Lycidas - Christoph Marzi

  • Dieser Roman lässt mich irgendwie zwiegespalten zurück. Ich denke über den Inhalt muss hier gar nicht mehr viel geschrieben werden. Damit kann ich also direkt zu meiner Meinung kommen.


    Mein größtes Problem war wohl, dass ich mit falschen Erwartungen an das Buch gegangen bin. Ich hatte erwartet einen schönen dicken Fantasy-Schmöker vor mir zu haben, der mich auf ca. 800 Seiten in eine neue Welt entführt. Beim Durchblättern des Buches fiel mir auf, dass dieses in mehrere Abschnitte unterteilt ist. Naja gut, das machen andere Autoren auch, also kein Problem. Nur leider ist insbesondere die erste Geschichte mehr oder weniger unabhängig von den anderen beiden. Als sich also das erste "Buch" dem Ende zu neigte, gab es auch schon ein "großes Finale", dass ich doch erst 500 Seiten später erwartet hätte. Schade fand ich hier insbesondere den Spannungsabfall, der zu Beginn des zweiten Buches stattfand. Die erste Geschichte war beendet und ich hatte das Gefühl, dass der Autor diese noch einmal zusammenfasst. Somit hatte ich hier das Gefühl, dass die Geschichten auch als Kurzgeschichten konzipiert waren und nicht als ein großes Buch veröffentlicht werden sollten.

    Nachdem ich mich dann erst wieder in die zweite Geschichte einlesen musste, und auch hier am Ende anlangte, hatte ich mich dann auf eine Kurzgeschichte eingestellt und war dann enttäuscht, als das Finale nicht direkt beschrieben wurde. Die Auflösung der Geschichte gab es erst zu Beginn des nächsten Buches.

    Irgendwie hat das alles für mich den Eindruck erweckt, als wisse der Autor selber nicht so ganz, ob er in sich abgeschlossene Kurzgeschichten schreiben wolle, oder doch ein Buch das zusammenhängt. Der Vorteil war jetzt, dass der Beginn der dritten Geschichten nicht so einen Durchhänger hatte, wie der Beginn der zweiten Geschichte, nichtsdestotrotz hat mich das Ende der zweiten irritiert zurückgelassen.


    Die eigentliche Idee der Uralten Metropole und der Wesen, die diese Welt bewohnen finde ich durchaus gelungen und auch Wittgenstein finde ich als Person sehr sympathisch, auch wenn mich seine ständigen Wiederholungen irgendwann doch etwas genervt haben. Bei Emily und Aurora bin ich mir bis zum Schluss noch nicht so ganz sicher, ob ich sie nun leiden kann oder nicht. Mir persönlich wurde etwas zu sehr darauf herumgeritten, dass die beiden Waisenkinder sind. Die Person der Lady Hampstead hingegen fand ich absolut klasse. Insgesamt konnte ich mit den Nebenfiguren mehr anfangen als mit den beiden Mädchen.


    Zum Thema Wiederholungen muss ich zustimmen, dass ich sie anfangs noch ganz amüsant fand, nach 800 Seiten aber eher ein bisschen genervt, wenn Wittgenstein wieder einmal erklärt, dass Emily die blaue Jacke trägt, die er zu Anfang in dem und dem Laden gekauft hat.


    Insgesamt hat mir die Sprache des Buches sehr gut gefallen auch die vielen Verweise auf Werke anderer Autoren fand ich durchaus gelungen. Weniger Wiederholungen von Trivialitäten, die keine Bedeutung für die Handlung haben, hätten der Geschichte aber sicher gut getan. Außerdem habe ich persönlich mit den recht häufigen Zeitsprüngen schwer getan. An manchen Stellen wird von einer Szene plötzlich in die Zukunft gesprungen, nur um dann in der Zukunft das zu beschreiben, was zwischen den beiden Szenen passiert ist. Das kann ziemlich verwirrend sein, vor allem wenn man sich bei einem solchen Zeitsprung denkt, dass man doch gerne wissen würde, was in der Zwischenzeit passiert ist, das aber erst zehn Seiten später erklärt wird.


    Alles in allem fand ich die Idee der Geschichte und der Uralten Metropole sehr gut und insbesondere die Nebencharaktere haben es mir angetan. Leider konnte mich die Umsetzung jedoch nicht wirklich überzeugen. Insbesondere das Gefühl, dass der Autor selber nicht so genau weiß, was er eigentlich schreiben will, die häufigen Zeitsprünge und die Wiederholungen haben es mir doch recht schwer gemacht, die Geschichte zu genießen.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)