Titel: In meiner Not rief ich die Eule. Eine verlorene Kindheit
Autorin: Betül Licht
Verlag: Bastei-Lübbe
Erschienen als TB: Dezember 2009
Seitenzahl: 253
ISBN-10: 3404616634
ISBN-13: 978-3404616633
Preis: 8.99 EUR
Betül Licht wurde 1955 in der Türkei geboren und verbrachte dort auch ihre Kindheit. 1965 kam sie mit ihren Eltern nach Deutschland. Heute betreut sie Migrantinnen und Migranten in einem sozial-psychiatrischen Beratungszentrum in Hamburg.
In diesem Buch geht es um die Freundin der Autorin, es geht um Fatma. In Briefen schildert Fatma ihr Leben, sie schickt diese Briefe an ihre Freundin, will aber nicht über den Inhalt der Briefe reden. Die Eltern von Fatma fahren nach Deutschland um dort zu arbeiten und lassen ihre Kinder zurück, die Kinder sollen später nachgeholt werden. In dieser Zeit lebt Fatma bei ihrer Großmutter. Diese Großmutter drangsaliert das kleine Mädchen wo es nur geht; seelische und körperliche Misshandlungen sind an der Tagesordnung und die kleine Fatma ist dieser Frau völlig hilflos ausgeliefert. Hilfe erhält das Mädchen von niemand.
Irgendwann holen Fatmas Eltern die Kinder nach Deutschland. Doch auch hier ändert sich im Ergebnis nicht viel. Fatma wird wieder seelisch und auch körperlich misshandelt. Obwohl sie fast den gesamten Haushalt macht, obwohl sie sich bemüht, es allen Recht zu macht, ändert sich nichts an ihrer schlimmen Situation. Fatma leidet sehr an ihrem Leben zwischen den verschiedenen Kulturen. Sie zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Sie darf keine deutschen Freundinnen haben, jeder Umgang mit der deutschen Kultur ist nicht erwünscht. Fatma steht allein und hilflos diesem kulturellen Zwiespalt gegenüber. Eine Teilnahme an einer stinknormalen Klassenreise wird für Fatma zu einem riesigen Problem. Ihre Eltern verlangen von ihr die Reise abzusagen; Fatma gehorcht ihren Eltern. Doch als dann die Lehrerin mit den Eltern spricht um eine Teilnahme Fatmas zu erreichen, tun diese so als wären sie von der Absage der Reise durch ihre Tochter völlig überrascht und scheinheilig weisen sie jegliche Verantwortung ihrer Tochter Fatma zu.
Für jeden kleinsten Fehler wird Fatma von der Mutter streng bestraft. Sie wird immer wieder das Ziel der unkontrollierten Wutanfälle ihrer Mutter. Fatmas Schwester ist da ganz anders. Sie stellt sich den Eltern offen und aggressiv entgegen und schafft es so, ihre Eltern auf Distanz zu halten.
Betül Licht hat ein durchaus interessantes Buch geschrieben. Leider drückt sie so manches Mal ein wenig zur sehr „auf die Tränendrüse“. Es wäre besser gewesen, an manchen Stellen die Beschreibungen etwas kühler und distanzierter zu halten. Was sie aber schafft ist, dass Problem vieler Migrantinnen und Migranten deutlich zu machen. Sie kommen aus einer anderen Kultur nach Deutschland und scheinen der Ansicht zu sein, sie könnten hier ohne Rücksicht auf das neue kulturelle Umfeld so weiterleben wie sie es aus ihrer Heimat kennen und nicht sie hätten sich auf das Gastland einzustellen, sondern das Gastland auf sie. Sie schimpfen auf dieses Land in welchem sie jetzt leben, verachten die einheimische Bevölkerung, nehmen aber trotzdem jede Annehmlichkeit mit, die sie hier bekommen können. An einem wirklichen und echten Zusammenleben scheint nur ein ziemlich kleiner Teil dieser Migrantinnen und Migranten interessiert zu sein. Dieses Buch macht deutlich, dass die sozialromantische Multikulti-Vorstellung gescheitert ist. Integration geht nur, wenn beide Seiten dafür offen sind und es auch wollen.
In diesem Buch wird auch sehr deutlich, dass es schon Sinn macht, wenn man in einen anderen Kulturkreis umsiedelt, sich über das neue Umfeld genauestens zu informieren um letztendlich auch zu wissen worauf man sich einlässt.
Ein nicht uninteressantes Buch, manchmal ein wenig zu „tränendrüsenlastig“.