Hier kann zum ersten Buch geschrieben werden.
"Die Leiden des jungen Werther" - Erstes Buch
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Guten Morgen!
Bin ich die Erste?
Na, dann mal los
Das Buch ist als sog. Briefroman geschrieben.
Wobei nirgendwo eine Anrede (Lieber Wilhelm, oä) darübersteht, und auch kein Gruß am Schluß.Einmal habe ich in einem Brief die Anrede "meine Liebe" gelesen, dh, dieser Brief ist an eine Frau geschrieben, ein Tagebucheintrag ist dabei und einmal beklagt er sich, daß Lotte doch bitte keinen Sand über das Briefpapier streuen möge.
Alle anderen Briefe gehen (wahrscheinlich) an seinen Freund Wilhelm.Die Briefe im ersten Buch sind datiert vom 04.05.1771 bis zum 10.09.
Werther reist in eine (ungenannte) Gegend, um den Liebeskummer zu einer Leonore zu überwinden.
Nach ein paar Tagen lernt er Charlotte kennen und verliebt sich in sie.
Sie ist aber verlobt und gegen Ende des ersten Buches kommt Albert, der Verlobte, von einer Reise zurück und Werther verabschiedet sich. -
Mein Kommentar zum ersten Buch:
Meiner Meinung nach ist Werther ein eingebildeter, arroganter, junger Schnösel mit dem Benehmen eines Kleinkindes.
Werther ist nicht adlig, schaut aber auf die arbeitende Bevölkerung herunter, liest griechisch und kleidet sich gut. Zudem wurde er zu einem Ball eingeladen.
Dh, er gehört zum sog. Bildungsbürgertum. Die müssen aber durchaus für ihren Lebensunterhalt arbeiten, er wird auch mehrere Male dazu aufgefordert.
Er sieht aber keinen Grund dazu, sich das schöne Leben durch Arbeit vermiesen zu lassen...Ihm sind andere Menschen, deren Gefühle und Einstellungen komplett egal. Was zählt, ist seine Vorstellung vom Leben, seine Wünsche und sein Wollen.
Dem Verlobten der Frederike geht es anscheinend nicht so gut, das überhört er komplett, statt dessen räsoniert er darüber, daß man einen guten Humor haben müsse.
Der kleine Junge mag nicht von ihm hochgenommen und geküßt werden, ihm ist es egal, er freut sich am Anblick Lottes, die dem Kind den Kuß abwäscht.
Einem Wildfremden erzählt er von diesem Anblick, der Fremde ist pikiert, da er erst vor kurzem getauft wurde und die Vorstellung abstoßend findet.Aber Werther ist das egal, nur seine Einstellung zählt
Er bildet sich ein, in Lotte verliebt zu sein. Sie ist verlobt. Aber Werther macht sich überhaupt keine Gedanken darüber, ob er sie für sich gewinnen könnte, ob er sie überhaupt ernähren könnte, er lebt einfach in den Tag hinein.
Meiner Meinung nach liebt Lotte ihn nicht. Sie tändelt ein wenig mit ihm und während der Abwesenheit von Albert unterhält sie sich gerne mit ihm. Mehr nicht...Aber da zeigt Werther das Verhalten eines Kleinkindes:
Nur: ich, ich, ich, ich will, ich will, meins, meins, meins...Wenn ich es richtig in Erinnerung habe (vom Schulunterricht, lang lang ist's her), war das der erste Erfolg von Goethe.
Und, es war zur damaligen Zeit etwas ganz besonderes. Es gab vorher nur Bücher, die bildeten, nichts über Gefühle... -
Die Szene mit dieser Friederike fand ich auch krass. Da kam Werthers "Selbstverliebtheit" so richtig raus... Ihm ging es gut, und wie sich andere fühlen, war ihm dabei egal. Andersrum nimmt er es aber übel, wenn andere sich um seine Gefühle nicht kümmern.
Zu Lottes Gefühlen: Dass sie ihn liebt glaube ich auch nicht. Aber sie findet ihn interessant. Und verguckt hat sie sich schon ein wenig.
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Zitat
Original von Fran-87
Zu Lottes Gefühlen: Dass sie ihn liebt glaube ich auch nicht. Aber sie findet ihn interessant. Und verguckt hat sie sich schon ein wenig.Meiner Meinung nach sieht sie ihn eher wie einen großen Bruder an.
Sie gibt ihm ja auch hin und wieder eine Aufgabe, lacht mit ihm, neckt ihn...
Wahrscheinlich ist Werther einfach nett.
Ein großes Kind halt."Selbstverliebtheit"
Danke, der Ausdruck ist mir vorhin nicht eingefallen, aber er trifft gut! -
Ich habe das erste Buch nun auch beendet.
ZitatOriginal HeikeArizona
Meiner Meinung nach ist Werther ein eingebildeter, arroganter, junger Schnösel mit dem Benehmen eines Kleinkindes. Gehts noch?Einen ähnlichen Eindruck habe ich auch. Im Sturm und Drang gab es zwar den Geniekult, in anderen Büchern wie Schillers Räuber, wurde der Protagonist aber trotzdem weniger von sich selbst überzeugt dargestellt. Er wurde eher durch seine innovativen Ideen oder Taten zum Genie. Bei Werther habe ich das Gefühl er hält sich einfach für ein Genie und lässt keine andere Meinung gelten (Selbstmordgespräch mit Albert).
Werther kam mir eher wie ein Stutzer aus einem Georgette Heyer Roman vor.
Trotzdem finde ich die Beschreibung der Gefühle in Briefform sehr gelungen und mitreißend. Ich kann mir gut vorstellen, dass es einige Zeitgenossen aus den Socken gehaut hat (ob nun in negativer oder positiver Form).
ZitatOriginal Fran- 87
Zu Lottes Gefühlen: Dass sie ihn liebt glaube ich auch nicht. Aber sie findet ihn interessant. Und verguckt hat sie sich schon ein wenig.Ich denke Lotte liebt einfach das Gefühl geliebt zu werden. Jeder mag sie, jeder braucht sie, - auch das kann zur Sucht werden.
Ich stell mir die Frage, ob Werthers Leidenschaft ohne Albert genauso gewachsen wäre. Hätte er sich ohne die hinderliche Verlobung eventuell mit Lotte vergnügt und wäre dann wieder weitergezogen. Er scheint mir eher der Typ zu sein, der auf Unereichbares steht.
Rechtschreib- Edit
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Zitat
Meiner Meinung nach ist Werther ein eingebildeter, arroganter, junger Schnösel mit dem Benehmen eines Kleinkindes.
Ja, dieser Meinung bin ich auch. Aber angeblich hat Werther sogar einen Beruf - laut Erläuterungen meiner Ausgabe ist er Rechtsprakikant. Nun ja, im Großen und Ganzen gehe ich auch ansonsten mit euren Meinungen bezüglich Werther und seiner Gefühls- und Verhaltnswelt einher.
Ebenso wie snowall finde ich auch, dass die Beschreibung von Werthers Gefühlen schon sehr gelungen ist, dennoch finde ich dies oftmals eher ermüdend als spannend Und hey, ich hätte nicht gedacht, dass es jemanden gibt, der sich noch mehr (und vor allem ausführlicher) an der Schönheit der Natur erfreuen kann als Eichendorffs "Taugenichts" ... doch, jetzt weiß ichs, es ist Werther....
Ich war auf den Werther ja vor allem neugierig, da ich bereits Jules Massenets Oper "Werther" kannte und auch sehr gerne Dramen/Romane, etc. aus dem Sturm und Drang lese. Aber vor allem, wenn ich den Werther hier mit einem meiner absoluten Lieblingsbücher, nämlich mit Schillers "Räubern" vergleiche, dann kommt er mir schon sehr langatmig und storytechnisch auch fad vor. (Die Räuber sind ja nur sechs oder sieben Jahre nach dem Werther entstanden).
Na gut, ich werde aber nicht aufgeben.....
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Der Vergleich mit dem Taugenichts ist klasse - wobei ich den Taugenichts tatsächlich doch "schlimmer" fand...
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*uuups*
Den Taugenichts kenne ich nicht...
@ snowall:
Im Zitat das "Geht's noch" stammt aber nicht von mirIch verschwinde jetzt wieder, aber leider nicht zum Lesen...
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Zitat
Original von HeikeArizona
*uuups*Den Taugenichts kenne ich nicht...
Na ja, ob der lesenswert ist, ist ohnehin fragwürdig in meinen Augen...
Ansonsten gute Besserung!
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@ Heike Arizona
wie ist denn, das da reingerutscht??? Ich wünsch dir gute Besserung.Den Taugenichts kenn ich auch noch nicht (muss ich aber offensichtlich ja auch nicht kennen:grin).
Die Räuber sind mein Lieblings Sturm & Drang Werk (auch wenn sie erst später geschrieben wurden), aber vielleicht liegt es auch daran, dass es ein Drama ist und man einfach mehrere Perspektiven hat. -
Ich starte erst heute Abend mit dem Buch, kenne es aber vom letzten Jahr ... Ich habe Werther gar nicht so eingebildet in Erinnerung behalten, da bin ich mal gespannt, wie es sich dieses Jahr darstellt.
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Zitat
Den Taugenichts kenn ich auch noch nicht (muss ich aber offensichtlich ja auch nicht kennen ).
Musst du wirklich nicht kennen. Ich habe ihn auch nicht freiwillig gelesen, sondern wurde dazu in der Schule gezwungen... eine der wenigen Schullektüren, mit denen ich so gut wie nichts anfangen konnte. Es geht halt um den sog. Taugenichts, der seine Heimat verlässt und nach Italien, Österreich und Gott weiß wohin wandert. Dabei sieht er unglaublich viel Natur und irgendwann gibt es auch noch eine kleine Verkleidungs-Liebesgeschichte...
Nun gut, jetzt werde ich aber schauen, dass ich mit dem Werther endlich weiterkomme. In meiner Ausgabe hat er ja nur etwas mehr als 100 Seiten - das muss doch zu schaffen sein.
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Die Gefühlswelt des Werther:
Ich konnte mich überhaupt nicht hineinfühlen.
Aber vielleicht liegt es auch an mir, ich war noch nie der himmelhoch-jauchzend-zu-Tode-betrübt-Mensch.
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Ok, nun bin ich auch endlich mit dem ersten Teil fertig und habe nach wie vor große Probleme mit diesem "Werk". Oh mann, ich bin ehrlich gesagt sogar immer noch regelrecht enttäuscht vom "Werther". Dieser Kerl nervt mich einfach nur....
Aber ich werde mich zusammenreißen und NICHT abbrechen.... HOFFENTLICH!!!
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Zitat
Original von HeikeArizona
Die Gefühlswelt des Werther:Ich konnte mich überhaupt nicht hineinfühlen.
Aber vielleicht liegt es auch an mir, ich war noch nie der himmelhoch-jauchzend-zu-Tode-betrübt-Mensch.
Ich kann Werthers Gefühle schon nachvollziehen - aber es könnte auch an mir liegen, ich bin nämlich genau so ein Typ: Im einen Augenblick himmelhochjauchzend und mit "Ich könnte die ganze Welt knutschen!"-Bedürfnissen, und im nächsten Augenblick - "Bringt mir eine Schaufel, damit ich mir ein Grab ausheben kann.".
Ich habe bis jetzt die erste Hälfte des ersten Buches gelesen, bin aber fasziniert, wie einfach es sich lesen lässt. Im letzten Jahr kam es mir wesentlich schwieriger vor. Aber es ist ein schönes Gefühl, den Werther mal wieder in der Hand zu halten.
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@ Iszla:
Schön, daß Menschen so verschieden sind!
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Ich kann seine GEFÜHLE auch nachvollziehen, nicht aber seine Reaktionen und vor allem diese unerträgliche Hochnäsigkeit.
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Bin nun auch fertig. Werther ist mir überhaupt nicht sympatisch. Irgendwie kann ich mich in die Geschichte nicht "hineinversetzen"
Ich glaube auch nicht, dass Lotte in ihn verliebt ist, sie sieht ihn einfach nur als einen Freund, außerdem ist sie verlobt und scheint so als ob sie Albert lieben würde. Zumindest hatte ich diesen Eindruck.
Na ja, schauen wir mal wie es im zweiten Teil weitergeht.
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So, dann werde ich mal meinen Eindruck zum ersten Buch nieder schreiben. Mir fehlt noch der letzte Brief, aber den hole ich später nach.
Es war ein tolles Gefühl, das Buch wieder in der Hand zu halten. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber ich liebe so dünne Taschenbücher, das ist bei "Der Fänger im Roggen" genauso. Man kann auch kurze, interessante und spannende Bücher schreiben.
Dass ich Werthers Gefühle nachvollziehen kann, habe ich ja schon geschrieben - was bei ihm das Zeichnen ist, ist bei mir das Schreiben. So oft möchte ich besondere Dinge, die ich sehe, in Worte fassen, sie anderen beschreiben, und ich kann es nicht, fange oft genug gar nicht erst den Versuch an.
Ich finde es auch faszinierend, wie Werther sich in Betrachtungen verliert, wie er sich in Rage reden kann, seine Begeisterung und Hingabe - die ihn aber andererseits in tiefste Verzweiflung stürzen lässt, weil er an allem Anteil nimmt. Auch das kenne ich von mir - ich bin oft genug nicht einmal annähernd betroffen, hänge mich aber mit meinen ganzen Gefühlen hinein und stürze geradezu in Depressionen, weil ich zum Beispiel mir unbekannten Menschen mit aller Macht helfen will und es nicht kann.
Und auch dieses Stürmische und diese Unbeherrschtheit (wie zum Beispiel, als Werther mit Lotte, Malchen und Marianne am Brunnen ist), mit denen er seinen Mitmenschen oft zu nahe tritt und verunsichert, kenne ich von mir.
Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn so gut verstehe. Oft genug möchte ich ihn einfach nur in den Arm nehmen und mit ihm gemeinsam diskutieren und fühlen.
Natürlich nimmt Werther sich zu wichtig - Lotte sieht in ihm nicht mehr als einen guten Freund, während er selbst an die große Liebe glaubt, aber so ist er nun einmal - es wäre merkwürdig, wenn er in allen Bereichen seines Lebens sein Herz, seine ganze Seele investiert und ausgerechnet in der Liebe nüchtern denkt und handelt. Ich glaube, heute würde man Werther Depressionen und Suizidgedanken diagnostizieren, oder?
Zu dem Zitat
Zitat"Denn freilich ist es leichter zu sterben, als ein qualvolles Leben zu ertragen." (Albert)
- ist es das tatsächlich? Wer kann es beurteilen, der nicht selbst bereits den Freitod gewählt hat? Ist es wirklich einfacher, sich umzubringen? Ich kann nur von mir reden, aber ich würde lieber das qualvolle Leben wählen, als zu sterben. Der Gedanke, mich selbst zu töten, ist mir so suspekt, flößt mir so viel Angst ein, dass es für mich niemals leichter sein kann, als mein Leben zu ertragen. Egal, was passiert. (Das kann ich jetzt sagen, da mein Leben noch nicht so qualvoll war - und hoffentlich nie sein wird -, dass ich den Tod als Erlösung angesehen habe. Vielleicht denke ich einmal anders, wenn ich in eine schlimme Situation gerate, aber jetzt, in diesem Augenblick sehe ich nicht, dass es leichter sein soll zu sterben. Ich stehe hinter Werther und unterschreibe sämtliche Argumente, die er Albert serviert hat.)
Zum Schluss: Ich finde ja, dass das Buch sich sehr leicht lesen lässt. Es ist nicht anstrengend, vielleicht, weil Werther trotz trübsinniger Gedanken so heiter und beschwingt schreibt, es ist eine ganze leichte Art, in der erzählt wird.
Anstrengend wird das Buch - und Werther - nur, wenn ich schlechte Laune habe. Dann nervt dieser Mann und sein "Gefasel" so sehr, dass ihn erwürgen könnte. Ich kann das Buch nur lesen, wenn ich wirklich gut gelaunt bin.