Gestern Abend hab ich das Buch zu Ende gelesen... und mannomann! Gefällt mir diesmal sogar noch besser als der Vorgänger
Inhalt:
Menschen, die sich in Tiere verwandeln. Blutfehden zwischen Mafiaclans. Die verbotene Liebe zu Alessandro ... Rosa braucht dringend Abstand zu den Ereignissen auf Sizilien. Auf den Spuren ihres alten Lebens reist sie zurück nach New York. Aber auch dort kommt sie nicht zur Ruhe. Die mächtigen Stellvertreter der amerikanischen Clans erwarten sie bereits. Dann stößt Rosa auf beunruhigende Details über ihre Vergangenheit. Und über ihren toten Vater. Aber warum spielt dabei immer wieder Alessandro eine Rolle? In Rosa keimt ein schrecklicher Verdacht ...
Arkadien brennt von Kai Meyer
400 Seiten (Hardcover)
Verlag: Carlsen Verlag
ISBN: 978-3551582027
19,90€
Meine Rezension:
Gerade noch ein Mädchen aus New York – plötzlich Oberhaupt eines Mafiaclans auf Sizilien.
Rosa Alcantara lebt kein märchenhaftes Prinzessinnenleben … viel mehr steht sie vor einem riesengroßen Berg von Problemen. Seit ihre Tante ums Leben gekommen ist, muss sie die Familiengeschäfte fortführen und wird von den Aufgaben und der Verantwortung buchstäblich überrollt. Auch ihre Beziehung zu Alessandro Carnevare, dem Oberhaupt des verfeindeten Mafiaclans, sorgt weiterhin für Spannungen und verhindert, dass das 18-jährige Mädchen von ihren Beratern für voll genommen wird.
Wären dies ihre einzigen Probleme, wäre Rosa vermutlich mehr als zufrieden… aber da gibt es natürlich noch mehr: ihre Fähigkeit sich in eine Schlange zu verwandeln (so, wie alle echten „Arkadier“ die Fähigkeit haben sich in ein Tier zu verwandeln), hat sie noch nicht unter Kontrolle und das Geheimnis um die uralten Prophezeiungen der Arkadier ist noch immer nicht gelöst. Was hat es mit den Statuen, die Panther und Schlange vereint zeigen, auf sich? Und was hat dies alles mit Rosas traumatischer Vergangenheit in New York zu tun?
Das Mädchen reist widerwillig zurück nach New York um von ihrer Mutter Gemma mehr über die bedrohliche Vereinigung TABULA zu erfahren, die hinter das wohlbehütete Geheimnis der gestaltwandlerischen Arkadier gekommen ist und an ihnen grausame Versuche durchführt. Wenn ihre Mutter ihr nur etwas mehr über die Legenden der Arkadier und den verstorbenen Vater erzählen kann, so könnte sie anfangen die Puzzleteile um die Organisation herum zusammen zu setzen.
Der kurze Trip in ihre alte Heimat wird allerdings zu einem Horrorerlebnis, als sie den wenig freundlichen Verwandten Alessandros in die Arme läuft und feststellen muss, dass ihre persönliche Vergangenheit sowie die vieler anderer Arkadier in einem komplizierten Geflecht mit den Taten der TABULA zusammenhängt. Die gefährliche Suche nach der Wahrheit beginnt und führt in ein ganzes Netz aus Wirren, das nur langsam preisgibt, was schon viel zu lange verschwiegen wurde…
„Arkadien brennt“ ist der zweite Teil der Reihe um die komplizierte Liebe Rosas und Alessandros. Für gewöhnlich habe ich den Eindruck, dass Buchreihen im Mittelteil immer etwas schwächeln – nicht so hier. Im Vergleich zu „Arkadien erwacht“ fesselt einen die Geschichte noch viel mehr.
Die Beschreibungen sind erwachsener geworden: es geht um Sex, Vergewaltigung, Mord, Loyalität und Liebe. Bisweilen ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, legt Kai Meyer seinen Figuren Beschreibungen auf die Zunge, die die Stimmung auf den Punkt genau treffen.
Sowohl Rosas als auch Alessandros Charakter lernt der Leser besser kennen und erfährt neue Facetten zweier Personen, die es trotz ihres jungen Alters nicht leicht haben. Zwischen der sizilianischen Mafia-Romantik ist eben nicht alles sonnig und das Leid der handelnden Personen wird einem beim Lesen immer wieder vor Augen geführt.
Durch den Wechsel teilweise derber, punktgenauer Sprache und detailverliebter Beschreibungen entsteht so beim Lesen ein Gesamtbild, das man so deutlich vor Augen hat, als wäre man dabei. Man leidet mit den Charakteren, man freut sich mit ihnen, hat Angst um sie und ist selber ein bisschen verliebt in Alessandro.
Die Spannung kommt dabei nicht zu kurz weil sich nun endlich eine Geschichte entwickelt, die vor Intrigen, Verwicklungen und Manipulation nur so strotzt. Meisterhaft fängt Kai Meyer an uns Lesern die Spitze des Eisberges zu zeigen und lässt uns dann im Verlauf der Handlung immer weiter in die dunklen Abgründe rutschen. Beinahe fühlt es sich an wie ein Fass ohne Boden und mir stand beim Lesen teilweise der nervöse Schweiß auf der Stirn. Details möchte ich nicht verraten weil das die Spannung nehmen würde, aber ich kann sagen, dass Rosas Vergewaltigung, einige ihrer Familienmitglieder und der fiese Teil Alessandros Familie eine große Rolle dabei spielen.
Eine Auflösung gibt es natürlich in diesem Band noch nicht. Viel mehr fängt man gerade an sich selber einen Reim auf alle Ereignisse und zu machen, sie in Zusammenhang mit den neuen und altbekannte Figuren zu bringen – dann ist es auch schon vorbei. Gerade so viel, dass man meint die Lösung zum Greifen nahe zu haben, wird in „Arkadien brennt“ verraten. Obwohl das Buch wieder ideal in sich abgeschlossen ist, bleibt es also geradezu unerträglich spannend, wie es weiter gehen wird.
Ich selber bin durch die authentische Entwicklung der Charaktere, die intelligent konzipierte Geschichte und den mitreißenden Sprachstil absolut vom zweiten Teil überzeugt und finde ihn sogar noch besser als den Ersten. Die Wartezeit auf das nächste Buch der Reihe muss ich nun nur noch irgendwie rum kriegen.