'Glencoe' - Seiten 001 - 080

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    Original von Charlie
    Andererseits frage ich mich, ob euch die Sprache vielleicht als zu schwergaengig erscheint. Bitte offen sagen - ich sitze ja ueber dem naechsten Roman, da sind Eure Eindruecke Gold wert.


    Charlie ,
    ich bin jetzt am Ende des 2. Abschnitts und zum ersten Mal tue ich mich ein wenig schwer mit einem Deiner Bücher. Nicht mit dem Inhalt, aber mit der Sprache. Die ist mir zu überreich, zu viele Adjektive, zu viele Füllwörter. Das kommt mir so vor, als wolltest Du dem Leser Deine übergroße Liebe zu Land und Leuten und ihrer Geschichte in jedem Satz deutlich machen. Ich komme beim Lesen ja kaum zum Luftholen.


    Die Balance zwischen dem Willen die Aufmerksamkeit des Lesers zu behalten und gleichzeitig die Stimmung zu transportieren ist mir nicht ausgewogen genug. Das Pendel schwingt meiner Meinung nach zu häufig in eine Richtung aus, wenn in epischer Breite erzählt wird, ohne die Handlung voranzuführen. Schöne Sätz gehen unter, es gibt einfach zu viele davon.


    Die Figuren gefallen mir gut, allen voran der alte MacIain und auch Sandy Og hat es mir (trotz seines Namens :-)) angetan.
    Dass Sarah sich nach 11 Jahren bei den MacDonalds immer noch wie eine Außenseiterin fühlt und sich nicht mehr Mühe gibt, sich einzugliedern, fällt mir etwas schwer nachzuvollziehen. Würde sie wirklich zu ihrer Familie zurückgeschickt, falls Sandy Og stürbe?


    Personenverzeichnis, Glossar und Landkarte sind sehr hilfreich.

  • Wie gesagt, ich hoffe, das Personenverzeichnis am Ende hilft ein bisschen Nordicute.
    Es kann ganz ohne Bedenken benutzt werden - wir haben auf Sterbedaten eigens verzichtet, damit keine Spannung zerstoert wird. (Da habe ich aus euren Hinweisen zu Twelfthnight gelernt!)


    Vielen Dank fuers Durchhalten, trotz Sprachschwierigkeiten.


    Alles Liebe von Charlie

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    Original von sapperlot


    Wenn Du wüsstest was ich zum dritten Leserundenabschnitt gerade gepostet habe... :lache Nun ich scheine komplett daneben zu liegen... :help


    Edit: Nicht gucken!!! Erst wenn Du auf Seite 220 bist darfst Du was dazu schreiben... :grin


    Na toll, jetzt bin ich so neugierig was du meinst, dass ich eigentlich mal rasch gucken müsste.


    Um das nchmal klarzustellen (ich weiß nicht, ob das, was ich über Sandy Og geschrieben habe, nicht missverständlich rüber kommt): Dass ich ihn als Person bisher nicht sonderlich gut finde, heißt nicht und keinesfalls, dass ich ihn als Figur nicht gut finde. Ganz im Gegenteil. Ich freu mich, dass mir hier mal wieder ein unperfekter Held vorgestellt wird, einer der richtige Kanten und Ecken hat, über den ich mich auch mal ärgern kann und den man unterschiedlich sehen kann; wie es ja auch bei lebendigen Menschen der Fall ist, dass sie auf unterschiedliche Menschen anders wirken. Ich finde ja nichts langweiliger, als Figuren, die einseitig dargestellt werden, sodass man sie nur als "gut" wahrnehmen kann.
    Von daher war dies durchaus ein Lob an die Autorin, wenn es auch vielleicht nicht so klang :gruebel


    Mit der Sprache hab ich persönlich gar keine Probleme. Man merkt durchaus gewisse Eigenheiten im Stil - aber das finde ich klasse. Was mir beim Lesen etwas Tempo nimmt, sind die vielen Namen und Ortsnamen, die man immer erstmal im Kopf wieder verknüpfen muss. Aber das ist in diesen Romanen eben so, und ich habe überhaupt nichts gegen ein wenig Mitdenken.

  • Charlie : Schwergängig erschien mir die Sprache nicht, nur eben sehr gehaltvoll. Nach den nächsten Abschnitten kann ich das vielleicht noch etwas genauer beschreiben.

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    Original von Charlie



    Booklooker, die Tour mit Deiner Cousine solltest Du unbedingt machen! Lass Dir so eine schoene Gelegenheit nur nicht entgehen.
    Aber wenn Deine Cousine eher wenig liest, ist dieses Buch vielleicht doch ein zu dicker Klops fuer sie...


    Wir versuchen es schon seit zwei Jahren ;-)


    Ich habe ihr letztes Jahr auch einen Klops - irgend ein historisches Buch, das in Schottland spielt - geschenkt. Habe keine Ahnung mehr, was es war. Aber sie hat es geliebt. Daher dachte ich, dass sie deins auch mögen könnte. Ich könnte mir vorstellen, dass sie deinen Schreibstil toll findet. Ich glaub, ich werds einfach bei Gelegenheit versuchen. Vielleicht, wenn ich sie das nächste Mal besuche :-)

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    Original von Bookworm


    Die tolle Aufmachung hatte ich ja bereits im Leserundenanmeldethread gelobt, und ich bin immer noch begeistert, selten hat mir ein Buch ohne Schutzumschlag so gut gefallen wie dieses, sieht richtig edel aus.


    Dazu hab ich auch noch gar nichts gesagt. Ich finde die Aufmachung auch total toll. In alter Gewohnheit habe ich mir ein Lesezeichen mit auf die Couch genommen, nur um wieder daran erinnert zu werden, dass es ein Lesebändchen gibt. Ich liebe Lesebändchen. Und da ich immer ohne Schutzumschlag lese (endlich konnte ich den Rest der Sippe auch überzeugen, meine Bücher OHNE Schutzumschlag zu lesen) habe ich dann auch diese tolle Farbe des Buches gesehen. Sehr gelungen :-)

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    Original von Charlie


    Andererseits frage ich mich, ob euch die Sprache vielleicht als zu schwergaengig erscheint. Bitte offen sagen - ich sitze ja ueber dem naechsten Roman, da sind Eure Eindruecke Gold wert.


    Ich finde deine Sprache einfach toll. Es ist nur schwierig, wenn man wochenlang irgendwelche "Nebenbei-Bücher" schnell liest und auf einmal Charlies Buch vor sich liegen hat, die einen dazu zwingt, langsamer zu lesen, weil man sonst die Hälfte nicht mitbekommt. So ist es jedenfalls bei mir. Im weiten Abschnitt ist es mir dann auch immer mehr und mehr gelungen, wieder langsam und mit Sinn und Verstand zu lesen. Bitte mach so weiter - das liebe ich so sehr an deinen Büchern. :knuddel

  • Ich lese auch langsamer als sonst, was ich aber keinesfalls als negativ empfinde, wobei ich kann JaneDoes Einwand ein wenig nachvollziehen. Das Buch ist so voll von Sprache und tollen Sätzen, dass ich ab und an eine Pause mache um wieder Atem zu holen, was den Lesefluss ein wenig stört.


    Gruss tweedy

  • Ich konnte heute morgen auch endlich loslegen und bin nach dem ersten Abschnitt schon ganz begeistert! :-] Die Sprache gefällt mir sehr gut, auch wenn mir die vielen Namen stellenweise ein bisschen Probleme bereiten (und den Namen Sarah finde ich auch schrecklich)


    Die Aufmachung des Buches ist wirklich toll, vor allem das Personenverzeichnis ohne Sterbedaten ist klasse.

  • Zwergin, ich koennte Dir die Fuesse kuessen. Endlich mal einer, der mit dem Namen Sarah groessere Probleme hat als mit Sandy Og. Da war ich wirklich SEHR in Versuchung, sie umzubenennen. Aber irgendwann hab' ich's dann nicht mehr bemerkt.


    Herzlichen Dank, Euch allen. Dass die Sprache von den meisten nicht als unangenehm empfunden wird, erleichtert mich sehr. Das Bemuehen um eine der Geschichte angemessene Sprache, d.h. ueber ein Transportmittel, das den Inhalt so komplett wie irgend moeglich uebermittelt, ist mir sehr wichtig.
    Fuer Dich, Jane, ist das hier wohl leider missglueckt, was mir sehr leid tut (bitte fuehl' Dich keinesfalls verpflichtet, Dich zum Lesen zu zwingen. Wie sehr Sprache, die man nicht mag, quaelt, weiss ich nur zu gut - und breche Buecher dann grundsaetzlich ab). Dass dies uebergrosser Liebe zu Land und Leuten entspringt, ist aber ein falscher Eindruck. Ich bestreite auf gar keinen Fall, die Landschaft Lochaber aufregend zu finden wie keine zweite, ich hab meine sehr geliebte Schwiegerfamilie dort und ich fuehle mich der Kultur sehr nahe - aber lange nicht so nahe wie der Kultur, in der ich lebe. Ich moecht' nicht in Glencoe wohnen, sondern in London oder in Portsmouth oder am liebsten beides. Und eine zu geringe Distanz zwischen Autor und Thema hatte ich bei Twelfthnight, nicht bei diesem Roman. Ich habe Glencoe immer auch als Parabel betrachtet, als eine uebertragbare Kette von Ereignissen und ich war sehr entschlossen, hier kein Volk zu verherrlichen.
    Zwar sollte das natuerlich unbedingt ein Roman werden, der im 17. Jahrhundert im Hochland von Schottland spielt - aber auf keinen Fall etwas, das man als "Highlander Roman" o.ae. bezeichnen kann.
    Ich hab zwar einen schottisch staemmigen Mann, der sich sehr schottisch fuehlt, geheiratet - ich fuehl mich aber nicht schottisch, und ihn finde ich auch sehr englisch - auch wenn er mich dafuer sicher gern erwuergen wuerde.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Zwergin, ich koennte Dir die Fuesse kuessen. Endlich mal einer, der mit dem Namen Sarah groessere Probleme hat als mit Sandy Og. Da war ich wirklich SEHR in Versuchung, sie umzubenennen. Aber irgendwann hab' ich's dann nicht mehr bemerkt.


    Jetzt muss ich aber mal nachfragen, auch auf die Gefahr hin, mich als Blöde zu outen, die irgendwas Wichtiges nicht weiß/ übersehen hat ... aber was habt ihr denn gegen den Namen Sarah?
    Ich find den schön :beleidigt

  • Ich weiß auch nicht, Mulle. Fuer mich ist der zu weich und so der typische so-heißt-die-arme-gute-gebeutelte-Romanheldin-Name. Hannah oder Lisa sind auch solche. Das ist aber selbstredend Geschmackssache! Bitte nicht boese sein, wenn das eure Lieblingsnamen sind. Ich steh' mehr auf Dorothy, den die meisten Leute, die ich kenne, grauslig finden.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Fuer Dich, Jane, ist das hier wohl leider missglueckt, was mir sehr leid tut (bitte fuehl' Dich keinesfalls verpflichtet, Dich zum Lesen zu zwingen. Wie sehr Sprache, die man nicht mag, quaelt, weiss ich nur zu gut - und breche Buecher dann grundsaetzlich ab).


    Irrtum, ich halte das Buch keineswegs für mißglückt oder für langatmig und Abbrechen ist kein Thema. Es ist nur einfach ein bißchen zuviel des Guten mit der überbordenden Sprache und den verschachtelten Sätzen. So besteht die Gefahr, dass die wirklichen sprachlichen Highlights untergehen.
    Ich erinnere mich noch heute an so unglaublich Sätze wie "Catherine Parr und Thomas Seymour tanzten die Gaillarde auf Hampton Court. Sie war nicht ganz siebzehn. Seine Augen waren nicht ganz braun." Da krieg ich Gänsehaut. Das ist einfach klasse.
    In diesem Roman fällt es mir schwer, solche Sahnestückchen zu entdecken, weil das sprachliche Spiel mit Formulierungen für mein Befinden eine überbetonte Dynamik erhalten hat.



    Edit sagt, ich hab nix gegen den Namen Sarah.

  • Glaubst Du mir (bitte!!!), dass ich nie, wirklich absolut nie das Gefuehl habe, mit Sprache zu spielen?


    Wirklich nicht!


    Ich steh auf Hemingway, ich schwoer's.
    Und ich moechte immer nur so praezise formulieren, wie ich irgend kann.


    Ich kann wohl nur nicht anders ...


    Alles Liebe von Charlie

  • Mir hat auch mal jemand - und der meinte es als Kompliment - gesagt, er moege meine Sprachspielereien so gern. Ich konnte damit gar nichts anfangen, weil ich wirklich immer nur nach den Formulierungen (und oft sehr sehr muehsam) suche, die fuer mich so genau wie moeglich treffen. Dabei wird es mir nie genau genug. Ich habe auch immer das Gefuehl, mir zersplittert die Sprache unter den Fingern, sie straeubt sich gegen mich, geht nicht an meinem Zuegel, meine Faehigkeit, sie zu reiten, genuegt nicht.
    Dass dabei etwas herauskommt, das verspielt, ueberschwappend, blumig etc. wirkt, ist ueberhaupt nicht meine Absicht. Ich moechte einer Geschichte eine Stimme geben - und gerade diese Geschichte ist gar nicht blumig, sondern steinig, nicht verspielt, sondern ruppig, nicht ueberschwappend, sondern karg. Ich wollte ihre Sprache derb, wuchtig, dabei aber oft auch unbeholfen. Und ein bisschen sprachlos.


    Ueber das Problem Sprache werde ich noch viel viel nachdenken, ehe ich nach dem endgueltigen Ton meiner neuen Geschichte suche. Und so gut ich kann auf das hoeren, was ihr hier sagt.


    Herzlich,
    Charlie

  • Charlie ,
    es liegt mir fern, Deine sprachliche Formulierungskompetenz in Zweifel zu ziehen, denn gerade das ist es, was mich an Deinen früheren Werken gereizt hat. Wenn Du selbst eins Deiner früheren Bücher mit diesem vergleichst, wird Dir doch auffallen, dass sich beispielsweise die Länge der Sätze oder auch die Form und Breite von Detailbeschreibungen ziemlich verändert hat. Ob zum Vorteil, sei dahingestellt.


    Zitat

    Original von Charlie
    Dass dabei etwas herauskommt, das verspielt, ueberschwappend, blumig etc. wirkt, ist ueberhaupt nicht meine Absicht. Ich moechte einer Geschichte eine Stimme geben - und gerade diese Geschichte ist gar nicht blumig, sondern steinig, nicht verspielt, sondern ruppig, nicht ueberschwappend, sondern karg. Ich wollte ihre Sprache derb, wuchtig, dabei aber oft auch unbeholfen. Und ein bisschen sprachlos.


    Als verspielt oder blumig würde ich die Sprache auch nicht beschreiben. Überschwappend schon eher :-) Ruppig und karg - nö. Wuchtig und unbeholfen - das kommt rüber. Sprachlos? Du doch nicht :grin

    Auch ich mag Hemingway übrigens sehr, gerade und wegen seiner Beschreibungen eines Lebensgefühls in schnörkelloser, einfacher Sprache. Auch wenn vieles an den Charakteren nicht mehr dem heutigen Zeitgeist entspricht.

  • Nein, Jane. Mir faellt es eben leider nicht auf (vermutlich ein Fall von Betriebsblindheit). Ich fand dieses knapper und leiser als die anderen und mochte das.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Ich moechte einer Geschichte eine Stimme geben - und gerade diese Geschichte ist gar nicht blumig, sondern steinig, nicht verspielt, sondern ruppig, nicht ueberschwappend, sondern karg. Ich wollte ihre Sprache derb, wuchtig, dabei aber oft auch unbeholfen. Und ein bisschen sprachlos.


    Bis zum "wuchtig" würde ich sagen, dass dir das gelungen ist, so nehme ich das wahr. Nun habe ich allerdings auch keinerlei Vergleich, ist ja mein erstes Buch von dir.
    Aber ich finde die sprachliche Stimme sehr ... naja, stimmig eben. Etwas schwer, fast träge; keinesfalls genüsslich wegzulesen (außer im Prolog), aber das stünde auch im Kontrast zum Inhalt.
    In Musik wären es eher tiefe, klagende Töne mit viel Dunkelrot und Braun dabei.

  • Zitat

    Original von Richie
    Also, ich lese normalerweise schneller, bei diesem Buch geht es bei mir auch langsamer. Ich denke, das liegt an dieser Sprachgewalt. Die Sätze kann man richtig aufsaugen und muß sie erst verdauen - aber im positiven Sinne natürlich.


    Bitte bleib bei diesem Stil, liebe Charlie :-)


    Das kann ich komplett :write

  • Zitat

    Original von Charlie
    Nein, Jane. Mir faellt es eben leider nicht auf (vermutlich ein Fall von Betriebsblindheit). Ich fand dieses knapper und leiser als die anderen und mochte das.


    Ich hab mich ja nun recht intensiv mit der Distel beschäftigt und liege auf der gleichen Linie mit Deiner Empfindung. Die zwölfte Nacht war wie Gesang, lieblich und überbordend, das Haus Gottes wie die Stadt Portsmouth und ihre Bewohner gerade heraus, manchmal derb und doch auch wieder liebevoll. Die Stimme dieses Buches empfand ich nicht unbedingt leiser, eher abwartend und der Dinge harrend die da kommen, aber doch so lebendig wie die Menschen des Tales selbst.


    Ich finde es nach wie vor faszinierend, dass jedes Deiner Bücher so unterschiedliche Stimmen hat. Zusammen gibt das einen einzigartigen Chor :-)
    Gespannt bin ich, in welcher Tonlage das nächste neue Chormitglied den Kanon vervollständigt.