'Glencoe' - Seiten 558 - Ende

  • Liebe Mulle,


    nach Deinem Posting im Autoren-unter-sich-Forum moecht' ich mich unbedingt noch einmal bei Dir bedanken und Dich wissen lassen, dass es mir sehr Leid taete, wenn Du meine Schwierigkeiten mit der Runde (die sich allein auf den schleppenden Verlauf bezogen - ich war von meinen frueheren Runden hier SEHR verwoehnt und bin ausserdem der Typ hysterischer Autor. Und kann mit nichts so schlecht wie mit Schweigen) auf Dich bezogen hast.
    Ich habe mich sehr, sehr gefreut, dass Du in meiner Runde mitgelesen hast, ich habe Deine Kommentare sehr gern gelesen und fand Deine Fragen spannend. Besonders weil Du historische Romane sonst nicht so gern liest, freut es mich und macht mich ein bisschen stolz - und eigentlich habe ich mir fest vorgenommen, mich zu revanchieren, meine Beruehrungsangst mit Urban Fantasy ebenso zu ueberwinden und Dein Buch zu lesen.


    Vielen Dank und alles Liebe,
    Charlie

  • Hallo Charlie,


    keine Sorge, das war nur so halbernst gemeint. Ich weiß nur, dass ich manchmal ein unangenehmer Leser bin (ich bin froh, mich nicht als Leser in meinen Leserunden zu haben) und hatte so an ein, zwei kleinen Stellen in der Leserunde das Gefühl, dir ein bisschen vor den Kopf gestoßen zu haben. Das kann aber auch Einbildung gewesen sein. Als ich dann nebenan las, dass du eher der Typ "sensibler Autor" bist, was man dir kaum anmerkt, fiel mir nur wieder auf, dass ich nicht unbedingt zu den sensibelsten Lesern gehöre ... (als Autor sieht das wieder etwas anders aus ...)


    Aber ich möchte es nochmal sagen: Die Punkte, die in der Leserunde nach Kritik klangen (besonders die, das Verhalten eines gewissen jungen Mannes betreffend) sind keine Kritikpunkte an dich als Autorin - sondern Leseremotionen! Ich bin froh, dass ich diese hatte, dass ich mich über die Figuren auch ärgern konnte und wütend auf sie war, weil sie eben nicht von dir schöngemalt wurden.
    Ich lese selten historische Romane weil ich genau diesen Mut in der Charakterisierung so liebe und zu selten finde! Aber ich habe mir schon sagen lassen, in welchem historischen Roman ich da noch fündig werden könnte :grin


    Der schleppende Beginn lag vermutlich wirklich daran, dass die Runde durch das Verschieben halt etwas mit der Palma-Leserunde kollidierte (an dem dicken Buch lesen ja immer noch einige Eulen, die, die es über Vorablesen gewonnen haben, bekamen es ja auch erst ein paar Tage später). Und dann auch noch das drohende Eulentreffen (welches übrigens der Knalller war!) An Glencoe lag es ganz, ganz sicher nicht.


    Revanchieren ... bitte nicht! Das endet immer peinlich, für alle Beteiligten. Wenn dich eines meiner Bücher interessiert, dann immer herzlich gerne, aber bitte nicht als Revanche. Das wäre mir furchtbar unangenehm. Ich lese schließlich auch nur als Leser :wave


    Dir auch alles Liebe & mach dir weniger Sorgen. Brauchst du gar nicht.
    Jenny

  • zu allererst mal ein ginz dickes Sorry an Charlie, im Moment stehe ich mit den Leserunden auf Kriegsfuß...dass unser Kaninchenmädchen verstorben war, hatte ich ja erwähnt, unser neues "Mädchen" hatte sich dann auch langsam eingelebt, wobei die Zusammenführung sich leider über Wochen hinzog, und letztlich mussten wir feststellen, unsere Nicki ist doch ein Micki (was auch erklärt, dass unser Kaninchenmann anfangs so überhaupt nicht begeistert war...nunja, nun sind wir durch mit Kastration, Wundversorgung und erneuter Zusammenführung, nach 4 Tagen Trennung wollte man sich zunächst nicht mehr kennen :lache, und das ist nur eins der Ereignisse, die mich in letzter Zeit beschäftigten...)


    aber nun genug zu meinen persönlichen Leiden, und endlich zum Wesentlichen:


    Dein Buch, liebe Charlie, habe ich dennoch sehr genossen, auch wenn mir die Ruhe fehlte, meine Gedanken letztlich in Worte zu fassen.


    Und nun haben meine Vorredner eigentlich schon alles gesagt!


    trotzdem ein paar meiner Gedanken zum letzten Abschnitt:


    Das Buch hat mir ein Thema nähergebracht, über das ich so gut wie keine Vorkenntnisse hatte. Lange liegen die Geschehnisse um Glencoe zurück, und doch ist das Thema immer noch aktuell, Kriege werden, aus ähnlichen Beweggründen noch immer geführt, nur dass das Töten durch neue Techniken anonymer ausfällt.


    Vor diesem letzten Abschnitt hatte es mir richtig gegraut, da sich schon lange abzeichnete, worauf die Sache hinausgeht. Gelungen fand ich, den Brief an Rob, in dem sein Auftrag mitgeteilt wird, vorwegzunehmen. Ich brauchte ein wenig, bis ich bemerkte, dass auch Rob bei seiner Ankunft in Glencoe noch nicht eingeweiht war. Was für ein perfider Plan, die anhnungslosen Soldaten in friedlicher Absicht nach Glencoe zu schicken, damit diese sich als Gäste bei den Einwohnern einnisten, um dann einen Angriff von innen heraus auf die Nichtsahnenden vorzunehmen. Viele, liebgewonnene Personen kommen ums Leben, und die anderen fliehen unter unvorstellbaren Bedingungen ins Ungewisse. Und doch macht das Ende Hoffnung, dass sie es irgendwie geschafft haben.


    Zitat

    Original von Mulle
    Ganz großes Buch. Ich bin mir sehr dankbar, dass ich es gekauft habe :-]


    Schöner kann man es eigentlich nicht sagen :-)

  • Vielen Dank, Bookworm! Ich freue mich, dass Du Dich trotz aller Querelen (bin selbst Kaninchenhalter und weiss nur zu gut, wie man an den langohrigen Gesellen haengt) zum Ende durchgekaempft hast und das Buch mochtest.


    Ich hoffe, Eure hopsenden Freunde haben sich inzwischen aneinander gewoehnt und machen Euch Freude.


    Alles Liebe von Charlie

  • Von Durchkämpfen kann nun wirklich nicht die Rede sein, ich habe das Buch Seite für Seite genossen. :-)


    Da habe ich ja richtig Glück, dass ich hier auf das Verständnis einer weiteren Kaninchenhalterin treffe.;-)


    Mit unseren beiden Männern geht es aufwärts, zumindest können wir sie jetzt wieder in einem Gehege halten, ohne dass es Mord und Totschlag gibt, jetzt heißt es nur noch abzuwarten, ob sich die erhoffte dicke Männerfreundschaft entwickelt. Und Mickis OP-Wunden verheilen nun auch richtig gut eine Seite war nach der OP so dick geschwollen, dass wir befürchten mussten, dass irgendwas aus dem Bauchraum vorgedrungen war und eine erneute OP erforderlich würde. Glücklicherweise konnte dies durch Ultraschall ausgeschlossen werden.

  • Welch ein Schlussabschnitt!


    Mir fehlt die Zeit, hier jetzt ein großes Fazit zu schreiben (kommt demnächst ohnehin auf schreib-lust.de), daher nur soviel:


    Natürlich steht Glencoe jetzt auf dem "besonderen" Regal der absoluten Lieblingsbücher (da fehlt nur eines, weil es mit seinem lauten Blau das harmonische Gold-Beige der anderen sprengen würde, aber das ist nur so ein Nebenspleen von mir, und Du weißt sicher, welches Blau ich meine ;-))


    In irgendeinem Posting hier schrieb ich, dass ich es stellenweise "furchtbar" fand - furchtbar, wie man mitleiden muss beim Lesen. Ja, man soll keine Konflikte scheuen und die Protagonisten ordentlich quälen - aber allein das Wissen, dass es alles passiert ist, tat weh. Wobei ich nicht hätte googeln sollen. Ich hatte nämlich noch nie von dem Massaker gehört - Gesamtschule und völlige Abwesenheit von Geschichtsunterricht sei Undank - andererseits konnte ich so die "Samen" gut aufspüren, die Du gelegt hast.


    Ich habe Ceana übrigens überhaupt nicht gemocht, erst am Ende, als ich verstand, fand sie Gnade vor meinen Augen.


    Angus verdient ein Denkmal. Zum Glück habe ich den Rest im Bett gelesen, nicht in der Bahn. Wäre wohl taktisch unklug gewesen. ;-(


    Anders Rob. Ich habe etwas gegen diese Leute, die ihre eigene Schwäche immer anderen ankreiden. Die nie Schuld sind.
    Es ist Dir dennoch gelungen, seine Seite schlüssig zu zeigen.


    Ich bin mal gespannt, wie es meiner Mom gefällt. Sie bekommt das Exemplar, das ich doppelt bestellt hatte. ;-)


    Deine Sprache ist ein Genuss wie ein weicher Single Malt. Immer wieder frage ich mich "Wie kommt sie auf solche Formulierungen?"


    Ich bin so froh, das ein paar überlebt haben, allen voran natürlich Sarah, ihre Kinder, und Sandy Og.
    Danke für dieses Buch!

  • Liebe Charlie ich habe schon ein recht schlechtes Gewissen. Da ich aber in den letzten3 Wochen viel Berufliches und Privates um die Ohren hatte kam ich nicht so zum lesen wie ich es gerne wollte.
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich besonders gefreut, dass sich Sarah und Sandy Og immer besser verstanden haben und auch miteinander reden konnten. Der letzte verzweifelte Versuch sich zu retten in dem sie den Eid, wenn auch nur mit Verspätung, leisteten hat ihnen ja leider nichts genutzt. Ich habe richtig mit Ihnen gelitten als sie dann auf der Flucht waren und sich durch Eis und Schnee quälten. Sie hatten ja zum Glück ein kleines Ziel vor Augen den entlegenen Hof wo Ben und Gormal hin verbannt wurden.
    Rob ist wohl ein Gefangener in sich selbst und den Vorstellungen von seinem Leben. Er versucht am Ende nur Ceana zu retten in dem er ihr sagt sie soll sich in Sicherheit bringen bevor das große Morden losgeht und das nur aus Rachsucht. Es war schon schwerer Tobak.
    Auch wenn es diesmal schleppend ging, was nicht am Buch lag, habe ich das Buch genossen und ich werde mich bestimmt noch mal eingehend mit dem Thema Glencoe beschäftigen.
    Danke Charlie!!!

  • Vielen Dank, Susanne und Bauerngarten.
    Dass das Buch Euch willkommen war, freut mich sehr.


    Ich fand auch, Angus muesse ein Denkmal bekommen. Ich mochte ihn sehr gern und kam mir ein bisschen herzlos vor, weil ich ihn fuer Duncan geopfert habe.


    Noch einmal vielen Dank fuers Lesen und fuer Eure Kommentare.
    Alles Liebe von Charlie

  • Seit gut 2 Stunden bin ich nun fertig mit dem Buch und immer noch sehr ergriffen. Obwohl ich ja wusste, wie es damals ausging und auch schon in Glencoe war, hat mich das Ende doch sehr bewegt. Ich hatte auf den letzten Seiten sehr mit den Tränen zu kämpfen, die Flucht der überlebenden 31 Menschen ist mir sehr ans Herz gegangen und dann das Ende "Wir sind Glencoe!" und das singen von "Colins Rinder", wirklich mitreißend.


    Normalerweise bin ich ja kein Freund von "offenen Enden", hätte es also eigentlich gerne gehabt, zu wissen, dass wirklich alle gut in Coire Gabhail bei Gormal und Ben ankommen. Aber da das wahre Ende des Massakers in Glencoe in Charlies Schlußwort (das ich nebenbei erwähnt wunderschön fand und mich ebenso teilweise zu Tränen gerührt hat) erzählt wird und ich auch vorher wusste, wie es endete, war dieses Ende des Romans sehr passend. Ich habe Sandy Og mit Duncan und Jean oben auf dem Grat geradezu vor mir gesehen, völlig entkräftet, halb tot vor Kälte, genau wie alle anderen, aber stolz und froh, dass wenigstens ein kleiner Teil seines Tals überlebt hat und seine Familie in Sicherheit ist.
    Ich möchte auch gerne glauben, dass Sandy Ogs und Johns Familien mit ihnen überlebt haben und sie zusammen das Tal neu aufgebaut haben und Sarah und Sandy Og dann endlich ein ganz normales Paar sein konnten. :-]

  • Ihr Lieben, ich war ein paar Tage weg und bin ein bisschen zerquetscht und zerknittert gestern nacht wiedergekommen, weshalb ich erst ein bisschen spaeter eure Beitraege beantworte. Ich habe sie aber alle gelesen und mich sehr darueber gefreut.


    Danke!


    Alles Liebe von Charlie

  • So, jetzt aber.


    Lieber Nordstern, vielen vielen Dank fuers Lesen, Kommentieren, Fragen, Nachhaken, Dranbleiben. Ich hatte viel Freude. Dass Du mit "meinen" Fluechtenden mitgegangen bist und fast um sie geweint hast, ist sehr schoen fuer mich. Das haette ich mir fuer sie gewuenscht.


    Fuer die Aufmerksamkeit und Zeit, die Du meinem Buch geschenkt hast, bedanke ich mich noch einmal sehr herzlich. Ich hatte anfangs mit dieser so weit auseinandergezogenen Leserunde solche Schwierigkeiten (ich war ja auch von euch total verwoehnt ...), weil ich eben zu so viel Hysterie neige und von jedem, der nicht auftaucht, sofort denke: Der fand das Buch so grauslig, dass er sich nicht mal traut, mir das zu sagen. Inzwischen aber freue ich mich, dass doch noch so viele sich entschlossen haben, es mit dem Buch zu versuchen, und mir so viele interessante Dinge dazu schreiben. Mein Leserunden-Feedback-Buechlein ist nun doch noch prallvoll geworden.


    Alles Liebe von Charlie

  • Normalerweise wäre ich wohl nach etwa 2 Wochen mit dem Buch fertig gewesen (lese von Natur aus eher langsamer als schneller), aber da war diesmal leider wegen anderer Umstände nichts zu machen. Ich müsste mich eher bei dir bedanken, dass du immer noch so häufig hier reinschaust und die "Nachzügler" wie mich so verwöhnst. :-]


    Darf ich noch mal was zu Ewen Cameron fragen? Weißt du wie der die Vorfälle in Glencoe aufgenommen hat und ob er danach den Söhnen seines Freundes beigestanden hat?

  • Ja, Lochiel gehoerte zu den Leuten, die eine Protestnote einreichten und die Glencoe-Macdonalds in ihrer Forderung nach irgendeiner Art von Wiedergutmachung unterstuetzten. Uebrigens auch John Hill, der sich mit schlimmen Schuldgefuehlen quaelte.
    Lochiel ist der Sache der Jacobiten treu geblieben, seine Nachfahren kaempften in Sherrifmuir und Culloden.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich habe das Buch gerade eben beendet, aber ich bin noch zu aufgelöst um jetzt etwas auch nur halbwegs angemessenes zu schreiben. Ich bin einerseits traurig weil es doch so enden musste wie man befürchtet hat, aber andererseits auch glücklich, dass doch so viele überlebt haben deren sicheren Tod ich schon vor Augen hatte. Es war ein wunderbares, sehr emotionales Leseerlebnis, vor allem die letzten beiden Kapitel. Das muss jetzt erst mal über Nacht verarbeitet werden und dann gebe ich morgen meine hoffentlich ausgegoreneren Gedanken von mir. *tastet grad nochmal nach dem Taschentuch*

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich hoffe mal, ich kann mich jetzt besser ausdrücken als das gestern Abend der Fall gewesen wäre. Also wollen wir mal...


    Die Anweisung unmittelbar vor dem 10. Kapitel ist ein schwerer Schock. Gerade hat man noch den Weg der beiden MacDonalds durch Eis und Schnee verfolgt, hat mit ihnen gelitten und war erleichtert, als der Eid doch noch angenommen wurde... und dann dieser Brief, der einen wie eine Faust in die Eingeweiden trifft. Ich muss allerdings gestehen, dass mich die Stelle an der der Brief steht etwas verwirrt hat. Ich hatte erst gedacht, dass Rob den Brief schon erhalten hatte, bevor er sich mit seinen Soldaten in Glencoe einquartierte und erst mit der Zeit begriffen, dass dem nicht so ist und er noch auf genau diese Order wartet, nicht wissend aber befürchtend, was ihr Inhalt sein könnte.


    Auch wenn man als Leser diesen Brief noch nicht kennen würde, die bösen Omen häufen sich: ausgebrochene Rinder, die Totenwäscherin und „Männer“ von Ballachullish. Die Soldaten kommen als vermeintliche Freunde und welchen Grund hätten die aus Glencoe auch, etwas anderes zu denken? Ihr Name steht auf der Liste, sie stehen unter dem Schutz des neuen Königs. Und so bieten sie den Fremden, obwohl sie selbst nicht viel haben in diesem strengen Wintern, Unterkunft und Verköstigung, wie es die alte Sitte der hochländischen Gastfreundschaft verlangt.
    Gerade Rob ist derjenige, den diese Gastfreundschaft am meisten zu bewegen scheint. Er blüht förmlich auf unter der fürsorglichen Behandlung seiner „Gasteltern“, dem Respekt der Clan-Jugend und dem freundschaftlichen Miteinander mit den Männern aus Glencoe, und stirbt doch jede Nacht tausend Tode, weil sein noch nicht ganz versoffener Verstand ihm Schreckensvisionen zuflüstert von dem was sehr wahrscheinlich kommen wird.


    Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass Rob und Ceana eigentlich zusammenpassen würden. Beide sind sehr einsam und auf der Suche nach jemandem der sie versteht und ihnen Halt gibt. Dass es nun unter diesen Umständen tatsächlich dazu kommt, ist natürlich nicht so ideal. Die Befürchtung, Ceana könnte Sandy Ogs Erklärung, seine Welt liege unter seinem Dach und er würde nie mit ihr fortgehen, immer noch nicht ganz begriffen haben hat sich als unbegründet herausgestellt. Sie hat sehr genau begriffen... und sinnt jetzt auf grausame Rache an ihm. Rob soll ihr als Messer dienen und ihn vermutlich töten. Aber Rob hat ganz andere Probleme, denn der mit Angst erwartete Befehl kommt schließlich tatsächlich. Ausgerechnet an dem Abend, als Sandy Og und John zum Spielen bei ihm sind.
    Ich denke, dass Rob kaum eine Wahl hatte. Hätte er sich geweigert, hätte eben Drummond das Kommando übernommen und es hätte sich nichts geändert. Die einzige Möglichkeit die er gehabt hätte, war den Befehl sofort Sandy Og oder John zu zeigen um sie zu warnen. So hätte er zumindest seine Ehre behalten und ein paar Leben retten können. Aber dank der Formulierung des Befehls hätte er sich damit selbst zum Feind des Königs gemacht und dazu hatte er offenbar nicht mehr die Kraft. Er war eine Schachfigur die an der Rolle die man ihr zuschob, seelisch zugrunde ging. Die Schuld tragen für mich ganz andere.


    Als Ceana erfährt, was dem Clan bevorsteht, erwacht sie wie aus einem bösen Traum und erkennt, wer ihre wahre Familie, wer ihr wahrer Vater ist. Aber es ist fast zu spät. Letzten Endes ist alles was sie noch tun kann, ihr Leben für das von Sandy Ogs Sohn zu opfern. Dass auch Angus sterben musste, hat mich schon schwer schlucken lassen. Natürlich auch der Tod des MacIan, selbst wenn mit dem zu rechnen war. Habe ich das richtig verstanden, dass er von hinten erschossen wurde? Was für ein feiger, heimtückischer Mord. Bis zur letzten Minute hat man ihn in dem Glauben gelassen, man wäre als Gast in seinem Hause. Das hat mit Pflichterfüllung nichts mehr zu tun, das ist das Allerletzte!


    Das „Massaker von Glencoe“ ist nicht leicht zu lesen. Ich war unendlich froh, dass zumindest Sandy Ogs kleiner Familie nichts passierte (das hatte ich nämlich befürchtet). Ich vermute, die Szene als Sandy Og John mithilfe des alten Schwurs aus seinem Schmerz reißt, ist die, von der Du gesprochen hast, als Du in einem der vorherigen Abschnitte über den Schwur beim Cairn erzählt hast. Hier hatte ich auf jeden Fall das Gefühl zu spüren, was diese Worte für eine Bedeutung haben müssen, dass sie in seinen von Trauer und Verzweiflung vernebelten Verstand vordringen konnten. Ich hab eine richtige Gänsehaut dabei bekommen. DU bist der MacIan, DU bist Glencoe. Noch mehr hat mich eigentlich nur der Ruf der Überlebenden in den Bergen mitgenommen: WIR sind Glencoe. Diese Stellen hab ich auch laut gelesen, um die ganze Situation noch besser nachfühlen zu können (ich will gar nicht wissen was meine Nachbarin sich gedacht hat. *hüstel*).


    Gefreut hat mich für Duncan, dass sein Onkel John ihn endlich auch einmal zur Kenntnis nahm und ihm sagte, wie wichtig er ist, weil es nicht mehr viele Enkel des MacIan gibt. Ich glaube das ist genau die Art von Aufbau die der Junge gebraucht hat.
    Sandy Ogs Stockkampf gegen den Tod hatte etwas dermaßen rührendes, einfach so liebevoll hilflos. Aber letzten Endes auch wirkungsvoll. Ich bin sehr froh, dass Dein Nachwort noch etwas klärt, wie es weiterging mit den Einwohnern von Glencoe. Wirklich unglaublich, dass man eben einfach mal so den Namen von der Liste strich. Vielleicht weil der MacIan vorher so stur war, vielleicht weil sie zu spät kamen. Vielleicht auch einfach nur weil Rob günstig in der Nähe war. Oder ein Mix von allem. Aber zumindest wurde anerkannt, dass es UNRECHT war.


    Was mich noch interessieren würde, hat sich eigentlich keiner der Soldaten die bei den Leuten von Glencoe als Gäste einquartiert waren geweigert diesen entsetzlichen Befehl auszuführen? Also wenn ich da z.B. an solche wie Don und Malcolm denke, die ja offenbar auch große Sympathien für ihre Gastgeber gehegt haben.


    Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Es ist mal wieder nicht ganz einfach loszulassen und sich von den liebgewonnenen Figuren zu trennen. Gestern Abend, unmittelbar nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich mir die „Ballade von Glencoe“ auf youtube angehört, aus der das Zitat vom Anfang des Buches stammt und bin die Melodie heute den ganzen Tag nicht losgeworden, so unscheinbar sie auch zuerst scheint. Es war mal wieder ein wunderbares Erlebnis in einen Deiner Romane einzutauchen liebe Charlie und ein Stück Geschichte durch Deine Augen zu sehen und kennenzulernen, das mir bis dato völlig unbekannt war. Ich bin sicher, dass ich die Geschichte von Glencoe mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Ich bin sicher, dass ich die Geschichte von Glencoe mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.


    Das rahme ich mir ein, Paradise.
    Danke.


    Ja, die Stelle habe ich gemeint - auf die sollte die Stelle am Cairn vorbereiten, was offenbar nicht so ganz geglueckt ist. Umso mehr freut's mich aber, dass diese auf Dich besser wirkte.


    Der Satz "Wir sind Glencoe" stand am Ende des Exposes, und wurde in den allerersten Vertragsverhandlungen vom Programmleiter erwaehnt: Der habe ihn gefesselt. Das hat mir so gefallen, dass ich unter dem Tisch anfing, mit den Fuessen zu trampeln und dachte: Der Roman muss diesen Verlag haben oder keinen. Zu seinem und meinen Glueck hat er ihn bekommen.


    Ich werde Deine Kommentare, die ich SO gern mag, noch einmal im Ausdruck hintereinander lesen. Das ist mein schoenes kleines Buch ueber mein Buch - und das nehme ich mir mit in die Arbeit am neuen, und an so ganz doofen Tagen, an denen alles in mir schimpft: "Mensch, lass es doch, das, was Du sagen willst, kannst Du ohnehin nicht in Worte wickeln und vermitteln", werd' ich's mir vorholen, lesen und mich daran erinnern, was fuer ein ueberwaeltigendes Vergnuegen es sein kann, jemandem beim Lesen des eigenen Buches zuschauen zu duerfen.
    Wie sehr es sich lohnt, eines zu schreiben.


    Vielen Dank und alles Liebe,
    Charlie

  • Der stärkste Abschnitt des Buches! Fesselnd, mitreissend, einfach Spitzenklasse.


    Wunderschöne Szene am Anfang mit Sarah und Sandy, auch wenn Sandy dem John ein Rückgrat einredet, ist extra spezial gelungen.


    Ceana fand ich verwirrend, ich denke, das Buch hat sie nicht gebraucht (meine Meinung). Vermisst habe ich eine Dorfreaktion auf Eiblin. Angus Tod war traurig, aber irgendwo vorhersehbar.


    Das Ende versöhnt mich mit einigen Passagen, in denen ich mich zwingen musste, den Figuren zu folgen. Ich hatte mit Aimery im Haus Gottes schon die Probleme, nun waren zwei von der Sorte die Leitfiguren. Hier wie dort hat mich die Geschichte mitgerissen, weniger die Figuren selbst.


    Danke fürs Schreiben, Charlie. War ein Erlebnis, und ich werde es wieder lesen, ganz bestimmt (was nur wenigen Büchern vorbehalten ist).

  • Auch wenn die Leserunde lange vorbei ist, möchte ich meine Eindrücke abschließend loswerden. Lieber hier, als im Rezi-Fred, ist weniger offiziell ;-).


    Gestern Abend habe ich das Buch beendet und heute, quasi zum Ausklang, hier die Beiträge gelesen. Sie waren interessant und aufschlußreich, in vielen habe ich mich wiedergefunden, einige Fragen wurden beantwortet, ohne dass ich sie stellen musste :-).


    In groben Zügen kannte ich die Geschichte von Glencoe, wusste also worauf ich mich einlasse. Und trotzdem ist es Charlie gelungen, mich dermaßen in den Bann zu ziehen, dass ich - wider besseres Wissen - immer wieder hoffte, das Unvermeidliche könnte abgewendet werden. Wegen einiger "Zwangspausen" habe ich relativ lange an Glencoe gelesen, was mir gar nicht so schlecht gefiel, zumal ich nicht unbedingt dem Ende entgegen fieberte ;-). Es ist für mich kein Buch, das in die Kategorie "Lesefutter" fällt. Ich muss mir dafür Zeit nehmen, mich ganz auf Charlies Sprache und ihre Art zu erzählen einlassen. Dass das nicht jeder kann bzw. möchte und sich von der emotionalen Sprachgewalt erschlagen fühlt, kann ich mir gut vorstellen. Wer sich aber darauf einlässt, wird mit einem ganz außergewöhnlichen Leseerlebnis belohnt. Auch ich habe mich immer wieder gefragt " wo nimmt sie das nur her"?


    Zeitweise wurde meine Bereitschaft mitzuleiden arg strapaziert. Ganz besonders in der Passage, als Rob Sandy Og in seiner Gewalt hat und sich an ihm austobt, hatte ich ein echtes Problem und weiss bis heute nicht so ganz genau, was er mit ihm gemacht hat. Ehrlich gesagt war das die einzige Stelle, die ich nicht aufmerksam gelesen habe, sondern eher "drübergehuscht" bin, vor lauter Angst und Mitleid.


    Wenn ich auch viele andere sehr mochte, war doch Sandy Og mein Liebling. Mitzuerleben wie er nach und nach zu sich selbst findet, lernt, seinen Gefühlen Worte zu verleihen und sie zu zeigen hat mich so gefreut und berührt :-]. Seine Liebe zu Sarah und den Kindern, das Glück mit Haus und Familie leuchtet irgendwie aus jeder Zeile - ich glaube, deshalb fällt es ihm so relativ leicht, Rob zu verzeihen. Um so krasser dann das Ende! Aber im größten Unglück durfte er das für ihn Wichtigste behalten, danke Charlie! Die Schlußszene war dann wirklich melodramatisch - aber auch so passend und so ergreifend. Ich hatte alles so deutlich vor Augen, als säße ich im Kino :anbet. Überhaupt könnte ich mir eine Verfilmung - an den Originalschauplätzen - gut vorstellen.


    Den Handlungsstrang mit und um Ceana mochte ich ebenfalls nicht so sehr, verstehe aber deren Bedeutung für die Geschichte, danke Suzann für die prima Erläuterung. Auch die politischen Ränke und Beziehungen interessierten mich nicht sooo sehr, hätten für mich kürzer gehalten werden dürfen, obwohl sie natürlich für das Verständnis der Tragödie wichtig sind.


    Robert Glenlyon hat mir zunehmend Leid getan und ist für mich die tragischste Figur von allen. Er stand vor den Trümmern seines Lebens, eine bedauernswerte verkrachte Existenz, von keinem geliebt und nirgendwo zugehörig - und war sich dessen voll bewusst.

  • Mit der Ausnahme, dass ich das Buch heute beendet habe (ich musste es als Leihbuch zwischenschieben), kann ich die ersten beiden Absätze von Lumos unterschreiben.
    Vorab: Der Gesamteindruck ist "sehr unterhaltsam, spannend, anrührend, erschütternd, interessantes Wissen vermittelnd und sicher lange im Gedächtnis bleibend".
    Trotzdem habe ich noch mit keinem anderen Buch von CL (gelesen habe ich bisher Vineta, Haus Gottes und meinen Favoriten Zwölfte Nacht) so zu kämpfen gehabt (was aber an mir liegt, wie die Begründung zeigen wird):
    Zuerst die Namen und die Sprache: Ich "höre" im Kopf das Gelesene und kann Vieles nicht aussprechen (ob bei einer weiteren Auflage dazu etwas erklärt werden kann, weiß ich nicht, denn generell finde ich das Buch mit Glossar und Personenregister, Nachwort und Karte eigentlich schon sehr gut ausgerüstet), ich habe mir dann mein eigenes Schottisch zurechtgebastelt und gehört, aber die vielen CHs und Ys klangen gurgelnd und hart. Dann erwies sich meine geschichtliche Unvorbereitetheit dieses Land und diese Epoche betreffend als peinlich und wenig hilfreich. So kam mir beim William zuerst (nein, nicht der mit der Kate*g*) "the Conquerer" in den Sinn, aber der war ja das erste wichtige erinnerbare Datum und lag mit 1066 sogar noch vor "King John signed Magna Charta" (1215). Unmittelbar danach stolperte ich über den James/Jakob, den ich erst als Sohn der von Elizabeth I. hingerichteten Maria Stuart einschätzte, aber das passte zeitlich auch nicht so ganz. Mein "Wissen" beschränkte sich auf ein vor einigen Jahren erfolgtes Querlesen der ersten Highlanderbücher von Frau Gabaldon, woraus mir in erster Linie der brustwarzenknabbernde Jamie in Erinnerung geblieben war und mehr oder weniger dunkel die Begriffe "Sassenach" und "Culloden". Dann gabs da noch den Papa von Scarlett O Hara, der über den "Orange-Man" schimpfte, aber der war ja aus Ir- und nicht aus Schottland. Tohuwabohu also. Ich las dann mal trotzdem mutig drauf los.
    Im Großen und Ganzen kann ich mich dem Geschriebenen anschließen, aber ich muss gestehen, dass ich die kursiv gedruckten Teile (nicht die Gedanken der Leute, sondern die Szenen um die Royals) ab einem gewissen Punkt nur noch quergelesen habe (dass da wohl der Kensington Palace entstand, vor dem damals die vielen Blumen für die Prinzessin Diana abgelegt wurden, bekam ich aber noch mit und den Befehl zum Gemetzel am Schluss auch).
    Da mein Hauptaugenmerk dadurch auf die Familie Sandy/Sarah gerichtet gewesen ist, nahm mich die sie betreffende Entwicklung natürlich besonders mit, vor allem die Sprachlosigkeit der Beiden, deren Gedanken uns die Autorin ja immer mitteilte und deren Vielfalt in krassem Gegensatz zur Schweigsamkeit stand. Ceana empfand ich nicht als überflüssig, selbiges gilt für Calum, aber wenn ich hätte kürzen müssen, wäre er auch bei mir das erste Opfer gewesen.
    Die Schlussszene erinnerte mich an das 200 Jahre später stattfindende Massaker von Wounded Knee. Und ja, ich habe geheult. Und als ich mir das Lied vom McDermott anhörte, gleich noch mal (als Trost wollte ich mir dann "Loch Lomond" anhören, aber das war nicht mein "Ding", "Mull of Kintyre" hingegen besänftigte wenigstens etwas; auf CLs HP fand ich aber keine Version des Glencoe-Liedes - oder habe ich da oben möglicherweise etwas falsch verstanden?).
    So, das waren erster Eindruck, Beichte und Feedback...
    Rezi wird kürzer, folgt in den nächsten Tagen.


    EDIT: Jetzt hab ich eine Nacht drüber geschlafen, der erste Frust über das Gemetzel ist etwas dem Alltag gewichen, trotzdem beschäftigt mich das Buch nach wie vor. Trotzdem werde ich mir mit der Rezi noch etwas Zeit lassen...
    EDIT 2: Ich habe jetzt etwas recherchiert und bin dabei nicht nur auf die oben erwähnte andere Liedversion gestoßen sondern auch darauf, dass CL bei Wiki unten unter "Literatur" Erwähnung gefunden hat (k.A., ob das schon jemand anderer bemerkt hat). Wie gesagt, Rezi folgt demnächst :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • bitte keinen Film, oder wenn ich würde ihn mir nicht ansehen wollen. Ich mag lieber meine Vorstellung von den Figuren behalten.
    Obwohl Filmrechte ja für die Finanzen gut wären.