immer die Rede von 3 Teilen ist. Keine Angabe, ob das hier gekürzt oder nur anders zusammengeschnitten wurde. Rein gefühlsmäßig hätte mir nichts gefehlt, die Länge war für die erzählte Geschichte gerade richtig.
Keine nennenswerten Specials in dieser Ausgabe und leider nur deutsche Untertitel, allerdings natürlich eine englische Tonspur.
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So, das war nun die letzte der für mich interessanten TV-Produktionen aus der Feder meiner aktuellen "Leidenschaft" Russell T Davies, der hier als Drehbuchautor und Co-Produzent fungiert hat.
Ich habe mich noch nie näher mit Casanova beschäftigt und gehe mal stark davon aus, daß dies hier nicht als historisch korrektes Porträt gelten kann, obwohl ich weiß, daß RTD die Memoiren gelesen hat. Die Geschichte eines Mannes, der durch Europas Betten hüpft hat mich auch nie sonderlich interessiert und ich hätte ohne die Beteiligung mir bekannter und von mir geschätzter Namen zweifellos auch die Finger davon gelassen. Aber es kommt von dieser Seite keine Reue.
Es geht hier gar nicht um die Bettgeschichten, es geht darum, daß der alte, schon müde Casanova (Peter O'Toole) einem Küchenmädchen (Rose Byrne) seine Lebensgeschichte erzählt, wie er als junger Mann (David Tennant) ohne Namen und Beruf vor allem in Venedig gelebt hat und wie er seine große Liebe und quasi Nemesis Henrietta (Laura Fraser) getroffen, gewonnen und verloren hat. Der Kniff hier ist, daß dieser Casanova nicht deshalb jede Frau ins Bett bekommen hat, weil er ein Schürzenjäger war, sondern deshalb, weil er der einzige war, der ihnen zugehört und damit ihr Herz - zumindest kurzfristig - gewonnen hat.
Die Geschichte ist flott und teilweise, vor allem im ersten Teil, sehr witzig erzählt. Im zweiten Teil, nachdem er Henrietta verloren hat und sich abzeichnet, wie sinnlos sein Leben eigentlich ist, schlägt die Stimmung um. Etwas irritiert haben mich die teilweise arg grellbunten Bilder, vor allem am Anfang von Teil 2.
Bei den Schauspielern hat mich ohne Überraschung vor allem Peter O'Toole beindruckt. Er ist einfach genial, war er immer schon.
Ich hatte auch den Eindruck, daß er im zweiten Teil immer mehr die Hauptrolle an sich gerissen hat und so gar nicht der schlichte Rahmenhandlungserzähler sein wollte, den man in solchen Formaten sonst vorfindet. (Tatsächlich habe ich gelesen, daß O'Toole die Rolle erst angenommen hat, als er herausgefunden hat, daß der alte Casanova sehr viel mehr als das ist.)
Gut gefallen habe mir auch Rose Byrne, Shaun Parkes, der Casanovas Diener und Freund spielte und Nina Sosanya als Bellino. David Tennant hat seine Sache auch sehr gut gemacht, wenn ich auch nicht wirklich sagen könnte, ob sich diese Rolle, im steten Wandel zwischen Albernheit und tiefer Ernsthaftigkeit wirklich so sehr unterscheidet von der des 10. Doctors. Andere* mögen dies besser beurteilen können.
Woran erkennt man, dass dies eine spezifisch von RTD geschriebene Geschichte ist? An dem erwähnten Wechsel zwischen Albernheit und Ernsthaftigkeit, der letztendlichen ewigen Einsamkeit des Helden, der Vorliebe für Zeichensprache, einer wunderbar subtil eingebauten "gay agenda" im Leben eines erzheterosexuellen Mannes und nicht zuletzt an gewissen Schauspielern, die hier zum ersten aber nicht zum letzten Mal in einer seiner Produktionen eingesetzt wurden, allen voran natürlich David Tennant, aber auch Shaun Parkes, Nina Sosanya und, faszinierenderweise nur an ihrer Stimme erkannt, Annette Badland.
*Damit bist Du gemeint, liebe Jeanne, partner in crime. Diese Rezension ist ein Geschenk an Dich.
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