Der Klang der Zeit - Richard Powers

  • Zitat

    Original von Kyara
    Ach Mensch, ich könnte das Buch gleich noch mal lesen.


    Mach doch, Kyara.
    Hab ich auch.
    :grin

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Du lässt Dich zwingen von etwas, das Du im Zweifelsfall selbst gekauft hast?
    :wow

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • ... wie sieht es aus - hat noch jemand von Euch das Buch weiter- oder zu Ende gelesen?


    Mir ging es wie einigen von Euch: zwischendrin brauchte ich ab und zu eine Pause, weil das Buch so mächtig, die Geschichte so berührend und die Sprache so schön ist. Klassische Musik ist nicht unbedingt mein Thema, aber "Der Klang der Zeit" hat sie mir näher gebracht - es ist einfach unbeschreiblich. Man kann die Musik nahezu durch das geschriebene Wort empfinden! (Fehlt mir nur noch der entsprechende Hörgenuss von einigen Stücken, um da eine Lücke in meiner Allgemeinbildung zu schließen :gruebel )


    Ich muss gestehen, dass ich etwa 20 Seiten vor dem Schluss das Buch erschöpft beiseite gelegt habe. Es liegt immer noch auf meinem Nachttisch und wird und wird nicht zu Ende gelesen.


    Vielleicht fange ich irgendwann einfach noch mal von vorne an.


    :-)

  • Das Buch stand eine ganze Weile in meinem RUB, weil ich wusste, dass ich es nur lesen kann, wenn ich genügend Zeit am Stück dafür habe. Das war dann letzte Woche endlich der Fall.


    Ich muss zugeben, dass ich Disziplin aufbringen musste, um dranzubleiben und nicht zwischendrin aufzugeben. Eingetaucht bin ich in das Buch nur streckenweise; nicht alle Schilderungen konnten mich fesseln. Es liegt wohl an mir, dass ich mit den zeitgeschichtlichen Berichten über die Rassenunruhen etc. nicht so viel anfangen konnte, auch wenn es mir ebenso ging wie einer anderen Eule, dass mir das Buch ein neues Bild der Rassenverhältnisse in den USA vermittelt hat.


    Interessant ist, dass Vokal- und Instrumentalmusik, Physik und Literatur in Powers' Biografie eine wichtige Rolle spielen (siehe Wikipedia). Ich kann's nur im Bereich Musik einigermaßen beurteilen, aber da merkt man im Buch tatsächlich, dass er sehr genau weiß, wovon er schreibt.


    Manchmal hatte ich allerdings auch den Eindruck, er übertreibt es mit den Parallelen zwischen der Musik und dem "richtigen Leben". Ich habe selber mal versucht, eine Geschichte zu schreiben, in der Musik als differenziertes Kommunikationsmittel eingesetzt wird, und sie erschien mir nie wirklich glaubwürdig. Aber wer weiß, vielleicht steckt da doch mehr drin, als ich meine - und mitreißend fand ich das allemal.


    Die Sprache ist mir über weite Strecken zu bildreich-aufgeplustert. Erst recht spät habe ich begonnen, in der Ausdrucksweise ebenfalls Parallelen zur Musik zu vermuten.


    Auch der Physik-Aspekt mit seinen Zeit-Philosophien hat mir einige Mühe gemacht. Aber der Schluss hat mich dafür entschädigt.


    Unter dem Strich... ich hätte es mir kürzer gewünscht, und ich denke, dass es mit etwas weniger Physik auch noch ein sehr reiches Buch gewesen wäre. Insgesamt war es mir zu sperrig, und ein weiteres Buch dieses Autors werde ich eher nicht lesen - zumal dieses laut Time-out-Kommentar im Klappentext sein "most accessible und mainstream-friendly work to date" ist.


    Ich habe übrigens auf Englisch gelesen (siehe unten) und die deutschen Übersetzer (die übrigens, wie ich gerade sehe, auch "Schiffbruch mit Tiger" übersetzt haben) keine Sekunde beneidet. :wow

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Das Buch hat längere Zeit bei mir auf dem SUB verbringen müssen, bevor ich es (nach 3 Versuchen) jetzt endlich mit Genuß lesen konnte. Ich ahnte schon, dass das Buch Zeit und Ruhe braucht, um gelesen zu werden. Deshalb habe ich es jetzt im Urlaub erneut hervor geholt.


    Keine Zeile hätte es für mich kürzer sein dürfen. Wunderbar geschrieben und erzählt. Ich liebe Familiengeschichten und so erzählt, war es eine Freude für mich zu lesen. Die Zeitsprünge waren toll angesetzt, es gab dadurch keine Unterbrechung für mich.
    Da ich Musik liebe und selbst Klavier spiele, war es für mich ebenso interessant wie schön, so detailliert darüber zu lesen. Ich hatte zeitweise wirklich das Gefühl, Jonah singen zu hören, oder ein leises Klavierspiel wahrzunehmen.
    Auch die Rassenproblematik fand ich zwar einfühlsam aber trotzdem in aller Härte dargestellt. Erschütternd erzählt durch die "Kleinigkeiten" im Alltag, die Einschränkungen und Demütigungen, die die Familie hinnehmen mußte.


    Ein reiner Lesegenuß für mich und ich wage jetzt schon zu behaupten, dass es eines der besten Bücher in diesem Jahr sein wird, das ich gelesen haben werde.


    Zitat

    Original von blaustrumpf
    Ich habe mit diesem Buch Richard Powers für mich als Autoren entdeckt. Seine "Schreibe" ist wie sehr guter Rotwein: Süffig, gehaltvoll, verschiedenste Aromen – und irgendwann entdecke ich, dass ich eine Pause brauche, weil ich mich besoffen gelesen habe.


    Der treffenden Beschreibung möchte ich mich gerne anschließen. Auch ich habe mich ein wenig besoffen gelesen, aber mich hat das bei der weiteren Lektüre überhaupt gar nicht gestört. :grin


    Viele Grüße
    Shirat

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)

  • Ich bin gerade dabei, das Buch zu lesen und es hat mich gleich mal dazu animiert ein paar lang ungehörte CDs mit Renaissance-Gesang aus dem Regal zu suchen.
    Ansonsten kann ich mich meinen Vorlesern nur anschließen. Ein wunderbares Panorama der amerikanischen Geschichte, sorgfältig ausgelotete Charaktere und Beziehungen, eine phantastische Sprache.
    Ich hoffe, demnächst die Gelegenheit zu haben, ein Seminar von Richard Powers zu besuchen, und bin seit der Lektüre noch gespannter darauf.
    Hat jemand schon was anderes von ihm gelesen?

  • Buzzaldrin, du bist echt ein Phänomen. Ich lese ja schon schnell und viel, aber bei dir habe ich das Gefühl, du hast alles gelesen. :-) Zum Seminar muss ich erstmal angenommen werden (schön Daumen drücken!), dann berichte ich natürlich!

  • Ich hab's so vor 5 Jahren (oder noch mehr?) gelesen, und weil's so fürchterlich fad war, habe ich es so oft zur Seite gelegt, dass ich schon wieder vergessen hatte, was gerade war. Dadurch hat es sich ewig dahingezogen, und ich weiß gar nicht mehr, ob ich es überhaupt fertig gelesen habe.
    Aber weil es hier so viele begeisterte Stimmen gibt, habe ich schon überlegt, ob ich es nochmals hervorkramen soll. Vielleicht hat mir damals ja bloß die nötige Konzentration gefehlt.

  • Am Anfang ist es mir ziemlich schwer gefallen in die Geschichte reinzukommen - weniger wegen der Zeitsprünge, sondern eher weil ich kein großer Musikfan bin und mich dementsprechend in dem Gebiet nur rudimentär auskenne. Von den im Buch genannten Werken kannte ich nur relativ wenige. Somit lief das Buch auf Grund der vielen Gedanken über Musik und der Konzerte eher schleppend an.
    Als ich mich dann aber reingefitzt hatte, hat es doch noch einen gewissen Sog entwickelt - über die Themenvielfalt im Buch wurde ja hier schon recht viel geschrieben.


    Es war nicht einfach, aber es war es wert. Ein Buch, das sicher noch eine Weile in meinen Gedanken bleiben wird...

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]