• Also manchmal kann man nur staunen.


    Gerade finde ich im Internet by indymedia.org nachfolgenden Artikel:


    Dorfen: Polizei prügelt Nazis den Weg frei


    von ..... - 11.12.2004 18:28


    Am heutigen Samstag, dem 11.12.04 marschierten ca. 60 Neonazis durch Dorfen, ca. 350 AntifaschistInnen nahmen an Protestaktionen und Blockadeversuchen teil. Unter Knüppel- und Pfeffersprayeinsatz setzte die Polizei den Naziaufmarsch durch.
    Eine "Initiative schöner Leben in Dorfen", hinter der sowohl Neonazis der "Kameradschaft München" als auch RechtsextremistInnen aus der Region Dorfen standen, rief für den 11. Dezember 04 zu einem Aufmarsch gegen das selbstverwaltete Jugendzentrum auf. Anmelder war die NPD Ebersberg. Hintergrund waren mehrere erfolgreiche Störungen rechter Propagandaaktionen in den letzten Wochen.


    Die Stadt Dorfen hatte im Vorfeld die antifaschistische Demonstration verboten, nur eine Kundgebung am Johannisplatz war erlaubt. Eine Klage gegen dieses Verbot wurde am Freitag vom Verwaltungsgericht München abgewiesen. Ebenso verboten wurde ein Konzert am Samstag abend im Jugenzentrum. Den Nazis wurde es untersagt, ihren Aufmarsch in der Innenstadt durchzuführen.


    Zu der Kundgebung, zu der neben dem "Bündnis gegen Nazis", lokalen und überregionalen linken Gruppen auch SPD und Jusos mobilisierten, kamen ca. 350 AntifaschistInnen. Im Vorfeld hatte der Stadtrat eine Resolution verabschiedet, in der die gesamte Bevölkerung zur Gegenkundgebung aufgerufen wurde. "Es gilt, den Anfängen zu wehren - gegenüber politischen Brandstiftern darf es keine Toleranz geben.", so die im Dorfener Stadtrat vertretenen Gruppierungen und Parteien.


    So waren die 60 überwiegend mit der Bahn angereisten Nazis immer wieder mit Blockadeversuchen konfrontiert, die jedoch von USK-Beamten unter anderem durch Knüppel- und Pfeffersprayeinsatz beseitigt wurden. Laut unseren Informationen hatte die Polizei die Richtlinie ausgegeben, "jeden Störer" festzunehmen. Dies wurde dann wohl nicht umgesetzt, laut Polizeiangaben kam es zu insgesamt neun Festnahmen von AntifaschistInnen, von denen sich am späten Nachmittag immer noch sechs in Polizeihaft befanden. Durch die Polizeieinsätze, bei denen laut AugenzeugInnen regelrecht Hetzjagd auf überwiegend junge AntifaschistInnen gemacht wurde, kam es vielfach zu Verletzungen.


    http://de.indymedia.org/2004/12/101377.shtml

  • Als ich vom Rheinland nach Bayern umzog, verbrachte ich mein erstes Jahr abends fast nur in Dorfen. Hallo, Morphi, hallo Bär, lebt ihr noch?
    Das erste mal habe ich in der Bastei in Dorfen Platten aufgelegt, ich habe viele und gute Erinnerung an diese Stadt. Die Menschen waren in Ordnung, ich habe mich dort wohl gefühlt. Den Pöbel, den es überall gibt, verschlägt es auch überall hin.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

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  • Ist doch kein Wunder, wenn man bedenkt, daß die ersten Ausbilder unserer heutigen Polizei, Bundeswehr und Richter alles ehemelige NS-Angehörige waren, die wiederum von ehemaligen kaiserlichen ausgebildet wurden. Wir sind vom Recht und seiner Auslegung immer noch vor 100 Jahren, also passt das.

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Das Thema Nazis und Gegner erleben wir hier in Wunsiedel jedes Jahr im August live und in Farbe. Dadurch, dass auf unserem Friedhof Rudolf Heß begraben liegt, wird unsere schöne Stadt zu einem Kultplatz für Neonazis, Altnazis und jeden der es werden will. Die Stadt Wunsiedel versucht jedes Jahr - leider vergeblich - ihr Hausrecht durchzusetzen und die Demonstration / Demonstrationen zu verbieten.
    Es gab 10 Jahre, in denen keine Demonstration stattfand. Der oberste Gerichtshof in Bayern nahm diese Demonstrationsfreie Zeit zum Grund, diese wieder zu erlauben - weil nichts passiert sei, so eine der Begründungen. Für mich klingt das wie Hohn - nur weil etwas nicht stattfand ist es Grund, dieses zu erlauben. Die Stadt Wunsiedel wehrt sich - scheitert aber an der Justiz. Jedes Jahr kommen mehr von dem Braunen Gesindel in unsere Stadt und machen uns das Leben schwer. Oft sind sie schon mehrere Wochen vorher hier - weil am Demonstrationstag die Kontrollen so scharf sind, dass man keine Waffen mit einschmuggeln kann.
    Linke Demonstranten mischen lustig mit, so dass an dem Demonstrationswochenende unsere Stadt einer hochexplosiven Mischung gleicht - ein Pulverfass.
    Die Leute hier haben mit den Nazis und deren Gegnern genau so viel am hut oder eben nicht wie anderswo auch, im Gegenteil, hier sind sehr viele dieser Präsenz müde und lehnen sie ab. Es gibt noch mehrere Orte mit angeblich "heiligen" Gedenkstätten der Nazis, in denen gegen den Protest der Bevölkerung der Braune und der Linke Spuk munter sein Unwesen treibt.
    Ich selber halte mich eigentlich für unpolitisch - aber in dieser Beziehung und als Bewohnerin eines Ortes der betroffen ist, kann ich mich der Verantwortung nicht entziehen.
    Was man den Leuten, die es nicht wissen, vielleicht noch mal sagen sollte: Die Orte, in denen diese Aufmärsche stattfinden, wehren sich - kommen aber nicht durch. Nur weil jetzt in Dorfen oder Wunsiedel oder in vielen anderen Orten zu solchen Demos kommt, heißt das noch lange nicht, dass die betroffene Bevölkerung damit einverstanden ist. Die Möglichkeit sich effektiv zu schützen ist einfach nicht gegeben. Und die Veranstalter dieser Demonstrationen wissen das und nutzen jede Gesetzteslücke zu ihren Gunsten aus.


    Gruß


    Telefonhexe

  • Die leidtragenden von solchen Gewaltaktionen sind immer die Bewohner der betroffenen Stadt. Aber nach dem Grundgesetz ist nun mal die Demonstration ein Grundrecht, das auf keinen Fall eingeschränkt werden sollte, auch wenn Extremgruppen dieses Grundrecht für ihre fiesen Zwecke ausnutzen. Die Freiheit zu Demonstrieren ist in jedem Fall wichtiger als diese linken und rechten Chaoten, die sich bei jeder Gelegenheit wichtig machen wollen.
    Schade nur, daß die Polizeibeamten, die eben verpflichtet sind, dieses Grundrecht auch für die Rechtsextremisten durchzusetzen, dadurch gleich in schiefes Licht geraten. Sie können am wenigsten dafür, denn sie müssen objektiv bleiben. Und das bedeutet in diesem Fall eben, das Grundrecht zu verteidigen, egal für wen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Was ist höher zu bewerten? das Hausrecht einer Stadt und die Möglichkeit Nein zu sagen oder die Demonstration? Die Braunen und alles was dazugehört können sich meinetwegen auf einem großen Feld - vorzugsweise frisch gedüngt, dann passt das nämlich - zu ihrer Demonstration treffen.


    Was mich einfach stutzig macht: 10 Jahre lang hatte das Landratsamt und die Stadt Wunsiedel eine Demonstration verhindern können. auf einmal geht das durch die Gerichtshöfe wie ein heißes Messer durch Butter.
    Besonders im Fall Wunsiedel ist anzumerken, dass die Nazis es auf Glorifizierung und Verherrlichung einer Nazigröße abgesehen haben. und das rechtfertigt nun mal ein Versammlungsverbot. Und ein Demonstrationsverbot. Mir ist schleierhaft - obwohl so sehr auch wieder nicht. Die Münchner Verantwortlichen müssen das ganze ja nicht mitmachen. Da ist es leicht zu entscheiden, dass die Meinung einer "kleinen lichten Stadt" (wie Jean Paul seine Heimatstadt nannte) nicht zählt.


    Gruß


    Telefonhexe

  • Zitat

    Original von Sirius Black
    Ist doch kein Wunder, wenn man bedenkt, daß die ersten Ausbilder unserer heutigen Polizei, Bundeswehr und Richter alles ehemelige NS-Angehörige waren, die wiederum von ehemaligen kaiserlichen ausgebildet wurden. Wir sind vom Recht und seiner Auslegung immer noch vor 100 Jahren, also passt das.



    Sirius,
    wie wäre es wenn du dich zu dem Thema schlau machst und dich dann noch mal einwenig informierter äußerst??


    Also ich persönlich würde das für eine gute Idee halten.


    @ Demo genau so ist es rein sachlich hab ich dem nichts mehr hinzuzufügen



    Aber da ich ja nie sachlich bin hier meine ganz persönliche Meinung:


    Es ist nun mal so, daß in Deutschland jeder das Recht hat für so ziemlich alles zu demonstrieren und wenn er seine Demo genehmigt bekommt (Nazi-Demos finden meist unter strengen Auflagen statt) dann ist es die Aufgabe der Polizei dafür, zu sorgen, das die Demo auch ungehindert stattfinden kann, ob die Polizei nun für die Sache der Demo ist oder nicht.
    So kommt es halt, das unter anderem türkisch, belgisch oder niederländisch stämmige Polizisten eine eindeutig Ausländerfeindliche Demo begleiten müssen und gegen äußere Angriffe schützen müssen.
    Ganz toll, man verteidigt Ar****** gegen *****öcher und am Ende ist man selbst das Arschloch.


    Ich persönlich kriege einen Mega Hals, wenn ich mir mal wieder irgendwo die Fresse dickschlagen lassen durfte, nur weil ein paar Nazis ihre Demo abhalten. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Demonstranten meist lammfromm sind, wollen ja schließlich ihre Demo beim nächsten Mal wieder genehmigt bekommen únd das ist garantiert nicht der Fall, wenn sie sich an Ausschreitungen beteiligen. (In diesem Fall endet auch meist mit sofortiger Wirkung das Recht zur Demo und die Demo wird von der Polizei aufgelöst, weil unsere Springerstiefelbeschuhten Freunde das wissen und zwar vermutlich ein wenig beschränkt aber leider nicht ganz dumm sind, wird sich daran gehalten)


    Das Problem sind die Demostörer, die eigentlich gar nicht so genau wissen, warum sie da jetzt Randale machen, aber egal, weil Polizisten verhauen macht ja immer Spaß und wenn man dabei auch noch eine genehmigte Nazi-demo stört, dann hat das auch noch einen tieferen Sinn.... TOOOOOOOOOOOOOLL.


    Meine Güte, wenn ihr ein Problem mit den Demos der FAschos habt, dann schreibt Petitionen, Bürgerbegehren oder startet eine FRIEDLICHE Gegendemo, aber den Scheiß, wie Blockadeversuche oder ähnliches den können die Gegendemonstranten sich sonst wo hin stecken... gibt so ne tolle Liedzeile von den Ärzten.....


    *Gewalt erzeugt Gegengewalt....*


    Es gibt massig Möglichkeiten sich gewaltlos gegen eine solche Demo auszusprechen. (Trauerflore an Fenster hängen, sich zum Zugucken versammeln und geschlossen der Demo den Rücken kehren, Plakate mit Antinazislogans in Fenster hängen, etc. der Fantasie ist da kaum eine Grenze gesetzt.... aber steine Werfen und Blockaden bauen hat noch nie jemanden aufgehalten, lediglich zu noch mehr Angagement angeheizt.


    Naja, genug zu dem Thema ich krieg sonst nur wieder einen roten Kopf, lande auf ner Palme und werfe wild mit Nüssen.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade in Zusammenhang mit Demonstrationen Polizisten gäufig in Situationen geraten, in denen sie gegen ihre eigentlichen Überzeugungen handeln müssen. Und ich gebe BJ völlig Recht, dass die P. da Gefahr laufen, bei Auseinadersetzungen zwischen A... und .. löchern (schön ausgedrückt!) selbst in die Rolle derselben geraten.


    Ich kann mir natürlich auch kein Bild von dem machen, was da tatsächlich in Dorfen passiert ist; der Artikel mag u.U. recht einseitig sein; doch es stellt sich mir in diesem Zusammenhang eine Frage, die ich keineswegs provozierend meine, sondern die mich echt nachdenklich macht.


    Wie sieht es aus mit der Verhältnismäßigkeit der Mittel?


    oder anders gefragt:


    Kann es wirklich angehen, dass bei einer friedliche Demonstration und einer ebenfalls friedlichen Gegenveranstaltung die Polizei erst die Gewalt hineinträgt?

  • Zitat

    Original von Rabarat


    Kann es wirklich angehen, dass bei einer friedliche Demonstration und einer ebenfalls friedlichen Gegenveranstaltung die Polizei erst die Gewalt hineinträgt?


    Rabarat,
    ich hab leider keinen informativeren Text zum Thema Dorfen gefunden, daher kann ich mich dazu auch nur vage äußern.
    In deinem Text ist von Blockadeversuchen die Rede, welche von der Polizei mittels Schlagstock und Pfefferspray geräumt wurden. Nun ja, Gewalt hat viele Formen.
    Auch das auf dem Boden sitzen und nicht weggehen wenn man darum gebeten wird, ist eine Form von Gewalt und dieser darf die Polizei dann natürlich auch mit sämtlichen Mitteln entgegen wirken, um das Rechtsgut der anderen (Fall Dorfen das Recht auf Demonstrationen) zu wahren, bzw. durchzusetzen.
    Klar sieht das ganz schön unfein aus, aber was soll man tun, sich vor die Blockade stellen, dreimal in die Hände klatschen und bitte bitte sagen?


    Natürlich sieht es ganz schön blöde aus, wenn man wie in dem Fall für die *Bösen* in die Bresche springt, aber dreh den Spieß um.
    Stell dir vor es wollten hm... sagen wir mal.... jüdische Mitbürger zur Erinnerung an die Reichskristallnacht demonstrieren und die Blockade wäre von Neonazis aufgebaut worden, wärst du dann nicht auch davür, daß das Recht der Demonstranten auf ungehinderte Demonstration notfalls durch den Einsatz von Gewalt gewahrt wird?


    Wie gesagt, ich hab leider auch nicht mehr Infos als ihr (und dabei hab ich schon in unserem informativen Dienst PC gewühlt) und kann nur versuchen zu verstehen, was da abgegangen ist. (Das heißt nicht, daß ich es für richtig halte)



    (Auf meine Formulierung mit den Arschlöchern bin ich auch sehr stolz... :-] finde das trifft es ausgesprochen gut )

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Stell dir vor es wollten hm... sagen wir mal.... jüdische Mitbürger zur Erinnerung an die Reichskristallnacht demonstrieren und die Blockade wäre von Neonazis aufgebaut worden, wärst du dann nicht auch davür, daß das Recht der Demonstranten auf ungehinderte Demonstration notfalls durch den Einsatz von Gewalt gewahrt wird?


    Das Beispiel ist gut gewählt, BJ. Wie schon im Fall Daschner immer wieder zur Sprache kam, ist die Polizei verpflichtet ohne Ansehen der Person dem Recht Geltung zu verschaffen. In diesem Fall war es eben das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung (Demonstration). Es ist nicht die Aufgabe der Polizei, die Beweggründe zu überprüfen, denn das ist die Aufgabe der Justiz. Daß das natürlich in Einzelfällen wie diesen äußerst dämlich aussieht, liegt klar auf der Hand. Aber so ist das nun mal in einem Staat, in dem Grundrechte noch (oder besser schon wieder) schützenswert sind.
    Deshalb die Kollegen in grün als Buh-Männer hinzustellen, ist nicht nur dummes Geschwätz, sondern geradezu eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. (Stahlhelmüberzieh)

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Also Freunde, wenn ihr hier schon das jüdische Fass aufmacht, dann muss ich euch leider mit dem Gegenbeispiel kommen.


    Rainer-Werner Faßbinder hatte testamentarisch verfügt, dass sein Theaterstück "Der Müll, die Stadt und der Tod" nur in Frankfurt uraufgeführt werden dürfe. Als 1985 (?) diese Erstaufführung stattfinden sollte, wurde sie von jüdischen Bürgern durch eine Blockade verhindert, da das Stück antisemitsch sei (ob das stimmt, weiß ich nicht; Ich kenne das Stück nicht).


    Die Aufführung platze, weil diese Blockade eben nicht aufgelöst wurde. Das Unterlassen der - notfalls gewaltsamen - Auflösung wurde - aus nachvollziehbaren Gründen - mit der besonderen historischen Situation in Deutschland begründet.


    Wieso gibt es dann diese besondere historische Situation nicht, wenn jemand in Deutschland eine Nazidemo blockiert? Wäre die Polizei auch gegen jüdische Blockierer, die sich Nazis in den Weg gestellt hätten, gewaltsam vorgegangen?
    Ich glaube (und hoffe): Nein!


    Und noch was: Selbst wenn es der Rechtslage entsprechen mag: Das sich auf die Straße setzen und auch auf Bitten hin nicht weggehen ist keine Gewalt! Es mag Unrecht sein, aber es ist keine Gewalt!

  • Zitat

    Original von Rabarat
    Wieso gibt es dann diese besondere historische Situation nicht, wenn jemand in Deutschland eine Nazidemo blockiert? Wäre die Polizei auch gegen jüdische Blockierer, die sich Nazis in den Weg gestellt hätten, gewaltsam vorgegangen?
    Ich glaube (und hoffe): Nein!


    Das wäre sie schon, wenn die Anweisung dazu vorgelegen hätte. Der Einsatz der Polizei regelt sich bei angemeldeten Demos immer aufgrund der tangierten Behörde. Aber dazu kann BJ wesentlich besser antworten.

    Zitat

    Original von Rabarat
    Und noch was: Selbst wenn es der Rechtslage entsprechen mag: Das sich auf die Straße setzen und auch auf Bitten hin nicht weggehen ist keine Gewalt! Es mag Unrecht sein, aber es ist keine Gewalt!


    Nein, es Gewalt. Jeder Bürger hat das Grundrecht der Freizügigkeit. Wenn du dieses Grundrecht durch eine Blockade einschränkst, ist das passive Gewalt. Man kann also Gewalt auch ausüben, indem man sich durchaus passiv verhält. Es klingt kompliziert, ist aber in der Tat so.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes


    Nein, es Gewalt. Jeder Bürger hat das Grundrecht der Freizügigkeit. Wenn du dieses Grundrecht durch eine Blockade einschränkst, ist das passive Gewalt. Man kann also Gewalt auch ausüben, indem man sich durchaus passiv verhält. Es klingt kompliziert, ist aber in der Tat so.


    Ja, ja, der böse Gandhi, der!


    Gewaltlosigkeit ist keine Gewalt.


    Eine gegenteilige Behauptung ist schlichter Unsinn, wahrscheinlich weitaus Schlimmeres.


    Sollte ich mich irren, dann stehen noch ein paar komplizierte Erklärungen für folgende Behauptungen an:


    Kinderlosigkeit bedeutet Kinder haben; klingt kompliziert, ist aber so.


    Appetitlosigkeit bedeutet Appetit haben; klingt kompliziert, ist aber so.


    Arbeitslosigkeit bedeutet Arbeit haben; klingt kompliziert, ist aber so.


    oder wie oder was?

  • Hallo, Rabarat.


    Du bist ganz schön auf dem falschen Dampfer. Nur, weil es die guten "Antifaschisten" sind (und ich zweifle sehr ernsthaft daran, daß in Dorfen 350 "Antifaschisten" auf der Straße waren), die gegen die bösen Nazis angehen, bleibt die Blockade eine gewalttätige Handlung:


    "Gewalt - im Strafrecht neben der Drohung Tatbestandsmerkmal verschiedener Delikte gegen die persönliche Freiheit (z. B. Nötigung)."


    Eine Nötigung ist in jedem Fall gegeben, wenn man absichtlich jemanden daran hindert, seine Freiheitsrechte auszuüben, indem man ihn blockiert. Im Straßenverkehr ist der Nötigungstatbestand z.B. dann erfüllt, wenn man auf der Autobahn-Überholspur fährt und die Geschwindigkeit grundlos dramatisch verringert, um einen nachfolgenden Fahrer daran zu hindern, schnell(er) zu fahren.


    Wer für sich in Anspruch nimmt, ethisch "edler" dazustehen, weil die eigene Gesinnung vermeintlich die bessere, idealere ist, und derlei dadurch zu manifestieren versucht, daß er den "anderen" Rechte aberkennt, stellt sich auf eine Stufe mit ihnen. Nazis sind fraglos scheiße, aber solange sie sich im Rahmen der Legalität bewegen, haben sie die gleichen Rechte wie alle anderen auch. Und alleine der Umstand, daß es um Nazis geht, berechtigt nicht zur Selbstjustiz.

  • Hallo Tom,


    natürlich bin ich nicht auf dem falsche Dampfer, sondern immer die anderen! :grin


    Solche Debatten bringen es manchmal mit sich, sich auf die Seite von Leuten zu schlagen, die man sonst lieber auf der anderen Straßenseite sieht. Die selbsternannten "Antifas" gehören nicht unbedingt zu meinem bevorzugten Personenkreis.


    Es ist mir bei meinem letzten Beitrag auch wurstegal, ob es um "böse" Antifas, "gute" Atomkraftgegener oder sonst wen geht.


    Ich sagte schon in einem früheren Beitrag, dass ich ohne Weiteres anerkenne, dass eine gewaltlose Blockade einen Rechtsbruch bedeuten kann. Aber ausgerechnet Gewaltlosigkeit mit dem Begriff Gewalt zu belegen ist eine bewusste Denunzierung von gewaltlosem Widerstand. Ich erinnere mich, den Ausdruck "Gewalt" im Zusammenhang mit gewaltlosem Widerstand erstmals vom ehemligen Bundesinnenminister Fritz Zimmernmann (der Mann, der gewaltige Blackouts hatte) gehört zu haben. Er hat diesen Begriff damals benutzt, um gewaltlose Atomkraftgegner zu denunzieren, die sich z.B. durch Sitzbockaden in passivem Widerstand geübt hatten.

  • und noch was:


    Wir haben in unserem Rechtsstaat erfreulicherweise das Gewaltmonopol des Staates.


    Wenn nun gewaltloser Widerstand eine Form der Gewalt darstellt, dann heißt das, dass der Staat auch als Einziger gewaltlosen Widerstand leisten darf.


    Ich frage mich nur: Gegen wen?

  • Hallo, Rabarat.


    Gewaltlosigkeit bedeutet nicht nur, keine körperliche Gewalt auszuüben. Der Begriff "Gewalt" (bzw. "Gewaltausübung") betrifft auch Umstände, bei denen es darum geht, jemanden zu behindern, möglicherweise auch ohne direkte Ausübung körperlicher Gewalt (oder unter Provokation von Gewalt - derjenige, der behindert wird, müßte Gewalt ausüben, um sein Recht durchzusetzen).


    Daß das, was Gandhi getan hat, "gewaltloser Widerstand" genannt wird bzw. wurde, ist erstens ein Euphemismus und zweitens ein Oxymoron - völlig wertfrei. "Widerstand" im Sinne des Wortes ist gewaltlos überhaupt nicht zu machen, weil, wie das Wort schon sagt, jemand an etwas gehindert wird, was er gerne täte. Wenn ich jemanden einsperre, übe ich keine direkte körperliche Gewalt aus, bin aber zweifelsohne gewalttätig im Sinne der Einschränkung/Hinderung eines anderen. Nur, weil meine Beweggründe möglicherweise honorig oder sogar objektiv "richtig" sind, ändert das nichts an den Umständen. Und das Gewaltmonopol liegt bei uns nun einmal - qua Grundgesetz - beim Staat. Wenn ein Bürger gegen einen anderen Gewalt ausübt, auch durch sogenannten "gewaltlosen Widerstand", macht er sich strafbar bzw. verletzt Gesetze. Letztlich bleibt und ist es Selbstjustiz.