'Die Landkarte der Zeit' - Seiten 433 - 520 (Kap. 29 - 33)

Dieser Abschnitt hat mir bis kurz vor Ende überhaupt nicht gefallen. Sowohl Wells als auch Tom haben Claire für ihre ganz eigenen Zwecke benutzt, wobei ich die Absichten Toms für simpler gestrickt halte als die von Wells, der Claire offenbar für ein williges Objekt hält ("Was hätte er mit einem leicht zu bekehrenden Mädchen wie ihr nicht alles anstellen können...").
Am Ende entdeckt Tom zwar noch seine Gefühle, aber so wirklich abgekauft habe ich ihm den Wandel nicht.

Ich fand insgesamt den zweiten Teil um einiges schwächer als den ersten.
Die Liebesbriefe hab ich nur überflogen, die haben mich nicht so interessiert. Aber Claire wird dadurch zum "Oswald Kolle" ihrer Zeit und die Wirklung zeigt sich sofort bei Jane und Wells

Mit der angeblichen Ernsthaftigkeit dieser "Liebe" hab ich so meine Probleme. Claire wird von Tom und Wells benutzt und das Ende ist ja ganz nett, aber wie soll es mit den beiden weitergehen? Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ...

Gab es 1896 eigentlich schon Roboter? Wikipedia dazu: Zitat Der Begriff Roboter (tschechisch: robot) wurde von Josef und Karel apek Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Science-Fiction-Literatur geprägt.

Dieser Abschnitt hat wieder recht viel Geduld erfordert und bei all den Liebesschwüren rollte erst meine Augen und schließlich sogar meine Fußnägel. Die Briefe habe ich daher bald auch nur noch überflogen.

Sehr gut dagegen fand ich den Anfang. Wer mal zwei Autoren dabei erlebt hat, wie sie sich gegenseitig ihre Ergüsse verreißen, der wird einen Heidenspaß gehabt und viel wiedererkannt haben.
Interessant, dass beide in ihrem Streit nicht ganz Unrecht hatten mit ihren Prognosen - und sehr interessant, dass das, was Wells an Murrays Roman kritisiert, durchaus auch auf "Die Landkarte der Zeit" passen würde. Das ist in meinen Augen ganz bewusst so gemacht worden, und zeigt, dass der Autor auch sich selbst ein wenig auf die Schüppe nimmt. Unheimlich sympathisch und - ich sag's mal so - für mich ein literarischer Orgasmusmoment. Hier kam mir kurz der Gedanke, ob Murray der Erzähler ist - aber da ich den Erzähler nach wie vor köstlich finde, und Murray nicht leiden kann, habe ich die Idee schnell wieder verworfen.
Nun zeigt sich auch, dass der Golden Retriver tatsächlich eine Fehlrecherche war - allerdings Murrays, nicht Palmas
Ich mag es sehr, dass man als Leser überall verstreute Tipps erhält, wenn der Autor aufs Glatteis führen will.

Wie Wells & Tom die ganze Posse nun weiterspielen fand ich recht uninteressant, da hier auch endlos viel wiederholt wurde und an wirklichen Gefühlen nichts bei mir ankam - erstickt unter all dem Schmalz. Ich mag Liebesgeschichte sehr gerne, aber ob diese in der Ausführlichkeit hätte sein müssen, weiß ich noch nicht.
Aber der Schluss des Abschnitts war in meinen Augen wieder ziemlich cool. Jeff Wayne soso ... ein Jeff Wayne vermusicalte einen anderen Wells Roman, aber der wurde erst später geboren.
In jedem Fall hatte ich wirklich etwas Angst um Tom und war sehr erleichtert, als er da noch mit heiler Haut davon kam. ich hoffe, dass wir noch erfahren werden, wie es mit Tom & Claire weitergeht, ob er ihr die Wahrheit sagt oder was auch immer.

Mir hat dieser Teil besser gefallen, als der erste, weil ich die Figuren interessanter fand und ihr Schicksal mir näher ging, als das von Andrew.
Bin sehr gespannt, was nun passieren wird, und sicher, dass es noch eine Zeitreise geben wird.

Zitat

Original von sapperlot

"Diese letzte Reise wird sich lohnen, das versichern wir Dir" Na das ich nehme ich doch wortwörtlich und ich hoffe, das Versprechen wird eingehalten! Selten hat ein Schluss dermassen grossen Gewicht auf den Gesamteindruck des Buches wie hier. Wer ist WIR? Den Erzähler habe ich als ICH verstanden und nicht als WIR??? Flop oder Top, das wird sich in Kürze entscheiden.

Das stimmt, das empfinde ich auch so und bin dementsprechend gespannt.

Grundsätzlich ist das Buch vollkommen anders als ich gedacht und erwartet hätte, aber dadurch ist es auch unheimlich spannend, trotz einer gewissen Langatmigkeit hin und wieder. Da man eben nie genau weiß, was man noch an Informationen braucht, ist es unmöglich zu sagen, dass die etwas zähen Momente unnötig waren. Das wird der letzte Teil nun zeigen.
Außerdem empfinde ich es bis auf kurze Ausbrecher hin und wieder als enorm flüssig geschrieben; trotz der teils sehr langen Sätze, fliege ich nur so durch die Zeilen und kann es wegschmökern wie nix.

Bleibt mir nur eine Frage: Was zum Teufel ist eine Brombeerspur??
Braucht man das? Muss man das haben?

Zitat

Original von Mulle
Bleibt mir nur eine Frage: Was zum Teufel ist eine Brombeerspur??
Braucht man das? Muss man das haben?

Naja, ich hab das als Blutspur ihrer Defloration interpretiert...

Zitat

Original von JaneDoe

Mit der angeblichen Ernsthaftigkeit dieser "Liebe" hab ich so meine Probleme. Claire wird von Tom und Wells benutzt und das Ende ist ja ganz nett, aber wie soll es mit den beiden weitergehen? Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ...

Gab es 1896 eigentlich schon Roboter? Wikipedia dazu: Zitat Der Begriff Roboter (tschechisch: robot) wurde von Josef und Karel apek Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Science-Fiction-Literatur geprägt.

Es gab zumindest die Vorstellung davon, denke ich.

Wien, im Frühjahr 1770: Vor den Augen des Hofstaats, darunter Kaiserin Maria Theresia, präsentiert Wolfgang von Kempelen, ein Multitalent ungarischer Herkunft, der erstaunten Öffentlichkeit eine geheimnisvolle Apparatur, die Schach gegen menschliche Gegner spielt - und das auf verblüffend hohem Niveau. Kempelen hatte Philosophie und Rechtswissenschaft studiert, machte später Karriere als Hofrat und mühte sich unter anderem mit einem "Synthesizer" zur Erzeugung von Wörtern und ganzen Sätzen ab. Berühmtheit erlangte er jedoch mit seinem schachspielenden "Türken" - ein schreibtischähnlicher Kasten mit einem Schachbrett obenauf. Dahinter thronte eine in osmanische Tracht gehüllte menschengroße Puppe, die in der rechten Hand eine Pfeife hielt und mit der anderen scheinbar völlig selbstständig die Figuren führte. Wurden die Türen des Kastens geöffnet, kam eine laut schnurrende Apparatur zum Vorschein, die mit ihren Zahnrädern und Walzen an ein kompliziertes Uhrwerk erinnerte. Kempelens Erfindung wurde europaweit zum Gesprächsstoff. Skeptiker, die einen Trick hinter der Sache vermuteten, waren dünn gesät. Aus heutiger Sicht mag diese Naivität verwundern. Doch das 18. Jahrhundert war reich an Apparaturen aller Art - vom mechanischen Trompeter bis hin zur künstlichen Ente, die ihr Futter sogar stilecht verdaute. Unter diesem Aspekt bedeutete eine Schachmaschine nur den logischen Endpunkt einer langen Entwicklung. Dass das königliche Spiel planerische Gestaltung verlangte und daher einen simplen Mechanismus restlos überfordern musste, kam damals nur wenigen in den Sinn. Aber selbst diejenigen, die die Wahrheit ahnten, verhedderten sich im Gestrüpp ihrer Theorien und lieferten nur ungenaue Erklärungen.

woelfchen ,
das es "Türken" und andere Automaten schon vorher gab, ist klar. Ich meinte direkt den Begriff "Roboter", der meines Wissens erst später geprägt wurde.

Zitat

Original von Bouquineur

Naja, ich hab das als Blutspur ihrer Defloration interpretiert...

Du wirst recht haben. Ich kam einfach nicht drauf, was das sein sollte

Was ich mich nach diesem Abschnitt noch frage: Will Murray vielleicht einfach die Zukunft verändern und macht deshalb solchen Schmuh mit den Menschen? Um Wells eins auszuwischen, oder so?
Würde mich nicht wundern, wenn seine Machenschaften nachher dazu führen, dass wirklich alles so endet und wir in 2000 gegen Maschinen kämpfen ... die Jack the Ripper - Theorie (Veränderungen führen den Fall herbei, der uns bekannt ist) nur umgekehrt

Zitat

Original von JaneDoe
woelfchen ,
das es "Türken" und andere Automaten schon vorher gab, ist klar. Ich meinte direkt den Begriff "Roboter", der meines Wissens erst später geprägt wurde.

Achso, ich dachte, dir ginge es darum, ob sowas schon vorstellbar gewesen wäre.

Ok, der zweite Teil war für mich der schwächste von allen dreien, dennoch nicht schlecht.
Überhaupt finde ich dieses Buch grandios. Es ist fesselnd, abwechslungsreich, lebendig und in einer wunderwunderschönen und poetischen Sprache. Ich finde das was Palma hier geschaffen hat, diese Welt voll von Phantasie, Illusionen und facettenreichen Einfallsreichtum fasziniert mich wirklich sehr. Einfach gut.

Zu diesem Abschnitt:

Tom und Wells haben einige Sympathiepunkte bei mir verloren. Warum? Ganz einfach, ich mag Claire und sie tat mir so wahnsinnig Leid, dass sie von beiden nur für deren Zwecke missbraucht wurde.
Typisch Männer!

Auch ich nehme es Wells und Tom übel, dass sie Claire so benutzen. Klar, sie ist so naiv und merkt es nicht. Was den beiden aber noch lange nicht das Recht gibt, sie so zu behandeln. Ob Tom ihr noch die Wahrheit sagen wird? Irgendwie mag ich Claire und sie tut mir echt leid!

Die Liebesbriefe fand ich auch nicht so interessant. Überhaupt hat mir der Abschnitt hier nicht so gut gefallen.

Ich hoffe, dass es jetzt bald noch die versprochene Zeitreise geben wird.

Zitat

Original von CathrineBlake
Die Liebesbriefe fand ich auch nicht so interessant. Überhaupt hat mir der Abschnitt hier nicht so gut gefallen.

Das scheint den meisten hier so zu gehen.

Dann hoffen wir, dass der nächste besser wird

ich hab schnell ganz runter gescrollt ... will das alles noch nicht lesen, dann ich bin noch nicht durch mit diesem Abschnitt.
Die Liebesbriefe sind ja zuckersüß und dass Tom inzwischen eifersüchtig reagiert auf die Briefe, die Bertie schreibt, ist mindestens genauso niedlich
So zeigt das aber auch, dass Tom wohl doch etwas mehr für Claire empfindet, als er sich anfangs zugestehen wollte. Und Wells und seiner Frau scheinen die Briefe auch auf irgendeine Art und Weise zu helfen
Was mich jedoch bei dem zweiten Brief von Claire stutzig macht ist, dass sie Ihrem Hauptmann Dinge verrät, die er noch gar nicht wissen soll. Z.B. dass sie sieht wie er Salomon mit einem Schwert bezwingt. Wobei sie im dritten Brief nicht sicher ist, was sie ihm schreiben soll ohne zu viel zu verraten.

Auf jeden Fall ist jetzt aber klar, dass sie ihr ersten Mal mit Tom sichtlich genossen hat (wobei ich mir das beim ersten Mal nicht ganz so zügellos und unbefangen vorstellen kann, wenn man den meisten Beschreibungen eben dieses ersten Males Glauben schenken kann) :grin. Claire scheint aber generell in "weiblichen Dingen" eine Rebellin zu sein. Vielleicht die Urenkelin von Alice Schwarzer?

So nun lese ich aber weiter

Zitat

Original von Eisnebelhauch
Claire scheint aber generell in "weiblichen Dingen" eine Rebellin zu sein. Vielleicht die Urenkelin von Alice Schwarzer?

Oroma allenfalls
Und wenn man bedenkt, wie naiv Claire sich angestellt hat, dann würde Alice Schwarzer, sollte sie hier mitlesen, vermutlich jetzt die Reste ihrer Urgroßmutter ausgraben und dich damit totschlagen.

Urenkelin!!!
Mir scheint ich habe Zukunftsvisionen ... bei mir spielt gerade alles in der Zukunft aber möglichst rückwärts und dann auch noch schön durcheinander.
Da wird man ja kirre
okay, aber Frau Schwarzer soll die Knochen mal schön stecken lassen ... auch Rebellion muss irgendwann mal einen zarten Anfang haben. Und für damalige Verhältnisse, macht Claire das doch ganz gut. Die ist nicht naiv - "Die will et doch auch"

Zitat

Original von sapperlot

Vielen Dank an Eisnebelhauch für diesen Beitrag. Es ist immer gut am frühen Morgen herzhaft zu lachen. You made my Day!

Edit: Eisnebelhauch nicht böse sein aber Claire hat mit Feminismus nun so ganz und gar nichts am Hut. Ich hoffe für Dich, dass Alice Schwarzer keine Büchereule ist und nie deinen Beitrag liest, sie würde Dich wirklich umgehend verhauen...

Hey Sapperlot, warum in aller Welt sollte ich böse sein?
Schießlich habe ich allein durch die Kraft meiner Phantasie das Leben den Tag eines Mannes gerettet!

Für mich ist Claire bis zu diesem Abschnitt (weil weiter bin ich noch nicht) weit weniger naiv, als sie von vielen von euch wahrgenommen wird. Die hat es faustdick hinter den Ohren. Ja, das hat sie !
Immerhin verweigert sie sich schon mal den üblichen Handarbeiten( Stricken, Häkeln und so, ne :lache) und gaaaanz wichtig: Sie steht nicht auf Schuhe!!! Sie lässt sich nicht, wie alle anderen, von ihren Eltern mit irgendeinem Snob verkuppeln und macht Sachen, die sich nicht wirklich für eine Dame der damaligen Zeit gehören.
Und in ihrem letzten Brief schreibt sie Tom (Derek) nicht, in welcher Situation sie ihn angetroffen hat. Alles Berechnung! Sie will es noch mal sehen.
Also wenn das nicht alles sagt, dann weiß ich es auch nicht.

Ich weiß ja nicht, wie Claire sich in diesem Buch weiterentwickeln wird (und ob überhaupt) aber im Moment lasse ich mir mein zartes Narzisschen Pflänzchen der Rebellion noch nicht zertreten.
Claire for President!!!

Und jetzt:

Ich werde dann später mal weiterlesen ...

Dieses Buch fordert launige Kommentare geradezu heraus