Peer Steinbrück, Unterm Strich

  • Hoffmann + Campe Vlg., 2010, 465 Seiten, 23.-


    Autor:
    Jahrgang 1947, Volkswirt und Soziologe, Politiker, unter anderem 10 Jahre Mitglied der deutschen Bundesregierung von 1999 bis 2009, SPD, Schachspieler


    Buch:


    Neben der Rückschau, die man nach so vielen Jahren im Topmanagement der deutschen Politk wohl wagen darf, verliert er nicht den Blick aufs Wesentliche:
    Die Zukunft dieser Gegenwart.
    Die Analyse des jetzt fällt knapp und präzise aus: Tatsächlich wird die weltweite Finanzkrise nichts und niemanden ungeschoren lassen und die vom politischen Gegnern innerhalb und außerhalb der Partei verbreiteten Notlügen über ein kommendes Schlaraffenland hält er für leicht populistisch übertrieben.
    Die Stabilität der Sozialsysteme ist ohne wirtschaftliche Stärke nicht zu bewältigen, wobei neben Produktion und Dienstleistung auch an Bildung und Forschung zu denken sind, bislang die Stärken Deutschlands im weltweiten Wettbewerb. Die Zukunftsaufgaben sind insofern nicht ein- sondern mehrdimensional. Einfach nur ein "Prmat" zu verkünden genügt den Anforderungen nicht.
    Die Rolle der Parteien, grundgesetzliche Institutionen, wird dabei nicht einfacher werden: Waschmittelwerbung, billige Parolen, wird dem zunehmend aufgeklärten Bürger nicht genügen [Anm. Hump: Er schrieb das Buch wohl vor dem durch nichts zu erklärenden Aufschwung der Grünen ].
    Die SPD muss sich wieder dem Fortschrittsbegriff zuwenden, anstatt ständig nur zu fordern, dass alles wieder 15 Jahre zurückzudrehen sei und die Welt würde glücklich [Anm.Humpi: erlaube ich mir mal zu verkürzen].


    Meinung:
    Steinbrück wird mit dem Linksruck seiner Partei nicht glücklich. Der Versuch, die müde Truppe, die so gerne hinter der Honecker-Folkloregruppe hertrippelt, wieder auf eigene Beine zu stellen, wird scheitern. Ich schätze, Trittin wird nächster Grün-Roter Kanzler, die Mehrwertsteuer steigt dann auf 31%, die Strompreise etwas mehr (da aus handgehäkelter Fußmalerproduktion direkt aus ökologischem Atomanbau importiert), die Bundeswehr wird durch eine private Miliz (30 Mann aus Sizilien) ersetzt, Hartz-15 wird auf 3500.-€ (für Singles) erhöht und jeder Minister erhält einen biologisch-dynamischen Privatjet und ein Spesenkonto in der Schweiz. Aber das ist nur so eine dahingetippte Meinung.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    An dieser Stelle sollte feinjustiert werden.
    Peer Steinbrück

    :rolleyes
    gut, hätte ich mal reinschauen können

    Bundesfini-Mini war er nur unter Schwarz-Rot 2005 - 2009
    vorher Mini-Präsi von NRW und vorher noch etliches anderes


    Ich würde Steinbrück auch als Kanzler akzeptieren. Aber wenn er diesen Posten wöllete, müsste er ja zu den Grünen oder -längerfristig- in die Stacheldrahtfetischistenpartei (wobei ja bekanntlich der Nachweis langjähriger Stasitätigkeit zu erbringen wäre). :kiss

  • Wer auch andere Stimmen über den Kanzlerkandidaten lesen will - hier ein Beispiel:


    (...) Von 1998 bis 2005 war er beispielsweise maßgeblich für die Kontrolle der nordrhein-westfälischen WestLB verantwortlich. Unter den Augen des Kontrolleurs Steinbrück verwandelte sich die ehemals provinzielle Landesbank in eine international tätige Zockerbude, die im Finanzkasino mitspielte und schon lange vor der Subprime-Krise Milliarden verbrannte. Die „Conduit-Geschäfte“, die der WestLB wenige Jahre später das Genick brechen sollten, nahmen unter der Ägide Steinbrücks erst richtig an Fahrt auf. (...)


    Link zum kompletten Presseartikel von Jens Berger in der taz:


    hier klicken

  • Zitat

    Original von Uta
    ... zu dem was der Artikel in der taz anspricht, gibt's zur Rolle von Peer Steinbrück mehr in diesem Buch:
    "Bank-Räuber" von Leo Müller
    .


    Hast du es evtl. gelesen, Uta? Ich hab gerade mal ein wenig gegoogelt - das hört sich ziemlich spannend an. Vielleicht kannst du ja was dazu sagen? :wave

  • Mich schüttelt es bei dem Untertitel "Wie kriminelle Manager und unfähige Politiker uns in den Ruin treiben". Bei dem stupiden Füttern von Pauschalmeinungen erwarte ich weniger als Bildzeitungsniveau im Buch. :pille

  • Zitat

    Original von xexos
    Mich schüttelt es bei dem Untertitel "Wie kriminelle Manager und unfähige Politiker uns in den Ruin treiben". Bei dem stupiden Füttern von Pauschalmeinungen erwarte ich weniger als Bildzeitungsniveau im Buch. :pille


    Ging mir auch so, aber die diversen Meinungsäußerungen zum Buch sind deutlich differenzierter. Daher interessierte mich, ob Uta uns schon etwas darüber sagen kann.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Hast du es evtl. gelesen, Uta? Ich hab gerade mal ein wenig gegoogelt - das hört sich ziemlich spannend an. Vielleicht kannst du ja was dazu sagen? :wave


    Ja, vorigen Sommer, ich fand es sehr gut. Sachlich und informativ. Wenn ich es nicht selbst gelesen hätte, hätte ich es hier auch nicht erwähnt. "Bank-Räuber" gehört zu dem Dutzend-oder-so Büchern, zu denen ich ja eigentlich eine Buchvorstellung schreiben wollte ... :rolleyes


    Der Schwerpunkt der ersten Hälfte liegt auf dem fahrlässigen Treiben der deutschen Landesbanken - mit Unterstützung der Politik. (Und es hatte noch seinen besonderen Charme, dass ich vorher "The Big Short" von Michael Lewis gelesen hatte, das hat auch einen reißerischen deutschen Untertitel "Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte". Peer Steinbrück kam da drin noch nicht vor, aber "Doitsche Bänk / New York" Trader Greg Lippmann. :kreuz)


    Und zum Bildzeitungsniveau kann ich nix sagen, die lese ich nicht. ;-)



    Edit: Ergänzung:


    [Kurzfassung in Großbuchstaben auf Bildzeitungsniveau]
    Als Erläuterung, who the fuck is Greg Lippmann, von ihm stammt dieses Zitat: "Düsseldorf. Die dummen Deutschen. Sie glauben an Ratingagenturen. Sie glauben an die Regeln." (S. 119). Als Mitarbeiter der Deutschen Bank hat er Schrottpapiere nach Deutschland verkauft, auf den Absturz der Papiere gewettet und irgendwer hat damit auch noch richtig Gewinn gemacht, worauf die deutschen Banken (mit kleinem d) dann vom Steuerzahler gerettet werden mussten. [/Kurzfassung in Großbuchstaben auf Bildzeitungsniveau]


    (Die Rezension von Dr. Manthey zum Buch "The Big Short" bei Amazon ist genau auf den Punkt, besser könnte ich es auch nicht sagen.)


    .

  • Zitat

    Original von Uta
    Ja, vorigen Sommer, ich fand es sehr gut. Sachlich und informativ. Wenn ich es nicht selbst gelesen hätte, hätte ich es hier auch nicht erwähnt. "Bank-Räuber" gehört zu dem Dutzend-oder-so Büchern, zu denen ich ja eigentlich eine Buchvorstellung schreiben wollte ... :rolleyes


    Der Schwerpunkt der ersten Hälfte liegt auf dem fahrlässigen Treiben der deutschen Landesbanken - mit Unterstützung der Politik. (Und es hatte noch seinen besonderen Charme, dass ich vorher "The Big Short" von Michael Lewis gelesen hatte, das hat auch einen reißerischen deutschen Untertitel "Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte". Peer Steinbrück kam da drin noch nicht vor, aber "Doitsche Bänk / New York" Trader Greg Lippman. :kreuz)
    Und zum Bildzeitungsniveau kann ich nix sagen, die lese ich nicht. ;-)
    .


    Interessant! Danke! :wave

  • Zitat

    Original von Humpenflug
    Meinung:
    Steinbrück wird mit dem Linksruck seiner Partei nicht glücklich. Der Versuch, die müde Truppe, die so gerne hinter der Honecker-Folkloregruppe hertrippelt, wieder auf eigene Beine zu stellen, wird scheitern. Ich schätze, Trittin wird nächster Grün-Roter Kanzler, die Mehrwertsteuer steigt dann auf 31%, die Strompreise etwas mehr (da aus handgehäkelter Fußmalerproduktion direkt aus ökologischem Atomanbau importiert), die Bundeswehr wird durch eine private Miliz (30 Mann aus Sizilien) ersetzt, Hartz-15 wird auf 3500.-€ (für Singles) erhöht und jeder Minister erhält einen biologisch-dynamischen Privatjet und ein Spesenkonto in der Schweiz. Aber das ist nur so eine dahingetippte Meinung.


    Hallo Humpenflug, hast Du auch eine Meinung zu dem Buch zu bieten?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)