Der Himmel ist kein Ort - Dieter Wellershoff

  • Gebundene Ausgabe
    Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
    300 Seiten; € 19,95


    Klappentext (Auszug)


    Dieser Roman beginnt wie ein Krimi und entwickelt sich zu einem figurenreichen Gesellschaftsdrama. Hauptfigur ist ein junger Landpfarrer, der eines Nachts zu einem Unfallort gerufen wird. Ein Auto ist von der Strasse abgekommen und in den See gestürzt. Der Fahrer hat sich gerettet, seine Frau und sein Sohn werden leblos geborgen. Wie das geschehen konnte, ist unklar. Schon bald nimmt das angebliche Unglück unheimliche Züge an.
    Der Pfarrer hält trotzdem an der Unschuldsvermutung fest und bringt fast alle Gemeindemitglieder gegen sich auf.
    Das ist der Ausgangspunkt einer sich ausweitenden Sinnkrise ..........


    Der Autor


    Dieter Wellershoff, geb. 1925, lebt in Köln und schrieb Romane, Novellen, Erzählungen, Essays und autobiographische Bücher. Er erhielt u.a. den Heinrich-Böll-Preis, den Hölderlin-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis und den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik. Übersetzungen erschienen in 15 Sprachen........


    Meine Meinung:


    Der Protagonist des Buches ist ein junger, evangelischer Pfarrer, der eine eigene Gemeinde übernimmt, gerade als er selbst in einer tiefen Beziehungskrise steckt.
    Er lebt im Pfarrhaus räumlich und seelisch verloren und führt ein -trotz all der Menschen, die ihn umgeben und für die er Verantwortung trägt- einsames Leben.
    Die Begebenheiten um einen mysteriösen Unfall, den er als Notfallseelsorger zu betreuen hat, stürzen ihn in eine tiefe Lebens- und Sinnkrise. Die lässt ihn an seiner Art zu glauben zweifeln und treibt ihn in einen tiefen Zwiespalt zwischen gelebter Alltagsfrömmigkeit und tief empfundenem Glauben als Weltanschauung.
    Auf die Frage wonach er sucht, sagt er Zitat: "Nach Glück, nach dem Sinn, nach der Wahrheit, nach mir selbst."
    Dieses Leitthema zieht sich durch das ganze Buch.


    Mir hat der Stil des Autors sehr gut gefallen. Er schreibt flüssig, sehr klar und kraftvoll und dennoch teilweise auch fast poetisch.
    Das Buch könnte mMn sehr viele Anreize und Denkansätze geben, um im geeigneten, interessierten privaten Kreis lebendige Diskussionen über Glaube und Zweifel ( glauben und zweifeln ) zu führen.


    Mein Fazit:
    Ein nachdenklich stimmendes, absolut lesenswertes Buch.


    10 Punkte

    lg butterfly49

    "Sapere aude" "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
    (Quintus Horatio Flaccus)

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  • Ich habe den Roman jetzt auch gelesen und kann mich obiger Rezension vollständig anschließen.


    Der Roman beschreibt die Atmosphäre, die in einer Gesellschaft entsteht, nachdem ein Mann mit Frau und Sohn einen Unfall veruracht, bei dem nur er sich retten kann. Die Bewohner des Ortes fragen sich, war es wirklich ein Unfall oder eine Verzweiflungstat. Anscheinend gibt es eine Vorgeschichte, die Ehe war anscheinend belastet und nicht glücklich.
    Der Protagonist des Romans ist der Pfarrer, der als Seelsorger zu dem Unglücksort gerufen wird. Seine Gedanken und Schlußfolgerungen sind es, die den Roman tragen. Er hört die verschiedenen Aussagen und Stellungnahmen, die sich teilweise wiedersprechen. Das wirkt wie bei einem Kriminalroman.


    Wellershof hat einen ruhigen Stil, realistisch und glaubwürdig schildert er die Geschehnisse, die Folgen und Reaktionen, die daraus entstehen.


    Der Roman ist intensiv und lesenswert!