Das Irgendwo-Haus - Helen Oyeyemi

  • OT: The opposite House
    Aus dem Englischen von Maria Mill


    Bloomsbury Berlin Verlag, 287 Seiten


    Kurzbeschreibung
    Die junge Jazzsängerin Maja Carmen Carrera emigrierte als Kind mit ihren Eltern aus Kuba nach London. Als sie bemerkt, dass sie von ihrem Freund Aaron, einem weißen Juden aus Ghana, ein Kind erwartet, wird ihr die Frage nach der eigenen Herkunft und den Wurzeln ihrer Familie ein dringendes Anliegen. Sie macht sich auf die Suche nach »ihrem« Kuba und »ihrer« Sprache, zwischen Spanisch und Englisch, verliert und findet sich inmitten der Legenden ihrer afrikanischen Vorfahren und den Erinnerungen ihrer Kindheit. In einer spirituellen Welt, jenseits unserer Realität, steht das »Irgendwo- Haus« mit zwei Ausgängen, die eine Tür öffnet sich nach Lagos, die andere nach London . . . Ein poetischer und bewegender Roman über die Mythen, die unsere Identität formen und über die Suche nach einem Zuhause.


    Über die Autorin:
    Helen Oyeyemi, geboren 1984 in Nigeria, zog mit vier Jahren nach London. Sie schrieb "Das Ikarus Mädchen", als sie noch Schülerin war. Inzwischen studiert sie Politologie und Sozialwissenschaften in Cambridge.


    Meine Meinung:
    Mit ihren ersten Roman „Das Ikarus-Mädchen“ konnte Helen Oyeyemi durch einen ungewöhnlichen frischen Stil, einer originellen Perspektive und autobiographischen Bezügen sofort überzeugen. Diese Ansätze sind in ihren zweiten Roman auch vorhanden, doch Helen Oyeyemi entwickelt in „Das Irgendwo-Haus“ diesmal eine noch komplexere Geschichte. Da gibt es einmal den Londoner Teil, dann die Erinnerungen an Kuba und mystische Ereignisse, die vom magischen Realismus durchdrungen sind. Dieser Anteil ist teilweise schwer zu verstehen.


    Die junge schwarze Maja ist als 7jähriges Kind mit ihren Eltern von Kuba nach London gekommen, ihr Bruder ist hier geboren, er wird von der Familie liebevoll das Londonkind genannt. Während der Vater ein nüchterner Wissenschaftler ist, der mit seiner Familie aus Kuba weggegangen ist, um Freiheit zu erlangen, ist die Mutter noch von den Sitten Kubas beeinflusst. Diese Einteilung in Stereotype betrifft leider auch andere Figuren im Roman, wie Majas Freund, ein weißer Jude aus Ghana oder Majas beste Freundin. So erklärt sich, dass die Familienmitglieder dem Leser über weite Strecken fern bleiben, als hätte Maja selbst eine Distanz zu ihnen.


    Als Maja schwanger wird, beschäftigt sie sich mit ihren kubanischen Wurzeln. In ihren Gedanken wandert sie im Irgendwo-Haus durch die Türen, die entweder in Richtung London oder nach Kuba führen.
    Einzelne Passagen sind überaus gelungen und interessant, sogar faszinierend. Es gibt aber Probleme dabei, die einzelnen Teile als Ganzes zu verstehen. Das Hauptthema, dass das zurückbleibende Land den Immigranten nie ganz verlässt, ist klar, andere Abschnitte bleiben im Zusammenhang rätselhaft.


    Helen Oyeyemi sicher eine der interessantesten jungen englischen Autorinnen. Ihre Themen besitzen Relevanz, ihr Stil hat Musikalität mit ungewöhnlicher Rhythmik.