Das Mädchen meines Herzens – Buddhadeva Bose

  • Verlag: Ullstein HC, 2010
    Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
    Originaltitel: Moner Moto Meye (My Kind of Girl)
    Übersetzung: Aus dem Bengalischen von Hanne-Ruth Thompson



    Kurzbeschreibung:
    Ein bitterkalter Winterabend auf dem Bahnhof einer indischen Kleinstadt: Vier einander unbekannte Herren müssen die Nacht im Warteraum verbringen. Sie hängen ihren Gedanken nach - als plötzlich die Tür aufgeht und ein verliebtes junges Paar zu sehen ist. Dieser kurze Augenblick verändert etwas: Erinnerungen an längst vergangene Tage kommen auf, und die vier beginnen ein Gespräch über das Glück. Sie vertreiben sich die langen Stunden mit Geschichten über ihre erste Liebe. Als im Morgengrauen der Letzte von ihnen endet, schließt der Leser einen der schönsten Liebesromane des 20. Jahrhunderts.


    Über den Autor:
    Buddhadeva Bose (1908–1974) zählt zu den wichtigsten bengalischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er spielte eine zentrale Rolle in der Bewegung der Moderne und war ein renommierter Übersetzer, u.a. von Hölderlin, Rilke und Baudelaire. Der vorliegende Roman erschien zuerst 1951 in Kalkutta.



    Meine Meinung
    Vier Männer in Indien, alle mittleren Alters, treffen sich auf einer Bahnfahrt. Als der Zug wegen einer Störung nicht weiterfahren kann, müssen sie in einem Warteraum die Nacht überstehen. Dort begegnet ihnen ein junges Liebespaar, das schnell das Alleinsein sucht. Von dem Liebespaar berührt, beschließen die 4 unterschiedlichen Männer sich durch Geschichten über die Liebe die Zeit zu vertreiben. Jeder erzählt eine. Diese Geschichten sind eingebettet in die Rahmenhandlung. Das funktioniert gut und jede Geschichte steigert sich.


    Die Stimmung des Buches erinnert mich an alte Filme Yasujiro Ozu, der war zwar Japaner, aber die Höflichkeit und der geistige Humanismus ist vergleichbar und auch die Zeit der 50ziger Jahre. Buddhadeva Bose hat das Buch bereits 1951 geschrieben.


    Auffällig ist, dass der Autor einen vergleichsweise unausgeschmückten Stil verwendet und blumige Beschreibungen vermeidet.


    Dem Buch sind ein Glossar, bei dem es sich wirklich lohnt ab und zu nachzuschauen und ein interessantes Nachwort der Übersetzerin beigefügt.

  • Vielen Dank für die Rezension.


    Aufgrund des Titels dachte ich schon, dass es sich um ein älteres Buch handeln müsste. Es macht einen interessanten Eindruck.


    Klein (192 Seiten), aber fein, schätze ich. :wave

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Meine Rezension
    Ein Klassiker aus dem Jahre 1951 ist es, der hier mit ansprechendem Cover (zumindest ist es mir gleich positiv ins Auge gestochen) neu aufgelegt wurde.


    Eigentlich ist es kein fortlaufender Roman, sondern vier miteinander verwobene Kurzgeschichten, die die erste Verliebtheit zum Thema haben. Eingebettet sind diese Geschichten in die Rahmenhandlung vierer Männer, die auf einem indischen Bahnhof in einer Winternacht festsitzen und angesichts eines jungen Pärchens ins Sinnieren über ihre erste Liebe geraten und über die ersten großen Gefühle längst vergangener Tage.


    Unaufdringlich und dennoch ungemein intensiv und feinfühlig lässt uns der Autor an lange vergangenen Liebesgeschichten und –dramen teilhaben. Dabei macht er nicht den Fehler wie andere, Romantik mit Schmonzes zu verwässern.


    Ein wunderbar poetisches Liebesmärchen, das ich sehr, sehr gerne gelesen habe.


    Einziges Manko: Ich habe bedauert, dass nur vier Männer auf dem Bahnhof festsaßen. Die Geschichten waren soooooo wunderschön, von mir aus hätte die Gruppe der Erzähler ruhig ein wenig größer sein können. Ein Buch, das ans Herz geht.


    Für mich war das endlich mal wieder eines der Bücher, die gerne noch viel länger hätten sein dürfen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Vielen Dank für die Rezension.


    Aufgrund des Titels dachte ich schon, dass es sich um ein älteres Buch handeln müsste. Es macht einen interessanten Eindruck.
    :wave


    In der Zeitschrift Bücher steht, dass das Buch 1951 veröffentlicht wurde..
    Demnach doch ein bisschen älter :-)

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Ich bin mir sicher, dass ich dieses Buch bei den Eulen entdeckt habe. Und ich bin froh darüber!


    Mir hat der Schreib- und Erzählstil sehr gut gefallen. Die Lebensweise in Bangladesch in den 1920er- und 30er Jahren wird quasi als Nebensache in den Geschichten verarbeitet. Auch die Europäisierung und die nachfolgenden Auswirkungen auf die verschiedenen Schichten des Volkes werden immer wieder erwähnt, aber nicht so mit der Holzhammermethode, eher im Erzählten an sich.


    Ich habe keine weiteren Übersetzungen des Autors gefunden. "Das Mädchen meines Herzens" sollte ja eher seine leichteste Kost gewesen sein und mich hätten auch andere Werke interessiert.


    Von mir gibt es 8 Punkte für dieses kleine Büchlein. Ja, Batcat hat Recht: Es hätte sehr gern etwas länger sein dürfen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“